Keine Bestätigung des Alpha-Centauri-Planeten
BLOG: Himmelslichter

Mit großem Presserummel hatte die ESO im Oktober 2012 die Entdeckung eines Planeten bei Alpha Centauri B verkündet, bei einem der drei erdnächsten Sterne nach der Sonne also. Dieser Planet habe eine Erdmasse und laufe in 3,24 Tagen um seinen Stern, berichteten die Forscher damals in der Zeitschrift Nature. Der Rummel war so groß, dass viele Medien die Entdeckung wie so oft üblich gleich als unverrückbare Tatsache darstellten – obwohl in der selben Nature-Ausgabe, in der die Wissenschaftler um Xavier Dumusque von der Universität in Porto ihre Resultate vorstellten, auch ein kritischer Begleitartikel erschien.

Geschrieben hatte ihn Artie Hatzes, Exoplanetenforscher von der Thüringischen Landessternwarte in Tautenburg, der an der Arbeit von Dumusque et al. nicht beteiligt war. Hatzes warnte vor vorschneller Freude: Es handele sich um ein schwaches Signal in Anwesenheit eines größeren, komplizierten Signals: Die Schwierigkeit der Analyse bestehe nämlich darin, Effekte auszufiltern, die ein Planetensignal nur vortäuschen. So verursachen Sternflecken und die magnetische Aktivität des Sterns ebenfalls Schwankungen im gemessenen Spektrum. Hatzes unterzog den von Dumusque et al. freigegebenen Beobachtungsdaten später sogar einer eigenen Analyse – und fand den Planeten nicht.
Keine Bestätigung von der Konkurrenz
Große Hoffnungen wurden daher auf eine konkurrierende Gruppe um die US-Amerikanerin Debra Fischer von der Yale-University gesetzt, die Alpha Centauri mit anderen Spektrografen und anderen Teleskopen unabhängig von dem europäischen Team untersuchte. In ihren bis 2012 aufgezeichneten Daten fand sich kein entsprechendes Signal. Nun veröffentlichten die Amerikaner einen neuen Zwischenbericht: Auch während einer dezidierten Beobachtungskampagne 2013 konnten sie die Entdeckung ihrer europäischen Kollegen nicht verifizieren.
Im Blog der Planetary Society beschreibt Fischer ausführlich, warum sie dennoch nicht ausschließen kann, dass Alpha Centauri Bb existiert. Alles hängt an der genauen Kalibration der Spektrografen, denn die Dopplerbewegung des vermeintlichen Planeten beträgt gerade einmal 1,8 Kilometer pro Stunde. Das wäre das schwächste jemals nachgewiesene Sterntaumeln. Beide Forschergruppen sind damit an der Grenze der Leistungsfähigkeit ihrer Instrumente.
Schnelle Lösung unwahrscheinlich
Ob Alpha Centauri Bb wirklich existiert, werden wir leider so schnell nicht erfahren, schreibt Fischer weiter: Bis 2015 nähert sich Alpha Cenauri B der A-Komponente des Doppelsternsystems an, momentan trennen die beiden Sterne am Himmel nur etwa vier Bogensekunden. Das Licht des zweiten Sterns stört die Spektrometer daher zu sehr. Erst in einigen Jahren kann die Suche nach dem vermeintlichen Planeten im Alpha-Centauri-System weitergehen.
Zum Weiterlesen:
Update on the search for planets in the Alpha Centauri system – Blogbeitrag der Planetary Society mit der Stellungnahme von Debra Fischer.
Ein Planet bei Alpha Centauri? – Mein Bericht in Sterne und Weltraum (Ausgabe 12/2012) über die vermeintliche Entdeckung und die Kritik daran.
Debra Fischers Bericht über all die Vorkehrungen (Optimierungen), die sein Team getroffen hat um das letzte aus ihrem Spektrographen herauszuholen, zeigt eindrücklich, dass die Suche nach erdgrossen Exoplaneten mit erdgebundenen Teleskopen und Spektrographen an der Grenze des Machbaren ist. Doch wenn die Bemühungen und Verbesserungen weitergehen wie bisher und zudem neue Teleskope wie das EELT hinzukommen, wird irgendwann der Zeitpunkt kommen, ab dem jeder Tag ein neuer Exoplanet von der Grösse der Erde gefunden wird. Allerdings ist die Beobachtungszeit mit Hochleistungsteleskopen wohl zu wertvoll um beliebige Sterne nach Exoplanetenkandidaten abzusuchen. Man startet am besten mit einem guten Kandidaten, der einem von einem Keplerähnlichen Satelliten geliefert wird.
Kleine Korrektur: Debra Fischer ist natürlich eine Frau. Die Kommentarstelle “die sein Team getroffen hat” müsste also heissen “die ihr Team getroffen hat”. Grund für den Fehler ist das Titelbild es Beitrags der Planetary Society: Das Titelbild zeigt nämlich immer den Journalisten, die Journalistin, die den Beitrag geschrieben haben. Diese Selfies irritieren mich ein bisschen. Es ist als ob sich die Journalisten der Planetary Society selbst verkaufen müssten.
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