Was ist ökonomisch fair?

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Wie Wirtschaft und Ethik zusammenpassen
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Heute habe ich mir ein kompliziertes Thema vorgenommen. Und ich möchte eher eine Frage stellen als eine Antwort geben. Überhaupt finde ich Fragen manchmal interessanter als Antwort, vor allem in der Philosophie.
Mein Sohn hat mich auf einen den Aufsatz “Game theory, statistical mechanics and income inequality” von dem amerikanischen Wissenschaftler Venkat Venkatasubramanian aufmerksam gemacht. Der Titel klingt kompliziert, und das ist auch das 13-seitige Paper des Wissenschaftlers, der Ingenieur ist, sich aber zunehmend auch für ökonomische Fragen interessiert – darüber hat er auch ein ganzes Buch geschrieben, das ich bisher nicht zu lesen versucht habe.
Venkatasubramanian geht es um eine interessante Frage: Welche Einkommensverteilung ist fair im wirtschaftlichen Sinn? Also nicht gerecht unter sozialem Aspekt, gemessen daran, wie viel der Beruf einem abverlangt, oder ähnliches. Sondern “ökonomisch fair”.
Das ist zunächst eine überraschende Fragestellung. Die Ökonomie versucht ja sonst, sich so weit wie möglich als wertfreie Wissenschaft zu präsentieren (was ihr freilich meist misslingt). So besehen fragt sich, ob die Fragestellung überhaupt einen Sinn ergibt.
Wie die Überschrift des Papers verrät, kommen dabei Spieltheorie und Statistik zum Einsatz. Beides Fächer, von denen ich viel zu wenig verstehe, um den Gedankengang nachvollziehen zu können. Interessant sind aber zwei Ergebnisse. Erstens: Fair wäre die Verteilung, die sich bei einer wirklich freien Marktwirtschaft im Sinne von Adam Smith ergäbe. Und zweitens (das steht nicht in seinem Paper, aber in seinem Buch, und er verweist darauf bei Vorträgen) zeigt sich im statistischen Test, dass diese Verteilung nicht etwa im “Land der Freien”, in den USA, zu finden ist, sondern besonders ausgeprägt in skandinavischen Ländern.
Zunächst zwei überraschende Befunde, vor allem beide zusammen besehen. Auf den zweiten Blick vielleicht weniger erstaunlich. Wenn ein wirklich freier Markt die wirtschaftlich faire Verteilung hervorbringt, liegt das vermutlich daran, dass zumindest indirekt genau diese Vorgabe an das Modell gestellt worden ist. Das ist ja der Klassiker in der Ökonomie: Man weist nach, was man vorher schon vorausgesetzt hat. Die Logik dahinter: jeder bekommt vom Markt so viel vergütet, wie dem Wert entspricht, den andere seiner Leistung beilegen. Das wäre dann ökonomisch fair.
Warum trifft das ausgerechnet auf Skandinavien zu? Hier kann ich nur raten. Aber klar ist, dass jede Verzerrung der freien Märkte die Verteilung stören muss. Verzerrungen können Monopole sein, aber zum Beispiel auch Barrieren auf dem Arbeitsmarkt, die sich durch sehr unterschiedliche Bildungschancen ergeben. Skandinavien ist für seine Chancengleichheit bekannt. Aber, wie gesagt, vielleicht gibt es noch andere Gründe.
Trotzdem bleibt für mich die Frage offen, wie man ökonomische Fairness definieren kann. Die Marktlogik wird häufig von Leuten verwendet, die so den Kapitalismus rechtfertigen wollen. Nach dem Motto: Jeder bekommt so viel, wie seine Leistung für die anderen wert ist, also ist die Verteilung gerecht. Übersehen wird dabei, dass natürlich reiche Leute sehr viel mehr Einfluss darauf haben, was am Markt wie viel Wert ist, als arme Leute. Deswegen ist ein Lamborghini möglicherweise teurer als eine intensive Pflege bei einer Krankheit. Auf diese Weise reproduziert sich das Wertesystem in jeder Generation.
Würde man die ökonomische Fragestellung noch weiter treiben, ergäbe sich ein anderes Bild. Denn bekanntlich ist der Nutzen einer bestimmten Geldsumme für arme Leute viel größer ist als für reiche Leute. Daraus ließe sich ein Gebot zur Umverteilung ableiten. Das wäre ein ganz anderer Ansatzpunkt, der aber möglicherweise auch nicht wirklich überzeugt.
Daher bleibt für mich die Frage offen: Was ist ökonomisch fair?

