C/2014 Q2 Lovejoy: Ein Komet für’s bloße Auge

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C/2014 Q2 Lovejoy trägt auch den Beinamen “Weihnachtskomet” – sein eigentlicher Auftritt beginnt aber erst im Januar. Die Chancen, ihn dann mit bloßem Auge hoch am dunklen Winterhimmel sehen zu können, stehen gut. Wann, wo und wie man den Kometen am besten beobachten kann, habe ich in einem Artikel für Sterne und Weltraum zusammengefasst. 

Noch ist Lovejoy besser von der Südhalbkugel der Erde zu sehen. Hier passiert der Komet momentan im Laufe der Nacht den Zenit, während er sich Nacht für Nacht Richtung Norden bewegt. Vergangene Nacht (am Morgen des 22. Dezember MEZ) habe ich den Kometen von Südchile aus bereits zum dritten Mal mit bloßem Auge sehen können – er zeigt sich als verwaschener Stern, wenn man denn weiß, wohin man schauen muss.

KOmet C/2014 Q2 Lovejoy am Morgen des 22. Dezember 2014, aufgenommen von Chile mit einer Canon EOS 600D und einem 200mm Teleobjektiv. Aufnahmedaten: 24 x 120s, ISO 3200, f/4,0. Dunkelbildsubtraktion, Kontrasterhöhung und Rauschreduzierung mit Photoshop und Fitswork.
Komet C/2014 Q2 Lovejoy am Morgen des 22. Dezember 2014, aufgenommen von Chile mit einer Canon EOS 600D und einem 200mm Teleobjektiv. Aufnahmedaten: 24 x 120s, ISO 3200, f/4,0. Dunkelbildsubtraktion, Kontrasterhöhung und Rauschreduzierung mit Photoshop und Fitswork.

Im 10×50-Fernglas ist die Koma des Kometen hell und deutlich zu sehen. Ihre Helligkeit lag vergangene Nacht meiner Schätzung nach bei 5,7mag, ihre Größe beträgt knapp 20′. Unter sehr dunklem Himmel (fst >6.0mag) und mit indirektem Sehen konnte ich im 10×50 zum ersten Mal den Schweif erkennen: Er zog sich etwa 3 Grad lang und sah aus wie ein fahler, dünner Strich. Auf lang belichteten Fotos lässt er sich sogar über rund 7,5° verfolgen.

Entwicklung des Kometen Q2 Lovejoy zwischen dem 16. und 22. 12. 2014. Der Schweif war am 22. erstmals mit dem Fernglas erkennbar. Beide Aufnahmen entstanden mit einem 200mm Objektiv und einer Canon EOS 600D. Die Aufnahme vom 16. wurde mit einer Blende weniger aufgenommen, das erschert den Verleich etwas. Ich habe versucht, den Kontrast in beiden Bildern gleich hoch zu setzen.
Entwicklung des Kometen Q2 Lovejoy zwischen dem 16. und 22. 12. 2014. Der Schweif war am 22. erstmals mit dem Fernglas erkennbar. Beide Aufnahmen entstanden mit einem 200mm Objektiv und einer Canon EOS 600D. Die Aufnahme vom 16. wurde mit einer Blende weniger aufgenommen, das erschwert den Vergleich etwas. Ich habe versucht, den Kontrast in beiden Bildern gleich hoch zu setzen.

Damit hat sich Lovejoys Sichtbarkeit im Vergleich zu vergangener Woche (meine letzte Sichtung war am 16./17.12.) abermals deutlich verbessert.

Und in Europa? Nach Sichtungen in Spanien und Griechenland wurde Lovejoy am Wochenende auch in Österreich erhascht:

Noch steht er tief am Horizont, aber das ändert sich. Gute Aufsuchkarten hat (einmal mehr) Andreas Schnabel zusammengestellt (pdf). Übersichtskarten gibt es im oben genannten Spektrum-Artikel und bei Sky&Telescope.

Clear Skies!

 

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Mit dem Astronomievirus infiziert wurde ich Mitte der achtziger Jahre, als ich als 8-Jähriger die Illustrationen der Planeten auf den ersten Seiten eines Weltatlas stundenlang betrachtete. Spätestens 1986, als ich den Kometen Halley im Teleskop der Sternwarte Aachen sah (nicht mehr als ein diffuses Fleckchen, aber immerhin) war es um mich geschehen. Es folgte der klassische Weg eines Amateurastronomen: immer größere Teleskope, Experimente in der Astrofotografie (zuerst analog, dann digital) und später Reisen in alle Welt zu Sonnenfinsternissen, Meteorschauern oder Kometen. Visuelle Beobachtung, Fotografie, Videoastronomie oder Teleskopselbstbau – das sind Themen die mich beschäftigten und weiter beschäftigen. Aber auch die Vermittlung von astronomischen Inhalten macht mir großen Spaß. Nach meinem Abitur nahm ich ein Physikstudium auf, das ich mit einer Diplomarbeit über ein Weltraumexperiment zur Messung der kosmischen Strahlung abschloss. Trotz aller Theorie und Technik ist es nach wie vor das Erlebnis einer perfekten Nacht unter dem Sternenhimmel, das für mich die Faszination an der Astronomie ausmacht. Die Abgeschiedenheit in der Natur, die Geräusche und Gerüche, die Kälte, die durch Nichts vergleichbare Schönheit des Kosmos, dessen Teil wir sind – eigentlich braucht man für das alles kein Teleskop und keine Kamera. Eines meiner ersten Bücher war „Die Sterne“ von Heinz Haber. Das erste Kapitel hieß „Lichter am Himmel“ – daher angelehnt ist der Name meines Blogs. Hier möchte ich erzählen, was mich astronomisch umtreibt, eigene Projekte und Reisen vorstellen, über Themen schreiben, die ich wichtig finde. Die „Himmelslichter“ sind aber nicht immer extraterrestrischen Ursprungs, auch in unserer Erdatmosphäre entstehen interessante Phänomene. Mein Blog beschäftigt sich auch mit ihnen – eben mit „allem, was am Himmel passiert“. jan [punkt] hattenbach [ät] gmx [Punkt] de Alle eigenen Texte und Bilder, die in diesem Blog veröffentlicht werden, unterliegen der CreativeCommons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0.

6 Kommentare

  1. Danke für den Hinweis. Wer statt mit Übersichtskarten lieber mit Stellarium arbeitet, kann die Bahndaten für Lovejoy bequem vom MPC auf seinem Rechner installieren. Hier steht, wie’s geht. Wenn die Helligkeit in der ersten Januarhälfte sich wirklich so entwickelt wie prognostiziert, müsste das ein sehr schönes Beobachtungsobjekt werden. Man kann die Kometenbeobachtung gleich an die Beobachtung der Januarsyzygien dranhängen. Alles in einem Aufwasch, sozusagen.

  2. Pingback:Komet C/2014 Q2 (Lovejoy) im Januar über Deutschland › Go for Launch › SciLogs - Wissenschaftsblogs

  3. Hallo Jan,
    Du hast es einfach besser da unten! Selbst wenn der Komet hier oben irgendwann auftaucht – da ist immer noch unser herrliches Klima: derzeit Wolken, Sprühregen, Wolken…
    Saludos und schöne Weihnachtstage,
    Kurt

  4. Pingback:Komet C/2014 Q2 (Lovejoy) – Ein heller Komet an unserem Himmel | Astrofan80s Blog

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