Meteoritenfrühstück

BLOG: Himmelslichter

ein Blog über alles, was am Himmel passiert
Himmelslichter

Der Meteorit Almahata Sitta, vormals Asteroid 2008 TC3, ist das Ergebnis des ersten Absturzes eines natürlichen Körpers auf die Erde, der präzise vorhergesagt werden konnte. 2008 TC3 wurde am 6. Oktober 2008 entdeckt, weniger als 20 Stunden später verglühte der Asteroid in der Erdatmosphäre über der sudanesischen Wüste. Ein kleiner Rest schaffte es bis zum Boden, wo er im Dezember 2008 geborgen werden konnte.

Das alles war schon mehrfach Thema in meinem Blog:

Ein Blitz am Morgenhimmel (7.10.2008)

Und doch ein Foto… (8.11.2008)

2008 TC3 gefunden! (22.2.2009)

Neues zu 2008 TC3 (27.3.2009)

Anfang März 2010 war Almahata Sitta (benannt nach der Bahnstation, in dessen Nähe der Meteorit landete) nun Thema auf der 41. Lunar and Planetary Science Conference. Die Planetologin und Geophysikerin Linda Martel hat die Ergebnisse und die Geschichte des Meteoriten auf einer lesenswerten Seite zusammengestellt. Mir fehlt die Zeit für eine ausführliche Zusammenfassung, aber zumindest die Leser, die des Englischen mächtig sind, können sich die Geschichte hier durchlesen

Die Untersuchungen ergaben, dass es sich um einen Ureiliten handelt, einer seltenen Form eines achondritischen Steinmeteoriten. Die besondere Struktur eines Ureiliten bedeutet, dass der Ursprungskörper des Meteoriten eine wechselvolle und unruhige Geschichte hinter sich hatte. Dieses kleine Comic zeigt die vermutliche Historie des Asteroiden 2008 TC3 und späteren Meteoriten Almahata Sitta recht anschaulich: 

Bildquelle: Jason Herrin, NASA Johnson Space Center

Demzufolge bildete sich aus dem Urmaterial des Sonnensystems zunächst ein Kohliger Chondrit als Mutterkörper, der sich aufheizte und dabei teilweise aufschmolz. Irgendwann muss der Körper einen gewaltigen Zusammenstoß mit einem anderen Asteroiden erlitten haben und wurde in Stücke gerissen. Die Trümmer haben sich später mit anderen Asteroidenfragmenten gemischt, sind abgekühlt und bildeten schließlich einen neuen Asteroiden – einen regelrechten "Schutthaufen", aufgebaut aus lockerem Material aller Art, an dessen Oberfläche sich Regolith bildete. Immer wieder schlugen kleinere Asteroiden auf diesem Haufen ein und schlugen dabei Material frei. Eines dieser freigeschlagenen Stücke war 2008 TC3, der sich schließlich auf dem Weg zur Erde machte und dort am Morgen des 7. Oktober 2008 über der nubischen Wüste verteilte.

Witzig ist noch folgende Anekdote: Ureiliten erhielten ihren Namen wie üblich, nach dem Ort, an dem das erste untersuchte Exemplar zu Boden fiel. Das war im Falle der Ureiliten im September 1886 bei dem Dorf Novo Urei in Russland. Martel zitiert aus dem Buch "Meteorites and Their Parent Planets" von Harry McSween. Dort heißt es, dass die örtlichen Bauern – aus welchem Grund auch immer – die gefundenen, recht porösen Meteoritenstücke zerbrachen und aufaßen. Aus "dentaler Perspektive" sei dies eine beeindruckende Leistung gewesen: Schließlich enthalten Ureiliten zahlreiche sehr kleine Diamanten! 

Hauptsache, es hat geschmeckt…

Kostenfrei und auf Deutsch: drei Artikel zum Thema von Sterne und Weltraum:

Feuerball mit Ansage (Ausgabe Dezember 2008)

Bruchstücke aus dem Feuerball (26.3.2009)

2008 TC3 – Vom Asteroiden zum Meteoriten (Mai 2009)

Und zum Nachdenken: Präzendenzfall 2008 TC3 (hier die Auflösung)

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Mit dem Astronomievirus infiziert wurde ich Mitte der achtziger Jahre, als ich als 8-Jähriger die Illustrationen der Planeten auf den ersten Seiten eines Weltatlas stundenlang betrachtete. Spätestens 1986, als ich den Kometen Halley im Teleskop der Sternwarte Aachen sah (nicht mehr als ein diffuses Fleckchen, aber immerhin) war es um mich geschehen. Es folgte der klassische Weg eines Amateurastronomen: immer größere Teleskope, Experimente in der Astrofotografie (zuerst analog, dann digital) und später Reisen in alle Welt zu Sonnenfinsternissen, Meteorschauern oder Kometen. Visuelle Beobachtung, Fotografie, Videoastronomie oder Teleskopselbstbau – das sind Themen die mich beschäftigten und weiter beschäftigen. Aber auch die Vermittlung von astronomischen Inhalten macht mir großen Spaß. Nach meinem Abitur nahm ich ein Physikstudium auf, das ich mit einer Diplomarbeit über ein Weltraumexperiment zur Messung der kosmischen Strahlung abschloss. Trotz aller Theorie und Technik ist es nach wie vor das Erlebnis einer perfekten Nacht unter dem Sternenhimmel, das für mich die Faszination an der Astronomie ausmacht. Die Abgeschiedenheit in der Natur, die Geräusche und Gerüche, die Kälte, die durch Nichts vergleichbare Schönheit des Kosmos, dessen Teil wir sind – eigentlich braucht man für das alles kein Teleskop und keine Kamera. Eines meiner ersten Bücher war „Die Sterne“ von Heinz Haber. Das erste Kapitel hieß „Lichter am Himmel“ – daher angelehnt ist der Name meines Blogs. Hier möchte ich erzählen, was mich astronomisch umtreibt, eigene Projekte und Reisen vorstellen, über Themen schreiben, die ich wichtig finde. Die „Himmelslichter“ sind aber nicht immer extraterrestrischen Ursprungs, auch in unserer Erdatmosphäre entstehen interessante Phänomene. Mein Blog beschäftigt sich auch mit ihnen – eben mit „allem, was am Himmel passiert“. jan [punkt] hattenbach [ät] gmx [Punkt] de Alle eigenen Texte und Bilder, die in diesem Blog veröffentlicht werden, unterliegen der CreativeCommons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0.

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