Adam und Eva – erzählte Anthropologie

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Denk-Geschichte(n) des Glaubens
Hinter-Gründe

Fange ich doch einmal bei Adam und Eva an, ganz von vorne. Denn ich mag ihre Geschichte als „Geschichte der ersten Menschen“. Und wenn jemand meinen sollte, an ihr könne sowieso nichts Wahres dran sein, dann wäre vielleicht zu klären, ob er auch sonst in Erzählungen und Gedichten keine Wahrheit zu erkennen vermag: als Lebenseinsicht, Lebenseinstellung.
Jedenfalls, die alten Erzähler, die von Evolution und genetischem Code noch nichts wussten, haben dennoch auf ihre Weise die Wahrheit des Lebens beleuchtet: Des Menschen Größe und dessen Gefährdungspotential, dessen Leid und dessen Hoffnungen.

Dabei beziehe ich mich ausdrücklich auf die ältere Variante der beiden Schöpfungserzählungen, also 1. Mose 2, und lasse das sehr deutlich jüngere, reflektiertere und feierliche Erzähl-Gedicht aus 1. Mose 1 auf der Seite.

Adam und Eva

Adam und Eva – er schläft noch, sie betet…
von Michelangelo, in der Sixtinischen Kapelle

An der Geschichte über Adam und Eva haben sicher Jahrtausende vor ihrer schriftlichen Fassung schon Erzähler geformt, daran immer wieder neu überlegt und weiter gedacht. Auch nach ihrer schriftlichen Fixierung, vielleicht vor etwa 3000 Jahren, wurde sie immer mit immer wieder anderen Farben übermalt. Selbstverständlich hat sie auch ältere Vorlagen aus dem Vorderen Orient, denen ich hier nicht nachgehen will. In vielen Völkern gibt es Erzählungen von einem ersten Menschenpaar, fast eine Universalie.
Dabei haben jedenfalls die Redaktoren der biblischen Version zwar an einen zeitlichen Anfang gedacht, diesen Anfang auch aus der geheimnisvollen Unbestimmtheit einer „Dream Time“ herausgeholt und in eine zeitliche Abfolge zu bringen versucht Aber es ist ihnen noch klar: der Anfang gibt gewissermaßen die Überschrift für das Ganze ab. In 1. Mose 1-11 – Schöpfung bis Turmbau von Babel – werden grundlegende Einsichten über den Menschen erzählt. Es gab ja keine anthropologischen und keine theologischen Lehrbücher mit klarem Lehrinhalt, der getrost nach Hause zu tragen wäre. Sondern was die Menschen dachten und was sie bewegte, haben sie in Erzählungen gefasst und so fassbar und tradierbar gemacht.

Für uns ist deshalb wichtig der Blick auf die erzählerische Absicht. Und dass wir nicht irgendwelche Fragen etwa nach der Geographie des Paradieses stellen, die die Erzähler uns nicht beantworten können, auch nicht wirklich wollen.

Die erzählerische Absicht fängt schon bei der Namengebung an: Adam, der Mensch – eigentlich der „Erdling“. „Adama“ ist das Wort für „Erde“. Schon von der Hautfarbe, in der bei allen Menschen Braun dabei ist und im Vorderen Orient sowieso, unmittelbar einsichtig. Schaut man einige Zeit nach dem Tod eines Menschen nach, was da noch ist, so ist da wiederum (fast) nur Erde. Warum sollte er also nicht aus Erde gemacht sein? Heute würden manche sagen, aus Sternenstaub. Als an der Erzählung geformt wurde, kam schon eine Ausdifferenzierung in Handwerke und Berufe in Blick. Da war eben Gott ein Handwerker, ein Töpfer. Er hat übrigens in 1. Mose 2 die Erde nicht „gemacht“, gar aus dem Nichts erschaffen, sondern sie bewohnbar gemacht, durch Wasser und Pflanzen – für die Menschen am Rand der Wüste eine wichtige Erfahrung: Wir wissen, wie unwirtlich diese Erde sein kann, doch wir haben Raum, auf dem wir leben können und dieses gestalten können – so wie Gott den Erdling, den Adam gestaltete.

