Überschriften im Internet / Die Blogpost-Überschrift

BLOG: GUTE STUBE

Salon der zwei Kulturen
GUTE STUBE

Serie Wissenschaftskommunikation – Schreibtipps vom Chefredakteur, Teil 10

Artikel im Internet sind wie Profi-Fußballer. Permanent buhlen sie in Konkurrenz mit ihren Clubkameraden um die Aufmerksamkeit des Trainers. Nur wer dessen Gunst findet läuft in der Startelf auf.Für alle anderen heißt es: Ab auf die Ersatzbank! BeiBedarf sichtet der Coach aber nicht nur die Spieler seines festenKaders, sondern beauftragt einen Scout, ihm eine Auswahl weitererKicker zur Begutachtung vorzustellen, die dieser zuvor – weltweit – gesichtet hat.

In diesem Bild sind Sie der Trainer. Ihr Verein heißt nicht Schalke 04 oder Bayern München, sondern zeit.de, spektrum.de oder scilogs.de. In Ihrem Kader gibt es viele Spieler – keine Stürmer, Mittelfeldregisseure oder Torwarte, sondern Meldungen, Interviews, Kommentare. Sie alle rangeln um Ihre Aufmerksamkeit, vor allem mit Hilfe ihrer Überschriften. Manche, die es geschickt anstellen, finden Ihre Gunst, andere nicht. Und brauchen Sie einmal einen Abwehrrecken mit ganz besonderen Qualitäten, so fordern Sie einen Scout Ihres Vertrauens an und schildern ihm Ihre Anforderungen. Ein besonders gewiefter Spielervermittler trägt den Namen Google.

Für den Sex-Appeal einer Überschrift ist zunächst einmal egal, ob diese auf einem Monitor flimmert oder auf Papier gebannt wurde. Deshalb gelten auch im Internet die zuletzt vorgestellten Regeln für gute nachrichtliche oderkreative Überschriften. Doch eine wirklich gute Überschrift im Internet muss noch in einer weiteren Anforderung genügen: gehaltvolle Nahrung für hungrige Suchmaschinen enthalten.

Doch von vorn. Schauen wir uns zunächst einige Überschriften aus dem Netz an, etwa aus Blogs. Schnell wird klar: Auch eine Blogpost-Überschrift kann nachrichtlich sein oder kreativ. Zudem eignen sich Thesen oder Fragen bestens für Blog-Überschriften, denn sie fordern direkt zum Diskutieren heraus.

Beispiele für nachrichtliche Blogpost-Überschriften:

 

 

Juristen stimmen über Null ab
(Mathlog, 2.10.2009)

Neurotheologie – Hirnforscher erkunden den Glauben
(Natur des Glaubens, 20.07.2009)

Gamma-Oszillationen – Interneurone geben den Takt an
(Under Construction, 23.06.2009)

Kreationismus-Kampagne: 95 Thesen gegen Evolution und Wissenschaft
(Astrodicticum Simplex, 15.10.2009)

Impfempfehlung gegen Schweinegrippe von STIKO ausgesprochen
(Weiter-Gen, 10.10.2009)

Die beiden folgenden Beispiele schrammen bereits die Grenze zur kreativen Überschrift. Dafür sorgen im ersten Fall der bildhafte, mit reichlich Assoziationen konnotierte Begriff "Invasion"; im zweiten Fall ist es das "Showgirl":

Invasion der Meningokokken
(Amuse-Gueule, 15.07.2009)

Fossil "Ida", das Showgirl ist in Deutschland
(Planckton, 8.10.2009)

In Reinform kreativ sind diese Blogpost-Überschriften:

Göttliche Geburtswehen 
(un/zugehörig, 19.07.2009)

Der einsamste Mensch im Sonnensystem 
(Go for Launch, 26.07.2009)

Schwarze Sonne, rotes Land
(Astronomers do it at Night, 28.07.2009)

Kanadas Riesensternschnuppe
(Einsteins Kosmos, 11.10.2009

Tanz der Jupitermonde
(Himmelslichter, 15.09.2009)

Gerade in Blogs animieren auch Thesen und Fragen zum Weiterlesen. Beispiele:

