Das Wissenschaftsblogverortungsfarbdreieck

BLOG: Graue Substanz

Migräne aus der technischen Forschungsperspektive von Gehirnstimulatoren zu mobilen Gesundheitsdiensten.
Graue Substanz

Eine praktische Anleitung – ohne Zeigefinger dafür mit Zirkel und Lineal – zur Verortung von Wissenschaftsblogs am Beispiel der Grauen Substanz in fünf Bildern.

Dies ist Teil II meines Beitrages zur Verortung von Wissenschaftsblogs. Teil I begann als Antwort auf die sozialwissenschaftlich geprägte Anwendung von Idealtypen. Die erste Analyse mit meiner neuen Methode, deren Grundlage ich nun im Detail erkläre, ergab, dass die Graue Substanz dunkelhimbeerrosenfarben ist. Die Farbe ist natürlich nur Platzhalter. Drei Analysen können mit dieser Methode durchgeführt werden:

  1. Verortung eines Blogs relativ zu vorgegebenen Hauptmerkmalen
  2. Vergleich mehrerer Blogs oder ganzer Portale in Bezug auf Hauptmerkmale
  3. Veränderungen eines Blogs in der Zeit bezüglich der Hauptmerkmale

Der Beitrag ist dementsprechend in diese drei Abschnitte eingeteilt, umrahmt mit einer Einleitung zur Definition der Hauptmerkmale und einem abschließenden Blick auf die merkmalspezifischen Charaktereingenschaften der Randlagen im Verortungsdreieck, dem Raum in dem die drei Analysen stattfinden.

0. Definition der Hauptmerkmale

Die Methode ist weder auf die folgenden drei Hauptmerkmale festgelegt noch auf die Anzahl drei; die gewählten drei halte ich aber für sinnvoll für das Genre Wissenschaftsblogs und mehr als drei Merkmale ermöglichen keine einfache bildliche Darstellung. Die Merkmale sind: Fokus (F), Kreativität (K), Netzwerk (N). Damit ist die abgebildete Blogosphäre ein FKN-Merkmalsraum analog zum RGB-Farbraum (Rot, Grün und Blau). 

Was die Merkmale im einzelnen bedeuten:

  • F: Wie stark ist das Blog auf ein Thema fokusiert?  
  • K: Wie sehr stehen die eigenen wissenschaftlichen Ideen im Vordergrund oder werden Themen in ein neues Licht gesetzt?
  • N: Wie sehr ist der Gedanke der Vernetzung gegeben?

Als Einschränkung werden diese definierten Merkmale derart kombiniert werden, dass einer der drei Werte (Kanäle) seinen Maximalwert 1 nur dann haben kann, wenn die zwei anderen null sind. Kurz gesagt: F+K+N=1.

1. Verortung relativ zu den Hauptmerkmalen

Ich habe alle meine 52 Beiträge seit November 2009 daraufhin eingeteilt. War der Beitrag in meinen Blogfokus? Habe ich über meine eigene Forschung geschrieben oder eigene Ideen eingebracht? Und habe ich den Beitrag mit anderen vernetzt oder auf andere reagiert? Die 52 Zahlentupel (F,K,N) habe ich zeitlich gemittelt, dann grob gerundet und fand folgende Merkmalsanteile: 45% waren im Fokus, 25% haben eigene Ideen ausformuliert (oft aus schon veröffentlichten Arbeiten, aber auch neue) und 30% haben Netzwerk-Funktionen erfüllt. Übersetzt in RGB ist das dunkelhimbeerrosenfarben.


Das Wissenschaftsblogverortungsfarbdreieck kurz: WBVFD


Anleitung:   Wissenschaftsblogverortungsfarbdreieckmethode.
(Kann mein ersten Lesen übersprungen werden.)

