Donnerstag: ESA veröffentlicht Plancks Kosmologie-Ergebnisse

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Auf gleich zwei Pressekonferenzen werden am Donnerstag die Kosmologieergebnisse der europäischen Planck-Mission vorgestellt. Damit steht die Mission vor ihrem krönenden Abschluss. Bislang war im Vorfeld nichts über den Inhalt der Konferenzen zu erfahren – die Beteiligten halten dicht.

Bereits im Januar 2012 endete die Hauptmission der Planck-Sonde (künstlerische Darstellung). Über ein Jahr brauchten die Wissenschaftler, um störende Vordergrundquellen, etwa unserer Milchstraße, aus den gesammelten Daten des Mikrowellenhimmels abzuziehen. Nun werden endlich die mit Spannung erwarteten Kosmologie-Resultate vorgestellt (Bild: ESA)

Sicher ist bislang nur, dass am Donnerstag Plancks die lang erwartete Allsky-Aufnahme des kosmischen Mikrowellenhintergrunds präsentiert wid. Diese Mikrowellenstrahlung stammt aus einer Zeit, als das Universum gerade einmal 380000 Jahre alt und rund 3000 Kelvin heiß war. Zu diesem Zeitpunkt verbanden sich Atomkerne (Protonen) mit den Elektronen zu neutralen Atomen, und das Universum wurde erstmals für Photonen, also Licht und elektromagnetische Strahlung unterschiedlichster Wellenlänge, durchsichtig.

Aufgrund der Expansion des Kosmos erreicht uns diese Strahlung heute, etwa 13 Milliarden Jahre später, als Mikrowellenstrahlung mit einer Temperatur von nur noch 2,7 Kelvin – also 2,7 Grad über dem absoluten Nullpunkt. Plancks Aufgabe war die präzise Vermessung winzigster Temperaturschwankungen dieser Mikrowellenstrahlung in unterschiedlichen Richtungen am Himmel. Das wurde zwar schon vorher von den amerikanischen COBE– und WMAP-Missionen getan, doch Planck sollte dies mit einer Präzision tun, die nur noch durch durch fundamentale astrophysikalische Grenzen limitiert wird. Mit anderen Worten: eine noch genauere Vermessung der kosmischen Hintergrundstrahlung ist (zumindest in bestimmeln Frequenzbereichen) nicht mehr möglich.

In diesen Temperaturfluktuationen stecken jede Menge Informationen über Aufbau, Geschichte und Schicksal unseres Kosmos. Es geht also ums Ganze! Nicht nur ich bin deshalb sehr gespannt, was uns die Planck-Kollaboration am Donnerstag erzählen wird. Werden die vorherigen WMAP-Messungen bestätigt? Erhalten wir neue Informationen über fundamentale Parameter wie die Hubblekonstante, die Anteile der Dunklen Materie und Dunklen Energie im Kosmos? Finden sich eventuell sogar Hinweise auf eine Physik jenseits des Standardmodells, etwa auf eine vierte Neutrinogeneration?

Die erste Pressekonferenz vird von der ESA veranstaltet und findet am Donnerstag, den 21. März 2013 um 10:00 MEZ in Paris statt. Wenn ich es richtig deute, kann man Man kann sie auch live im Netz verfolgen.  Die vorgestellten Resultate sollten dann zeitgleich im Netz verfügbar sein. Am Nachmittag

Am Nachmittag gibt es dann eine zweite Pressekonferenz der ebenfalls an Planck beteiligten Nasa, und zwar um 16:00 MEZ in Washington. Diese wird man definitiv im Netz verfolgen können.

Ich werde zusehen, dass ich beide Konferenzen verfolge (bei der ersten bin ich mir nicht sicher, ob es tatsächlich eine Liveübertragung gibt habe nachgefragt: es gibt eine Liveübertragung unter esa.int) und werde ggf. ein paar Infos über Twitter (@JanHattenbach) rausschicken.

Mehr über die Bedeutung der Planck-Resultate in diesem lesenswerten Artikel von Jeff Foust (englisch).

