Möglicher neuer Meteorschauer am 24. Mai

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Am 24 Mai könnte es einen Meteorregen geben, und zwar einen neuen: die “Camelopardaliden”, benannt nach dem unscheinbaren nördlichen Sternbild Camelopardalis (Giraffe), in dem sein Radiant liegen soll. Verursacher wäre der erst im Februar 2004 entdeckte Komet 209P/LINEAR. Die optimistischsten Prognosen sprechen von bis zu 200 Meteoren pro Stunde (Zenitstundenrate, d.h. Meteorzahl unter optimalen Bedingungen) – damit wären die Camelopardaliden der reichste Strom des Jahres und könnten sich mit den Perseiden zu besten Zeiten messen.

Das Sternbild Giraffe ist kaum erkennbar, am besten findet man es mit Hilfe der Kassiopeia, des Großen Bären und des Kleinen Bären mitsamt Polarstern. Himmelsanblick Richtung Nordost für den Morgen des 24.5.2014, Dämmerungsbeginn. Grafik erstellt mit Stellarium
Das Sternbild Giraffe ist kaum erkennbar, am besten findet man es mit Hilfe der Kassiopeia, des Großen Bären und des Kleinen Bären mitsamt Polarstern. Himmelsanblick Richtung Nordost für den Morgen des 24.5.2014, Dämmerungsbeginn. Grafik erstellt mit Stellarium

Mit dem Konjunktiv vertraute Leser ahnen, was jetzt kommt: das “Aber”.

Bei einem ‘neuen’ Strom ist natürlich höchst unsicher, was passiert. Der Staub, um den es am 24. März geht, wurde bereits im 19. Jahrhundert von 209P/LINEAR ausgestoßen. Bill Cooke vom NASA’s Meteoroid Environment Office bringt das Problem schön auf den Punkt:

“We have no idea what the comet was doing in the 1800s, there could be a great meteor shower—or a complete dud.”

Das sagt eigentlich alles. Prognosen sind bekanntlich schwierig, auch wenn sie die Vergangenheit betreffen.

Für Beobachter in Europa gibt es einen zweiten Wermutstropfen: Das Maximum des Schauers wird zwischen 8 und 10 Uhr MESZ am 24. Mai erwartet – dann ist es bereits hell. In Nordamerika ist hingegen noch dunkle Nacht. Hier allerdings kann gerade die Unsicherheit der Prognosen helfen: Zwar ist der Zeitpunkt eines Meteorstroms normalerweise weit genauer bekannt als die Zahl der Meteore, bei diesem ungewöhnlichen Fall sind aber Überraschungen möglich. So können weitere Maxima durchaus einige Stunden früher oder später eintreffen.

Der Komet selbst passiert übrigens am 29. Mai die Erde mit einem Minimalabstand von rund acht Millionen Kilometer –  einer der engsten Kometenvorbeiflüge in der Geschichte. Bereits am 6. Mai hat 209P/LINEAR die Sonne passiert, die er alle fünf Jahre umrundet. Ein interessantes Objekt ist der Komet aber nicht, er wird Ende Mai nicht heller als 10. Größenklasse und ist nur mit einem guten Fernrohr zu sehen.

Das braucht man für den möglichen Meteorregen nicht, ein dunkler Standort und zwei funktionierende Augen genügen. Die abnehmende Mondsichel ist erst in der Dämmerung gut zu sehen und sollte kaum stören. Ambitionierte Beobachter sollten daher beobachten, wenn möglich, und zwar schon in der Nacht vom 23. auf den 24. Mai. Idealerweise sollten Beobachtungen an die IMO gemeldet werden, wie das geht, steht hier.

Clear Skies!

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Mit dem Astronomievirus infiziert wurde ich Mitte der achtziger Jahre, als ich als 8-Jähriger die Illustrationen der Planeten auf den ersten Seiten eines Weltatlas stundenlang betrachtete. Spätestens 1986, als ich den Kometen Halley im Teleskop der Sternwarte Aachen sah (nicht mehr als ein diffuses Fleckchen, aber immerhin) war es um mich geschehen. Es folgte der klassische Weg eines Amateurastronomen: immer größere Teleskope, Experimente in der Astrofotografie (zuerst analog, dann digital) und später Reisen in alle Welt zu Sonnenfinsternissen, Meteorschauern oder Kometen. Visuelle Beobachtung, Fotografie, Videoastronomie oder Teleskopselbstbau – das sind Themen die mich beschäftigten und weiter beschäftigen. Aber auch die Vermittlung von astronomischen Inhalten macht mir großen Spaß. Nach meinem Abitur nahm ich ein Physikstudium auf, das ich mit einer Diplomarbeit über ein Weltraumexperiment zur Messung der kosmischen Strahlung abschloss. Trotz aller Theorie und Technik ist es nach wie vor das Erlebnis einer perfekten Nacht unter dem Sternenhimmel, das für mich die Faszination an der Astronomie ausmacht. Die Abgeschiedenheit in der Natur, die Geräusche und Gerüche, die Kälte, die durch Nichts vergleichbare Schönheit des Kosmos, dessen Teil wir sind – eigentlich braucht man für das alles kein Teleskop und keine Kamera. Eines meiner ersten Bücher war „Die Sterne“ von Heinz Haber. Das erste Kapitel hieß „Lichter am Himmel“ – daher angelehnt ist der Name meines Blogs. Hier möchte ich erzählen, was mich astronomisch umtreibt, eigene Projekte und Reisen vorstellen, über Themen schreiben, die ich wichtig finde. Die „Himmelslichter“ sind aber nicht immer extraterrestrischen Ursprungs, auch in unserer Erdatmosphäre entstehen interessante Phänomene. Mein Blog beschäftigt sich auch mit ihnen – eben mit „allem, was am Himmel passiert“. jan [punkt] hattenbach [ät] gmx [Punkt] de Alle eigenen Texte und Bilder, die in diesem Blog veröffentlicht werden, unterliegen der CreativeCommons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0.

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