In dieser Anleitung wird erklärt, wie ich ein Blog in das Wissenschaftsblogverortungsfarbdreieck eintrage, nachdem ich vorab dessen drei Durchschnittswerte F,K,N, also z.B. mein Tupel (0.45, 0.25, 0.3), aus den Einzelwertungen ermittelt habe. Die Einzelwertungen der Posts kann z.B. der Blogger selbst einschätzen oder andere bitten dies zu tun.

Die Durchschnittswerte F,K,N ergeben per Konstruktion addiert eins (F+K+N=1).  Nun werden diese drei Werte auf den drei Rändern (Achsen) des Dreiecks der Reihe nach eingetragen.
– Zunächst zum F-Wert: Dieser Wert wird am Grün-Rot-Rand (von rechts unten zur Mitte oben laufend) eingetragen, wobei Grün 0 und Rot 1 entspricht. Ein Wert von 0.45 wäre also etwas unterhalb der vertikalen Mitte des Dreiecks. Dann zieht man parallel zum
Grün-Blau-Rand, d.h. horizontal, eine Linie durch den F-Wert. Auf dieser und anderen horizontalen F-Koordinatenlinien bleibt F konstant.
– Nun zum K-Wert:
Dieser Wert wird am Blau-Grün-Rand (von horizontal links nach rechts laufend) eingetragen, wobei Blau 0 und Grün diesmal 1 entspricht. Ein Wert von 0.25 wäre also nach einem Viertel der Strecke von links gemessen. Dann zieht man parallel zum Blau-Rot-Rand, d.h. diagonal nach oben, eine K-Koordinatenlinie durch diesen K-Wert.
– Nun zum N-Wert:
Dieser Wert wird am Rot-Blau-Rand (von oben nach links unten) eingetragen, wobei Rot 0 und Blau 1 entspricht. Ein Wert von 0.30 wäre also nach einem Drittel der Strecke entlang dieser Achse gemessen. Dann zieht man parallel zum Rot-Grün-Rand, d.h. diagonal nach rechts unten, eine N-Koordinatenlinie durch diesen N-Wert.

Die drei Linien treffen sich in einem Punkt (wenn nicht, ist F+K+N 1). Dort wird das Blog verortet. Man nennt diese Koordinaten auch baryzentrische Koordinaten.  


Die Graue Substanz ist dunkelhimbeerrosenfarben

Für die Einzelwertungen eines Beitrages habe ich es mir recht leicht gemacht (dies kann und sollte fundierter durchgeführt werden, hier dient es mehr der Illustration).

Mein Blogfokus ist eng definiert Migräne und etwas weiter die Verbindung zwischen Physik, Neurologie und Medizintechnik. Zum Beispiel ist dieser Beitrag, den Sie jetzt lesen, klar außerhalb des Fokus, d.h. F=0. Wann immer ein Beitrag in meinem Fokus lag, habe ich geschaut, ob ich allein über meine eigene Forschung berichte. Dies entspricht dann der Einzelwertung (F=0.5, K=0.5, N=0). Oder ob ich nur andere wissenschaftliche Arbeiten begutachte, was wiederum dann zur Einzelwertung (F=1.0, K=0.0, N=0.0, ein Beispiel wäre der Beitrag "Genetik der Migräne") führt. Eine Wertung (F=0.5, K=0.0, N=0.5) bedeutet, ich habe über meine Fokusthema geschrieben und zwar mit Sicht auf andere Blogger und/oder Twitterer, ohne dass eigene Forschungsergebnisse aufgegriffen wurden (ein Beispiel wäre der Beitrag "Zeitfresser für Hypochonder"). Wenn der Beitrag im Fokus lag und ich sowohl über eigene Forschung berichte als auch Bezug auf andere Blogbeiträge nehme und diese vernetze, lag die Einzelwertung bei (F=0.33, K=0.33, N=0.33, ein Beispiel wäre der Beitrag "Was ist Schmerz?"). 

Meist habe ich mich an diese groben Werte gehalten und nur selten diese feiner abgestimmt. 