Und wir haben einen Auftrag: Gott, der Herr, setzte Adam in den Garten, damit er ihn bebaue und hüte – also gewissermaßen das Werk Gottes fortsetze. Natürlich ist hier der Mensch Mittelpunkt der Schöpfung – kann man heutzutage kritisieren. Einige naturwissenschaftliche Zusammenhänge wissen wir wirklich heutzutage genauer. Aber die Grundeinsicht – der Mensch als Bebauer und Hüter der Erde, die ist doch darum nicht falsch. Das hätten vielleicht einige Konzerne und ihnen hörige Politiker gerne anders: zubauen und ausplündern… Aber da muss man nicht mitmachen. Die Erde für den Menschen und der Mensch für die Erde.
Köstlich dann, wie naive Bauernmalerei erzählt: der doppelte Anlauf dafür, dass der Mensch nicht seiner Einsamkeit ausgeliefert ist (als „Zigeuner am Rand des Universums“) sondern sein lebendiges Gegenüber bekommt. Hier schon eine erzählerische Eigentümlichkeit – Sätze, wie Weisheitssprüche eingestreut: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist“. Und ich unterstelle, dass diese Sprüche älter sind als die Erzählung – dass sich die Erzählung gewissermaßen um die Sprüche rankt oder auf solche Sprüche zuzielt.

Nun, als Mittel gegen die Einsamkeit kommen zuerst die Tiere, denen der Mensch die Namen gibt. Und das, so hörte ich mal in einer eindrücklichen Hochzeits-Predigt, deren Gedanken ich gerne hier wieder aufgreife – das entspricht ja auch der inneren persönlichen Geschichte jedenfalls vieler Jungens in ihrer Entwicklung: Zuerst graben sie und schaufeln, und dann spielen sie gerne mit Tieren, Haustieren und Reittieren. Aber das ist erst ein Hineintasten ins Leben: Das mit den Tieren, das kann es denn doch noch nicht gewesen sein – das Richtige muss erst noch kommen bzw. er muss es finden. Oder besser gesagt, die ersten Versuche sind ja ganz wichtig. Aber das alles ist erst eine halbe Sache. Erst im menschlichen Gegenüber begreift er das Leben. Deshalb muss eine Frau ihm gegenüber treten; und er wird sie "be-greifen" bzw. „erkennen“, wie es ja so beziehungsreich im Blick auf den Geschlechtsakt heißt.

Bei den Griechen gab es anscheinend den Mythos – ich suche ihn nicht heraus – , der an und für sich ungeschlechtliche Mensch sei darum in zwei Hälften aufgeteilt worden, um das Leben zu einer heilsam spannenden Sache zu machen. Ähnlich würde ich es hier sehen, aber da wird es etwas vage offen gelassen, was Adam bis zur bekannten Operation an der Rippe ist. Die Rippe, ein geheimes Sexualsymbol? Oder ganz einfach die anatomische Beobachtung, dass es da auf Magenhöhe plötzlich aufhört mit den Rippen? Mir scheint am schönsten die Erklärung eines Rabbis, die Frau sei deshalb aus der Rippe des Mannes gemacht, damit sie immer ihm gleich sei. Ganz gleich? Nein. Erst durch sie wird die Schöpfung vollständig. Adam freut sich riesig: „Endlich Bein von meinem Bein…“ Sie ist der krönende Abschluss. Und wie das zu unterstreichen kommt ein offensichtlich nicht ganz zum Erzählduktus passender Weisheitsspruch hinein: „Darum verlässt ein Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau“. Ich kann mir nicht helfen, aber das ist doch in einer zumeist von männlichen Erzählern weitergegebenen Geschichte ein matriarchalischer Satz. Woher kam er? Jedenfalls wurde er von den Männern vielleicht freundlich übersehen, nie ganz ernst genommen aber auch nie wegretuschiert. Durch Eva jedenfalls beginnt der Mensch erst, Mensch zu werden.

Doch noch heißt sie nicht Eva. Diesen Ehrennamen bekommt sie erst in der Geschichte, die folgen wird …

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Veröffentlicht von

Hermann Aichele Jahrgang 1945. Studium evang. Theologie in Tübingen, Göttingen und Marburg (1964-70), Pfarrer in Württemberg, jetzt im Ruhestand. Hinter die Kulissen der Religion allgemein und besonders des in den christlichen Kirchen verkündeten Glaubens zu sehen, das war bereits schon in der Zeit vor dem Studium mein Interesse: Ich möchte klären, was gemeint ist mit den Vorstellungen des Glaubens, deren Grundmaterialien vor Jahrtausenden geformt wurden - mit deren Über-Setzung für uns Heutige man es sich keinesfalls zu leicht machen darf und denen gegenüber auch Menschen von heute nicht zu leicht fertig sein sollten.

