Brain Facts II

Nach der ersten Ausgabe der Brain Facts, also kurzer Infos rund ums Gehirn, folgt hier nun Nummer 2. Dieses Mal rund um die Fragen: “Warum ist immer noch Platz für ein Dessert?” und “Was ist eigentlich das Hirnwasser?”.

Nachtisch geht immer!

Wer kennt es nicht: Da hat man gerade noch so das letzte Stück Pizza aufessen können, ist nun aber wirklich pappensatt – da entdeckt man die Panna Cotta am Nachbartisch. Oder vielleicht doch lieber Tiramisù…?

Doch wie kann es angehen, dass man trotz eben noch so vollem Magen schon wieder Appetit entwickelt? Die Lösung nennt sich “sensoro-spezifische Sättigung”. 

Sie beschreibt, dass die Befriedigung, die uns eine einzelne Speise gibt, im Verlauf des Essens immer weiter abnimmt. Wir sind also irgendwann „gesättigt“, gar nicht nur auf den tatsächlichen Hunger bezogen, sondern auf die Zufriedenheit, die uns das Essen gibt.

Wenn nun aber ein ganz neuer sensorischer Reiz kommt – ein neuer Geschmack, eine neue Konsistenz, ein neues Aussehen – dann gibt uns diese neue Speise erstmal wieder Freude. Das Phänomen bezieht sich also gar nicht nur auf Süßigkeiten, sondern auch bei einem rein herzhaften Mehr-Gänge-Menü wird insgesamt meist deutlich mehr gegessen als bei einem einzelnen Gang. Werden Pommes mit Ketchup und Mayo kombiniert, nimmt die gegessene Menge ebenfalls zu. Und hatte man gerade noch genug von der Schokolade, gehen salzige Chips zur Abwechslung trotzdem gut rein.

Der evolutionäre Hintergrund dafür liegt auf der Hand: Wir versuchen unterbewusst, Mahlzeiten möglichst abwechslungsreich zu gestalten. Das erhöht rein logisch erstmal die Wahrscheinlichkeit, dass wir so alle für den Körper notwendigen Nährstoffe mit einer Mahlzeit abdecken. Wie intuitiv das im Kleinkindalter abläuft, kann ich aus einer Tanten-Position momentan schön beobachten. Wird der Löffel mit dem Brei weggeschlagen, kann man die gebackene Rote Bete oder etwas Mandelmus noch an die Frau bringen.

Blöd nur, dass ein großer Teil der Weltbevölkerung heute Lebensmittel im absoluten Überfluss zur Verfügung hat (oder besser: einfach für sich in Anspruch nimmt). So wird ein eigentlich ausgeklügelter Mechanismus heute eher zum Verhängnis.

Ein Tiramisù sei jetzt natürlich trotzdem gegönnt. Ist ja einfach lecker.

Mehr zum Thema Hungerregulation und Sättigungsgefühl im Beitrag „Von wegen Bauchgefühl“:

Vom Hirnwasser zum Wasserkopf

Der Liquor cerebrospinalis ist umgangssprachlich besser als Nervenwasser oder Hirnwasser bekannt. Hast du dich schon mal gefragt, was das eigentlich ist?

Das Hirnwasser umgibt das Gehirn, indem es zwischen den beiden weichen Hirnhäuten hindurch fließt. Das Gehirn „schwimmt“ also zu einem gewissen Grad im Hirnwasser. Das Wasser nimmt dadurch die Funktion eines Stoßdämpfers fürs Gehirn ein, indem es für eine gewisse Trägheit bei Stößen oder Stürzen sorgt. Durch den Auftrieb wird das Gehirn, das ja durchaus kein Leichtgewicht von Organ ist, auch gleich etwas leichter. Gleichzeitig dient das Hirnwasser noch als Müllabfuhr, indem es vom Gehirn nicht mehr benötigte Stoffe abtransportiert.

Wie entsteht diese Flüssigkeit nun?

Genauso wie Urin ja nichts anderes ist als ein Filtrat des Blutes, ist auch das Hirnwasser ein Filtrat des Blutes. Nur, dass in beiden Fällen natürlich ganz anders gefiltert wird. So ist das Hirnwasser normalerweise eine komplett klare, farblose Flüssigkeit, die relativ wenig Zellen enthält. Sie wird in den Ventrikeln, das sind Hohlräume im Gehirn, gebildet. Insgesamt haben wir etwa 150ml Hirnwasser, das spätestens alle 8 Stunden einmal komplett erneuert ist. Das heißt, dass pro Tag um die 500ml Hirnwasser in den Ventrikeln gebildet werden und von da aus um das Gehirn herum zwischen den Hirnhäuten entlang fließt.

Wenn laufend neue Flüssigkeit gebildet wird, muss die alte Flüssigkeit logischerweise irgendwohin verschwinden. Das passiert, indem das Hirnwasser vor allem im Bereich des Rückenmarks dauerhaft von Venen und dem Lymphsystem wieder aufgenommen wird. 

Und wenn das nicht passiert, zum Beispiel aufgrund von Entzündungen? Oder plötzlich zu viel Hirnwasser gebildet wird? Dann sammelt sich die Flüssigkeit an, die Ventrikel im Hirn weiten sich und drücken irgendwann auf das umliegende Hirngewebe. Folge ist ein Wasserkopf (medizinisch Hydrocephalus) mit Symptomen wie Kopfschmerz und Übelkeit bis hin zum Koma.

