Aussichten für Komet Siding Springs Marspassage am 19. Oktober
BLOG: Himmelslichter

An und für sich ist der Komet C/2013 A1, genannt Siding Spring, nur ein gewöhnlicher Schweifstern: er ist weder besonders groß, noch besonders hell, noch wird er der Erde besonders nahe kommen. Außergewöhnlich aber ist seine Bahn: Sie wird den Kometen am 19. Oktober um 20:28 MESZ 138000 Kilometer an den Mars heranführen. Das ist die engste Kometenpassage, die je beobachtet wurde: der Minimalabstand entspricht etwa einem Drittel der Entfernung Erde-Mond und ein Zehntel der engsten je beobachteten Passage eines Kometen an der Erde.

Der Komet wird den Mars damit zwar immer noch deutlich verfehlen (erste Berechnungen hatten sogar eine Kollision nicht ausgeschlossen), die viele zehntausend Kilometer große Koma des Kometen dürfte den Mars aber zumindest teilweise einhüllen, mikroskopisch kleine Staubpartikel könnten auf den Roten Planeten regnen. Die auf und um den Mars stationierten Rover und Raumsonden werden diese einmalige Gelegenheit für ausgedehnte Beobachtungen nutzen, so wie Observatorien auf der Erde und im All.
Auf der CIOC-Webseite (Coordinated Investigations Of Comets) ist C/2013 A1 schon langem Topthema, auf zwei Workshops (hier und hier nachvollziehbar) wurde viel über die anstehenden Beobachtungen diskutiert.
Schlechte Aussichten für Hobbyastronomen
An dieser Stelle soll es aber um die Aussichten für Hobbysterngucker gehen. Leider sind die nicht allzu gut: Seine größte Erdnähe und damit seine größte Helligkeit hat der Komet bereits hinter sich. Zu keinem Zeitpunkt war (oder ist) der Komet mit bloßem Auge zu sehen, immer ist ein gutes Fernrohr für eine Sichtung notwendig. Das gilt auch für den Tag der Marspassage. Weil Komet und Planet dann nur wenige Bogenminuten voneinander entfernt am Himmel stehen, dürfte die Helligkeit des Mars den schwachen Kometen zusätzlich überstrahlen.

Vor ein paar Tagen (am 28.9.) habe ich den Kometen selbst aufgesucht – mit dem 10×50-Fernglas war nichts zu sehen, und auch im 70/420mm Refraktor konnte ich kaum etwas erkennen. Sichtbar ist der Komet dagegen auf Fotos. Man kann sich selbst vom geringen Wow-Faktor des Kometen überzeugen.

Außerdem scheint es, als machte Siding Spring seit einigen Tagen “den ISON” – er bleibt nämlich helligkeitsmäßig fast zwei Größenordnungen hinter den Erwartungen zurück, ganz ähnlich wie der Jahrhundertkracher im November 2013. Matthew Knight spekuliert im CIOC-Blog über mögliche Ursachen, und das alles erinnert sehr an die Spekulationen um ISON aus dem vergangenen Jahr. Kein Wunder: Beide Schweifsterne waren bzw. sind “neue” Kometen, die zum ersten Mal aus der Oortschen Wolke ins innere Sonnensystem vordringen, ihre Helligkeitsentwicklung ist daher notorisch unvorhersagbar. Immerhin dürfte Siding Spring seine Sonnenpassage am 25. 10. eher überstehen als der “Sonnenkratzer” ISON, dem es bekanntlich zu heiß wurde.

Dazu kommt zumindest für Nordhalbkugelbewohner eine ziemlich ungünstige Himmelsposition des Paars. Mars (und damit am 19. 10. auch Siding Spring) steht zwischen den Sternbildern Skorpion und Schütze und damit weit im Süden. Er ist nach Sonnenuntergang kurz am Abendhimmel zu sehen (Stellarium-Simulation für den 14.10.2014 gegen 19:00 MEZ). Für die Südhalbkugel sieht die Sache besser aus: hier stehen Mars und Komet nach Ende der astronomischen Dämmerung noch gute 30° hoch am Westhimmel.
Geringe Helligkeit, schlechte Himmelsposition, Underperformer: Komet C/2013 A1 Siding Spring und seine Marspassage bleiben etwas für die Profis und Profamateure, der gemeine Sterngucker bekommt kaum etwas zu sehen. Aber der nächste helle Komet kommt bestimmt – als Entschädigung für die Wartezeit hier ein Bild von C/2013 V5 (Oukaimeden), ebenfalls aufgenommen am 28.9., mit dem gleichen Equipment wie Siding Spring oben. So muss ein Komet aussehen!

Wie praktisch: Jan Hattenbach ist “unser Mann auf der Südhalbkugel”! 🙂 Vielen Dank für den Versuch, CSS zu beobachten. Da werden wir hier am 19.10. wohl auf verlorenem Posten stehen, wenn wir versuchen, den Kometen horizontnah und gegen die Abendröte zu sehen.
Die Koma soll nach den letzten Vorhersagen so um die 19,000 km Durchmesser haben, sodass die Raumsonden im Orbit um Mars relativ sicher sein dürften. Das heißt dann “Full Science” für alle.
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