Mit „Batman“ für die Immunologie

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Salon der zwei Kulturen
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Ein bemerkenswerter Kurzfilm im Dienst der Wissenschaftskommunikation

Wenn Grundlagenforscher einen Videoclip abdrehen lassen, um Interesse für ihre Wissenschaft zu wecken, dann klingt das nach banaler PR. Der folgende Spot indes ist ein bemerkenswerten Fundstück: ein kinotauglicher 3-Minüter – der vor allem Kindern und Jugendlichen zeigt, dass selbst Helden eine gute Immunabwehr benötigen.

 

 


Der Mann hinter dem Clip ist Stefan Kaufmann, Direktor am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin. Ich habe ihn gefragt, wie es zu der Idee des Films kam – und wofür der „Immunology Knight“ kämpfen soll.

Herr Prof. Kaufmann – welche Rolle haben Sie persönlich beim Zustandekommen des „Immunology Knight“ gespielt?

Als Vizepräsident und später als Präsident von der European Federation of Immunological Societies (EFIS, die Dachvereinigung aller europäischen Immunologen) habe ich Überlegungen "angeworfen", wie wir Immunologie im Speziellen und Wissenschaft im Allgemeinen der Öffentlichkeit näher bringen können. Wir dachten, dass Immunität und Impfung ein gutes Thema sei. Wir wollten diesmal aber bewusst nicht einen erklärenden Film gestalten, sondern einen echten Kurzfilm.

Wie sind Sie bei der Realisierung vorgegangen?

Wir haben einen Wettbewerb unter jungen Filmregisseuren ausgeschrieben, zu dem 10 sehr unterschiedliche, aber sehr qualifizierte Drehbücher eingereicht wurden. Ein Gremium bestehend aus drei Jurymitgliedern aus den Sparten Regie, Medien und Kulturwissenschaften hat die Arbeiten beurteilt und dann jenen Vorschlag ausgewählt, der die Zielsetzung am besten auch unter dem Gesichtspunkt der internationalen Verständlichkeit umsetzen konnte. Der Sieger erhielt die Mittel, seinen Vorschlag zu realisieren. Die Idee, diesen eher ungewöhnlichen Weg eines Kurzfilms zu gehen, kam ursprünglich von meiner Kollegin Dr. Sabine Englich, die auch am weiteren Vorgehen tatkräftig mitwirkte.

Wie wurde das aufwändige Projekt finanziert?

Das Video wurde aus den Finanzmitteln von EFIS bezahlt. Der erste Preis war mit 25 000 Euro dotiert.

Welche Zielgruppe haben Sie für den Kurzfilm im Auge – und welche Wirkung wollen Sie in dieser hervorrufen: Aufmerksamkeit für die Immunologie als Wissenschaft? Oder das Bewusstsein schärfen dafür, dass die am Ende genannten Krankheiten wirklich jedermann treffen können?

Als Ziel verfolgen wir in erster Linie, in der Öffentlichkeit, besonders unter Jugendlichen, aber auch bei Familien und Älteren, Interesse für Immunologie zu wecken. Es ist immer wieder erstaunlich, wie wenig die Allgemeinbevölkerung über die Immunologie weiß. Dabei ist sie wichtig und schützt uns täglich vor Infektionen und Krebs. Meist fällt die Immunität erst auf, wenn sie fehlgeleitet wird und Autoimmunerkrankungen oder Allergien hervorruft. Sonst arbeitet sie im Untergrund schützend. Immundefiziente Kinder leiden aufgrund eines fehlenden oder gestörten Immunsystems laufend an Infektionen.

Wo wird der Spot überall gezeigt? Nur auf der Website immunology-info.org und auf Youtube?

Gezeigt wurde dieser Film darüber hinaus bereits zu Beginn von immunologischen Fachkongressen, wo er den Teilnehmern zur weiteren Verbreitung an die Hand gegeben wurde.

 

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Veröffentlicht von

Carsten Könneker Zu meiner Person: Ich habe Physik (Diplom 1998) sowie parallel Literaturwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte (Master of Arts 1997) studiert – und erinnere mich noch lebhaft, wie sich Übungen in Elektrodynamik oder Hauptseminare über Literaturtheorie anfühlen. Das spannendste interdisziplinäre Projekt, das ich initiiert und mit meinen Kollegen von Spektrum der Wissenschaft aus der Taufe gehoben habe, sind die SciLogs, auf deren Seiten Sie gerade unterwegs sind.