Allein alle 52 Beiträge zu bewerten, hat mich viel über mein eigenes Blog gelehrt. Ich habe z.B. einen zeitlichen Verlauf gesehen – denn dunkelhimbeerrosenfarben ist ja nur mein Durchschnittswert und zunächst sicher noch nichtssagend, dazu gleich mehr im dritten und vierten Abschnitt.

2. Vergleich mehrerer Blogs oder ganzer Portale

Die zweite Analysemöglichkeit habe ich bisher ausgelassen, da ich nur mein eigenes Blog mir angeschaut habe. Das bringt mich auf eine Idee: Die ersten 3 Blogger, die diesen Beitrag in einem eigenen Post kritisch beleuchten, ihn verlinken und mir eine Liste mit ihrer eigenen Einzelbewertung aller ihrer Posts (>30) bezüglich meiner (oder beliebige andere) Hauptmerkmale zusenden,* bekommen die Analyse von mir geliefert. 

Außerdem an dieser Stelle der Hinweis, dass drei Dinge zu beachten sind. Erstens, Merkmale wie Fokus, Kreativität und Netzwerk schließen sich nicht gegenseitig aus (ebenso wenig wie Farben rot und blau). Zweitens, die Merkmale Fokus, Kreativität und Netzwerk sind, wie Farben, keine Idealtypen. Und drittens, in der Blogosphäre existieren noch viele andere Merkmale, so wie es größere Farbräume gibt z.B. Cyan, Magenta, Yellow und der Schwarzanteil Key als Farbtiefe ergeben den CMYK-Farbraum.

3. Verlauf eines Blogs über die Zeit im WBVFD

Genauer habe ich mir den Verlauf über die Zeit angeschaut. Ich war selbst verblüfft, wie sich die Verschiebung meiner Schwerpunkte visualisiert hat und dies präzise mit gewissen Umständen korreliert. Angefangen habe ich bei den SciLogs im November 2009, markiert mit einem grünen Kreis, der Startpunkt. Der zeitliche Mittelwert über alle 52 Posts ist rot markiert.

Ich habe den Startpunkt und die anderen Markierungen allerdings nicht auf die Einzelwertung gesetzt sondern nehme für alle gezeigten Punkte immer den lokalen Mittelwert aus den letzten 12 Posts. Was bis Mitte 2010 genau einen Zeitraum von einem halben Jahr entspricht. Danach verdoppelte sich meine Postfrequenz ungefähr (3.6 Posts pro Monat). Hochaufgelöst sieht der Verlauf so aus.

Zur Erinnerung: Veränderungen gehen nur auf Kosten anderer Merkmale, es sind baryzentrische Koordinaten. Wobei maximal ein Merkmal konstant bleiben kann, nämlich entlang der Koordinatenlinien, die immer parallel zum Dreiecksrand laufen (s.o.). 

Nach dem Start bewegt sich die Graue Substanz langsam etwas nach links auf einer F-Koordinatenlinie, wandert bis Juni 2010 senkrecht hoch – keine Koordinatenlinie (!), der Fokus steigt auf Kosten beider anderer Merkmale. Diese Aufwärtsbewegung endet mit einen Beitrag Karrieremodellen in der Wissenschaft, markiert durch den blauen Kreis. Danach hat sich nicht nur meine Postfrequenz verdreifacht. Auch der Schwerpunkt geht hin zu einer stärkeren Vernetzung. Nur Anfang 2011 ging es nochmal kurz Richtung Blogfokus.

An der relativen Lage der zeitlichen Mittelwerte vor (gelb) und nach dem Juni 2010 (cyan) ist zu erkennen, dass beides, der Anteil der Beiträge über meine eigene Forschung (K) und der Grad der Fokussierung (F) abgenommen haben. 

