Ein Planetoid fürs bloße Auge

BLOG: Himmelslichter

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Himmelslichter

Wetterbedingt sieht es zur Zeit eher mau aus für das Astronomie-Hobby. Allenfalls Mars schafft es manchmal durch den Hochnebel. Nächste Woche, so hoffe ich, hat das Wetter vielleicht noch mal ein Einsehen. Dann nämlich steht der Kleinplanet Vesta in Opposition zu Sonne. Unter günstigen Bedingungen könnte er dann sogar mit dem bloßen Auge zu sehen sein.

Bild: (4)Vesta aufgenommen mit dem Hubble-Weltraumteleskop. (NASA/ESA/L. McFadden, Univ. of Maryland)

"Günstige Bedingungen" – das heißt in diesem Zusammenhang: Kein Mond am Abendhimmel (das ist zum Oppositionszeitpunkt tatsächlich der Fall), ein dunkler Himmel (ohne allzuviel Lichtverschmutzung) und, natürlich, ein klarer Himmel (und da wage ich mal keine Prognose). (4)Vesta, so die offizielle Bezeichnung des Planetoiden, erreicht am 18. Februar ihre erdnächste Position. Sie ist dann 211 Millionen Kilometer von uns entfernt und erscheint am Himmel als schwaches Lichtpünktchen mit einer scheinbaren Helligkeit von 6,2mag. Unter wirklich guten Bedingungen (s.o.) kann man hierzulande mit dem freien Auge Sterne bis zur Größenklasse 6,5 sehen.

In jedem Falle dürfte Vesta ein interessantes Objekt für Teleskopbeobachter sein, denn in den Tagen um die Oppositionsstellung bewegt sie sich an der Himmelsphäre mit bis zu 40 Bogensekunden pro Stunde relativ zu den Fixsternen. Insbesondere in der Nacht vom 16. auf den 17. wird ihre Eigenbewegung auffallen, denn dann durchquert Vesta das enge Sternenpaar Gamma Leonis und 40 Leonis, zwei helle Sterne im Sternbild Löwe. Ein paar Fotos, aufgenommen im Abstand von einigen Stunden, werden die Bewegung des Planetoiden am Himmel deutlich zeigen.

Vesta ist keineswegs der größte Planetoid in unserem Sonnensystem. Weil sie aber rund 40% des erhaltenen Sonnenlichts reflektiert und sich zudem am inneren Rand des Planetoidengürtels zwischen Mars und Jupiter aufhält, und der Erde damit näher kommt als andere Kleinkörper des Gürtels, erscheint der nur 580 x 560 x 460 Kilometer große Felsbrocken zur Opposition recht hell – tatsächlich ist Vesta der hellste Planetoid am irdischen Himmel. Der inzwischen wie Pluto als "Zwergplanet" klassifizierte Ceres ist zwar mit einem Äquatordurchmesser von 975 Kilometern deutlich größer, reflektiert aber nur 9% des Lichts, und bringt es damit auf gerade einmal 6,7mag zur Opposition.  

Vesta bewegt sich in diesen Tagen durch das Sternbild Löwe in nordwestliche Richtung. Der Löwe steht gegen 19:30 Uhr bereits vollständig über dem Osthorizont und ist die gesamte Nacht über zu sehen. Mehr zu Vesta und eine Aufsuchkarte gibt es auf der Steite von astronomie.info. Die Vesta-Opposition ist ebenfalls Thema im Blog von Andreas Schnabel – dort hat er alles Wissenswerte zur Beobachtung in einem Infoblatt zusammengefasst! Für die Begegnung von Vesta mit dem Sternenpaar Gamma und 40 Leonis habe ich hier eine Himmelsführung für das Planetariumsprogramm Redshift erstellt. 

Clear Skies!

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Mit dem Astronomievirus infiziert wurde ich Mitte der achtziger Jahre, als ich als 8-Jähriger die Illustrationen der Planeten auf den ersten Seiten eines Weltatlas stundenlang betrachtete. Spätestens 1986, als ich den Kometen Halley im Teleskop der Sternwarte Aachen sah (nicht mehr als ein diffuses Fleckchen, aber immerhin) war es um mich geschehen. Es folgte der klassische Weg eines Amateurastronomen: immer größere Teleskope, Experimente in der Astrofotografie (zuerst analog, dann digital) und später Reisen in alle Welt zu Sonnenfinsternissen, Meteorschauern oder Kometen. Visuelle Beobachtung, Fotografie, Videoastronomie oder Teleskopselbstbau – das sind Themen die mich beschäftigten und weiter beschäftigen. Aber auch die Vermittlung von astronomischen Inhalten macht mir großen Spaß. Nach meinem Abitur nahm ich ein Physikstudium auf, das ich mit einer Diplomarbeit über ein Weltraumexperiment zur Messung der kosmischen Strahlung abschloss. Trotz aller Theorie und Technik ist es nach wie vor das Erlebnis einer perfekten Nacht unter dem Sternenhimmel, das für mich die Faszination an der Astronomie ausmacht. Die Abgeschiedenheit in der Natur, die Geräusche und Gerüche, die Kälte, die durch Nichts vergleichbare Schönheit des Kosmos, dessen Teil wir sind – eigentlich braucht man für das alles kein Teleskop und keine Kamera. Eines meiner ersten Bücher war „Die Sterne“ von Heinz Haber. Das erste Kapitel hieß „Lichter am Himmel“ – daher angelehnt ist der Name meines Blogs. Hier möchte ich erzählen, was mich astronomisch umtreibt, eigene Projekte und Reisen vorstellen, über Themen schreiben, die ich wichtig finde. Die „Himmelslichter“ sind aber nicht immer extraterrestrischen Ursprungs, auch in unserer Erdatmosphäre entstehen interessante Phänomene. Mein Blog beschäftigt sich auch mit ihnen – eben mit „allem, was am Himmel passiert“. jan [punkt] hattenbach [ät] gmx [Punkt] de Alle eigenen Texte und Bilder, die in diesem Blog veröffentlicht werden, unterliegen der CreativeCommons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0.

2 Kommentare

  1. Vesta Info

    Normalerweise kann der Winter ja mit den klarsten Nächten des Jahres aufwarten. Offensichtlich aber nicht in diesem Jahr, obwohl es wirklich bitterkalt aber meist bewölkt ist. So viel dazu auch zur Klimaerwärmung… 😉

    Jedenfalls habe ich zur diesjährigen Vesta-Opposition ein Infoblatt als PDF-Datei (580 KB), mit Aufsuchkarten, Ephemeriden und Sichtbarkeitsdiagramm erstellt, welches von meiner Seite kostenlos heruntergeladen werden kann.

    http://aschnabel.bplaced.net/…ame=Vesta_Info.pdf

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