Verbietet Kirchtürme!
(Zoon politikon, 14.10.2009)

Humor im Islam, geht das?
(Der Islam, 10.07.2009)

Macht die Erderwärmung Pause?
(KlimaLounge, 8.10.2009) 

Neuro-Enhancement: Im Zweifel für die Freiheit!
(Libertarian, 9.10.2009)

Natürlich lädt nicht jede Frage zum Diskutieren ein. Hinter manchen Fragen verbergen sich Erklärungen. Beispiel:

Schätzings Schatz: Was ist Helium-3 ?
(Planckton, 15.10.2009)

Sämtliche oben angeführten Überschriften sind auf ihre Art gelungen. Wenn ich mich auf den Übersichtsseiten der einzelnen Blogs oderBlogportale bewege, springen sie mir ins Auge, wecken meine Neugierde. Entweder über ihr Versprechen, wichtige aktuelle Information im Gepäckzu führen. Oder aufgrund ihrer Einladung zu einer spannenden Debatte. Oder sie sind auf andere – ästhetische, stilistische – Weise reizvoll, undich brenne darauf nachzulesen, worum es genau geht.

Die Übersichtsseite eines Blogs oder eines Blogportals funktioniert dabei ähnlich wie die Übersichtsseite einer herkömmlichen redaktionellen Publikation: Wenn ich die FAZ zur Hand nehme oder das Informationsangebot bei sciencegarden.de begutachte, dann konkurrieren ebenfalls relativ wenige Texte mit ihren Überschriften um meine Aufmerksamkeit. Vielleicht habe ich gerade eine Viertelstunde Zeit und die FAZ zur Hand. Zwei, drei Minuten blättere ich und halte nach Interessantem Ausschau. Die restliche Zeit investiere ich dann in die Lektüre einzelner Artikel; am Ende lege ich das Papier aus der Hand und mache etwas anderes. Bin ich im Netz auf den Seiten von sciencegarden unterwegs, läuft es ähnlich ab. Am Ende verlasse ich das Portal per Mausklick.

Ganz anders verhält sich die Situation, wenn ich mich nicht auf einer gezielt aufgerufenen Website befinde, sondern per Suchmaschine surfe. Denn dann konkurrieren sehr viel mehr – zunächst allesamt für mich unsichtbare – Inhalte um meine Gunst. Ich google eine Phrase, und ein verborgener Dämon schustert mir zu, was er für relevanthält. Erst die von ihm präsentierten Ergebnisseiten behandle ich ähnlich wie eine redaktionelle Übersichtsseite: lasse mich von Überschriften, angerissenen Kleintexten sowie den angezeigten Quellenangaben leiten – in der Hoffnung, genau diejenige Information zu finden, die ich suche. Oder vielleicht noch eine bessere!

Um eine gute Überschrift für einen Internettext, etwa einen Blogpost zu entwerfen, muss man nicht nur per se eine attraktive Headline basteln, sondern obendrein noch die Dimension der Suchmaschinen beachten. Letztere füttert man mit relevanten Such-Begriffen, die man in die Überschrift integriert.

Preisfrage: Sind nachrichtliche oder kreative Überschriften "suchmaschinentauglicher"? Sie ahnen es: Es sind die nachrichtlichen. Denn sie enthalten den Küchenzuruf des zugehörigen Artikels – und in diesem sind die wesentlichen Stichworte enthalten.

Sokündigt die nachrichtliche Überschrift "Neurotheologie – Hirnforscher erkunden den Glauben" von Michael Blume nicht nur an, dass man im eigentlichen Post etwas über Neurotheologie erfährt, sondern auch, dasses dabei um die Erkundung des Glaubens durch Hirnforscher geht. Gleich drei relevante Such-Begriffe – "Neurotheologie", "Hirnforscher" und"Glaube(n)" – werden so den im Verborgenen wirkenden Suchmaschinen zugespielt. Wer diese drei Begriffe googlet, stößt auf Ergebnisseite Nr. 1 auf Michaels Beitrag.