14 Kommentare

  1. Schönes Thema!

    Und ich darf daran erinnern, dass die gemeinsame Abstammung des Menschen in der Religions- und Gedankengeschichte des Menschen keineswegs selbstverständlich war! Viele Religionen unterteilten die Menschen z.B. in verschieden “wertige” Kasten und auch pseudo-biologische Rassisten betonten (und betonen!) die angeblich unaufhebbare Verschiedenartigkeit der Menschen. Die Lehre, dass alle Menschen Kinder eines Stammpaares sind, war und ist dagegen wert- und wirkungsvoll!

  2. @ Dioikische Wesen..

    “Bei den Griechen gab es anscheinend den Mythos – ich suche ihn nicht heraus – , der an und für sich ungeschlechtliche Mensch sei darum in zwei Hälften aufgeteilt worden, um das Leben zu einer heilsam spannenden Sache zu machen.”

    Das war das (?) Androgyn. Platon erzählt davon im “Symposion”. Die Geschichte hat aber einen ganz anderen Clou, das Androgyn WAR nämlich schon “heile”. Das Androgyn, das also Mann und Weib in einem Körper war, war sehr zufrieden mit sich selbst – so sehr, dass die Götter neidisch wurden, und es in zwei zerlegten, Mann und Frau, die seither einander suchend und dennoch einander stets fremd bleibend in Hass und Liebe verbunden sind.

    Dann hätten wir noch den Hermaphroditen aus Ovids Metamorphosen. Das lief aber anders, den haben die Götter aus einem Sohn der Aphrodite und des Hermes und einer Nymphe zusammengebastelt.

  3. @Helmut Wicht: Platon

    Diese ‘diokischen Wesen’ (was ist überhaupt diokisch?) hatten, soweit ich mich erinnere, drei Geschlechter: männlich-männlich, weiblich-weiblich und weiblich-männlich.

    Und ich erinnere mich ganz gut, weil dieser Text das Thema meines ersten Philosophieunterrichts in der gymnasialen Oberstufe war. Mein Lehrer hatte den Unterricht in seine Wohnung verlegt, weil diese Umgebung der Philosophie angemessener sei, und diese Wesen aus Gips modelliert und auf den Kaminsims gestellt. Das ist zwar schon dreißig Jahre her, und der Lehrer ist inzwischen leider verstorben. Es hat aber meine Liebe zur Philosophie begründet und ist mir deshalb unvergeßlich geblieben.

  4. @ Bolt

    Ich hab’ das auch nur aus dem Gedächntnis zitiert. Waren die nicht auch irgendwie rund und von ganz anderer Gestalt als unsereiner?

    “Dioikisch” oder “diökisch” oder “diözisch” kommt aus der Botanik – einhäusige vs. zweihäusige Pflanzen. Zweihäusig also jene, bei denen ein Individuum nur weibl. oder männl. Blüten trägt. Beispiel: der Ginkgo. Die Weibchen stinken übrigens arg, wenn sie blühen. Die Männchen nicht. Anders der Mensch:

    “Es böckelt der Jüngling,
    und es duftet erblühend
    die Jungfer wie eine Narzisse..”
    Horaz (?)

  5. offtopic Ginko

    Die Weibchen stinken übrigens arg, wenn sie blühen. Die Männchen nicht.

    Beim Blühen sollen sie stinken? Ich habe gelesen, es sollen die reifen Früchte stinken. Ich bin dann im Herbst in den Heidelberger Stadtwald, wo so eine Miss Ginko steht, aber so schlimm fand ich den Geruch nicht. Ich werde mal wieder vorbeischauen, wenn sie blüht. Mal sehen, ob es dann so stinkt.

    Jedenfalls sollen aus diesem Grunde kaum weibliche Ginkobäume vorkommen. Da bin ich ja froh, daß ich um die Ecke einen habe.

  6. Allegorien

    Ob – und wenn ja, welche – Lehren für die persoenliche Weltsicht und Verhaltensweise aus alten literarischen Quellen wie der Bibel gezogen werden, mag jedem selbst überlassen bleiben.

    Dass auch und gerade solche alten Quellen (teils allegorische) Bezüge auf ganz fundamentale Themen menschlicher Gesellschaften enthalten und somit von unermeßlichem sozialhistorischen Interesse sind, ist wohl unbestritten.