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Ich habe Betriebswirtschaft in München und Philosophie an der Fernuni Hagen studiert, früher bei einer großen Bank gearbeitet, und bin seit über 20 Jahren Journalist beim Handelsblatt mit Spezialisierung auf Finanzthemen, davon fünf Jahre in New York und seit November 2017 in Frankfurt. Im Jahr 2013 habe ich das Buch „Wie fair sind Apple & Co?“ veröffentlicht.

23 Kommentare

  1. ‘Fair’ ist etymologisch so zu verstehen :

    -> https://www.etymonline.com/word/fair

    Insofern ist tatsächlich (von der (letztlich unklar zu bleibenden) Wortbedeutung) die Schönheit oder der Stil gemeint.

    Um es einmal mit Andy Warhol zu sagen, der allerdings die Bedeutung eines seiner Kunstwerke meinte, auf die er angefragt worden ist :
    Es ist das X in Dir.

    Soll heißen :
    Die Fairness meint die, Deine soziale Befindlichkeit und Sozialität.

    Bleibt insofern einem ewig währenden Diskurs unterworfen, gegen den Dr. W, der liberal, ordo- oder vielleicht besser : sozialliberal (dann aber bitte nicht mit dem Output der bundesdeutschen Koalition zwischen 1969 und 1982 zu verwechseln) ist, nichts einzuwenden hat.

    Dr. W regt an bei Einkommens- und Vermögensverhältnissen die Angemessenheit als Antonym zu verwenden, dabei auch in Betracht ziehend, dass diese Angemessenheit A) vom Markt bestimmt wird (wie auch immer) und B) zu einer allgemeinen sozialen Verantwortlichkeit sozusagen verleiten könnte, die bspw. im bundesdeutschen Verfassungssubstitut so genannt wird :

    -> https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_14.html

    Diese Verpflichtung (vs. Fairness, in den Staaten ist so hauptsächlich der gute Umgang untereinander gemeint, die Fairness ist ja kein bundesdeutsches Konstrukt), leitet dann eben bspw. zur Philanthropie an, einige.
    Diese Angemessenheit hier meint die gewohnte Sittlichkeit bei den geschäftlichen Aktivitäten zu beachten.
    Klar es wird hier unscharf, einige US-Milliardäre sind bspw. stolz darauf nie für die Charity zu geben, auch Claudia Schiffer bspw. darf in Erinnerung bleiben Taxi-Fahrern keinen Tipp zu geben, denn die sähe sie ja nie wieder, lol.
    (‘Taxifahren gebe ich kein Trinkgeld, denn die sehe ich ja doch nie wieder.” – Quelle gerne selbst heraussuchen.)

    Also insofern, Sie, werten Herrn Frank Wiebe zitiert :

    Daraus ließe sich ein Gebot zur Umverteilung ableiten. Das wäre ein ganz anderer Ansatzpunkt, der aber möglicherweise auch nicht wirklich überzeugt.
    Daher bleibt für mich die Frage offen: Was ist ökonomisch fair?

    …das diesbezüglich aufgemachte Fass bleibt offen, geben Sie eine Runde, treten Sie voran als möglicher Philanthrop.