Der Post "Pinkeln in der Dusche" von Björn Lohmann hingegen enthält zwei nicht-relevante Such-Begriffe. Ihn findet bei Google vielleicht, wer beim Kölner Rosenmontagszug Harndrang verspürt und ein UMTS-Handy zur Verfügung hat – oder wer sein heimisches Badezimmer umrüsten möchte. Die Überschrift "Wasser sparen: Pinkeln in der Dusche?" wäre Google-technisch besser gewesen, denn sie hätte zusätzlich die relevante Such-Phrase "Wasser sparen – Dusche" enthalten.

An Jan Hattenbachs Blogpost-Überschrift "Tanz der Jupitermonde" lassen sich die beiden Typen von Such-Begriffen – der relevante und der nicht-relevante – gut verdeutlichen: Diese Überschrift enthält sowohl einen nicht-relevanten ("Tanz") als auch einen relevanten Such-Begriff ("Jupitermonde").

Keinen relevanten Such-Begriff wiederum enthält die rein kreative Blogpost-Überschrift "Göttliche Geburtswehen" (un/zugehörig, 19.07.2009). Denn wer nach dem "Buch Jesaja" sucht (um dieses geht es), dürfte nach "Jesaja" und "Prophet" googlen, aber nicht nach "Geburtswehen". Wer letzteres in die Maske eintippt, hat vermutlich ganz andere Sorgen, als mehr über das Alte Testament zu erfahren.

Ohne allzu schmerzhafte Kompromisse hätte Yoav seinen Post auch "Göttliche Geburtswehen im Buch Jesaja" überschreiben können. Oder noch besser: "Das Buch Jesaja: Göttliche Geburtswehen". Entsprechend hätte Michael Khan aus "Der einsamste Mensch im Sonnensystem" "MichaelCollins: Der einsamste Mensch im Sonnensystem" machen können; und Carolin Liefke aus "Schwarzer Himmel, rotes Land" "Sonnenfinsternis 2009 in China: Schwarzer Himmel, rotes Land". Ich gebe aber zu: Die Originale haben allesamt mehr Charme. Man muss eben abwägen – Stilistik gegen Suchmaschinenoptimierung …

Sie merken: Das einfachste Rezept für eine rundum gute Internet-Überschrift ist es, DAS Schlagwort (und damit DEN relevanten Such-Begriff) für einen neuen Beitrag ähnlich einer "Spitzmarke" (mehr dazu an anderer Stelle) der eigentlichen Überschrift voranzustellen. Dann liefern Sie an entscheidender Stelle gehaltvolles Futter für die ewig hungrigen Suchmaschinen. Denn Überschriften wiegen sehr schwer bei Google& Co. – und vor allem die ersten Worte innerhalb des Titels schlagen zu Buche.

Diese Machart wählten z.B. Björn Lohmann mit "Plastik: Sinn des Lebens?" (Öko-logisch?, 2.09.2009), Lars Fischer mit "Evolution: Mehr Komplexität, weniger Tyrosin" (Fischblog, 11.10.2009) und Emanuel Heitlinger mit "Die Translation: ein molekulares Happening" (Alles was lebt, 8.10.2009). Auch die Posts zum Bloggewitter "Neuro-Enhancement" hatten durchweg die Überschriftenstruktur "Neuro-Enhancement: XYZ ABC 123".

Stefan Oldenburgs Post "Die Kinderstuben von M 31" zeigt mustergültig die besondere Rolle von Überschriften im Internet. Über den relevanten Such-Begriff "M 31" wurde er am 24.09.2009 mit Ergebnisrang 8 von 712.000 bei Google gefunden; aber auch mit Rang 3 (von 17.000) über den nicht-relevanten Such-Begriff "Kinderstuben".

Als Faustregel für Überschriften im Netz gilt: Je kleiner meine feste Leserschaft, desto wichtiger, dass Nutzer meine Inhalte über relevante Such-Begriffe finden. Sonst bleiben meine Ergüsse weitgehend unbemerkt. Blogger mit großer Stammleserschaft mögen sich wenig um Suchmaschinenoptimierung scheren. Bei ihnen erfolgt SEO durch Verlinkungen oder per Trackback von externen Seiten. Und für diese sorgt die treue Fangemeinde schon automatisch.

