Immer wieder Deutsche Bank

BLOG: Gute Geschäfte

Wie Wirtschaft und Ethik zusammenpassen
Gute Geschäfte

Die Razzia bei der Deutschen Bank bestätigt den Eindruck: Da ist etwas faul. Und das wahrscheinlich in mehrfacher Hinsicht. Einmal hat schon die US-Notenbank in den vergangenen Jahren immer wieder angemahnt, die technischen Systeme der Bank seien nicht auf dem neusten Stand. Anders gesagt: Sie habe keinen Überblick über ihre eigenen Geschäfte. Dann gab es vor wenigen Jahren einen Brief der deutschen Finanzaufsicht (BaFin) mit dem Vorwurf, im Handel in London seien Abteilungen eng zusammengelegt worden, die eigentlich deutlich getrennt bleiben müssten, um Interessenkonflikte zu vermeiden. Dann gab es ohnehin Milliarden an Strafzahlungen, vor allem an US-Behörden. Und so weiter.
Das Bild, das sich andeutet, ist ein schwer aufzudröselndes Ineinander von ethischen und organisatorischen Mängeln, die sich gegenseitig verstärken. Wenn die Bank ihr Geschäft nur schlecht kontrolliert, ist es einfacher, gar nicht zur Kenntnis zu nehmen, wenn unsaubere Geschäfte laufen. Wenn die Bank zu sehr auf Profit aus ist und deswegen notwendige Investitionen unterlässt, dann schwächt das wiederum die Kontrolle.
Letztlich fehlt es wahrscheinlich auch immer noch an dem viel beschworenen Kulturwandel. Dabei ist “Kultur” ein hehres Wort. Es geht eigentlich um zwei Punkte. Einmal: Nicht alles, was nicht direkt verboten ist, ist erlaubt. Wer dagegen verstößt, gerät zunehmend in Gefahr, wie zahlreiche Beispiele, etwa die bekannten “Cum”-Geschäfte der Banken zeigen: Vor wenigen Jahren galten sie noch als legale Tricks, aus heutiger Sicht ist es illegale Steuerhinterziehung. Der zweite Punkt: Banken müssen endlich runterkommen von der Einstellung, dass man alles machen kann, so lange es keiner bemerkt. In diesem Punkt hilft eine spektakuläre Razzia vielleicht beim “Kulturwandel”. Ethik braucht manchmal handfeste Nachhilfe.

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Ich habe Betriebswirtschaft in München und Philosophie an der Fernuni Hagen studiert, früher bei einer großen Bank gearbeitet, und bin seit über 20 Jahren Journalist beim Handelsblatt mit Spezialisierung auf Finanzthemen, davon fünf Jahre in New York und seit November 2017 in Frankfurt. Im Jahr 2013 habe ich das Buch „Wie fair sind Apple & Co?“ veröffentlicht.

7 Kommentare

  1. Punkt drei: Die Banken sind NICHT die Ursache des Problems, sie sind nur ein großes Symptom, die sich und ihre Profiteure die bewusstseinsschwache Einstellung von Mensch zu Nutze macht!!!

    Hier stellt sich nur die Frage, wer diese Show von Schuld- und Sündenbocksuche initiiert hat.

  2. hto
    ganz verdammen darf man die US-Notenbank nicht. Sie ist der Platzhirsch, und wer diesen Rang streitig macht, der kommt vor den Kadi. Insidermauscheleien werden in den Staaten rigoros verfolgt.

  3. “Banken müssen endlich runterkommen von der Einstellung, dass man alles machen kann, so lange es keiner bemerkt.”

    Aber warum denn? Banken sind doch “systemrelevant”. Im Ernstfall bezahlt dann der Steuerzahler die Rettung. Einen besseren Freibrief gibt es doch gar nicht.

  4. Zu Peter Müller:
    “Banken sind doch “systemrelevant”
    Stimmt.Dieses System ist ein großes Haifischbecken. Das Abzocken hat ein Geschäftsmodell: Verluste trägt der Steuerzahler, Gewinne bekommen die größten Haie. Und die nehmen dafür in Kauf,dass Kleinanleger bankrott gehen bzw. hunderttausende arbeitslos und existenzlos werden .
    Wie formulierte doch schon Bertold Brecht :” Was ist ein Einbruch in einer Bank gegen die Gründung einer Bank”.Die maßlose Gier nach Profit stampft jede Moral und Ethik in den Boden.Das ist das System…Und oft nicht nur das der Haifische, der Banken.