Es gibt sicher mehrere Gründe für die stärkere Vernetzung meiner Beiträge. Der Hauptgrund aber liegt offensichtlich in der höheren Frequenz, die mir Dank deutlich mehr Zeit seit dem Juni 2010 ermöglicht wurde. (Ich bekam von der TU Berlin nach Ablauf der Höchstbeschäftigungszeit einen Lehrauftrag als "Vollzeitbeschäftigung" angeboten, mit einem Gehalt das ca. 70% des TV-L Tarifes entspricht. Das verschiebt die Interessenlage. Ich nenne es den 12-Jahresknick. Ein eigenes Blogthema.)

4. Randlagen im FKN-Verortungsdreieck

Um Veränderungen in der Lage im Verortungsdreieck besser interpretieren zu können lohnt ein Blick auf dessen Randlagen.

Nehmen wir die drei Grenzgänger, die eine Eigenschaft rigoros verneinen, d.h. entweder F, K oder N sei Null. 

  • Der Hochzeitstänzer (F=0): "Ich will keinen Fokus, ich tanze auf jeder Hochzeit", sagt sich dieser Bloggertyp. Sein Spektrum reicht von ausschließlich vernetzen beliebiger Themen (blau) bis zu exklusiven Berichten über seine vielfältigen eigenen Ideen (grün). Auf dieser Linie bewegt er sich, rot (einen Fokus) kennt er nicht.
  • Der Wiederkäuer (K=0): "Ich habe keine eigenen Ideen", bekennt dieser Bloggertyp. Sein Spektrum umfasst das Vernetzen beliebiger Themen (blau) bis zur Fokusierung auf ein Thema ohne zu sehen was in Blogs um ihn herum geschieht (rot). Grün, einen Beitrag zur Wissenschaft, möchte er nicht liefern (eine Trennung, die im journalistischen Bereich notwendig ist, insofern ist die Bezeichnung zu bösartig).
  • Der Eigenbrödler (N=0): "Er nimmt nichts außerhalb seiner wahr", sagen andere über diesen Bloggertyp, denn er selbst spricht mit niemanden.  Sein Spektrum reicht von allgemein verständlicher Übersetzungen und zugleich Archivierung sämtlicher Erkenntnisse eines wissenschaftlichen Themas (rot, sein Fokus) bis zu allen möglichen wissenschaftlichen Themen, die er selbst neu erfindet (grün). Blau (Netzwerk) kennt er nicht.

Schauen wir auf ausgezeichnete Punkte, insbesondere in die Ecken: 

  • Der Scheuklappenträger (F=1): Sein Fokus ist klar. Er kümmert sich nicht darum, was andere dazu geschrieben haben, Kommentare interessieren noch weniger (N=0) und er will auch nicht selbst Ideen einbringen (K=0); was er zu seinem Fokusthema liest schreibt er nieder, in seinen gut verständlichen Worten.
  • Der Medienexperte (N=1): Sein Kredo: "Alles geht und war schon mal da (Link hier und hier und hier), ich hab’s auch schon getwittert." Er ist kein Experte in der Wissenschaft, und hält sich auch nicht dafür, aber er kennt sich aus in der Blogosphäre. Blogger aus dem Online Community Management der Portale sind in dieser Ecke zu finden. Ich könnte auch vom Sascha-Lobo-Punkt reden, siehe das Fraunhofer Portal www.forschungs-blog.de.

Den grünen Eckpunkt (K=1) lasse ich unbenannt. Ich vermute eher einen gewissen Trolltypus dort, nicht den Blogger. Zur Erinnerung: im ersten Teil, hatte ich den Universalgelehrten Gottfried Wilhlem Leibniz erwähnt und sein hypothetisches Blog im aquamarin verortet. Denn ein Universalexperte (F=0, d.h, kein Fokus) und ohne Netzwerk (N=0, so dass K=1) finde ich undenkbar.

