Die Nova, die keiner sah…
BLOG: Himmelslichter
Stell dir vor, es gibt ‘ne Nova, und keiner guckt hin! Genau das passierte am 5. Juni 2007, als unbemerkt von Amateuren wie Profis eben so eine Nova im Sternbild Puppis aufflackerte – und unendeckt wieder verblasste. Erst das Weltraum-Röntgenteleskop XMM-Newton stolperte über ihre Reste, vier Monate später.
Dann nämlich hatte sich der Staub der Explosion so weit gelegt, dass das Röntgenlicht passieren konnte und die Nova auch für XMM Newton sichtbar wurde. Durch puren Zufall schwenkte das Teleskop über die betreffende Region und registrierte die ungewöhnliche Strahlung. Beobachtungen mit dem 6,5-Clay Teleskop auf Las Campanas in Chile enthüllten dann später den Stern mit dem reizvollen Namen USNO-A2.0 0450-03360039 als Auslöser. Der hatte seine Leuchtkraft um das 600fache gesteigert und muss damit für das bloße Auge sichtbar gewesen sein. Doch nur ein automatisches Teleskop hat seine Explosion mitbekommen, wie sich bei einer nachträglichen Sichtung seiner Daten herausstellte. Nur so ließ sich überhaupt der Tag des Ereignisses im Nachhinein feststellen.
Schon ungewöhnlich, dass nicht einmal ein Amateurastronom etwas von der Nova mitbekommen hat. Profis sitzen bekanntlich nächtelang vor den Bildschirmen und arbeiten ihr festgestecktes Programm ab, da kann einem schon mal ein solches unvorhergesehenes Ereignis durch die Lappen gehen. Gerade da können Amateure wertvolle Mitarbeit leisten.
Zur Ehrenrettung der Amateurastromen sei erwähnt, dass sich die Novaexplosion weit südlich im Sternbild Puppis abgespielt hat – fast unerreichbar für Beobachter in Europa, Japan und Nordamerika. Hier wohnen nun mal die allermeisten Amateurastronomen. Anfang Juni ist das Sternbild von hier aus schlicht nicht zu sehen. Im südlichen Afrika und auch in Südamerika ist unser Hobby schon wesentlich exotischer, in Australien war vielleicht schlechtes Wetter… Und ein sporadischer Südhimmelbeobachter, der zufällig in der Gegend war, wird ein zusätzliches Sternchen am Himmel leicht übersehen haben. Preisfrage: Wer kann das Sternbild Puppis (zu Deutsch: Achterdeck) aus dem Stehgreif skizzieren?
Eben!
Bis zur nächsten Nova,
Jan Hattenbach
Zur Originalpublikation von Astronomy&Astrophysics (englisch)