Das schönste Hobby der Welt
War das ein Gefühl, nach 3 1/2 Monaten endlich wieder einen richtigen Sternenhimmel sehen zu können. Es war kalt (-10°C knapp), der Weg zum Beobachtungsplatz war vereist und verschneit, aber auf dem 659 Meter hohen Steling bei Monschau konnten wir endlich über die dichte Nebelsuppe blicken, die zur Zeit Flusstäler und Flachland im Griff hält. Und dankenswerter Weise das Licht der Dörfer zurückhält.
Gegen die Winterkälte hilft die richtige Kleidung und heißer Tee. Müdigkeit hat angesichts unzähliger planetarischer Nebel, Galaxien und Kugelsternhaufen (Beobachtungstipp der Woche: der bipolare “Erdnuss-Nebel” NGC 2371/72 im Sternbild Zwillinge) keine Chance. Das Band der Wintermilchstraße lud am Abend zu ausgedehnten “Fernglas-Spaziergängen” ein. Gegen Mitternacht reichte der Blick bis tief in den Virgo-Galaxienhaufen. Und am Morgen konnten wir einen längeren Blick auf Saturns Wolkensturm riskieren. Die extrem ruhige Luft über dem Nebelmeer ließ Vergrößerungen von 400x problemlos zu. Wenn jede Nacht so gut wäre wie diese, könnte man die wetterbedingt langen Zwangspausen leichter verkraften.
Und wenn jeder Sonnenaufgang ein Farbenspiel zeigt wie dieser am 31. Januar 2011, der gekrönt war durch einen beeindruckenden Grünen Blitz, dann warte ich zukünftig gerne etwas länger und quäle mich durch den morgendlichen Berufsverkehr nach Hause – ins nebelgehüllte, graue Aachen. Dort steht mein Fotografieequipement derzeit ungenutzt herum, sodaß außer diesem Schnappschuss leider keine Beweisbilder der ersten Astronacht des Jahres 2011 erhalten sind. Man muss mir also einfach glauben, wie schön dieses Hobby ist…
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Mit dem Astronomievirus infiziert wurde ich Mitte der achtziger Jahre, als ich als 8-Jähriger die Illustrationen der Planeten auf den ersten Seiten eines Weltatlas stundenlang betrachtete. Spätestens 1986, als ich den Kometen Halley im Teleskop der Sternwarte Aachen sah (nicht mehr als ein diffuses Fleckchen, aber immerhin) war es um mich geschehen. Es folgte der klassische Weg eines Amateurastronomen: immer größere Teleskope, Experimente in der Astrofotografie (zuerst analog, dann digital) und später Reisen in alle Welt zu Sonnenfinsternissen, Meteorschauern oder Kometen. Visuelle Beobachtung, Fotografie, Videoastronomie oder Teleskopselbstbau – das sind Themen die mich beschäftigten und weiter beschäftigen. Aber auch die Vermittlung von astronomischen Inhalten macht mir großen Spaß. Nach meinem Abitur nahm ich ein Physikstudium auf, das ich mit einer Diplomarbeit über ein Weltraumexperiment zur Messung der kosmischen Strahlung abschloss. Trotz aller Theorie und Technik ist es nach wie vor das Erlebnis einer perfekten Nacht unter dem Sternenhimmel, das für mich die Faszination an der Astronomie ausmacht. Die Abgeschiedenheit in der Natur, die Geräusche und Gerüche, die Kälte, die durch Nichts vergleichbare Schönheit des Kosmos, dessen Teil wir sind – eigentlich braucht man für das alles kein Teleskop und keine Kamera. Eines meiner ersten Bücher war „Die Sterne“ von Heinz Haber. Das erste Kapitel hieß „Lichter am Himmel“ – daher angelehnt ist der Name meines Blogs. Hier möchte ich erzählen, was mich astronomisch umtreibt, eigene Projekte und Reisen vorstellen, über Themen schreiben, die ich wichtig finde. Die „Himmelslichter“ sind aber nicht immer extraterrestrischen Ursprungs, auch in unserer Erdatmosphäre entstehen interessante Phänomene. Mein Blog beschäftigt sich auch mit ihnen – eben mit „allem, was am Himmel passiert“. jan [punkt] hattenbach [ät] gmx [Punkt] de Alle eigenen Texte und Bilder, die in diesem Blog veröffentlicht werden, unterliegen der CreativeCommons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0.