Noch ein abschließendes Beispiel: Nehmen wir einmal an, ich schriebe einen bombastisch guten Blogpost über einen von mir sehr geschätzten Autor, Hermann Broch. Das war ein bedeutender Schriftsteller und Intellektueller in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der sich u.a. mit dem Problem der "Zwei Kulturen" auseinandersetzte – auch wenn es diesen Begriff damals noch gar nicht gab. (C.P. Snow prägte ihn erst 1959.) Broch war eine hoch spannende, auch tragische Persönlichkeit – hervorragender Stoff für einen guten Post also.

Ich könnte meinen Broch-Post zum Beispiel mit der kreativen Überschrift "Wanderer zwischen den Welten" versehen, schließlich war Broch Mathematiker, Philosoph, Romancier, politischer Denker. Was als Überschrift in einer Magazingeschichte durchaus denkbar erschiene (zugegeben, es gäbe noch pfiffigere kreative Überschriften), wäre als Überschrift eines Internet-Beitrags verschenkt. (Vorausgesetzt, man möchte von Suchmaschinen gefunden werden, was ja nicht sein muss.) Denn mit welchen Suchbegriffen würden Nutzer den Post finden? Zu allererst mit "Wanderer" und "Welten". Beide Begriffe, für sich genommen, haben aber mit dem Thema "Broch" erst einmal gar nichts zu tun. Wer diese Begriffe googlet, sucht sicher etwas anderes und wäre kein potenzieller Interessent für meine Ergüsse.

Um eine in jeder Hinsicht gute Überschrift für meinen Broch-Post zu formulieren, muss ich also antizipieren, welche Suchbegriffe Menschen wohl eingeben würden, die meinen Beitrag spannend finden könnten – so sie denn auf ihn stoßen. Als erstes wäre da natürlich "Hermann Broch", denn um den geht es ja. Die Variante: "Hermann Broch: Wanderer zwischen den Welten" wäre also schon einmal bedeutend besser. Runder noch wäre freilich "Hermann Broch: Wanderer zwischen den zwei Kulturen", denn die "zwei Kulturen" stellen einen weiteren relevanten Such-Begriff dar.

Ganz allgemeine Suchbegriffe wie "Leben", "Kosmos", "Wissenschaft", "Chemie", "Mensch" usw. eigenen sich übrigens kaum als nachhaltiger Köder für Suchmaschinen. Das liegt daran, dass derlei Begriffe bereits viel zu weit gestreut sind.

Für Blogger sollte die Forderung, suchmaschinenoptimierte Überschriften zu dichten, kein bedeutendes Problem darstellen. Ganz anders für die Redakteure etwa einer Zeitung. Da heute fast jeder gedruckte Beitrag auch im Netz verfügbar ist und optimal findbar gemacht werden soll, pflanzt sich die Google-Logik des Überschriftenzimmerns in manchen Redaktionen bis in die Printausgabe fort. Davor graut es mir: Die Überschriften in Gehirn&Geist suchmaschinenoptimiert zu gestalten. Zum Glück gibt es da andere Lösungen, um sie findbar zu machen. Nicht wahr, Herr Huhn!?

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Veröffentlicht von

Carsten Könneker Zu meiner Person: Ich habe Physik (Diplom 1998) sowie parallel Literaturwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte (Master of Arts 1997) studiert – und erinnere mich noch lebhaft, wie sich Übungen in Elektrodynamik oder Hauptseminare über Literaturtheorie anfühlen. Das spannendste interdisziplinäre Projekt, das ich initiiert und mit meinen Kollegen von Spektrum der Wissenschaft aus der Taufe gehoben habe, sind die SciLogs, auf deren Seiten Sie gerade unterwegs sind.

