Das neue Bild der Erde – bei Nacht
BLOG: Himmelslichter
Wirklich beeindruckende Bilder sind das – auch wenn mir einige naturgemäß nicht einfach nur gefallen, sondern gemische Gefühle auslösen. Zeigen sie doch die Lichter der Erde bei Nacht, und die sind hauptsächlich vom Menschen gemacht. Aber um das leidige Thema Lichtverschmutzung soll es hier nicht gehen – die neuen Satellitenbilder der Nachthälfte unseres Planeten sind einfach nur schön anzusehen. Und zeigen einige sehr bemerkenswerte Phänomene.
Vorgestellt wurden sie gestern Abend deutscher Zeit auf der Herbsttagung der American Geophysical Union in San Francisco, gemacht hat sie das Visible-Infrared-Imaging-Radiometer-Suite-Instrument (VIIRS) auf dem Suomi-NPP-Satelliten, der am 28. Oktober 2011 von NASA und NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) gestartet worden war. Das VIIRS-Instrument ist speziell dafür ausgelegt, die Erde nicht bei Tage, sondern bei Nacht zu beobachten, und seine Empfindlichkeit reicht aus, die Lichter eines einzelnen Schiffs auf der Erdoberfläche zu erkennen. Etwas konkreter: das räumliche Auflösungsvermögen soll sechsmal besser sein als das der militärischen DMSP-Satelliten, auf denen z.B. diese Lichtverschmutzungskarten Mitteleuropas beruhen.
Auch der Dynamikumfang des Instruments ist deutlich gesteigert worden, damit sollen zukünftig auch quantitative Aussagen über die besonders hellen Gebiete auf der erde gemacht werden können, die auf den alten Aufnahmen einfach “ausgebrannt” waren (ja, so hell ist es in manchen Großstädten bereits). Die Überwachung der Lichtverschmutzung ist aber nur eine von vielen Anwendungsmöglichkeiten, und vor allem für Astronomen interessant. Ebenfalls spannend sind die Fragestellungen zur Umwelt- und Atmosphärenforschung, die man sich auf einigen der Bilder schon ausmalen kann.
Aber allzuviele Worte will ich zu später Stunde auch nicht mehr machen – lassen wir die Bilder (und Filmchen) sprechen!
Das ist nur ein verkleinerter Ausschnitt, zum Original geht es hier (NASA, NOAA)
Benelux und Westdeutschland. Die relativ dunkle Ecke (Pfeil) ist die Eifel, Rückzugsgebiet gewisser mir bekannter leichtscheuer Gestalten (Amateurastronomen) Anklicken zum Vergrößern. (NASA, NOAA).
Vom Mondlicht(!) beleuchtete Wolken vor der Küste Kaliforniens. (NASA, NOAA)
Die Region um Delhi (Indien) mit dem VIIRS, und…
einem DMSP-Satelliten. Die Verbesserung der Auflösung ist offensichtlich. Beide Aufnahmen entstanden 2012 in aufeinanderfolgenden Nächten, zeigen also die gleiche Beleuchtungssituation (NASA, NOAA). Die zeitliche Entwicklung der Lichtverschmutzung über mehrere Jahre in Mitteleuropa ist übrigens hier (mit DMSP-Daten) gut dokumentiert.
Mal natürliches Nachtlicht: Aurora australis über der Antarktis (NASA, NOAA).
Die amerikanische Ostküste während des Stromausfalls vom 1. November 2012. Klick aufs Bild führt zum Vergleich mit einer “normalen” Nacht (NASA, NOAA)
Und schließlich: Airglow über den USA. Das “neblige” links neben der Stadt Dallas sind keine Wolken, sondern Nachthimmelsleuchten in der oberen Mesosphäre. Deutlich zu erkennen sind Schwerewellen, die sich duch die leuchtende Atmosphärenschicht ausbreiten. Bei der Pressekonferenz gab es ein Video dazu, den Link habe ich aber nicht gefunden. Dass das sehr schwache Airglow-Leuchten so gut zu sehen ist, was offenbar auch für die beteiligten Forscher eine kleine Überraschung! Siehe dazu auch den letzten Blogbeitrag! (NASA, NOAA)
Schwerewellen im Airglow über Texas
Das in der Pressekonferenz gezeigte Zeitraffer-Video der Airglow-Wellen vom Erdboden aus gibt’s zusammen mit mehreren weiteren dieser Art auf dieser Webseite zu sehen: Es ist der Clip vom 15. April 2012. Hatte zum Glück während der PK – die nicht aufgezeichnet worden zu sein scheint – die im Video eingeblendete Webadresse als die des v.a. in der Meteor-Szene bekannten amerikanischen All-Sky-Filmers wieder erkannt.
Die Zivilisation
… oder Bürgerwerdung generiert ein Output, wie ‘gemischt’ die individuellen Gefühle auch sein mögen und das damit einhergehende “Verschmutzungsdenken”, ‘Lichtverschmutzung’ persistiert immerhin nicht, bleibt doch der Eindruck, dass man sich bemüht und das man weiterkommt.
Geht natürlich auch aus dem Flieger, aber die hier vorgeführten Aufnahmen sind schon “ein wenig” beeindruckender.
MFG + weiterhin viel Erfolg!
Dr. Webbaer
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