Migräne-App konzipieren, entwickeln und testen

Wir suchen Probanden für eine Usability-Studie. Die Studie läuft vom 23. November bis zum 8. Dezember. Es geht darum, die Bedienung einer neuen Migräne-App intuitiv nutzbar zu gestalten.

Ein intuitives Bedienkonzept einer Gesundheits-App zu erstellen ist eine Wissenschaft für sich – im übertragenen und im praktischen Sinn.

Papierprototypen
Auch Studierende kommen mit diesem Thema in Berührung. Sie konzipieren, entwickeln und testen einen klickbaren Prototypen für eine Migräne-App. (Durchführung in der AG Kognitionspsychologie & Kognitive Ergonomie des Instituts für Psychologie und Arbeitswissenschaft an der TU Berlin.)

Mehr zu dem wissenschaftlichen Hintergrund unten. Vorab zu den Teilnahmebedingungen.

Wer bei aktuellen Tests mitmachen möchte, muss ein Android-Smartphone besitzen. Die Studie wird an der Technischen Universität Berlin von Usetree durchgeführt, dem Berliner Kompetenzzentrum für Usability Maßnahmen.

Zwischen dem 23. November und 8. Dezember nutzt man die App ähnlich wie andere mobile Gesundheitsservices. Diese erfreuen sich zunehmend großer Beliebtheit. So hat man die ein oder andere App vielleicht schon auf dem Smartphone. Bei der Migräne-App geht es zunächst um ein digitales Tagebuch. Anders als die klassische Variante auf Papier ist das praktische dabei natürlich, dass man die App jederzeit und an jedem Ort nutzen kann.

Zwei Termine stehen bei dem Test allerdings (relativ) fest: Am 23. oder 24. November muss man ca. eine Stunde Zeit aufbringen für Anweisungen und die Installation von zwei neuen Apps. Zum Ende der Feldstudie, am 8. Dezember, ist ein Workshop in Berlin geplant. Die Termin wird unter den Teilnehmern noch genau abgestimmt. Bei Interesse bitte eine Email an kontakt (at) m-sense.de.

Was bisher geschah

Das Forschungsprojekt „M-sense“ wird seit Mitte des Jahres mit einem EXIST-Gründerstipendium unterstützt. Dies wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie vergeben. Wie der Name „M-sense“ schon in sich trägt, geht es darum, einen (Wahrnehmungs)sinn für die Migräne zu entwickeln.

Mit dem EXIST-Gründerstipendium wird M-sense eine Ausgründung der Humboldt Universität zu Berlin. Doch auch Studierende der Technischen Universität Berlin sind beteiligt. So haben beispielsweise zwei Studentengruppen im Sommersemester als Projektarbeit verschiedene Bedienkonzepte einer Migräne-App entwickelt (Bild oben). Dies geschah im Rahmen der Vorlesung „Kognitionspsychologische Vertiefung: Intuitive Bedienkonzepte“. Aus dem noch relativ unbekannte Masterstudiengang Human Factors stammen auch zwei Mitgründer von M-sense.

„Das zentrale Ziel des Masterstudiengang Human Factors besteht […] im Erwerb von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Kompetenzen, die zu einem besseren Verständnis und einer Optimierung der Interaktion zwischen Mensch und Technik beitragen. […] Dieses Wissen bildet das Fundament für eine menschzentrierte Technikgestaltung […]“

(Zitiert von der TU Website)

 

Usability-Test in Verbindung mit Eye Tracking.
Usability-Test in Verbindung mit Eye Tracking.

 

Wir entwickeln in den kommenden Jahren M-sense weit über die Tagebuch-Funktionen hinaus. Die App soll nicht allein der Erfassung und Dokumentation der Erkrankung Migräne dienen. Im nächsten Schritt sollen Vitalparameter Trends erkennen und den Arzt bei der Auswahl einer personalisierten Therapieform unterstützen. Mit anderen Worten M-sense wird ein Medizinprodukt. Deswegen muss die Gebrauchstauglichkeit entsprechend den regulatorischen Anforderungen sehr sorgfältig nachgewiesen werden. Wer für die aktuelle Feldstudie keine Zeit hat, langfristig jedoch an solchen Tests interessiert ist, kann sich auch melden.

