Geisterhaftes Zodiakallicht
BLOG: Himmelslichter

Das heutige astronomische Bild des Tages zeigt eine Leuchterscheinung, die in solcher Pracht nur sehr selten zu sehen ist: Das Zodiakallicht. Die Aufnahme entstand auf dem Gipfel des Mauna Kea, Big Island, Hawaii, rund 4200 Meter über dem pazifischen Ozean. Unter dem klaren und dunklen Himmel dort oben sieht man einen Sternenhimmel, wie er in “zivilisierten” Gegenden längst verschwunden ist.
Das Bild (ich kann mich nicht erinnern, je ein besseres Bild des Zodiakallichts gesehen zu haben) ist in ekliptikalen Koordinaten aufgetragen, d.h. die Ekliptik zieht sich horizontal durch die Bildmitte. Links ekennt man das Morgenzodiakallicht mit der hellen Venus (zur Zeit als “Abendstern” am Himmel), rechts das helle Abendzodiakallicht. Genau in der Bildmitte: der Gegenschein, mit Saturn als hellem “Stern”.
Das Zodiakallicht entsteht durch die Streuung und Reflexion des Sonnenlichts an Staubteilchen, die die Sonne in einer flachen, scheibenartigen Wolke umgeben. Es handelt sich also um ein Phänomen des Sonnensystems. Die Staubteilchen sammeln sich entlang der Ebene der Ekliptik, also etwa in der Ebene, in der sich die Bahnen der Planeten befinden.
Das Morgenzodiakallicht (rechts) und die Milchstraße (links) aufgenommen mit einem 8mm Fisheye-Objektiv. Die beiden hellen Objekte direkt am Horizont sind Venus und Merkur (5. Mai 2011, eigene Aufnahme).
Der interplanetare Staub und damit das Zodiakallicht umspannen also wie die Milchstraße den gesamten Himmel. Das geisterhafte Licht ist aber deutlich schwächer noch als das Leuchten der Milchstraße, die ja selbst in lichtverschmutzten Regionen der Erde kaum noch auszumachen ist. Deshalb muss man, um das Zodiakallicht sehen zu können, meist weite Reisen auf sich nehmen.
Deutlich heller erscheint das Zodiakallicht in den Stunden vor der Morgen- bzw. nach der Abenddämmerung. Dann erscheint es als keilförmige Aufhellung am Ost- bzw. Westhorizont, dessen Helligkeit durchaus mit der der Milchstraße konkurrieren kann. Während in äquatornahen Weltgegenden Morgen- und Abendzodiakallicht praktisch immer (in dunklen Nächten) zu sehen ist, hat man bei uns nur im Frühjahr (und dann am Abend) und im Herbst (am Morgen) eine Chance: Nur dann nämlich steht die Ekliptik in unseren Breiten steil genug zum Horizont.
Man muss es gesehen haben!
Moin!
Meine persönliche Beobachter-Erfahrung: wenn man das Zodiakallicht einmal sicher gesehen hat, ist es erstaunlich oft zu sehen. Es lohnt sich, aus der Stadt herauszufahren und in Abenddämmerung (gut im Frühjahr) bzw. Morgendämmerung (gut im Herbst) danach Ausschau zu halten. Und wenn das Wetter extrem gut ist, kann auch der Gegenschein aus den heimischen Gefilden heraus ertappt werden .-)
Astronomische Grüße
Frank