13 Kommentare

  1. Ooops, I did it again

    Keine Minute nachdem ich heute morgen meinen neuesten Blogbeitrag abgeschickt hatte, ging bei mir die Trackback-Benachrichtigung für “Rote Sonne, Schwarzes Land” ein. Nach dem Lesen dieses Beitrages stelle ich also fest: Der neue Beitrag “Neulich in Rundfunk und Fernsehen” hat auch keine suchmaschinentaugliche Überschrift. Nur, wie verpacke ich einen Text in einen aussagekräftige Einzeiler, in dem es sowohl um die helle Feuerkugel von vor drei Tagen geht als auch darum, welches Medienecho das Ereignis hinterlassen hat und wie meine Person dabei ins Spiel kommt (und das in dem Falle ohne dabei überheblich zu wirken) …

    Wie stark es auf die Überschrift ankommt wenn es darum geht, jemanden dazu zu animieren, weiterzulesen, ist mir schon vor einiger Zeit bewußt geworden. Darufhin habe ich verstärkt nachrichtliche Überschriften gewählt, aber anhand der Besucherzahlen auf den Artikelseiten festgestellt, daß gerade die Beiträge mit den rein nachrichtlichen Überschriften kleinere Zugriffszahlen haben. Seitdem setzte ich wieder vermehrt kreative Überschriften ein, aus denen sich aber zumindest erkennen lassen sollte, worum es im folgenden eigentlich geht.

  2. @Carolin

    Liebe Carolin,
    zunächst einmal ist “Schwarze Sonne, rotes Land” eine wunderschöne Überschrift. In einer Magazin-Reportage über die Sonnenfinsternis z.B. in GEO hätte man kaum eine bessere finden können. Im Netz gibt es eben die 2. Dimension, und nur daher rührt mein “Verbesserungs”vorschlag.
    Deine neue Überschrift, Du schreibst es selbst, hat wenig Futter für Suchmaschinen. Ich gebe zu, es ist schwierig, den sehr gehaltvollen, vielschichtigen Post in einer Überschrift richtig zu packen. Dabei geht es ja auch stets um persönliche Geschmacksfragen, denn jeder Blogger outet sich ja auch als Person, die die Überschrift entworfen hat. Vielleicht wäre so etwas wie “Das Ufo, die Bildzeitung und ich” oder “Der Meteorid, RTL und ich” oder “Feuerkugel, Flugzeugabsturz, Ufo? Die Medien und der Meteorid” Alternativen gewesen.
    Liebe Grüße
    Carsten

  3. Vielen Dank..

    … für die wertvollen und anregenden Tipps zur Wissenschaftskommunikation. Ich stimme Elmar Diederichs zu ;-))

    Möchte noch gerne die Kehrseite der Medaille bzgl. der heutigen Lektion ansprechen, denn die Kehrseite habe ich auch schon verspürt. Hatte doch glatt Rang 3 in google mit einem Blogbeitrag und die Besucherzahl dümpelte mager vor sich hin……

    Deckt sich die Google-Relevanz vielleicht eher mit dem “allgemeinen Volksinteresse”, so dass wir Wissenschaftsblogger je nach gewähltem Thema automatisch “neben” die Google-Relevanz fallen? In einer solchen Situation können gezielt ausgewählte Suchworte zwar die Klicks erhöhen und dennoch: schaut man die Aufenthaltsdauer der Blogbesucher an, dann ist man tief enttäuscht. Nur ein paar Sekündchen, mehr nicht??

    Solche Erkenntnisse liefert mir z.B. http://www.statcounter.de für meine Blogger- Blogs. Mein absoluter Spitzenreiter, wie von mir irgendwie erwartet sind die eigentlich bescheidenen, aber wohl eine kleine Mehrheit interessierenden Themen wie:
    Kinderkreativität und Hobby und Kreativität. Der erste Blog zur Kinderkreativität hat täglich 300-400 Besucher. Solche Werte erreichen wissenschaftliche Blogs vermutlich eher selten.

    Sogar Kommentare reagieren suchwortintensiv und wenn ich hier z.B. die Fernsehreihe “Sex in the city” erwähne, könnte es passieren, dass Ihr Blogartikel eine Besuchersteigerung erfährt, welche ansonsten nur bestimmte Medien verzeichnen ;-)). Einziger Nachteil, die Besucher beginnen ihre Leseaktivität im Kommentarteil…..

    Wollen wir dies wirklich? Ich finde z.B. den Titel “Pinkeln in der Dusche” witzig und die Neugierde weckend, auch wenn er ansonsten nicht suchmaschinentauglich ist. Bei allem Nachdenken fällt mir für diese Überschrift auch ganz schwer eine suchmaschinentaugliche Alternative ein…..Hier könnte wohl Martin Huhn mit einer unsichtbaren Metadatei abhelfen?

