Symposium und Wissenschaftskongress: Aktuelle Themen der Neurotechnologie

BLOG: Graue Substanz

Migräne aus der technischen Forschungsperspektive von Gehirnstimulatoren zu mobilen Gesundheitsdiensten.
Graue Substanz

Nach dem Startschuss, dem 18. Berliner Kolloquium der Daimler und Benz Stiftung “MenschMaschine-Visionen – Technik, die unter die Haut geht”, geht es weiter mit dem “1st Tübingen Symposium on Current Topics in Neurotechnology“. Das ist eigentlich eine Fachkonferenz, auf die ich aber explizit im Blog breit und öffentlich hinweisen will, da in den beiden am Abend stattfindenden Festvorträgen und der anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert vom  Wissenschaftsjournalist Ulrich Schnabel, das europäische Human Brain Project und die US-amerikanische BRAIN Initiative (siehe letzten Beitrag) vorgestellt und diskutiert werden. Ob Festvorträge und Podiumsdiskussion öffentliche Veranstaltungen sind, geht aus dem Programm leider nicht hervor. Da es hier um Milliarden von Forschungsgeldern geht, sollte es so sein. Einfach mal hingehen am 1. Juli.

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Das NERRI Projekt auf dem Euroscience Open Forum im Juni

Sonst kann man noch Montag nächste Woche nach Kopenhagen. Dort findet der europäische Wissenschaftskongress Euroscience Open Forum (ESOF) statt. In einer öffentlichen Veranstaltung (Super me) sind alle Teilnehmer eingeladen in einem Rollenspiel auf Menschen zu treffen, die mit ihren Forderungen und Einstellungen zur neuronalen Verbesserung (neural enhancement) provozieren.

Veranstaltet wird dieser Teil des ESOF von dem EU geförderten Projekt NERRI (Neuro-Enhancement: Responsible Research and Innovation). NERRI setzt sich zum Ziel, dass durch Mobilisierung und gegenseitiges Lernen (mobilisation and mutual learning, MML) Wissenschaftler, politische Entscheidungsträger sowie die breite Öffentlichkeit engagiert diese Themen diskutieren.

 

 

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Markus Dahlem forscht seit über 20 Jahren über Migräne, hat Gastpositionen an der HU Berlin und am Massachusetts General Hospital. Außerdem ist er Geschäftsführer und Mitgründer des Berliner eHealth-Startup Newsenselab, das die Migräne- und Kopfschmerz-App M-sense entwickelt.

2 Kommentare

  1. So schnell wird die im folgenden Text versprochene Zukunft nicht kommen: (Zitat)“, we can become transhumans. We will be able to modulate and manipulate our brains, bodies, our moods and actions, thus blurring the line between dis-ability and super-ability.”
    – und vielleicht wird sie von einer ganz anderen Seite kommen als die meisten erwarten. Zuerst wird man neue hirnfunktionenverbessernde Technik nämlich bei Kranken und Alten ( Alter und Krankheit sind in vielen Fällen sowieso Synonyme) einsetzen, denn dort gibt es keine ethischen Vorbehalte. Wenn aber Technik aus ehemaligen Epileptikern und von Alzheimer bedrohten Super-Humans macht, dann werden sich auch die Gesunden dafür interessieren. Schon längere Zeit sind medizinische Indikationen das Einfallstor für Technik, die die Biologie überlistet oder verbessert. Beispiele sind die Fruchtbarkeitsmedizin/Reproduktionsmedizin, Innenohrimplantate und die Tiefe Hirnstimulation. Heute sind wir noch dabei Defekte zu beheben, morgen könnte der implantierte Behelf das Normal übertreffen.
    Dass die Einnahme eines simplen Medikaments (Zitat: “Imagine taking a pill – and you go from average to genius. “) aussergewöhnliche kognitive Leistungen ermöglicht wird dagegen wohl immer ein Wunschtraum bleiben. Medikamente wirken dazu zu unspezifisch. Das Überschwemmen des ganzen Organismus mit einem Pharmaka hat zudem meist unerwünschte Nebenwirkungen – und dann ist da auch noch die Blut-Hirnschranke. Diese kann zwar prinzipiell überwunden werden kann, doch von ersten Forschungen dazu bis zu einer praktikablen Methode kann es lange dauern.

  2. Ich vermute, dass man ein völlig gesundes Gehirn nicht mit Hilfe von Medikamenten verbessern kann, weil seine über die Zeit gemittelte Gesamtleistung konstant ist.

    Man kann mit Hilfe von Medikamenten bestimmte Teilfunktionen des Gehirns begünstigen, was aber zwangsläufig andere Teilfunktionen des Gehirns benachteiligen muss.

    Ausserdem kompensiert das Gehirn im Laufe der Zeit die Wirkung vieler solcher Medikamente, und fährt damit nach dem Absetzen dieser Medikamente noch verstärkt fort.

    Ein völlig gesundes Gehirn ist bereits von der Evolution optimiert, und es versucht immer seinen inneren Gleichgewichtszustand einzustellen.

    Ein Mikroprozessor, der möglichst schonend mit der Gehirnrinde kommuniziert, könnte eine Leistungssteigerung möglich machen, weil er ein zusätzliches Werkzeug ist.

    Die Blut-Hirn-Schranke kann man leicht überwinden, wenn man an das Wirkstoffmolekül fettlösliche oder positiv geladene Gruppen anhängt.

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