Launige Laureaten-Galerie
BLOG: GUTE STUBE
Weihnachtszeit, Reisezeit. Wer in den kommenden Wochen am Frankfurter Flughafen zu tun hat, dem sei ein Besuch einer ungewöhnlichen Wanderausstellung empfohlen, die dort noch bis zum 9. Januar im Abflugbereich des Terminals 1 Station macht. Zu sehen sind großformatige Fotografien von Nobelpreisträgerinnen und -trägern der Naturwissenschaften. Aber nicht nur! Denn alle Porträts enthalten noch ein Bild im Bild: Jeder Laureat hält ein selbst gestaltetes Poster in die Kamera.
Laureaten-Galerie: Nobelpreiszeichner aus aller Welt auf Stippvisite auf dem Frankfurter Flughafen.
Wer kommuniziert hier, mag man fragen. Wer ist der “Sender”? Formal betrachtet, ist das Volker Steger. Er setzte die Wissenschaftler ins Bild. Als Porträtfotograf ist er selbst Künstler, kein Forscher. Er ist außen stehender Beobachter und selbst nicht Teil des wissenschaftlichen Systems. Dies passt zu seiner Rolle als langjähriger Wissenschaftsredakteur und -journalist. Doch seine Porträts zeigen die Nobelpreisträger eben nicht nur als Personen, ja als Persönlichkeiten der Wissenschaft, sondern auch ihrerseits als – Künstler! Denn ohne Vorwarnung hatte Steger jeden Laureaten beim Porträttermin gebeten, die Inhalte der eigenen preisgekrönten Arbeit flugs mit Farbstiften auf einen großen Bogen weißes Papier zu bannen. Erst danach entstanden die Fotos.
David Gross, Entdecker der Asymptotischen Freiheit: Die starke Wechselwirkung zwischen Quarks ist umso schwächer, je kleiner der Abstand zwischen ihnen ist (Nobelpreis für Physik 2004).
Insofern liegt doch auch Wissenschaftskommunikation im engen Sinne vor: Forscher bringen die Kerngedanken ihrer Arbeit in persönlich gestalteten Postern vor. Auf diese Weise zeigen sie: Wissenschaft ist ein kreatives Unterfangen, ähnlich wie die Kunst.
Robert Curl erhielt 1996 gemeinsam mit Harold Kroto und Richard Smalley den Chemie-Nobelpreis für die Entdeckung der Fullerene.
Schon Kinder und Jugendliche werden die Fotos der Ausstellung mit einer Mischung aus Verblüffung, intellektuellem Vergnügen und bisweilen auch ein wenig Schadenfreude abschreiten. „Schau mal, da kann ich ja besser malen!“, höre ich manche von ihnen hier und da schon quieken. Der Nobelpreisträger als Chiffre für olympische Wissenschaft wird vom imaginären Sockel geholt, begegnet den Betrachtern auf Augenhöhe.
Françoise Barré-Sinoussi erhielt 2008 gemeinsam mit Luc Montagnier den Medizin-Nobelpreis für ihre Arbeiten über das HI-Virus.
Wer die Chance hat, sollte sich mindestens eine Dreiviertelstunde gönnen, um die Galerie abzuschreiten, hier und da innezuhalten und sich genauer über die dargestellten Zusammenhänge zu informieren. Wer über Weihnachten und Neujahr nicht am Frankfurter Flughafen vorbeikommt, kann die „Sketches“ ab 18. Januar in der Baden-Württembergischen Landesvertretung in Berlin sehen. Und danach geht die Tour noch weiter.