Curiosity’s historische Entdeckung – ein Missverständnis

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Also doch nicht? Am 20. November löste ein Artikel von Joe Palca einen Sturm der Spekulationen aus: Dort sprach John Grotzinger, Principal Investigator der Curiosity-Mission auf dem Mars, von einer bemerkenswerten Entdeckung, die jüngst das Analysewerkzeug SAM in einer Bodenprobe auf dem roten Planeten gemacht habe. Die Daten seien für die Geschichtsbücher: “Es sieht richtig gut aus.”

Wow! Noch keine drei Monate auf dem Mars, und schon hat Curiosity – ja, was entdeckt? Leben? Spuren von einstigem Leben? Was sonst sollte so bedeutend sein, dass Grotzinger eine solche Ankündigung macht, und dann schweigt. Weil man sich erst ganz, ganz, sicher sein müsse, bevor die Entdeckung publik gemacht wird. Kein Wunder, dass “das Netz” seitdem voll ist von Spekulationen über die vermeintlich historische Entdeckung und die Geheimhaltung “der NASA”. 

“Grotzinger says they recently put a soil sample in SAM, and the analysis shows something remarkable. “This data is gonna be one for the history books. It’s looking really good,” he says.

Grotzinger can see the pained look on my face as I wait, hoping he’ll tell me what the heck he’s found, but he’s not providing any more information.”

Nochmal: Wow! So macht man hollywoodmäßige Spannung. Nur: Alles wohl ein Missverständnis, heißt es jetzt.

Grotzinger habe von der Gesamtheit der Daten gesprochen, die Curiosity sammeln werde – über seine gesamte Lebensdauer. Also auch über Daten, die man noch gar nicht kennt, aber die, ganz sicher, historisch sein werden. Und nicht über eine spezielle, bereits gemachte Entdeckung.

Hier noch mal das Zitat dazu, man muss ja vorsichtig sein. Allzu leicht kann man das alles ja falsch verstehen:

“And there’s the rub. NASA is trying to explain that Grotzinger was referring to the totality of data that will come from Curiosity over its mission lifetime, not a specific discovery from the few samples SAM has analyzed so far.”

Na dann. Aber vielleicht ist das ja alles ein gigantisches Täuschungsmanöver, und die NASA will nur verhindern, dass sich am Montag zu viele Neugierige die live ins Internet gestreamte Pressekonferenz auf der Jahrestagung der American Geophysical Union anschauen, auf der die neuesten Resultate von Curiosity präsentiert werden. Historisch oder nicht, ich erwarte ziemlich ausgelastete Server und ein paar fiese Fragen an Herrn Grotzinger.

Aber eigentlich ist ja sowieso nichts los da oben:


 

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Mit dem Astronomievirus infiziert wurde ich Mitte der achtziger Jahre, als ich als 8-Jähriger die Illustrationen der Planeten auf den ersten Seiten eines Weltatlas stundenlang betrachtete. Spätestens 1986, als ich den Kometen Halley im Teleskop der Sternwarte Aachen sah (nicht mehr als ein diffuses Fleckchen, aber immerhin) war es um mich geschehen. Es folgte der klassische Weg eines Amateurastronomen: immer größere Teleskope, Experimente in der Astrofotografie (zuerst analog, dann digital) und später Reisen in alle Welt zu Sonnenfinsternissen, Meteorschauern oder Kometen. Visuelle Beobachtung, Fotografie, Videoastronomie oder Teleskopselbstbau – das sind Themen die mich beschäftigten und weiter beschäftigen. Aber auch die Vermittlung von astronomischen Inhalten macht mir großen Spaß. Nach meinem Abitur nahm ich ein Physikstudium auf, das ich mit einer Diplomarbeit über ein Weltraumexperiment zur Messung der kosmischen Strahlung abschloss. Trotz aller Theorie und Technik ist es nach wie vor das Erlebnis einer perfekten Nacht unter dem Sternenhimmel, das für mich die Faszination an der Astronomie ausmacht. Die Abgeschiedenheit in der Natur, die Geräusche und Gerüche, die Kälte, die durch Nichts vergleichbare Schönheit des Kosmos, dessen Teil wir sind – eigentlich braucht man für das alles kein Teleskop und keine Kamera. Eines meiner ersten Bücher war „Die Sterne“ von Heinz Haber. Das erste Kapitel hieß „Lichter am Himmel“ – daher angelehnt ist der Name meines Blogs. Hier möchte ich erzählen, was mich astronomisch umtreibt, eigene Projekte und Reisen vorstellen, über Themen schreiben, die ich wichtig finde. Die „Himmelslichter“ sind aber nicht immer extraterrestrischen Ursprungs, auch in unserer Erdatmosphäre entstehen interessante Phänomene. Mein Blog beschäftigt sich auch mit ihnen – eben mit „allem, was am Himmel passiert“. jan [punkt] hattenbach [ät] gmx [Punkt] de Alle eigenen Texte und Bilder, die in diesem Blog veröffentlicht werden, unterliegen der CreativeCommons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0.

5 Kommentare

  1. Suddenly! … nothing happened.

    Dass die tatsächlich Lebensformen oder auch nur vage Hinweise auf früheres Leben davon gefunden haben, hatte ich nicht erwartet. Aber ich hatte mir gedacht, dass die vielleicht organisches Material gefunden haben könnten. Allein das wäre schon dramatisch genug.

    Naja, war wohl (noch?) nix.

  2. Das JPL teilt gerade mit: “Rumors and speculation that there are major new findings from the mission at this early stage are incorrect. […] At this point in the mission, the instruments on the rover have not detected any definitive evidence of Martian organics.”

    Aber erst einmal die Gerüchte knapp zwei Wochen lang unkommentiert köcheln lassen. Typisch Nasa eben…

  3. “Marsrover findet organische Teilchen”

    Heute sind die Zeitungen voll mit der Meldung, dass der Marsrover “organische Teilchen” gefunden hätte. Vielleicht von einem Außerirdischen oder was? Liest man dann weiter heißt es: “Der Rover “Curiosity” hat organische Moleküle auf dem Mars entdeckt. Es sei allerdings noch völlig unklar, ob diese Moleküle vom Mars selbst stammten, oder ob sie beispielsweise vom Forschungsroboter mit auf den Roten Planeten gebracht worden seien, sagte John Grotzinger, Manager bei der US-Raumfahrtbehörde Nasa, am Montag bei einer Pressekonferenz in San Francisco.” Aha, hier hat also möglicherweise nur die Putzfrau versagt!
    Ich finde es etwas unseriös, dass die sich NASA dazu im Vorfeld nicht genauer äußerte. Anscheinend werden solche Spekulationen auch noch gezielt angeheizt. Muss man wissenschaftliche Erkenntnisse wie einen billigen Hollywoodfilm bewerben?
    http://www.welt.de/…det-organische-Teilchen.html

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