Das will ich zum Abschluss mit einer Warnung verbinden. Die Wissenschaftsblogverortungsfarbdreieckmethode kann leicht verfälschte Ergebnisse liefern. Nämlich wenn die Einzelwertungen der Posts von verschiedenen Personen getroffen werden und dann nicht auf einer fundierten Grundlage. Ich würde zum Beispiel Issac Newton, wieder hypothetisch, zwischen aguamarin (die Mitte zwischen blau und grün) und grün verorten, d.h. auf der Universalexperten-Sektion. Allerdings ist Newton für mich grünverschoben zu Leibniz (geringerer Netzwerkfaktor). Eine andere Person würde diese relative Ortung zueinander von Leibniz zu Newton vielleicht ebenso einschätzen. Würde aber jeder von uns nur einen dieser Gelehrten verortet, und dies mit anderen Wertungsgewichten der Merkmale, wird ein direkter Vergleich sinnlos. Fazit: Will man z.B. alle Blogs in einem Portal vergleichen, sollte die Einzelwertung der Posts nicht von jedem Blogger getrennt ohne klare Vorgaben erfolgen.

 

Mein Zirkelmord am Idealtypus ist kein Abschied. (Wenn er die Angriffslust der Sozialwissenschaftler stärkt, würde ich dies in Form von Kommentaren begrüßen.) Es sollte ein Miteinander geben. In meinen Augen können praktische Anleitungen, wie diese hier, helfen das relative junge Genre der Blogs innerhalb eines Portals zu strukturieren.

 

Fußnoten

* Das Format der Einzelwertungen sollte mir in diese Form zugeschickt werden 

01 0.5 0.5 0.0
02 0.60 0.30 0.1
03 0.333333 0.333333 0.333333
04 0.5 0.5 0.0
05 0.5 0.5 0.0

Also eine fortlaufende Post-Nummer gefogt von drei Wertungen, die zusammen 1 ergeben.

Dank

An Thomas Isele für die Hilfe mit pythons großartiger matplotlib und an Anatol Stefanowitsch für die Verortung des "s" in Wissenschaftsblogverortungsfarbdreieckmethode. 

Bildquelle

Das kleine Insetbild ist ein CIE-1931-xy-Chromatizitätsdiagramm, Urheber.

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Markus Dahlem forscht seit über 20 Jahren über Migräne, hat Gastpositionen an der HU Berlin und am Massachusetts General Hospital. Außerdem ist er Geschäftsführer und Mitgründer des Berliner eHealth-Startup Newsenselab, das die Migräne- und Kopfschmerz-App M-sense entwickelt.

13 Kommentare

  1. Blog GPS

    Wieso die die Bewertung nicht crowd-sourcen?

    ähnlich einem kommentar kann jeder leser zum schluss angeben, ober der post fokussiert (F), kreativ (K) oder (N) vernetzend ist – ähnlich dem like button bei facebook.

    hier bei den scilogs habe ich auch wenihg bedenken, dass diese kriterien nicht verstanden werden.

    in der summe kommt dabei evtl. (!) eine annäherungsweise korrekte verortung heraus.

  2. @Markus: Ja, …

    .. damit kann man was anfangen.

    Steh ich hinter. 🙂

    Für die Einzelwertungen eines Beitrages könnte man eventuell die sog. Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring benutzen – eine Sache die kurz auf dem blog-workshop an de HU angesprochen wurde. Scheint in den Sozialwissenschaften eine Standardmethode zu sein. Es gibt aber wohl auch quantitative Analysemethoden.

    Was das ist und ob das was taugt, weiß ich leider noch nicht.

    Anatol könnte darüber etwas wissen.

  3. Grünverschoben und teal

    Newton ist nicht blauverschoben, wie ich schrieb, sondern grünverschoben. Habe ich gerade korrigiert. Das Argument “geringerer Netzwerkfaktor als Leibniz” war schon richtig, ich hatte mich nur vertippt. (“blauverschoben” tippt sich als Physiker schneller).

    @bruno jennrich: “Blog GPS” ist wesentlich Twitter-freundlicher. Gefällt mir, werde ich bestimmt mal ausborgen.

