Erster Teil des Beleuchtungswettbewerbs beendet

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Ende Oktober endete der erste Teil des Bundeswettbewerbs Energieeffiziente Stadtbeleuchtung. Zahlreiche Anbieter von Beleuchtungsanlagen stellten ihre Produkte vor – unter der Maßgabe, dass diese besonders sparsam sind und möglichst geringe Betriebskosten verursachen sollen. Was aber hat die Beleuchtungsindustrie zum Thema Lichtverschmutzung zu sagen?

Diese für Astronomen so wichtige Problematik ist beim Wettbewerb leider ausgeklammert worden. Vermeidung von Lichtverschmutzung und Energiesparen gehen aber Hand in Hand, und das spiegelt sich auch in den vorgestellten Produkten wieder. Die gute Nachricht: Die weitaus meisten der in der knapp 350 Seiten starken Techniksammlung vorgestellten Beleuchtungssysteme verwenden eine astronomenfreundliche Abschirmung, die Streulicht über die Horizontale hinaus (und damit in den Nachthimmel) verhindert. Die Schlechte: Auch völlig inakzeptable Lampen haben es in die von einer Fachjury zusammengestellten Auswahl geschafft.

Immerhin – diese den Nachthimmel aufhellenden Systeme machen nur einen geringen Anteil aus. Nach einer groben Durchsicht sind 106 der vorgestellten Produkte aus Sicht der Lichtverschmutzungsgegner als vorbildlich zu bezeichnen, 79 sind immerhin noch akzeptabel und nur 39 so katastrophal, dass sie in einer Zusammenstellung energieeffizienter Lampen nichts zu suchen haben. Noch einmal: Eine Leuchte, die 30 oder gar mehr als 50 Prozent ihres Lichts ungenutzt in den Himmel strahlt, ist nicht energieeffizient.

Die oben genannten Zahlen sind subjektiv auf Grundlage der Bilddarstellungen ermittelt, sie beziehen sich nur auf die Form des Lampengehäuses. Eventuelle Richtwirkungen,  besonders bei den neuartigen LED-Lampen, bleiben dabei unberücksichtigt. Speziell die LED-Hersteller lassen sich bislang nicht gerne in die Karten schauen, was die Ausgestaltung ihrer Leuchten angeht: Nur wenige haben Bildmaterial zur Verfügung  gestellt.

Positiv: Einige der Hersteller weisen explizit auf ihr Streulicht vermeidendes Lampendesign hin. Hier könnte sich also ein neues Verkaufsargument herausbilden – ein verbessertes Bewusstsein um die Problematik Lichtverschmutzung vorausgesetzt. Denn: Verkauft wird nur, was auch bestellt wird. Hier sind die Betreiber der öffentlichen Beleuchtung am Zug, allen voran die Kommunen.

Folgerichtig startet nun mit dem Ende des Technikwettbewerbs der zweite Teil der Aufführung: der Kommunenwettbewerb. Dieser ruft „Städte und Gemeinden dazu auf,  innovative Konzepte zur Erneuerung ihrer Stadtbeleuchtung vorzulegen.“ Den Siegern winken Fördergelder des Bundes. Was dabei herauskommt, wird sich in ein paar Monaten zeigen. Als Zwischenbilanz lässt sich sagen: Es hätte schlimmer kommen können. Viele Firmen haben vernünftige Konzepte im Angebot. Aus Sicht der Astronomen und Lichtgeplagten wurde aber wieder einmal eine Chance vertan, eine wirkungsvolle Empfehlung zur Vermeidung von Lichtsmog auszusprechen.

Im Vorwort der Techniksammlung heißt es: 

Nicht dem heutigen Stand entsprechende Technik verursacht unnötig hohe Energiekosten und ist sehr wartungsanfällig. Drei bis vier Milliarden Kilowattstunden Strom werden für die Stadtbeleuchtung in Deutschland jedes Jahr benötigt. Dies führt zu einem klimaschädlichen CO2-Ausstoß von über zwei Millionen Tonnen pro Jahr. Bereits mit der heute verfügbaren Technik kann der Energieverbrauch der Stadtbeleuchtung um 50% gesenkt werden.

Klingt gut, und wird seit Jahren schon von Lichtverschmutzungs-Aktivisten gepredigt. Fünfzig Prozent Energieeinsparung läßt sich deren Ansicht nach nur erreichen, wenn unnötiges Streulicht konsequent vermieden wird. Das allerdings scheint die Jury nicht immer zum Kriterium für ihre Auswahl gemacht zu haben. Wenn der Bundeswettbewerb doch ein wenig zur Lichtsmogvermeidung beiträgt, dann wohl eher zufällig. Schade. Man hätte mehr daraus machen können.

Jan Hattenbach

Die Techniksammlung als pdf gibt es hier.

 

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Mit dem Astronomievirus infiziert wurde ich Mitte der achtziger Jahre, als ich als 8-Jähriger die Illustrationen der Planeten auf den ersten Seiten eines Weltatlas stundenlang betrachtete. Spätestens 1986, als ich den Kometen Halley im Teleskop der Sternwarte Aachen sah (nicht mehr als ein diffuses Fleckchen, aber immerhin) war es um mich geschehen. Es folgte der klassische Weg eines Amateurastronomen: immer größere Teleskope, Experimente in der Astrofotografie (zuerst analog, dann digital) und später Reisen in alle Welt zu Sonnenfinsternissen, Meteorschauern oder Kometen. Visuelle Beobachtung, Fotografie, Videoastronomie oder Teleskopselbstbau – das sind Themen die mich beschäftigten und weiter beschäftigen. Aber auch die Vermittlung von astronomischen Inhalten macht mir großen Spaß. Nach meinem Abitur nahm ich ein Physikstudium auf, das ich mit einer Diplomarbeit über ein Weltraumexperiment zur Messung der kosmischen Strahlung abschloss. Trotz aller Theorie und Technik ist es nach wie vor das Erlebnis einer perfekten Nacht unter dem Sternenhimmel, das für mich die Faszination an der Astronomie ausmacht. Die Abgeschiedenheit in der Natur, die Geräusche und Gerüche, die Kälte, die durch Nichts vergleichbare Schönheit des Kosmos, dessen Teil wir sind – eigentlich braucht man für das alles kein Teleskop und keine Kamera. Eines meiner ersten Bücher war „Die Sterne“ von Heinz Haber. Das erste Kapitel hieß „Lichter am Himmel“ – daher angelehnt ist der Name meines Blogs. Hier möchte ich erzählen, was mich astronomisch umtreibt, eigene Projekte und Reisen vorstellen, über Themen schreiben, die ich wichtig finde. Die „Himmelslichter“ sind aber nicht immer extraterrestrischen Ursprungs, auch in unserer Erdatmosphäre entstehen interessante Phänomene. Mein Blog beschäftigt sich auch mit ihnen – eben mit „allem, was am Himmel passiert“. jan [punkt] hattenbach [ät] gmx [Punkt] de Alle eigenen Texte und Bilder, die in diesem Blog veröffentlicht werden, unterliegen der CreativeCommons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0.

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