Keine Überlebenden…
BLOG: Himmelslichter

…hinterließ eine Supernova, die vor 400 Jahren in der Großen Magellanschen Wolke, einer 160000 Lichtjahre entfernten Nachbargalaxie, explodierte. Ihre abgesprengten Hüllen hatte das Weltraumteleskop Hubble vor einigen Jahren abgelichtet – aber im Zentrum der Explosionswolke fanden Astronomen auch bei näherem Hinsehen nur gähnende Leere. Damit steht fest, dass hier einst zwei Weiße Zwerge miteinander verschmolzen. Alle anderen Szenarien der Supernovaentstehung scheiden aus.
Der Supernovaüberrest, genannt SNR 0509-67.5, in der Großen Magellanschen Wolke (Bild: NASA, ESA, Hubble Heritage Team)
Sicher war man sich bislang nur, dass es sich bei dem explodierten Stern um einen Weißen Zwerg gehandelt haben muss. Ein Weißer Zwerg ist ein extrem kompaktes Objekt, der letzte Überrest eines Sterns, der einst ungefähr so schwer wie unsere Sonne war. Bei einer Grenzmasse von 1,4 Sonnenmassen wird die quantenmechanisch entartete Materie im Innern eines solchen Zwergs instabil – die Sternleiche explodiert als Typ-Ia-Supernova. Nur – wie hat der Zwerg diese kritische Masse erreicht? Normale Weiße Zwerge sind nur eine halbe bis eine Sonnenmasse schwer.
Irgendetwas muss ihm Materie “gespendet” haben. Zum Beispiel ein “normaler” Stern wie die Sonne, oder ein Roter Riese, der sich in einer Umlaufbahn um den Zwergstern befunden hatte. Doch der hätte die Explosion überlebt, und wäre noch heute in der Umgebung des Zentrums der Explosionswolke zu finden – 400 Jahre sind nicht viel Zeit, selbst wenn man annimmt, dass der Stern durch die Explosionswolke des Sterns einen kräftigen Stoß erhalten hat und sich mit hoher Geschwindigkeit vom Ort des Geschehens wegbewegt.
Weil aber nichts Verdächtiges in der Nähe dieses Zentrums zu finden ist, schließen Ashley Pagnotta und Bradley E. Schaefer, dass nur das “zweifach entartete Szenario” die Entstehung dieser Supernova erklären kann: demnach war der Materiespender ebenfalls ein Weißer Zwerg, der den ersten dicht genug umkreiste um schließlich mit ihm zu verschmelzen. Bei dieser Variante überlebt nichts sternähnliches die Explosion. Die beiden Forscher präsentierten ihre Ergebnisse heute auf der Winterkonferenz der Amerikanischen Astronomischen Gesellschaft und außerdem in einer Arbeit in Nature.
Pagnotta und Schaefer stießen übrigens über das tägliche Astronomische Bild des Tages (APOD) auf ihr Forschungsobjekt. Sie druckten das Bild aus und maßen – zunächst mit einem Lineal – die Größe der Explosionswolke aus. Dabei stellten sie fest, dass selbst die dem Zentrum nächsten drei Sterne, auf dem Foto klar zu sehen, zu weit weg sind um als Materiespender der Supernova in Frage zu kommen. Das Bild war öffentlich zugänglich – jeder Amateurastronom hätte auf die gleiche Idee und zum gleichen Ergebnis kommen können, erklärte Pagnotta während der Pressekonferenz am Mittwoch.
Daraus ergeben sich mir zwei Schlüsse, die ab jetzt berherzige, um auch mal zu einem Nature-Paper zu kommen:
1. Das APOD als Startseite einrichten.
2. Immer ein Lineal bereitliegen haben.
Nachtrag: Maria Pflug-Hofmayr macht sich jeden Tag die Mühe, das APOD auf deutsch zu übersetzen.