    Und berichten in der Folge,
    MFG + schönes WE schon mal,
    Dr. Webbaer

  2. Wenn GRUNDSÄTZLICH alles allen gehören darf, so dass die manipulative Symptomatik des nun “freiheitlichen” Wettbewerb keine Macht mehr hat, kann PRINZIPIELL alles wirklich-wahrhaftig gerecht / menschenwürdig-ökonomisch organisiert und NICHT regiert werden, auf der Basis eines UNKORRUMPIERBAREN Menschenrechts zu KOSTENLOSER Nahrung, MIETFREIEM Wohnen und KASSEN-/KLASSENLOSER Gesundheit – dies wäre ein Zusammenleben OHNE Imperialismus, OHNE Kapitalismus, OHNE Steuern zahlen, OHNE manipulierbare “Werte”, OHNE irrationalen Zeit-/Leistungsdruck zu einer Karriere von Kindesbeinen, usw.!!!

    ÖKONOMISCH, was die Entwicklung / Nutzung unserer geistigen Fähigkeiten als Mensch betrifft, wäre dann der geistige Stillstand seit der “Vertreibung aus dem Paradies” (unser erster und bisher einzige geistige Evolutionssprung) beendet!!! 😎

  3. Der Gebrauch des Wortes Fairness ist, im Kreislauf dieser Welt- und “Werteordnung”, wie soviele andere Worte auch: KOMMUNIKATIONSMÜLL 😎

  4. Ökonomie hat immer etwas mit Werten und Zielen zu tun, denn im Kern geht es darum, dass Menschen etwas in ihrem Leben erreichen wollen und dass Geld in Form von Einkommen und Vermögen die Mittel dafür schaffen. So gesehen ist es unfair, wenn Leute nicht einmal ihre Grundbedürfnisse befriedigen können, denn dann können sie überhaupt nie Lebensziele verfolgen, die über das Befriedigen der Grundbedürfnisse hinausgehen. Unfair ist es allerdings nur, wenn die Gesellschaft in der diese Leute leben so wohlhabend ist, dass Armut gar nicht nötig wäre. Verschiedene Menschen haben aber verschiedene Ziele und das wird besonders deutlich bei reichen Leuten sichtbar. Die einen Reichen geben sich mit Luxus wie einem Lamborghini und einer Jacht zufrieden, die andern wollen mit ihrem Reichtum Zugang zur Macht, sie wollen also bestimmen wo’s langgeht, sie wollen Einfluss aufs Leben anderer nehmen und damit eventuell Angst und Ehrfurcht oder Ruhm und Bewunderung generieren. Wieder andere wollen mit ihrem Reichtum die Welt verbessern und vielleicht damit unvergessen bleiben. Dazu schaffen sie das moderne Äquivalent der Pyramiden, beispielsweise in Form von Stiftungen, die ihren Namen tragen. Wie kommt nun der freie Markt in dieses Bild? Nun der freie Markt bedeutet positiv aufgefasst, dass jeder nach seinen Fähigkeiten und seinen Wünschen am wirtschaftlichen Geschehen teilnehmen kann ohne Ansehen seiner Person und ohne nicht-ökonomische Bedingungen wie etwa die, dass man zu einer bestimmten Gesellschaftsschicht gehört oder die richtigen Kontakte pflegt. Niemand wird also von vornherein ausgeschlossen, sondern im Idealfall sogar ermutigt ebenfalls am wirtschaftlichen Leben teilzunehmen. Und er braucht Wissen und eine Ausbildung um das tun zu können. Gesellschaften, die den Erwerb von Wissen und Ausbildung erschweren oder verunmöglichen, sind so gesehen am unfairsten, denn sie halten Menschen in einem Zustand der Unfreiheit was soviel bedeutet, dass diese Menschen nicht nach Zielen streben können, die über das Leben und Überleben hinausgehen.

    • Der Begriff ‘fair’ ist womöglich Anfang der Siebziger in die deutsche Sprache allgemein eingeführt worden, das stets wissende Urban Dictionary erklärt oft recht gut, Dr. Webbaer mag den dritten Versuch hier :

      -> https://www.urbandictionary.com/define.php?term=Fair

      Im übertragenden Sinne ist wohl “gerecht” oder der “guten Sitte folgend” gemeint, wobei die Legalität nicht gemeint ist, die dann auch unfaires Handeln Einzelner und der von Gruppen zuließe.