Ich gestehe …
… dass ich zwar Samstag Nacht auch zum Spechteln draußen war, aber nach rund eine Stunde vor der Kälte kapitulierte.
Gegen die Kälte…
…kann man sich rüsten. Ich würde es ohne Daunenjacke und Schihose, Vliesklamotten und Schiunterwäsche auch kaum eine solche Nacht durchhalten. Problematisch sind manchmal nur die Füße, da hilft dann ein kleiner Spaziergang.
Schwieriger ist das zunehmends mit der eigenen Faulheit. Da muss ich mich dann immer daran erinnern, dass ich es eigentlich noch nie bereut habe, den inneren Schweinehund überwunden und rausgefahren zu sein. Es lohnt sich immer.
Eben erfuhr ich, dass es jetzt auch auf dem Steling zugezogen ist – ein Glück, jetzt kann ich ausschlafen 😉
Ich frag mich was daran reizt in der Kälte rumzusitzen und Sachen zu sehen die auch schön in Bildbänden sind. Da ist doch ein schöner Abend daheim viel schöner bei so einem tollen Fernsehprogramm mit so tollen Filmen.
@Herr Moos
Sie sind ja bloß neidisch 🙂
@ Herrn Moos
Das ist, wie wenn man vergleicht, einen geliebten Menschen zu küssen oder sich Fotos oder Filme anzuschauen, in denen sich Menschen küssen. ;o)
Realitätsschock
um auf den, möglicherweise ironisch gemeinten Kommentar von Herrn Moos einzugehen: Wie bei vielen anderen Beobachtern auch, war mein astronomisches Schlüsselerlebnis die teleskopische Betrachtung des Saturn mit seinem Ringsystem. Mein erster Eindruck war ein ganz merkwürdiger: Der Saturn ist ja wirklich da und der hat ja in echt Ringe!
Insofern passt der Vergleich meines Vorredners ganz gut: Einen Liebesfilm gucken ersetzt nicht das Verliebtsein.
Hobby der Extreme
Stimmt schon, manchmal kann man unser Hobby mit so einigen Extremsportarten vergleichen (hier nehme ich mal den Öffnungswahn und lange Anfahrtswege zum Beobachtungsort mal außen vor), besonders wenn die Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt liegen und unter Umständen noch ein schneidender Wind herrscht. In diesem Fall fällt es mir persönlich leichter, mit Gleichgesinnten zu beobachten. Schließlich frieren sie ja ebenso wie du. 😀
Es gibt nichts schöneres
Hallo Jan,
bin durchs Blog Teleskop auf Deinen Blog aufmerksam geworden.
Ja, die letzten Wochen wurden wir schon verwöhnt mit herrlichen Bicken in den Nachthimmel. Wenn da blos die Kälte nicht wär. -5 Grad sind ja mittlerweile schon warm. Letzten Mittwoch hatte ich zwei eigentlich Kälte erfahrene Bergsteiger zu einer “Sternenwanderung” eingeladen. Nach knapp 4 Stunden ohne Bewegung bei knapp -10 Grad haben sie dann aufgegeben. Um den “Grünen Blitz” beneide ich Dich.
Seit Jahren hatte ich noch keine Gelegenheit einen zu beobachten.
Viele Grüße
Lutz
Green Flash
Hallo Lutz,
das Problem ist eben der Bewegungsmangel, da wird irgendwann jedem kalt. Dank Daunenklamotten habe ich eigendlich nur manchmal mit den Fuessen Probleme. Ich mache dann schon mal gerne eine Kurzwanderung, oder wenn noetig einen kurzen Lauf durch die verschneiten Felder…
Den Green Flash hatte ich vorher nur ein einziges Mal gesehen, das war aber in einer Wueste fernab von jeder Luftverschmutzung. Ich haette nie gedacht, mal einen in Deutschland zu sehen (in den Alpen vielleicht). Es tut aber gut zu wissen, dass solche Dinge selten (sehr selten) auch noch bei uns moeglich sind.
CS, Jan