    Eine weitere Frage, die ich mir zu diesem Thema auch stelle: Manche Themen sind, eben weil sie auch in unserer Gesellschaft auf ein breites Interesse stoßen, attraktiver als andere. Sobald diskussionsträchtige Themen gebloggt werden sind die Leser und Kommentatoren fleißig dabei. Zeitweilige Hype-Themen wie “Freier Wille”,die Klimadiskussion u.a. ziehen bzw. zogen Besucher massenweise an.

    Die Kehrseite, wenn ausschließlich mit dem Ziel der Besucherclicks gepostet wird ist aus meiner Sicht, dass Themen, welche durchaus interessant, jedoch nur einen kleinen Kreis berühren, aus der Bloggerszene komplett verschwinden würden und dies obwohl die Blogszene nicht in dem Umfang von den Leserzahlen abhängig ist, wie z.B. im kostenträchtigeren Print-Bereich…..

    Sollten wir uns nicht auch den Luxus der kleinen Leserschaft gönnen (dürfen)?

  4. @ Armand

    “Ich finde z.B. den Titel “Pinkeln in der Dusche” witzig und die Neugierde weckend, auch wenn er ansonsten nicht suchmaschinentauglich ist. Bei allem Nachdenken fällt mir für diese Überschrift auch ganz schwer eine suchmaschinentaugliche Alternative ein…..Hier könnte wohl Martin Huhn mit einer unsichtbaren Metadatei abhelfen?”

    Naja, wenn Du mal Pinkeln in die Suchmaschine eingibst, dann ist der Blog von Björn Lohmann ganz oben. Und wenn Du nach Dusche suchst, wird er auf der zweiten Seite angezeigt. Nicht schlecht, was?
    Aber wer nach Wasser sparen sucht, wie kommt er da auf Pinkeln in der Dusche? Obwohl das auch nicht so abwegig ist. Vor Jahren habe ich dazu mal eine Diskussion in einem Forum verfolgt. 🙂 Und wer nach Wasser sparen sucht, den wird auch Pinkeln in der Dusche interssieren, aber wenn das Schlüsselwort nicht auftaucht wird es schwer. Von daher ist der Vorschalg von Monsieur Könneker mit “Wasser sparen: Pinkeln in der Dusche?” doch genau richtig.

    Ob eine Meta-Datei im Header mit Keywords so einen großen Einfluß hat? Ich habe da meine Zweifel, aber bisher auch wenig Erfahrungen dazu.

  5. @ Martin

    Du hast mich ertappt. Peinlich, denn dieser Satz von Herrn Könneker ist meinem Schnellesen zum Opfer gefallen: “Die Überschrift “Wasser sparen: Pinkeln in der Dusche?” wäre Google-technisch besser gewesen, denn sie hätte zusätzlich die relevante Such-Phrase “Wasser sparen Dusche” enthalten.” .

    Das Beispiel ist eine einfache und gekonnte Lösung. Nicht immer bzw. nich jedem gelingen allerdings solche kreativen Lösungsansätze ;-).

    Ich habe z.B. bei meinem heutigen Blogbeitrag mit mir gerungen, ob ich schreibe: “Tierversuche: Gericht erlaubt Kopfelektroden für Affen”. Das wäre vermutlich die suchmaschinenfreundlichere Variante gewesen. Ich habe mich jedoch bewusst dafür entschieden den weniger “attraktiven” Begriff “Wissenschaftsethik” voranzustellen, weil mir dieser Begriff hier bedeutsamer erscheint….

  6. @ Armand

    Der Begriff Tierversuche ist spezieller als Wissenschaftsethik, aber die Wahl von Wissenschaftethik finde ich auch nicht schlecht. Zum einen für die Suchmaschine und zum anderen für die Leser, denn “Gericht erlaubt Kopfelektroden für Affen” ist allein nicht aussagekräftig genug. Mit der Wissenschaftethik davor, weiß man in welche Richtung es geht.

    Übrigens: Mit dem Begriff Wissenschaftethik habe ich Deinen Blogeintrag bei google auf der Seite 2 ganz oben gefunden.