      ‘Fairness’ kann es in der hier gemeinten Form womöglich nur in gut entwickelten, aufklärerischen oder liberalen Gesellschaftssystemen geben.
      ‘Fairness’ gibt es in kollektivistischen Gesellschaftssystemen wohl nicht, weil dies dort keinen Sinn ergäbe.

      Hier – ‘Nun der freie Markt bedeutet positiv aufgefasst, dass jeder nach seinen Fähigkeiten und seinen Wünschen am wirtschaftlichen Geschehen teilnehmen kann ohne Ansehen seiner Person und ohne nicht-ökonomische Bedingungen wie etwa die, dass man zu einer bestimmten Gesellschaftsschicht gehört oder die richtigen Kontakte pflegt.’ -, setzt es noch einen kleinen Minuspunkt, Herr Holzherr, es ist wohl fair anderen (oder sich selbst) für Wirtschaftsfragen günstige oder weniger günstige Anfangs-Bedingungen zuzugestehen, wir sind ja keine Kollektivisten.

      MFG + schönen Tag des Herrn noch,
      Dr. Webbaer

    • Bonuskommentar hierzu @ Herr Holzherr :

      Ökonomie hat immer etwas mit Werten und Zielen zu tun, denn im Kern geht es darum, dass Menschen etwas in ihrem Leben erreichen wollen und das[] Geld in Form von Einkommen und Vermögen die Mittel dafür schaffen.

      Die ‘Ökonomie’ oder ‘Wirtschaft’ meint die “Hausgesetzbarkeit” und insofern Gewerbe, nicht Produktion und Industrie, sondern diese nur metaphorisch übergreifend.
      Die Industrie ist dann erst zu Beginn des Industrie-Zeitalters namentlich begrifflich beworben worden, die Kontinuität von Produktion meinend.
      Also vor vielleicht 250 Jahren beginnend.

      Die Ökonomie meint also ursprünglich das Gewerbe, das dem Gewerbe Treibenden Einkommen, meist ausreichendes, verschaffen hat, beispielsweise auch Vieh- oder Sklavenhändlern, und insofern stand die hier gemeinte Moral außen vor.
      Die Wirtschaft handelt per se, per definitionem gar, amoralisch (vs. ‘unmoralisch’), denn sie hat ja kein politisches Mandat.


      Werte und Ziele von Ökonomie zu erkennen ist eine neuzeitliche Aufgabe, idR ging es zuvor nur um den Broterwerb der diesbezüglich Treibenden.

      Nun, in aufgeklärten oder liberalen Gesellschaftssystemen geht es auch darum der Produktion und der Dienstleistung gesellschaftlich Sinn zu geben, denn diese Sinn-Gebung ist selbst wirtschaftlich geworden, bestimmte Abnehmerkreise oder Ziel- oder Z-Gruppen meinend, wie Ihnen jede Marketing-Fachkraft bestätigen kann.

      Insofern geht es auch bei dbzgl. Betrieb heutzutage um das Wohlempfinden der produzierenden Kräfte, der Arbeiter und Angestellten, der direkt produktiven Kräfte.

      Aus Abnehmersicht, der informierte Käufer mag insofern bspw. “fair” produzierten Kaffee oder gar produzierte Energie, die den bekannten Kohlenstoffkreislauf nicht ungünstig belastet.
      Der Verkäufer, der amoralische, dann auch.


      Hier irgendwo steckt der werte hiesige Inhaltegeber mit drin, und fragt sich, hat in der BRD Ökonomie studiert und bleibt nett, als erfahrener Journalist gar.

      Q: Was ist ‘fair’?
      A: Das, was der Markt so als ‘fair’ betrachtet.

      Mehr ist aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht nicht los.