  5. Der Aktienkurs der Deutschen Bank hat sich ja ganz fürchterlich entwickelt in den letzten 20 Jahren, vorher konnte sich Hilmar Kopper noch aufregen, dass die gute Bank unterbewertet wäre.
    Ob’s an der ‘Ethik’ und der ‘Kultur’ dieses Unternehmens liegt?!

    MFG
    Dr. Webbaer

  6. Banken sind doch “systemrelevant”. Im Ernstfall bezahlt dann der Steuerzahler die Rettung. Einen besseren Freibrief gibt es doch gar nicht.

    Die Erklärung von Banken als ‘systemrelevant’ bedingt die Gefahr des sog. Moral Hazard (der Anteilseigner und des höheren Managements), so dass in Bezug auf staatliche Garantieerklärung, die in der Erklärung als ‘systemrelevant’ mitschwingt, langfristig alles schlechter werden könnte.
    Dr. W nimmt hier Bezug auf die im Rahmen der sog. Subprime Mortgage Crisis vor etwa zehn Jahren erklärten Garantieerklärungen und (Teil-)Verstaatlichungen, will aber nur vermuten.

    MFG
    Dr. Webbaer

  7. Vielen Dank für Ihre Geduld, Herr Frank Wiebe, hierzu noch, in einem ganz kleinen Bonuskommentar ergänzend, wenn auch nicht direkt aus kaufmännischer Sicht, stets abär aus liberaler, angemerkt :

    Einmal: Nicht alles, was nicht direkt verboten ist, ist erlaubt. Wer dagegen verstößt, gerät zunehmend in Gefahr, wie zahlreiche Beispiele, etwa die bekannten “Cum”-Geschäfte der Banken zeigen: Vor wenigen Jahren galten sie noch als legale Tricks, aus heutiger Sicht ist es illegale Steuerhinterziehung. Der zweite Punkt: Banken müssen endlich runterkommen von der Einstellung, dass man alles machen kann, so lange es keiner bemerkt.

    1.) Was nicht verboten ist, ist erlaubt.
    Was erlaubt ist, findet möglicherweise am Markt statt, wenn es Profit gebiert, muss sich nicht ethisch rechtfertigen, denn der Markt mit seinen am Markt Handelnden ist amoralisch (vs. unmoralisch) unterwegs, dem Profit verpflichtet, nicht dafür da Ethik, gar Gesetz, zu entwickeln. (Unternehmenskultur sieht der Schreiber dieser Zeilen insofern immer auch mit einem zugezwinkerten Auge.)
    Ethik zu entwickeln obliegt dem Souverän, in liberalen Demokratien den Mandatsträgern, wissen Sie ja auch.
    2.) Obskurantismus ist zu vermeiden, allerdings sind Geschäftsmodelle auch nicht explanatorisch angelegt, nicht so an die Öffentlichkeit gerichtet.
    “Man darf alles machen, nur nicht sich erwischen lassen!” ist ein gerne genutzter Ausspruch Schweinerei, auch Illegales, durchführen zu können, dies dem Finanzdienstleister abär doch ins Buch geschrieben :
    Wenn Du (hier einmal die persönliche Anredeform in der zweiten Person Singular, vs. in der im D-Sprachigen üblichen Anredeform in der dritten Person Plural (!)) so handelst, wirst Du Dich auch internem (!) Erpressungspotential aussetzen, also lass dies besser sein!


    Der Staat liberaler Demokratie ist also dafür da möglichst sinnhaft Rahmen zu setzen, er darf bis muss hier ethisch werden, derart ist aber nicht von frei Handelnden, sozusagen proaktiv, derart zu verlangen.

    Denn, was dem einen heute ethisch ist, die Sittlichkeit bleibt gemeint, ist dem anderen alsbald womöglich (wie auch zuvor) im Wirtschaftlichen nicht ethisch bzw. ethisch gewesen.

    Der Souverän bleibt der Staat, in liberalen Demokratien das (Staats-)Volk.

    MFG
    Dr. Webbaer (der von ‘spektakulären Razzien’, sollten sie zuvörderst politisch motiviert sein, Staatsanwälte werden ja in der BRD regelmäßig von politischer Seite angewiesen, abrät, die Spektakularität meinend, nicht die Rechtslage, die stets zu beachten bleibt)

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