Neben dem Auftreten eines Wasserkopfes wird das Hirnwasser für Patientinnen und Patienten ansonsten vor allem dann relevant, wenn es um eine Entnahme von Nervenwasser, medizinisch Liquorpunktion, geht. Wie oben gesagt, sollte die entnommene Flüssigkeit eigentlich klar und farblos sein. Im Krankheitsfalle kann sie aber auch trüb sein – zum Beispiel durch Entzündungszellen bei einer Hirnhautentzündung – oder rötlich verfärbt – etwa durch eine Blutung im Schädel. Die Abnahme von Hirnwasser kann also Rückschlüsse auf das Krankheitsgeschehen im Gehirn geben. Im Falle der erwähnten Hirnhautentzündung lässt sich über eine Entnahme im besten Fall gleich noch der schuldige Erreger feststellen und daraufhin eine gezielte Therapie einleiten.

Dir gefallen kurze Infos rund ums Gehirn? Den ersten Beitrag zu Brain Facts findest du hier:

Quellen:

Beitragsbild von min che: https://www.pexels.com/de-de/foto/lebensmittel-schokolade-dessert-kuchen-6880219/

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Veröffentlicht von

Martje Sältz studiert seit 2016 Humanmedizin am UKE in Hamburg und promoviert zum Einfluss der Ernährung auf die Halsgefäße. Medizin auf Italienisch lernte sie in ihrem Auslandssemester in Palermo kennen. Sie möchte wissenschaftliche Themen verständlich und spannend beschreiben und damit mehr Menschen für Gesundheit und ihren Körper begeistern.

7 Kommentare

  1. Also ich glaube ja, daß die Völlerei/Sauferei mit einem Ereignis der Vorfreude beginnt und dann … – “Intelligenz säuft, Dummheit frisst”, dabei ist unsere bewusstseinsschwache Sensorik einfach zu sehr auf gewöhnlich-/routinemäßig-bewusstseinsbetäubende Äußerlichkeiten konditioniert, egal ob “weniger ist mehr” …!?

    Die Menschen sollen gesünder/vernünftiger Leben, vor allem weil …!?

  2. Die fachidiotischen Experten, für die zunehmend automatisierende / sich stets kreislaufend-verselbstständigende Konfusion des “Zusammenlebens”, sind das Hirn, das Wasser drumherum, ist die stoß- und druckabhängig funktional-gebildete Suppenkaspermentalität – Wenn dieser Kopf nun zum Wasserkopf wird, weil das “gesunde” Konkurrenzdenken …, dann …!?

    Anmerkung für die Suppenkaspermentalität:
    Der institutionelle Wasserkopf, ist zwar ein idealer Sündenbock, aber nicht die alleinige Ursache für das symptomatisch-trübe Wasser, was dann auch mal wieder rot werden kann.

  3. Wie reduziert man populationsweit Übergewicht?
    Man kann beim Essen vielen Versuchungen erlegen. Allerdings schon immer, nicht erst in jüngster Zeit. Übergewicht und Fettsucht wurden aber erst in jüngster Zeit ein Problem in den meisten Ländern. Warum?
    Man muss nicht übergewichtig werden, nur weil man nach einem sättigenden Mahl zusätzlich noch Desert und anderes isst. Das ist nur dann ein Problem, wenn man es immer wieder macht. Allerdings ist die begleitende Frage im obigen Text nach dem Hungergefühl wohl richtig. Wer übermäßig Hunger hat und das immer wieder, der wird in einer Welt der Vollversorgung wohl oder übel übergewichtig werden.
    Es gilt also so zu essen, dass das Hungergefühl dem Nahrungsbedarf entspricht. Viele Studien zeigen, dass Leute, die vorwiegend abends viel essen übergewichtig werden. Der Körper hat nach dem Schlaf möglicherweise vergessen, dass das Abendessen (zu) üppig war.

    Allerdings ist das nur ein kleines Stückchen im Puzzle wenn es um die Frage des Warums geht in Bezug auf Übergewicht.

  4. Holzherr: “Es gilt also so zu essen, dass das Hungergefühl dem Nahrungsbedarf entspricht.” 🤔

    Es gilt also so zu …, dass das Angstgefühl …

    Es gilt also so zu …, dass das Liebesgefühl …

    Es gilt also so zu … dass das Schmerzgefühl …

    Systemrational oder wirklich-wahrhaftig / Bewusstseinsbetäubung oder zweifelfrei-eindeutige Vernunft – “Der Mensch lebt nicht vom Brot allein”, es gibt noch viel mehr zu überwinden, bis die volle Kraft des Geistes das ganzheitliche Wesen Mensch …!?

    • Wir sind alle mehr und/oder weniger in Illusionen suchende Autisten unseres fehlprogrammiert-funktionalisierten und so verrückt-/alleinspielenden (ethnisch-multischizophren “kultivierten”) Unterbewusstseins, also auf/in wettbewerbsbedingte(r) Symptomatik mehr und/oder weniger konfus-gebildete Suppenkaspermentalität zum Zentralbewusstsein/Geist das/der “Gott”/Vernunft ist – Mit dem ersten und bisher einzigen geistigen Evolutionssprung (die “Vertreibung aus dem Paradies”), vom Instinkt in den geistigen Stillstand des “Individualbewusstseins” und der wettbewerbsbedingten Symptomatik, anstatt in die “gottgefällige”/vernünftige “ebenbildliche” Weiterentwicklung von Bewusstsein als ganzheitliches Wesen Mensch.

      Was wir brauchen, um die befriedenden und fusionierten Möglichkeiten eines geistig-heilenden Selbst- und Massenbewusstseins zu erlangen, OHNE die gewohnten Krücken von materialistischer “Absicherung”, bzw. den geistigen Stillstand entsprechend unserer Vernunftbegabung in ursprünglicher Gänze zu reaktivieren, ist eine Schnittstelle / ein Interface für falsche Gefühle unkorrumpierbare Vernunft – Es gibt im Grunde nicht viel zu tun, es muss einfach nur das Richtige angefangen/losgelassen werden.

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