      MFG + schönen Tag des Herrn noch,
      Dr. Webbaer

      • @Dr.Webbaer (Zitat: Werte und Ziele von Ökonomie zu erkennen ist eine neuzeitliche Aufgabe) Tomáš Sedláček‚s „Die Ökonomie von Gut und Böse“ ( aber auch sein Nachfolgebuch: „Lilith und die Dämonen des Kapitals“ (das ich nicht gelesen habe))
        beschäftigt sich damit. Sedláček stellt sich insbesondere gegen Wachstum als Fetisch und ungezügelte Neuverschuldung im Dienste des zukünftigen Wachstums.

  5. Es ist insbesondere ein leistungsgerechtes Vermögen nötig. Dies ist heute jedoch oft nicht gegeben – siehe Manager-Gehälter. Unverschuldet Kranke müssen besser unterstützt werden. Es ist eine öko-konservative Politik nötig. Mehr dazu auf meiner Internetseite (bitte auf meinen Nick-Namen klicken).

  6. Der freie Markt ist eine Heuchelei, wie das ständige Beispiel der skandinavischen Länder.

    1996 WWK in den USA: Den “kleineren” sollten die Bedingungen der Globalisierung einfach aufgedrückt werden. Weil das damals aber noch nicht so einfach ging, definierten einige “Spassvögel” dort ein neues Wort für “Brot & Spiele”, nämlich Tittitainment, Titti = Ernährung, Tainment = Unterhaltung, für eine Weltbevölkerung im gleichbleibenden Verhältnis von 1:5 (Arbeit : Unterhaltung).
    Hierbei kommt Skandinavien wieder ins Spiel, das der freie Markt aus der Portokasse finanziert. Wenig Arbeitslosigkeit, weil die paar People dort leicht verteilt in ganz Europa arbeiten. Das Bildungssystem ist aus dem selben Grund auch leicht organisiert.

  7. In einem System des “Zusammenlebens”, wo Ökonomie im “gesunden” Konkurrenzdenken zwischen reich & arm / Gewinner & Verlierer zum Sinn des Lebens / der “Bewusstseinsentwicklung” organisiert wird, ist Fairness nicht nur Heuchelei, sondern auch Zynismus und Menschenverachtung!

  8. “GUTE GESCHÄFTE”

    Eine weitere Provokation eures “guten Gewissens”:
    Wie alles in diesem System des “Zusammenlebens”, ist Angst der Grund für “Fairness”!

  9. hto
    ist Angst der Grund für Fairness?
    So weit würde ich nicht gehen. Fairness ist ein Lückenbüßerbegriff. Fair Handeln ist verlangt, wenn die Normen , Gesetze, Regeln nicht ausreichen, und vom Akteur verlangt wird, “sich fair zu verhalten”. Damit meint man einem ungeschriebenen Gesetz zu folgen, das letztlich irrational ist und auf der Wertschätzun des Mitmenschen beruht. In der Bibel heißt es :”Liebe deinen Mitmenschen”.
    Bei einem Fußballspiel wäre “liebe deinen Gegenspieler wenig sinnvoll, weil man ja gewinnen will und dem Gegenspieler auch mal mit Genuss ans Schienbein tritt.
    Aber auch hier findet Fairness Platz, dann nämlich, wenn der Gegenspieler verletzt am Boden liegt. Dann wird die Rücksicht auf die Verletzung höher eingestuft als das Gewinnenwollen.
    Also Fairness schafft eine Werteskala zwischen Regeln die es zu beachten gilt.

  10. hmann
    Fair Handeln ist verlangt, wenn irgendwas / irgendwer irgendwas / irgendwem / irgendwelchen zuviel von der zweifelhaften / zweifelswürdigen “Freiheit” zugesprochen hat!?

    Dein Beispiel mit dem Fußballspiel hinkt schon, bevor überhaupt irgendwer irgendjemandem ans Schienbein getreten hat 😎

  11. Wir müssen mal menschenwürdig-neuordnend über Ökonomie und Freiheit sprechen, dann brauchen wir das Wort Fairness nicht mehr!!!