    Ebenso crowd-sourcen, das würde eine unmittelbare Rückmeldung geben, vielleicht müssen dafür die Merkmale aber angepasst werden. Als Plugin für WordPress bestimmt ein Renner.

    Ach, noch eine Farbkorrektur. “aquamarin” ist als offizieller RGB Farbname nicht (0.0, 0.5, 0.5). Der Punkt wo Leibniz’ Blog liegt, nennt sich “teal”, ein seegrün aber eben auch als aquamarin übersetzt, deswegen korrigiere ich das im Text nicht.

    Newtons Blog-Farbe (HEX code #00AA55) hat anscheinend gar keinen offiziellen Namen.

    Meine Blog-Farbe “dunkelhimbeerrosen” ist auch nur eine grobe Annäherung an das “Raspberry Rose” (#B3446C).

  4. Crowdsourcing

    Wir haben vor geraumer Zeit mal ein Bewertungssystem für Blogbeiträge in den Kosmologs ausprobiert, das hat damals nicht so richtig funktioniert. Da müsste man vorher noch mal draufgucken, dass wir nicht einfach die gleichen Fehler zweimal machen.

  5. Welche Farbe hat ein Portal?

    Ich halte nun auch nichts von einem Schnellschuss.

    Das Dreieck gibt die Möglichkeit schnell und grob Ungleichgewichte zu sehen (sollte es diese geben) und zu vermeiden. Wobei gar nicht klar ist, welche Farbe sich ein Portal wie SciLogs geben will.
    Das Dreieck eröffnet also zunächst einmal das Gespräch indem es einen systematischen Ansatz zeigt. Dies kann durchaus Hand in Hand mit Idealtypen gehen.

    Wenn immer mehr Portale und ähnliche Projekte aufkommen (s. Fraunhofer), möchte ich zunächst verstehen, was jeweils die langfristige Vision ist.

  6. Du liebe Güte, welch aufwändige Statistik. Netter Name im Übrigen für das Dreieck. Wie viele einzelne Worte man wohl aus den Buchstaben dieses Wortes bilden könnte?

  7. Bermuda-Dreieck

    Jeder Wissenschaftsblog plaziert sich irgendwo in diesem Wissenschaftsblogverortungsfarbdreieck. Hoffentlich ist das kein Bermuda-Dreieck, eine Zone, in der sich viele gesunkene Projekte in undurchdringlicher Tiefe befinden.
    Schön finde ich die Trajektorien und den Trendvektor. Wäre doch schön, alle Wissenschaftsblogs auf scilogs als Verortungsdreiecke mit Trendvektor nebeneindander darzustellen.

  8. @Martin Holzherr: SciLogs-Identität

    “Schön finde ich die Trajektorien und den Trendvektor. Wäre doch schön, alle Wissenschaftsblogs auf scilogs als Verortungsdreiecke mit Trendvektor nebeneindander darzustellen.”

    Ich stimme Ihnen zu: Da sich blogger zuerst lokal organisieren sollten, um auf die blogosphäre einen größeren impact zu haben, wäre es gut, wenn jeder blogger von jedem anderen blogger wissen würde, wenigstens qualitativ wissen würde, was er so treibt und daraus schließen könnte, durch welche Anstrengung er den Supertanker blog-Plattform in welche Richtung schieben kann.

  9. Anti-Bermuda-Dreick

    So aufwendig ist die Auswertung gar nicht, letztlich kostet es Zeit, durch alle Posts zu gehen und die Einzelwertung zu machen.

    Es ist ach gerade zu das Anti-Bermuda-Dreieck, denn es tauchen ja neue Dinge auf, die ohne untergehen würden.