 

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Markus Dahlem forscht seit über 20 Jahren über Migräne, hat Gastpositionen an der HU Berlin und am Massachusetts General Hospital. Außerdem ist er Geschäftsführer und Mitgründer des Berliner eHealth-Startup Newsenselab, das die Migräne- und Kopfschmerz-App M-sense entwickelt.

9 Kommentare

  1. Meine Schwester hat starke Migräne. Aber seit ich in Bayern lebe, weiß ich daß ich mit Kopfschmerz auf den Fön (Wetterphänomen) reagiere. Bedeutet das ich wohlmöglich auch Migräne entwickeln könnte?
    MfG Bärbel Kempinger
    PS: Dann sollte ich die M-sense App besser auch ausprobieren….

  2. Auch wenn äußere Umstände eine Migräneerkrankung mit bedingen können und Migräne auch durch eine erbliche Veranlagung mitbestimmt ist, so sind doch sehr wahrscheinlich zusätzlich individuelle Differenzen im menschlichen Verhalten ausschlaggebend.

    Die Anfälligkeit bzw. die Widerstandsfähigkeit gegenüber einer Migräneerkrankung vorherzusagen ist bisher nicht möglich. Die App soll langfristig auch Hilfestellungen geben Migräneattacken vorauszusehen sowie auch vermeintliche und tatsächliche Auslöser der Attacken zu unterscheiden (und anderes mehr).

    Dass also ein Umzug nach Bayern Migräne auslöst, würde ich daher nicht behaupten.

  3. Pingback:Die Migränewelle › Graue Substanz › SciLogs - Wissenschaftsblogs

  4. Inwiefern wird denn eigentlich auch geforscht in Bezug auf den Einfluss von Histamin aus der Nahrung (DAO-Mangel) bzw. durch instabile Mastzellen (z.B. durch Stress)? Ich selbst habe so gut wie keine Migräne mehr, seit ich Histamin in meiner Ernährung verringert habe. Die Histaminempfindlichkeit war ein Zufallsbefund durch eine plötzlich auftretende heftige Urtikaria.
    Im Nachhinein musste ich erkennen, dass ich Probleme schon von Kindheit an hatte (nur den Stress noch nicht). Meine Mutter litt ebenfalls (allerdings viel seltener) unter Migräneanfällen und später auch unter Urtikaria.
    Ich finde es sehr gut und sinnvoll, die Betroffenen in die Forschung einzubeziehen.

    • Hier ist ein review Histamine in migraine and brain. Ich müsste es selbst nochmal in Detail lesen. Mache ich bald mal.

      Es gibt auch (aus meiner Sicht sehr spannende) Forschungsarbeiten zur Migränewelle und Mastzellen (jedoch nicht zu Histamin und der Migränewelle — Histamine wird wahrscheinlich eher in den sehr frühen Phasen eine Rolle spielen).

  5. Vielen Dank!
    Ich glaube, dass man in diese Richtung viel mehr forschen sollte. Ich denke z.B auch an die alten Leute, die am Asthma versterben. Ebenso auch an die Schwangeren mit vorzeitigen Wehen, die immer wieder Fehlgeburten erleiden (Histamin erzeugt Kontraktionen) . Die Wirkung von Histamin, durch überaktive/instabile Mastzellen oder auch durch die Nahrungsaufnahme (Altenheime – Essen, das lange warm gehalten wird) im System Körper wird meiner Ansicht nach in Deutschland nicht genügend untersucht. Für die Pharmaindustrie vermutlich nicht lohnend, also bleiben die Universitäten.
    Kleine persönliche Anmerkung: nicht nur die Migräne hat sich für mich erledigt, sondern ebenfalls, die jährliche Erkrankung (bis zu vier mal) an Asthmabronchitis.
    Herzlichen Gruß

  6. Pingback:Smart gegen Migräne mit einer Migräne-App

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