  12. Es geht nicht darum, ob die Verteilung von Leistungen und Gütern fair (bzw. gerecht) ist.
    Diese Fragestellung ist falsch.
    Es geht darum, ob sie richtig ist.

  13. hto
    mit deinem ersten Satz kann ich mich identifizieren. Fairness rückt die Ungleichheit, Ungerechtigkeit wieder zurecht.
    Im Paradies brauchen wir fairness nicht mehr, sehr gut erkannt.
    Wir sind nicht im Paradies>/strong> , deshalb müssen wir einen Weg finden, dorthin zu kommen.

    Stephan,
    richtig und recht ……?
    Interessant dabei ist , dass es den Begriff “Gerechtigkeit” im NT im Sinne unserer Auffassung nicht gibt.

  14. hmann
    Identifizieren” – mich dünkt du hast meinen Text nur allzu oberflächlich überflogen, so wie du die Bibel offenbar auch nicht verstanden hast – “… wie im Himmel all so auf Erden” 😎

  15. Zitat: Welche Einkommensverteilung ist fair im wirtschaftlichen Sinn?
    Für mich ist die Bedeutung dieses Satzes unklar und zudem scheinen mir Diskussionen um Fairness und Gerechtigkeit nicht sehr ergiebig. Ich möchte deshalb den Satz umformulieren zu
    Welche Einkommensverteilung führt zum grössten wirtschaftlichen Wachstum?
    Dieser Frage stellt die ökonomische Forschung in der Tat seit vielen Jahrzehnten – und sie kommt zu keinem eindeutigen Schluss. Eine sehr ungleiche Einkommensverteilung hat aber in schwachen Ökonomien meist negative Auswirkungen auf das Wachstumspotenzial, weil sie den meisten Bürgern Karriere und Aufstieg verwehrt und damit auch der ganzen Volkswirtschaft den Aufstieg verwehrt. Betrachten wir aber bereits relativ wohlhabende Länder, dann wird es schwieriger zu sagen ob Einkommensungleichheit dem Wachstum schadet. Die skandinavischen Länder mit ihrer geringen Ungleichheit entwickeln beispielsweise weniger Wachstumskräfte als Israel, welches eine starke ökonomische Ungleichheit hat, aber zugleich eine schnell wachsende High-Tech-Gesellschaft ist. Das sehr egalitäre Japan wiederum ist ein Negativbeispiel: es wächst wirtschaftlich nur schwach obwohl es fast keine Arbeitslosigkeit gibt und Manager in Japan nicht die Fantasieentlohnungen einstecken, die in Europa und den USA üblich sind. Bei bereits wohlhabenden Ländern scheint es jedenfalls wichtig zu sein, dass sie im High-Tech Bereich erfolgreich sind, wenn sie weiterhin wachsen wollen. Deutschland ist hier ein positives Beispiel, aber auch die USA, wobei in den USA der Hightech-Bereich relativ schmal ist und von wenigen Firmen beherrscht wird während es in Deutschland hunderte von Mittelstandsfirmen im Hightech-Bereich gibt. Deutschland dominiert Europa deshalb zurecht.

  16. MH,
    “Deutschland dominiert Europa deshalb zurecht.”
    Das ist weder ethisch fair noch ökonomisch fair. Jedes Auto, das in Deutschland gebaut wird, kann nicht nochmal in Frankreich gebaut werden.
    Prophezeiung: wenn Deutschland seine Exporte nicht zurückschraubt, wir die EU darunter leiden, wenn nicht zerbrechen. Italien hat ja schon so etwas angedeutet. Italien kann seine Schulden nicht mehr bezahlen. Und erst letzte Woche hat ein italienischer Politiker gemeint,” wir wollen nicht eine Kolonie von Deutschland werden.” Wenn Macron in das gleiche Horn blasen wird, dann wird es kritisch für Merkels Wirtschaftspolitik.

