Der Vorspann

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Viele Blogger hadern damit, dass Google-Traffic nicht "hängen bleibt". Vielleicht sollten sie einmal überdenken, ob sie ihre Posts auch optimal arrangieren. Das magische Moment in punkto Leserfang hat einen schnöden Namen: der Vorspann.

Serie Wissenschaftskommunikation – Schreibtipps vom Chefredakteur, Teil 11

Wer gute Internet-Überschriften dichtet, erhält viel Besuch aus dem Off des Netzes. Wunderbar! Das Problem: Derlei Gäste sind extrem flüchtig, drehen meist schon auf der Türschwelle um und suchen wieder das Weite. Angeklickt und weggeknickt. Die hohe Kunst ist daher, derlei Überraschungsbesuch zum Verweilen zu bewegen. Ein bewährtes Element aus dem Journalismus könnte dabei helfen – der Vorspann.

Die Überschrift ist so etwas wie die Visitenkarte eines Artikels. Ist ein Beitrag sehr lang (und inhaltsreicher als eine Kurzmeldung), genügt die Überschrift aber meist nicht, um die Werbebotschaft für die Lektüre vollständig zu entfalten. Dann tritt zwischen Überschrift und den eigentlichen Fließtext als zusätzliches Textelement ein Vorspann, manchmal auch Motto oder Lead genannt. (In seltenen Fällen, je nach Layout, steht der Vorspann auch über der Artikelüberschrift.) Spätestens der Vorspann formuliert den Küchenzuruf des zugehörigen Beitrags oder lässt ihn wenigstens so geschickt anklingen, dass einfach weiterlesen muss, wer auf ihn stößt.

Das Zusammenspiel von Überschrift und Vorspann
entscheidet darüber, ob sich ein potenzieller Leser
tatsächlich dazu durchringt, den Artikel ‘einzuschalten’.

Meist ist der Vorspann typografisch sowohl von der Überschrift als auch vom Fließtext des Artikels abgesetzt. Ohne der Überschrift Konkurrenz zu machen, soll er schließlich ins Auge fallen. Auf die Frage der potenziellen Leser, warum sie auch nur eine Sekunde Zeit auf die Lektüre des Beitrags verwenden sollten, muss der Vorspann die zwingende Antwort bereithalten. Das gilt vor allem dann, wenn er eine kreative Überschrift flankiert.

Wie die Überschrift kann auch der Vorspann entweder nachrichtlicher oder kreativer Machart sein. In beiden Fällen besteht er aus etwa zwei, drei schnörkellosen Sätzen, ist also gemäß den allgemeinen Schreibtipps für gutes Formulieren knapp gehalten.

Weil sie so wichtig sind, verwenden erfahrene Redakteure überdurchschnittlich viel Zeit auf das Feilen an dieser Handvoll Sätze. Welche Strategien sie dabei verfolgen, das verrate ich in den nächsten zwei Teilen der kleinen Serie "Wissenschaftskommunikation".

 

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Veröffentlicht von

Carsten Könneker Zu meiner Person: Ich habe Physik (Diplom 1998) sowie parallel Literaturwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte (Master of Arts 1997) studiert – und erinnere mich noch lebhaft, wie sich Übungen in Elektrodynamik oder Hauptseminare über Literaturtheorie anfühlen. Das spannendste interdisziplinäre Projekt, das ich initiiert und mit meinen Kollegen von Spektrum der Wissenschaft aus der Taufe gehoben habe, sind die SciLogs, auf deren Seiten Sie gerade unterwegs sind.

1 Kommentar

  1. Oh ja…Sie sagen es…

    (dies ist ein “Sprungkommentar” vom Beitrag Wissenschaftskommunikation “nachrichtlicher Vorspann”)

    Ihre Feststellung: “Weil sie so wichtig sind, verwenden erfahrene Redakteure überdurchschnittlich viel Zeit auf das Feilen an dieser Handvoll Sätze.” erinnert mich an meinen Zeitaufwand welchen ich hin und wieder für diesen Zweck investiert habe…..wäre ich ein Huhn, so hätte ich aufgrund meiner “Brütezeit” deshalb sicherlich schon einen Stall voll Küken… ;-))

    Es gibt aber auch Tage….da fließt der Text quasi aus den Händen….das sind die Highlights…

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