  7. Überlistet 🙂

    Ich habe übrigens eben einen schönen Trick gefunden wie man eine rein kreative Überschrift verwenden kann und dennoch suchmaschinenrelevante Begriffe gut plaziert: Wenn man nämlich beim Erstellen des Beitrags die Suchwörter mit in den Titel einträgt, wird die URL zu dem Blogbeitrag so generiert daß sie darin enthalten sind, und auch die URLs selber werden ja von den Suchmaschinen normalerweise bevorzugt indiziert. Im Titel des Beitrags dagegen kann man sie danach wieder entfernen wenn man das möchte.

  8. Ja, das kann man so machen. Allerdings hat das was im Header steht auch sein Gewicht. Schauen wir mal, was dabei raus kommt. Sehr wichtig ist jedoch den Slug nicht mehr zu ändern. Den Inhalt im Feld Überschrift zu ändern ist kein Problem, aber den Slug, wenn er einmal generiert ist, bloß nicht mehr anfassen. Damit ändert man nämlich den URL des Artikels und würde eine leere URL kreieren. Ich habe das nicht erwähnt, weil das ein fehleranfälliger Kniff ist. Da muß man halt gut aufpassen und am besten verstanden haben, was man da tut.

  9. Noch ein Tip

    Umlaute werden bei der Generierung des Slugs durch ein “-” ersetzt. Da ist es besser ein “ue” statt ein “ü” zu verwenden.

  10. Frage

    Wie wichtig ist es eigentlich, dass der Suchbegriff im Titel steht – etwa im Vergleich dazu, wie häufig er dann im Artikel selbst auftaucht? Ich weiß, die Google-Formel ist geheim – aber gibt es da Erfahrungswerte? Wie Monika Armand bemerkt, gelangt man ja bei Google oft schon zu unseren Blogs, nur weil jemand in den Kommentaren dazu das Suchwort erwähnt.

    Und noch einen Aspekt der Titelsuche könnte man erwähnen: wie sieht er in der rechten Spalte (unter “Zuletzt gepostet” oder “Meistgelesen”) aus? Wenn dort nur “Die…” oder “Macht die…” auftaucht (zwei aktuelle Beispiele) ist das wohl suboptimal. (Und manchmal erscheint der Titel verkürzt, obwohl anscheinend noch mehr in die Spalte hätte passen können?)

  11. @ Rahmstorf

    Wenn auf diesen Blogs ein Keyword in der Überschrift steht, dann taucht er im URL auf und im Header bei titel-Tag. Das hat großen Einfluß. Gerade, wenn ein Keywort verlinkt ist, dann wird das stärker berücksichtigt, als nur reiner Text.

    Ich habe vorhin mal nach “Erderwärmung” gesucht. Treffer auf der ersten Seite Ihres aktuellen Beitrages. Zwar ganz unten, aber immerhin. Dann nach “Pause” da konnte ich nichts finden. Beide sind in der Überschrift. Dann habe ich nach “Klimawandel” gesucht, der taucht im Text auf. Nichts zu finden. Eine Kombination “Erderwärumg” und “Pause” landet ganz oben auf Punkt drei. Eine Kombination “Klimawandel” und “Pause” taucht auf Punkt neun auf.
    Das ist nun keine intensive Analyse, aber zeigt schon in etwas wohin die Richtung geht.

  12. Meta Tags

    Auch wenn es viele der Optimierungs-Kollegen nicht wahrhaben wollen, oder sogar abstreiten: Die Meta Tags haben wieder eine bedeutendere Rolle bei der Suchmaschinenoptimierung bekommen. Noch vor kurzer Zeit konnte man überall in so genannten “Expertenkreisen” hören, dass die Bedeutung der Meta Tags mehr und mehr schwinden und weniger würden.

    Wir waren da immer schon anderer Meinung, und haben uns dieser unsäglichen Diskussion von Beginn an nicht angeschlossen. Fakt ist, wer heute großen Wert darauf legt, die Meta Tags seiner Webseite sehr genau zu gestalten, wird größeren Erfolg haben.

    siehe: http://suchmaschinenoptimierung.sem-seo-gmbh.de/

    sowie: http://www.philipp-wiedmaier.de/

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