    Als Beispiel moechte ich den uralten Interessenskonflikt zwischen dem Vieh treibenden Nomaden und dem seßhaften Ackerbauern nennen. Ein Thema, da in der Menschheitsgeschichte bis heute immer wieder Reibungspotenzial birgt und auch in der Bibel mehrfach aufgegriffen wird.

  7. @Khan

    “Als Beispiel moechte ich den uralten Interessenskonflikt zwischen dem Vieh treibenden Nomaden und dem seßhaften Ackerbauern nennen. “

    Ein schönes Grundthema für den sumerischen Inanna&Dumuzi Zyklus.
    Insgesamt finden sich in deren Mythen auch viele Ähnlichkeiten zu biblischen Texte (Rippe etc.)

  8. Na, danke @all

    Ging ja munter los, bis hin zu Fragen, was einem stinkt…
    Danke auf jeden Fall für Ergänzungen, Ausweitungen, Präzisierungen. Sie zeigen, dass da noch vieles zu sagen wäre. Und natürlich hätte ich auch in verschiedensten Kommentaren zum Alten Testament Verweise auf religionsgeschichtliche Parallelen. Aber wenn Sie, @Sascha Bohnenkamp, mir die Rippe (etc.!) bei den Sumerern schneller finden – das wäre doch eine wundervolle Ergänzung.
    Das mit dem ganz anderen “Clou” (@H.Wicht”) bei der Zerlegung von Platos zweigeschlechtlich-einhäusigen Wesen, an die ich mich offensichtlich nur wie an Schattenbilder erinnerte ;-), heißt ja dann wohl: dass die Schmerzen des Lebens hier schon in der Zweigeschlechtlichkeit des Menschen gesehen werden. In der Geschichte von Adam und Eva tauchen sie dann sehr schnell auch auf – soll ja das nächste Kapitel werden. Aber vorneweg die (naive?) Freude an der Zweigeschlechtlichkeit.
    Der alte Kampf zwischen Hirten und Bauern (@Michael Khan) wird ja dann in der ersten Geschichte außerhalb des Paradieses auch zum Thema. Übrigens sicher ein Hinweis, dass die Geschichte, zumindest in ihrer heute bekannten Ausformung, jünger ist als die etwa 10 000 Jahre seit dem Beginn der Landwirtschaft. Ob ich dieses breitgetretene Thema Kain-Abel dann auch noch betreten will? Mal sehen.

  9. “Rippe” sumerian Style

    Oh natürlich kann ich die “Rippe” aus den sumerischen Mythen nennen.

    Es geht dabei um den Mythos “Enki & Ninhursaja”

    Enki ist der sumerische Schöpfergott und Ninhursaja die Mutter aller Götter, auch Herrin des Lebens genannt (Eva?).

    Inhaltsangabe (sehr knapp)
    Erst wird das sumerische “Paradies” Dilmun (vermutlich Bahrain) beschrieben.
    “Jungfräuliches Land, wo der Löwe nicht jagt…”
    Da isst Enki “verbotene Früchte” und wird dadurch krank.
    Um sein Rippenleiden zu behandeln, erschafft Ninhursaja NIN-TI, die ihn von der Krankheit erlöst. NIN-TI wird in späteren Mythen noch als einer der Göttinen der Heilung erwähnt.

    NIN-TI ist ein sumerisches Wortspiel.
    Es bedeutet einerseit Herrin-der-Rippe, aber auch Herrin-des-Lebens, womit der Name auf ihre “Mutter” anspielt.

    Man vemutet, dass dieses Wortspiel ggf. beim Übertragen in die biblischen Texte verloren ging – dass die Rippe “zufällig” so ähnlich ist scheint sehr unwahrscheinlich. (*)

    Den vollständigen Text siehe auch in
    The Electronic Text Corpus of Sumerian Literature
    Faculty of Oriental Studies
    University of Oxford
    http://etcsl.orinst.ox.ac.uk/…1.1&charenc=j#

    (*) diese wurde u.a. von Thorkild Jacobsen behauptet – falls nötig suche ich die Quelle raus. Ich glaube es war in “Treasures from Darkness”

  10. Transformation

    In dem Gedanken, den Menschen nicht direkt zu erschaffen, sondern ihn aus Erde zu formen und ihn erst danach zum Menschen zu machen – steckt auch die Idee der ´Transformation´.
    Die Idee einer Umwandlung in eine andere Seinsform ist sehr interessant. Man findet sie auch oft bei schamanistischen Kulturen, wo durch die nacheinander folgende Umwandlung in unterschiedliche Tiere auch gleichzeitig verschieden Erfahrungen/Eigenschaften erworben werden.

