Das 220. AAS-Meeting in Anchorage, Alaska

BLOG: Himmelslichter

ein Blog über alles, was am Himmel passiert
Himmelslichter

Auf dem Rückweg von der Beobachtung des Venustransits bot sich mir ein Besuch der AAS-Tagung an, die zur Zeit in Anchorage in Alaska stattfindet. Zwei Mal im Jahr versammeln sich die Mitglieder der American Astronomical Society (AAS), dabei werden häufig interessante neue Eergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt.

Allerdings sind es vor allem die Winterkonferenzen, die mit brandheißen Neuigkeiten aufwarten. Die Winterkonferenzen (die letzte fand im Januar in Austin, Texas statt) sind zudem größer, die Pressekonferenzen geradezu eine Pflicht. In Anchorage dagegen war bislang nicht wirklich bahnbrechendes zu erfahren.

Zu den interessantesten Themen, die am Montag und Dienstag vorgestellt wurden, gehörte die Beobachtung von Gammastrahlung über 100 MeV in Sonnenflares, eine mögliche (Teil-)lösung des Korona-Heizungsproblems, die Beobachtung sehr schwacher Gaswolken zwischen den Galaxien M31 und M33, die eine Brücke zwischen diesen Systemen darstellen könnten, oder auch die erfolgreiche Altersbestimmung roter Zwergsterne.

Die Dienstagmorgen-Session fiel etwas aus dem Rahmen: Offenbar hatte man sich entschlossen, eine ganze Reihe von Außenseiterpositionen in eine Pressekonferenz zu stopfen. Neues gab es dabei aber nicht zu hören, die Meinungen etwa hinsichtlich alternativer Gravitationstheorien zur Dunklen Materie sind seit Jahren bekannt, ebenso wie die Ablehnung der Forschermehrheit diesen gegenüber. Gerrit Verschuur von der Universität Memphis präsentierte seine Untersuchungen, denen zufolge die von WMAP gemessenen Temperaturfluktuationender kosmischen Hintergrundstrahlung in Wahrheit (teilweise? alle?) auf Wasserstoffwolken in der Nähe der Milchstraße zurückzuführen seien. Das wäre ein echter Nackenschlag für die Standardkosmologie – wenn es denn zutrifft. Statistisch profunde Analyse, wie sie seit Jahren gefordert, lieferte Verschuur auch in Anchorage nicht.

Highlights der Tagung waren das Kepler Meeting-in-a-Meeting oder auch der Vortrag über den Venustransit (der auf den Gängen immer wieder ein Thema ist), und sicher auch gleich die Präsentation von Brian Schmidt, Nobelpreisträger 2011.

Was bleibt ist der Eindruck einer netten Astronomenkonferenz in beeindruckendem Ambiente (Anchorage muss man nicht gesehen haben, die Umgebung ist umwerfend) mit netten Vorträgen aber ohne große Neuigkeiten. Aber es folgen ja noch zwei Tage.

Videos aller Pressekonferenzen werden wie üblich nach und nach online gestellt.

Daniel Fischer ist wie immer sehr fleißig und bloggt live (nicht von, aber über die Tagung)!

Nachtrag: Ein paar Bilder aus dem Ausstellungssaal.

Nachtrag: Besonderer Andrang am Stand von Kepler am Mittwochmorgen:

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Mit dem Astronomievirus infiziert wurde ich Mitte der achtziger Jahre, als ich als 8-Jähriger die Illustrationen der Planeten auf den ersten Seiten eines Weltatlas stundenlang betrachtete. Spätestens 1986, als ich den Kometen Halley im Teleskop der Sternwarte Aachen sah (nicht mehr als ein diffuses Fleckchen, aber immerhin) war es um mich geschehen. Es folgte der klassische Weg eines Amateurastronomen: immer größere Teleskope, Experimente in der Astrofotografie (zuerst analog, dann digital) und später Reisen in alle Welt zu Sonnenfinsternissen, Meteorschauern oder Kometen. Visuelle Beobachtung, Fotografie, Videoastronomie oder Teleskopselbstbau – das sind Themen die mich beschäftigten und weiter beschäftigen. Aber auch die Vermittlung von astronomischen Inhalten macht mir großen Spaß. Nach meinem Abitur nahm ich ein Physikstudium auf, das ich mit einer Diplomarbeit über ein Weltraumexperiment zur Messung der kosmischen Strahlung abschloss. Trotz aller Theorie und Technik ist es nach wie vor das Erlebnis einer perfekten Nacht unter dem Sternenhimmel, das für mich die Faszination an der Astronomie ausmacht. Die Abgeschiedenheit in der Natur, die Geräusche und Gerüche, die Kälte, die durch Nichts vergleichbare Schönheit des Kosmos, dessen Teil wir sind – eigentlich braucht man für das alles kein Teleskop und keine Kamera. Eines meiner ersten Bücher war „Die Sterne“ von Heinz Haber. Das erste Kapitel hieß „Lichter am Himmel“ – daher angelehnt ist der Name meines Blogs. Hier möchte ich erzählen, was mich astronomisch umtreibt, eigene Projekte und Reisen vorstellen, über Themen schreiben, die ich wichtig finde. Die „Himmelslichter“ sind aber nicht immer extraterrestrischen Ursprungs, auch in unserer Erdatmosphäre entstehen interessante Phänomene. Mein Blog beschäftigt sich auch mit ihnen – eben mit „allem, was am Himmel passiert“. jan [punkt] hattenbach [ät] gmx [Punkt] de Alle eigenen Texte und Bilder, die in diesem Blog veröffentlicht werden, unterliegen der CreativeCommons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0.

2 Kommentare

  1. Das handgemalte Poster …

    Könntest Du bitte eine hochaufgelöste Aufnahme des Posters 328.11 mitbringen – das offensichtlich in Gestalt eines mit der Hand gemalten Comics von L-Zwergen handelt? Seit ein unscharfes Foto davon im Web kursiert, lechzt die Community nach einem genaueren Blick darauf …

  2. Poster

    Die Poster werden leider täglich gewechselt, ich habe gerade nachgesehen: es hängt nicht mehr aus. Vielleicht läuft mir einer der Autoren über den Weg, dann frag ich mal. Ansonsten: email?

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