    Zurück zum thema: ÖKONOMISCH FAIR ist etwas, wenn es langfristigen Vorteil für Alle bringt. Das ist im Augenblick nicht der Fall. Die einzig Fairen sind die Tibeter oder die Aborigines. Die leben im Einklang mit der Natur. Deswegen würde ich jetzt ökonomische Fairness mit wirtschaftlich-ökologischem Handeln beschreiben.

    • @hmann: Deutschland kann durch seine Handelspolitik und durch eine aussenwirtschaftliche Zurückhaltung letztlich Italien nicht helfen ohne sich selber zu schaden. Es gilt auch heute, dass jedes Land, jede Firma und jeder Bürger zuerst einmal für sich selber schauen muss und dass jedes Geschäft ein Gegengeschäft braucht. Das heisst: Wenn Deutschland auf die Interessen von Italien Rücksicht nehmen soll, dann muss Italien Deutschland ebenfalls etwas anbieten.
      Wenn ein italienischer Politiker sagt: ” wir wollen nicht eine Kolonie von Deutschland werden.” , dann muss man fragen, was das überhaupt bedeutet. Es kann jedenfalls nicht bedeuten, dass Deutschland die Rechnungen Italiens begleicht ohne Rechenschaft und auch Einfluss zu erhalten. Wenn Italien Angst hat eine Kolonie Deutschlands zu werden, dann hat es selbst die Möglichkeit, das zu ändern und verhindern: Indem es selbst etwas macht und nicht indem es von den anderen ausgehalten und alimentiert wird.

  17. MH,
    Kohl hat ja nicht aus Nächstenliebe die EU geschaffen. Das war ein klares wirtschaftliches Kalkül, denn Deutschland brauchte die EU als Absatzmarkt. Und damit die USA nicht mit ihren Währungsspekulationen die Gewinne abschöpfen kann, deswegen wurde der Euro eingeführt. Alles zum Nutzen Deutschlands.
    Die anderen EU Partner haben Deutschland unterschätzt. Und jetzt sind sie im Hintertreffen. Das ist wie ein Wirtschaftspoker, wer mehr Kapital hat, der bestimmt die Richtung. Und wenn man überlegt, dass die Exportüberschüsse von derzeit 200 Mrd. Euro höher sind , als die aller anderer Mitgliedsländer zusammen, dann ist die lapidare Feststellung, dass wir die andern nicht alimentieren sollen, schon etwas zynisch.
    In einer Gemeinschaft erwartet man auch Solidarität.

  18. @hmann: Sie sitzen dem alte, EUROPÄISCHEN Mythos vom edlen Wilden auf. Die Aborigines leben heute hauptsächlich von der Sozialhilfe des australischen Staates und die Tibeter sind eine von den Chinesen besetzte Kolonie. Ob sie früher unter der aristokratischen Herrschaft von Religionsführern, die in goldenen Palästen lebten, eine besonders faire Gesellschaft waren, sei dahingestellt. In Bezug auf Europa übernehmen Sie die kruden Ideen von Donald Trump, wonach Exporte oder ein Exportüberschuss “unfair” seien. Wobei das alles ja nur das buchhalterische Ergebnis von freiwillig eingegangenen Verträgen ist. Wenn ein Italiener einen BMW kauft, tut er dies meist nicht unter Zwang, wenn ich einen Parma-Schinken kaufe, mache ich das auch freiwillig. Das Problem in der EU ist, dass wir hier gemeinsam in einen Club eingetreten sind und uns jetzt nicht auf die Regeln einigen können. Die einen (Engländer) wollen austreten, aber nicht so ganz, die anderen (Deutsche) wollen (zumindest seitens der Regierung) eine Masseneinwanderung nicht nur bei sich, sondern gefälligst auch bei allen anderen, und wieder andere (wie die Italiener) wollen (als Staat) einfach mehr konsumieren als sie verdienen. Jeder empfindet als unfair, dass die Regeln nicht seinen Wünschen und Gewohnheiten entsprechen. Das hat aber nichts mit einem ökonomischen Konzept der Fairness zu tun.

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