  11. @Transformation

    Ich denke, dass Adam aus Erde / Ton in der Bibel geformt wurde, kommt aus dem sumerischen Schöpfungsmythen wo das genaus so steht … allerdings nicht erst Mann und dann Frau, sondern Mensch.
    “Den Menschen den ich nach Dir erschaffen habe, lass ihn beten”
    (Enki & Ninma – das sagt Enki zu Ninmah (Hinhursaja) nachdem der Mensch erschaffen wurde)

  12. Interessante Ergänzungen

    Ja, danke, @KRichard und @Sascha Bohnenkamp. Ihre Ergänzungen habe ich mir angeguckt; und auch selber in den mir leicht greifbaren Büchern/Internet nachgeguckt. Ist schon anregend, was auch Sie einbringen.
    Kann man doch folgendermaßen sagen?:
    Die diversen Ideen (bezüglich Rippe, auch Transformation) gibt es da und dort im Vorderen Orient, aber so eng ist die Beziehung denn doch nicht wie zB zwischen Sintflut und Gilgamesch. Oder zwischen babylonischer Schöpfung und der Schöpfung in 1. Mose 1. Sondern eher freie Bilder, die da und dort ähnlich aufgegriffen wurden. Ja, das Paradies in Dilmun ist ein bisschen mehr – Paradieses-Geschichten sind aber auch fast Universalien, wenn man sie weit genug fasst: Schlaraffen-Land, Dream-Time. Eine Zeit vor dem Hereinbrechen von Unglück und Krankheit wird da und dort geschildert.
    Für einen anderen biblischen Zusammenhang (Jesaja 11) vielleicht interessant; „The lion did not slay, the wolf was not carrying off lambs“

    Zu der „Rippe“ fand ich jetzt über eine Suchmaschine (man muss ja nicht durch die Ausdrucksweise sofort immer nur auf die mit dem großen G hinweisen 😉 so vielerlei – mit Penisknochen und allem möglichen könnte man ein ganzes Museum füllen. Dem gegenüber könnte man für die biblische Version doch wohl sagen: Die haben zwar von all den Dingen auch was läuten gehört. Aber: So wie Asterix die Römer auslacht, weil die spinnen – so dachten die: wir machen es nicht so kompliziert wie die großen Priester der großen Mächte – ob Sumerer, Ägypter, Babylonier. Wir bleiben auf dem Boden, gewissermaßen eine *naturalistische* Theologie/Anthropologie. Präziser: Es ist eigentlich zwar noch unverkennbar mythisch, aber bereits ein erster Schritt aus dem Mythos heraus. Ähnlich eigentlich in 1.Mose 1: Gegenüber dem Götterkampf um die Urflut ist es da ein sehr einfaches und relativ klar strukturiertes Geschehen ohne viel Brimborium. Darauf müsste ich bei der „Schlange“ im nächsten Kapitel auch noch mal kommen.

  13. @H. Aichele: Kain-Abel, Hirten-Bauern

    Der Zusammenhang der Geschichte von Kain und Abel als Allegorie auf nomadische Hirten und sesshafte Bauern ist in der Tat schon ein ziemlich breitgetretenes Thema, wie Sie anmerken. Ich bezweifele, dass man dazu noch viel Neues bringen kann.

    Ich bin allerdings in der Bibel auch an anderer Stelle auf allegorische Darstellungen dieses Dauerbrenners gestoßen. Es wäre vielleicht nicht uninteressant, solche Bezüge einmal zu sammeln.

    Ich selbst bin dazu allerdings nun ganz bestimmt nicht bibelfest genug. 🙂

  14. Adam und Eva

    Die rationalistisch Neunmalklugen, die dazu neigen, alte Texte Wort für Wort buchstäblich und vordertgründig zu nehmen und daraus meinen, eine ablehnende Haltung ableiten zu müssen – obwohl sie in diesen Texten ja selber unmittelbar vorkommen – diese Neunmalklugen sollten sich vom alten Bultmann am Ohr ziehen lassen und verstehen, was “nicht eliminieren, sondern existenzial interpretieren” bedeutet.
    Danke für diese erhellenden Bausteine auf dem Wege 1. Mose 2 zu verstehen.

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