Help Measure Light Pollution
BLOG: Himmelslichter
Dieser Titel ziert das Cover des Maihefts der amerikanischen Zeitschrift Sky&Telescope, und auch wenn der zugehörige Artikel nicht aus meiner Feder stammte, würde ich ihn möglicherweise hier erwähnen, denn Lichtverschmutzung war schon immer Thema dieses Blog. So wissen regelmäßige Leser, dass es durchaus Hoffnung gibt: Die Lichtverschmutzung muss möglicherweise nicht unumkehrbar zunehmen, “Dark-Sky-Parks” werden inzwischen auch in Deutschland eingerichtet. Die fortschreitende Umrüstung auf LED-Leuchten aber muss mit Sorge gesehen werden. Wie sich die Erhellung des Nachthimmels in den kommen den Jahren fortsetzen wird, ist unsicher – genau dehalb werden Messungen benötigt, viele Messungen. Und die können nicht nur von Satelliten kommen, sondern auch und vor allem vom Erdboden. Hier können Amateurastronomen eine entscheidende Rolle spielen – und darum dreht sich der Artikel.
Es mag überraschen, dass Amateurmessungen der Lichtverschmutzung in Zeiten globaler Satellitenüberwachungen noch gebraucht werden, doch dafür gibt es gute Gründe. So messen Satelliten nur Licht, das in den Weltraum entwichen ist, also nach oben (zum Teil direkt, zum Teil durch Reflexion am Erdboden) gestrahlt wurde. Dieses Licht macht aber nicht den Effekt des “Skyglow” aus, ist also nicht für die von Astronomen gefürchtete Ergrauung des Nachthimmels verantwortlich. Ein weiterer Grund betrifft die erwähnten LEDs: Deren Licht enthält oft einen starken Blauanteil, der weit mehr zum Skyglow beiträgt als rötlicheres Licht – und von Satelliten nicht gesehen wird.
Bringt die Umstellung auf LEDs den Sternenhimmel zurück, wie manche glauben? Oder haben die Pessimisten recht, die “billigeres Licht = mehr Licht” befürchten? Bleibt der Himmel in und um “Sternenparks” wirklich dunkler? Und liefern Satelliten wirklich ein akkurates Bild von der Himmelshelligkeit am Boden?
Nur flächendeckende Messungen können diese Fragen beantworten. Dass Amateurmessungen der Himmelshelligkeit – sei es durch einfaches “Sterne zählen” oder mit Hilfe verschiedener Apps – tatsächlich sinnvoll genutzt werden und dass die Messungen und deren Übermittlung dank modernster Schlauphonetechnologie heutzutage einfacher ist als je zuvor, wird hoffentlich den ein oder anderen Hobbyastronomen motivieren, die Skyglowmessung zum festen Teils eines jeden Beobachtungsabends zu machen!
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Hallo Jan,
Respekt zu dem Titelartikel in S&T (und Glückwunsch zur dort angesprochenen Hochzeit).
Ich kann für meinen Wohnort bestätigen, dass die nach oben gestrahlte Lichtmenge wohl abgenommen haben dürfte (habe mich neulich bei einer nächtlichen Riesenradfahrt gewundert, wie dunkel der Ort von oben eigentlich aussieht), aber die Lichtverschmutzung hat trotzdem massiv zugenommen. In der Nähe der Autobahn hat man jüngst zwei LED-Werbebildschirme installiert, die nachts mit voller Taghelligkeit laufen. Außerdem stellt eine nahe gelegene Firma Großbildschirme aus mit LEDs bestückten Metallgittern her, und hat ein Probeexemplar die ganze Nacht über auf ihrem Parkplatz laufen.
In der Nähe meiner Wohnung gibt es ein dunkles Feld, wo ich neulich die angekündigten Polarlichter fotografieren wollte. Jedenfalls war es dort früher einmal dunkel. Die beiden Bildschirme liegen südlich und nordöstlich von diesem Feld in jeweils über 2 km Entfernung. Eine Belichtung bei 3200 ISO mit Blende 3,5 führte bereits zu einem weißen Himmel in nordöstlicher Richtung – selbst visuell reichte die Lichtglocke bis über 50° Höhe; sie flackerte verräterisch im Rhythmus des laufenden Videos, war also nicht auf das umgebende Industriegebiet zurück zu führen. Nach Süden hin war es nur wenig besser. Zusammen mit einer Kirche im Nachbardorf, die auf dem Turm ein aus Leuchtstoffröhren bestehendes Kreuz trägt, und einem Tagebau mit hell erleuchteten Baggern im Norden, summierte sich die Lichtverschmutzung im Zusammenwirken mit feuchter Luft zu einer grauen Brühe, durch die ich von der beginnenden zweiten Welle der Polarlichter nichts mitbekam. Ich habe sie nicht gesehen, obwohl ich zur betreffenden Zeit in die richtige Richtung sah (und auch fotografierte). Obwohl in 1 km Umkreis keine Lampe stand. In gut 20 km Entfernung eines Naturparks, der Dark Sky Reserve werden will.
Die neue LED-Technik verheißt nichts Gutes für die Amateurastronomie, ich bin da ziemlich pessimistisch.
Hallo Dieter,
stellt sich mir gleich die Frage, ob solche Werbebildschirme an einer Autobahn verkehrsrechtlich überhaupt zulässig sind. Hatte mich vor Jahren mal eingehend mit der Rechtslage beschäftigt – damals ging es um Skybeamer – und festgestellt, dass die Regeln für Werbeanlagen in D ziemlich strikt sind.
Ansonsten: LEDs werden die Lichtverschmutzung dramatisch verschlimmern, da bin ich von überzeugt. Das kann gar nicht anders sein, bei dieser Menschheit…
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