  10. nochmal Idealtypus

    Ihre letzten Posts zeigen ja eigentlich sehr schön, was der Idealtypus eines Wissenschafts-Blog-Netzwerkes sein könnte/sollte(nach m.M.) Im besten Falle spiegelt es Diskussionlogik,Struktur und Interaktion einer grossen scientific community auf kleinerem und nicht fachidiotischen Level wieder. Der wiss. Laie/Interessierte/Auszubildende lernt wie Empirie und Argumentationslogik Wissensfortschritt vorantreiben in einer sich gegenseitig hinterfragendenen und befruchtenden Wissenschaftsdisziplin im Gegensatz zu Politik oder Kirche wo Interesse bzw. Dogmen das “Regulativ” sind. Bei den sciencblogs.com konnte man dieses Selbstverständnis nachvollziehen, als wg. dem Pepsi Konzern der die Plattform afaik für pseudowiss. Werbung nutzte zum Eklat und Abfluss vieler unabh. Autoren kam, weil Wissenschaftlichkeit des Portals in Frage gestellt wurde.

    Die Zitierenden/Kommentierenden werden bei guten Ideen oder Kritik wahrgenommen und ihr Input produziert neuen Output im Gegensatz zu SPON z.B. wo Autoren immer den kleinsten gemeinsamen Nenner suchen müssen. Zumal viele Diplomanten/Doktoranden die nicht an der Uni verbleiben ja auch nur sehr wenige Papers schreiben und diesen Prozess des beidseitigen dauerhaften Austauschs von Forschungsergebnissen und anstössen mit anderen Autoren nicht verinnerlicht haben. Es gibt ja doch viele fachspez. Blogs von Wissenschaftlern, die über aktuelle Themen abseits von Papern über ihre Disziplin zeitnah reflektieren oder Denkansätze diskutieren wollen und wofür die Journals nicht wirklich das richtige Format sind um sich auszutesten. Da muss alles Hand und Fuss haben.

    Ich denke langfristig werden wiss. Blogs und Netzwerke warhscheinlch sogar wiss. Foren/Boards ablösen, Trollerei ist wesentlich geringer und aktive Autoren und Fachkenner bei komplexen Fragen/Themen besonders gefragt die man in Foren eher weniger findet da zu allgemein und zuviel Spam. Frage Portale wie Stackoverflow oder quora scheinen momentan viel Fachpersonal und Know-How anzuziehen.

    Ihr konzipiertes Bewertungssystem find ich gelungen für dieses Portal um den Status quo festzustellen bei sovielen versch. Autoren, Themen. Alternativ gibts es auch noch andere Möglichkeiten, Netzwerke zu analysieren in ihren Status und Entwicklung. Ein Comment System wie Disqus z.B. erfordert ein Login per absoluter ID (facebook account z.B), ausserdem bietet es afaik Analyse Tools, wo kommentieren die Visitors qualitativ und quantitativ ausserhalb des Blognetzwerkes, welche Rubriken sind für Neulinge im Portal Reizthemen zum ersten Kontakt, kommentieren sie auch auf anderen wiss. Portalen. Es gibt auch ein facebook comment System. Aber gibts Vor und Nachteile genannte statt dem Standard Comment system zu nutzen. Statist. Daten lassen sich daraus einfacher generieren und die Netzwerkdynamik lenken als mit anonymen Systemen imho.

    http://well-formed.eigenfactor.org/

    Sowas ist natürlich das Nonplusultra (wozu math. Physik alles gut ist 🙂 ). Hier würde es evtl. schon mal viel Info bringen, wo wieviele Visitors von insgesamt am meisten kommentieren/lesen etc. pp. bzw. kann man aus den Comments der Autoren hier ja auch ablesen wie vernetzt sie kommentieren und gelesen werden. Geht evtl. schneller wenn auch nicht so genau wie ihre baryozentr. Methode. Ich denke bei facebook und google werden weit komplexere Methoden als Eigenfactor konzipiert und verwendet um ihre Netzwerke zeitnah zu analysieren und steuern um z.B. gezielt Werbung schalten und Trends forcieren zu können.

