Pro Geisteswissenschaften V

BLOG: GUTE STUBE

Salon der zwei Kulturen
GUTE STUBE

Welches ist die kritische Ressource geisteswissenschaftlicher Arbeit? Nicht Geld, sondern Zeit, argumentierte die Philosophin Sybille Krämer in ihrem Vortrag bei "Pro Geisteswissenschaften": 

"Wenn es um einen bedeutsamen Unterschied zwischen Natur- und Ingenieurwissenschaften einerseits und Geisteswissenschaften andererseits gibt, so besteht er in der Regel darin, dass Geisteswissenschaftler keiner millionenschweren instrumentellen Ausstattung bedürfen, um zu forschen. Die wichtigste Ressource der Geisteswissenschaftler ist nicht Geld, sondern Zeit. Das heißt auch: die individuelle Forschung bildet immer noch den Nukleus geisteswissenschaftlicher Fruchtbarkeit. Die Paradoxie ist allerdings – übrigens nicht nur bei den Geisteswissenschaften – dass, je erfolgreicher eine Person in der Forschung arbeitet, je knapper in der Folge die ihr für Forschung bleibende Zeit werden wird."

(Sybille Krämer, Professorin für Theoretische Philosophie an der FU Berlin)

 

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Veröffentlicht von

Carsten Könneker Zu meiner Person: Ich habe Physik (Diplom 1998) sowie parallel Literaturwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte (Master of Arts 1997) studiert – und erinnere mich noch lebhaft, wie sich Übungen in Elektrodynamik oder Hauptseminare über Literaturtheorie anfühlen. Das spannendste interdisziplinäre Projekt, das ich initiiert und mit meinen Kollegen von Spektrum der Wissenschaft aus der Taufe gehoben habe, sind die SciLogs, auf deren Seiten Sie gerade unterwegs sind.

2 Kommentare

  1. Ist mir aus der Seele gesprochen

    Ist mir aus der Seele gesprochen. In unserem Metier sagt man nicht “Zeit ist Geld!”, sondern “Geld ist Zeit!”.

  2. Deswegen…

    …sollten sich wieder mehr Geisteswissenschaftler auch außerhalb der Unis beruflich betätigen! Die Kombination aus akademischer Existenzangst und der folgenden Bereitschaft, sich lieber so aufzustellen, dass man bei keiner Berufungskommission aneckt, halte ich gerade im Bereich der Geisteswissenschaften für fatal. Wer beruflich unabhängig ist, kann auch freier denken, reden und schreiben – und angesichts der Unmengen an Aufgaben, die Geisteswissenschaftler an den Unis heute noch zu erfüllen haben, kann wohl mancher außerhalb auch mehr Zeit zum Forschen erübrigen…

    PS: Gerade die entstehende Zunft der Wissenschaftsblogs könnte eine neue Form sein, in der sich freie Geister mit niedrigen Zugangsschwellen zu unterschiedlichsten Schwerpunkten vernetzen, diskutieren und (wenn sie gut sind) auch Bekanntheit erwerben.

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