6 Kommentare

  1. Super Video, allerdings …..

    Das Video ist sehr gelungen und hat bestimmt eine gute Wirkung auf jugendliche Batman Fans.
    Allerdings fehlt ein doch wichtiges Detail am Kostüm: Die Fledermaus Ohren !
    Dann wäre es perfekt.
    Grüße vom großen Batman Fan – seit 40 Jahren – Peter Bonin

  2. Chapeau!

    “Immunologist combat disease”

    So entstehen Vorbilder in der Wissenschaft.

    Mich würde interessieren, ob die DFG ähnlich ungewöhnliche, aber vielleicht im finanziellen Rahmen kleinere Projekte fördert? Als Teilprojekt Öffentlichkeitsarbeit eines Sonderforschungsbereichs (SFB, s. Merkblatt der DFG) ist es sicher schwierig den Bezug zum SFB eng genug zu halten.

    Ich finde aber gerade den Weg, dass kein erklärender Film gewählt wurde, spannend. Denn der Film regt in meinen Augen jüngere Menschen an, sich selbst erklärende Informationen im Internet zu suchen. Ich für gewöhnlich lerne nachhaltiger, wenn ich aktiv Informationen suche, die mich interessieren, als wenn ich passiv Informationen bekomme, die gerade daher kommen.

    Danke für den Hinweis darauf!

  3. banale PR …

    … wäre ja noch ok, aber das sieht mehr nach einer unfreiwilligen Selbstdiagnose aus. Formulieren wir es mal so: Die Zielgruppe sind Jugendliche, sagen wir, ab ca. 14 Jahren. Die kognitive Leistungsfähigkeit ist in dem Alter bereits auf dem späteren Erwachsenenniveau angelangt, also so wie sie mit 18-20 sein werden. Nun stellen wir uns einmal vor, was wir von einem jungen Erwachsenen halten würden, der wie die Zielgruppe sein Abitur noch nicht in der Tasche hat (z.B. gerade ein Abendgymnasium besucht), in Ihr Büro stürmt, von dem ihn begeisternden Actionfilmchen erzählt, sogar schon einen schwarzen Umhang im Fanshop geleast hat und jetzt ganz schnell ins Labor will um üble Typen zu vermöbeln und hübsche girls zu retten… Nachdem er wieder weggestürmt ist (schnell schaltend schickten Sie ihn ins Labor Ihres kollegialen Erzfeindes; Man kann so eine Gelegenheit doch nicht verstreichen lassen?) kramen Sie die Telefonummer dieses “PR-Genies” hervor, haben ihn schon an der Strippe – und nun kommt die große Frage: Was brüllen Sie hinein?

  4. Abenteuer

    @T: Unterschätzen Sie nicht die Jugend?

    Letztlich studiert am Ende sowieso nur ein kleiner Teil Natur- und Ingenieurswissenschaften oder Medizin, aber diese sollen auch attraktive Vorbilder bekommen. Sei es früher der Quartiermeister bei James Bond, besser bekannt als Q, oder in den heutigen Serien Dr. House und Charlie Eppes: Wissenschaftler die gegen das Böse oder Krankheiten kämpfen. Natürlich ist das völlig überzogen und doch funktioniert es, denke ich. Das hohe Ansehen, welches Wissenschaftler ja gesellschaftlich genießen, ist für die Jugend wenig Anreiz.

    Das die Wirklichkeit anders als in Fernsehen und Kino aussieht, weiß jeder von Kindesbeinen an. Das Wissenschaft auch Abenteuer bedeutet nicht. Dabei ist Forschung wirklich eins der letzten Abenteuer der Menschheit.

  5. DFG-Ansprechpartner

    Lieber Markus,

    ich habe bei der DFG nachgefragt. Man kann sich direkt dorthin wenden – entweder an Dr. Jutta Rateike (Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) oder an Frau Dr. Regina Nickel (die für Öffentlichkeitsarbeit zuständige Kollegin der Gruppe der SFBs).
    Lieben Gruß
    Carsten

  6. Ich als Batmanfan würde auch die Fledermausohren gerne noch dabei haben 🙂
    Das Konzept ansich finde ich auch sehr gut. Gesundheitsvorsorge heldenhaft vermittelt. Tolle Idee!

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