    Das Netzwerk hier ist ja jetzt schon thematisch mit den vielen Autoren so gross, das die meisten nur zufällig oder gezielt bei best. Sparten/Autoren regelmässig vorbeischauen. Reizthemen hier scheinen Religion und Hirnwissenschaft des öfteren zu sein im Gegensatz zu sciencblogs.de wo oft über Astrologie und Philosophie imho deftig schwadroniert wird. Branding kann ja auch sein, wie man mit Kritik und best. Hypothesen innerhalb so eines Netzwerkes umgeht, Kommentare löscht, Fragen von Laien zeitnah aufgreift… Da stellt sich die Frage, inwieweit das Branding eines Autors mit dem eines Sub-Netzwerks kompatibel ist oder periodisch wechselseitig geändert werden sollte um etwas Reizpotential zu schaffen bzw. commentwanderungen zu fördern. Also z.B. Fokus orientierte Post-Serie eines oft gelesenen Autors zu . interdisz. Thema das gezielt im Netzwerk von anderen Autoren gespiegelt wird wechselt sich dann mit roten Fäden anderer Autoren. Wie man diese optimale Länge und Fruchtbarkeit solcher rubrikenüberführender roter Fäden misst und steuert anhand von Commentverteilung um die Vernetzung voranzutreiben wär evtl. die wichtige Frage. Der gute Mix im Dreieck muss ja nicht das Durschschnitts Ideal/Soll eines einz. Autors sein, schon eher des GesamtPortals bzw. eben des Subnetzwerkes in dem die Leser sich bewegen. Momentan überwiegt imho die Autorenfreiheit bei weitem hier noch den Netzwerk – bzw. scientific community Charakter. Etwas mehr Kooperation hätte mehr Aussicht auf grösseren Erfolg.

  11. Die Mitte ist Grau

    Ich komme z.Z. nicht dazu Ihnen in der Ausführlichkeit zu antworten, die Ihr Kommentar verdient. Zunächst meinen Dank für die vielen Anregungen an Sie (Thomas Rupp).

    Zwei Dinge will ich aufgreifen, vielleicht greifen andere andres auf.

    Was kluge Bewertungssysteme für Vorteile bringen, sahen wir alle drastisch an Googles PageRank. Ich weiß noch zu gut, wie ich damals zunächst etwas unwillig – Trägheit – dann aber überzeugt von Yahoo wechselte – zu Northern Light. Ich fand die Resultate letztlich besser, so dass ich die ungewohnte Umgebung in Kauf nahm. Kurz darauf hörte ich von Google und dachte mir, was soll das noch mehr bringen? Es war dann eine einzige Suchabfrage (nach meinem Namen, eitel ich weiß, aber so war es und nur wenn ich die möglichen Suchresultate genau kenne, kann ich beurteilen wie gut die Maschine ist) dessen Resultat mich umgehauen hat. Zwischen Yahoo und Northern Light habe ich ungefähr ein Monat gewechselt, um einen signifikanten Unterschied am Ende zu sehen, von dem ich dachte, er sei gut.

    Ich fürchte wir haben Yahoo, das Wissenschaftsblogverortungsfarbdreieck ist bestensfalls Northern Light und wir brauchen Google.

    Die Eigenfaktor-Webseite habe ich mir kurz angeschaut (fantastische Bilder), mehr kann ich nicht sagen, bin aber neugierig und werde nochmal schauen.

    Der gute Mix im Dreieck muss ja nicht das Durschschnitts Ideal/Soll eines einz. Autors sein, schon eher des GesamtPortals bzw. eben des Subnetzwerkes in dem die Leser sich bewegen.

    Genau. Deswegen sehe ich es auch nicht als Modell mit attraktiven Idealtypen. Sehr gute Blogs können am Rand leben, eigentlich wohl sogar alle Blogs in einem Netzwerk, aber wenn der Schnitt dann immer noch an einem Rand ist, werden zumindest Chancen vertan (oder bewusst eine Nische bedient). Doch die Mitte ist Grau. Und das ist dann doch auch wieder recht farblos.

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