Riesenplanet verfinstert Europa

BLOG: Himmelslichter

ein Blog über alles, was am Himmel passiert
Himmelslichter

Noch ist er etwas für Frühaufsteher, aber das wird sich ändern: Der Planet Jupiter nähert sich stetig seiner Oppositionsstellung, die er am 29. Oktober erreicht. Zur Zeit ist der Riesenplanet das dominierende Himmelsobjekt der zweiten Nachthälfte. Schon kurz vor Mitternacht geht er als auffallend heller "Stern" am Osthorizont auf, bis zum Morgen erreicht er seine höchste Stellung im Süden.

Jupiter am Morgen des 24. 8. 2011 gegen 4 Uhr MESZ. Die "Sterne" rechts sind seine Monde Io, Ganymed und Callisto (vlnr.) Das Bild ist zwar kein Meisterwerk, gibt aber den Eindruck im Teleskop gut wider. Refraktor 8" f/15, Canon 450Da. 

Damit ist es auch wieder an der Zeit, das Jupitermondsystem zu beobachten. Schon mit einem einfachen Fernrohr sind die vier größten Monde, Io, Ganymed, Europa und Callisto sichtbar. Ganymed und Callisto sind mit Durchmessern von 5262 Kilometer bzw. 4821 Kilometer die größten Trabanten eines Planeten des Sonnensystems. Zum Vergleich: unser Erdmond bringt es auf 3476 Kilometer. Io und Europa sind 3643 bzw. 3121 Kilometer groß. Im Fernrohr erscheinen die Jupitermonde als helle Sternchen in der Umgebung des Planeten. Bei sehr ruhiger Luft und hoher Vergrößerung (so 200 bis 300fach) erscheinen zumindest die größeren von ihnen als kleine, runde Scheibchen.

Interessant sind vor allem die so genannten Jupitermondereignisse: Da wir recht genau auf die Äquatorebene des Planeten schauen, kommt es alle paar Tage vor, dass einer der Monde (oder mehrere) vor oder hinter dem Planeten vorbeiwandern. Man spricht dann von einem Jupitermonddurchgang bzw. einer Bedeckung. Außerdem werfen sowohl Monde als auch Planeten ihre Schatten ins All (kennt man ja von Sonnen- und Mondfinsternissen). So etwas gibt es bei Jupiter auch – man spricht dann von Schattenwürfen bzw. Verfinsterungen. 

Zeitrafferaufnahme der Europa-Bedeckung durch Jupiter (die Rede ist von dem Mond..). Europa ist das am rechten oberen Rand der überbelichteten Jupiterscheibe erscheindende Sternchen. Refraktor 8" f/15, Meade DSI II.

Eine Verfinsterung mit anschließender Bedeckung von Europa ereignete sich am frühen Morgen des 24. August 2011 (Dank an Stefan Oldenburg für den Tipp). Ich habe das Ereignis in der Sternwarte Aachen verfolgt und dieses kleine Video davon gemacht. Zunächst tritt der Mond aus dem Schatten des Jupiter aus (aufgrund der schrägen Einstrahlung des Sonnenlichts zum Zeitpunkt der Beobachtung ging der Schatten "zur Seite" weg), dabei erkennt man deutlich, wie Europa langsam heller wird. Dann wandert er hinter den Planeten. Das Video ist ein Zeitraffer – tatsächlich dauerte es vom Ende der Verfinsterung bis zum Beginn der Bedeckung knapp zehn Minuten. 

In den nächsten Monaten wird sich noch oft die Gelegenheiten für solche oder ähnliche Beobachtungen bieten. Wann Jupiter zu sehen ist und Jupitermondereignisse eintreten, kann man mit Hilfe von calsky.com herausfinden.

Cliear Skies!

Avatar-Foto

Mit dem Astronomievirus infiziert wurde ich Mitte der achtziger Jahre, als ich als 8-Jähriger die Illustrationen der Planeten auf den ersten Seiten eines Weltatlas stundenlang betrachtete. Spätestens 1986, als ich den Kometen Halley im Teleskop der Sternwarte Aachen sah (nicht mehr als ein diffuses Fleckchen, aber immerhin) war es um mich geschehen. Es folgte der klassische Weg eines Amateurastronomen: immer größere Teleskope, Experimente in der Astrofotografie (zuerst analog, dann digital) und später Reisen in alle Welt zu Sonnenfinsternissen, Meteorschauern oder Kometen. Visuelle Beobachtung, Fotografie, Videoastronomie oder Teleskopselbstbau – das sind Themen die mich beschäftigten und weiter beschäftigen. Aber auch die Vermittlung von astronomischen Inhalten macht mir großen Spaß. Nach meinem Abitur nahm ich ein Physikstudium auf, das ich mit einer Diplomarbeit über ein Weltraumexperiment zur Messung der kosmischen Strahlung abschloss. Trotz aller Theorie und Technik ist es nach wie vor das Erlebnis einer perfekten Nacht unter dem Sternenhimmel, das für mich die Faszination an der Astronomie ausmacht. Die Abgeschiedenheit in der Natur, die Geräusche und Gerüche, die Kälte, die durch Nichts vergleichbare Schönheit des Kosmos, dessen Teil wir sind – eigentlich braucht man für das alles kein Teleskop und keine Kamera. Eines meiner ersten Bücher war „Die Sterne“ von Heinz Haber. Das erste Kapitel hieß „Lichter am Himmel“ – daher angelehnt ist der Name meines Blogs. Hier möchte ich erzählen, was mich astronomisch umtreibt, eigene Projekte und Reisen vorstellen, über Themen schreiben, die ich wichtig finde. Die „Himmelslichter“ sind aber nicht immer extraterrestrischen Ursprungs, auch in unserer Erdatmosphäre entstehen interessante Phänomene. Mein Blog beschäftigt sich auch mit ihnen – eben mit „allem, was am Himmel passiert“. jan [punkt] hattenbach [ät] gmx [Punkt] de Alle eigenen Texte und Bilder, die in diesem Blog veröffentlicht werden, unterliegen der CreativeCommons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0.

Schreibe einen Kommentar