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Mit dem Astronomievirus infiziert wurde ich Mitte der achtziger Jahre, als ich als 8-Jähriger die Illustrationen der Planeten auf den ersten Seiten eines Weltatlas stundenlang betrachtete. Spätestens 1986, als ich den Kometen Halley im Teleskop der Sternwarte Aachen sah (nicht mehr als ein diffuses Fleckchen, aber immerhin) war es um mich geschehen. Es folgte der klassische Weg eines Amateurastronomen: immer größere Teleskope, Experimente in der Astrofotografie (zuerst analog, dann digital) und später Reisen in alle Welt zu Sonnenfinsternissen, Meteorschauern oder Kometen. Visuelle Beobachtung, Fotografie, Videoastronomie oder Teleskopselbstbau – das sind Themen die mich beschäftigten und weiter beschäftigen. Aber auch die Vermittlung von astronomischen Inhalten macht mir großen Spaß. Nach meinem Abitur nahm ich ein Physikstudium auf, das ich mit einer Diplomarbeit über ein Weltraumexperiment zur Messung der kosmischen Strahlung abschloss. Trotz aller Theorie und Technik ist es nach wie vor das Erlebnis einer perfekten Nacht unter dem Sternenhimmel, das für mich die Faszination an der Astronomie ausmacht. Die Abgeschiedenheit in der Natur, die Geräusche und Gerüche, die Kälte, die durch Nichts vergleichbare Schönheit des Kosmos, dessen Teil wir sind – eigentlich braucht man für das alles kein Teleskop und keine Kamera. Eines meiner ersten Bücher war „Die Sterne“ von Heinz Haber. Das erste Kapitel hieß „Lichter am Himmel“ – daher angelehnt ist der Name meines Blogs. Hier möchte ich erzählen, was mich astronomisch umtreibt, eigene Projekte und Reisen vorstellen, über Themen schreiben, die ich wichtig finde. Die „Himmelslichter“ sind aber nicht immer extraterrestrischen Ursprungs, auch in unserer Erdatmosphäre entstehen interessante Phänomene. Mein Blog beschäftigt sich auch mit ihnen – eben mit „allem, was am Himmel passiert“. jan [punkt] hattenbach [ät] gmx [Punkt] de Alle eigenen Texte und Bilder, die in diesem Blog veröffentlicht werden, unterliegen der CreativeCommons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0.

7 Kommentare

  1. Spannend

    Großartiger Artikel, vielen Dank dafür. Ich hoffe jetzt einfach mal, dass in den nächsten Tagen hier nochwas zu lesen ist? Danke schonmal dafür und ich bin sehr gespannt.

  2. Es hat bereits Leaks gegeben …

    “Bislang war im Vorfeld nichts über den Inhalt der Konferenzen zu erfahren – die Beteiligten halten dicht.” Das gilt seit einer Woche nicht mehr (viel Vergnügen beim Suchen nach seriösen Leaks im Internet). Mit fundamentalen Überraschungen rechne ich am Donnerstag jedenfalls nicht, eher mit angenehm geschrumpften Fehlerbalken an vielen kosmologischen Parametern. Vielleicht weisen die ja dann eher den Weg zu tieferen physikalischen Einsichten als es bisher der LHC vermochte …

  3. @Daniel Fischer

    “viel Vergnügen beim Suchen nach seriösen Leaks im Internet” Nö danke – das überlasse ich gerne dir, wenn du dir die Zeit dafür nehmen magst. Das Suchen und Weiterverbreiten von Gerüchten im Vorfeld ist irgendwie nicht das, was ich mir unter seriösem Wissenschaftsjournalismus vorstelle. Freue mich jedenfalls weiterhin auf den Donnerstag.

  4. Wann’s was zu lesen gibt

    Höre gerade von der ESA, dass es nach der ersten PK – so gegen Mittag MEZ – allerlei Visuals im Web geben soll. Ob auch die eigentlichen Planck-Papers mit den harten Zahlen dabei sein werden, wusste man indes noch nicht zu sagen.

  5. In meinen Augen hängt das, dass wir gegenwärtig nicht in der Lage sind, die Ergebnisse hochaufgelöster Beobachtung zu deuten damit zusammen, dass wir hochkomplexe Datensätze erhalten, welche einer mehrwertigen Analyse bedürfen und mit unseren Köpfen immer noch tief in der aristotelischen Zweiwertigkeit stecken.
    Die Wirklichkeit funktioniert wahrscheinlich nicht nach den alltagslogischen Gesetzen, deshalb erachte ich die Entwicklung alternativer Denksysteme für genauso wichtig, wie Beschaffung präziser Erkenntnisse.
    Der Kampf geht in unseren Köpfen vor sich. Diese liefern zwar keine spektakuläre Bilder, doch ihre Bedeutung ist dem Bau moderner Teleskope gleich.
    Kaum einer erkennt das, alle “beobachten”. Die meisten wollen “alles” wissen, doch wer alles will, kriegt alles kaputt.

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