Migräne als Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen
Nicht oft widmet eine der renommierten Zeitschriften aus der Reihe von Nature Reviews der Volkskrankheit Migräne ein »Research Highlight«. Das letzte mal, an das ich mich erinnern kann, war 2010. »Magnetschlag auf den Hinterkopf« überschrieb ich damals den Blogpost – lange einer der meistgelesenen Beiträge (aktueller hier beschrieben).
Nun gibt es wieder ein »Research Highlight« über Migräne. Nicht in Nature Review Neurology, sondern in Nature Review Cardiology. Kardiologie – damit ist die Meldung fast verraten: Migräne gilt als Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen. Die Originalstudie stammt von einem Team um Prof. Dr. Tobias Kurth, Institut für Public Health der Charité (Berlin) und der Harvard Medical School (Boston, USA).
Die Kernaussagen der Studie sind in dem Research Highlight zusammengefasst: »Migraine — headache and heartache« (offen lesbar nur durch den direkten Link hier im Blog).
Insbesondere für Frauen mit Migräne ist eine Vorsorgeuntersuchung und kontinuierliche Überwachung empfehlenswert und weitere Studien sollten bevölkerungsweit durchgeführt werden, um die mit Migräne zusammenhängenden kardiovaskulären Erkrankungen genauer zu erfassen und herauszubekommen, wie dieses Risiko gesenkt werden kann.
Nachdem ich in dem Artikel nichts dazu finden konnte, gibt es diesen Zusammenhang zwischen Migräne und Herzerkrankungen bei Männern nicht oder wurde das nicht untersucht?
In der Tat wurden hier nur Frauen untersucht und zwar gleich 115.500. Der Artikel ist auch offen lesbar hier.
Ältere Studien haben ähnliches belegt und zwar am stärksten für Schlaganfall bei jungen Frauen die rauchen und orale Empfängnisverhütung nutzen und bei denen Migräne mit Aura diagnostiziert wurde. (Da erklärt zumindest die orale Empfängnisverhütung, warum diese Gruppe auf Frauen eingeschränkt wurde.)
General ist, soweit ich es aus der Erinnerung weiß, auch das Risiko bei Männern erhöht. Eine andere ganz aktuelle Studien zeigt einen Zusammenhang zum sog. offene Foramen ovale (auch Foramen ovale persistens). Dies ist kann bei Männern wie Frauen vorkommen.
Habe gerade nochmal gegoogelt. Männer sind nicht besser dran.
Solche Studien sind eigentlich auch altbekannt. Was hier nun zählt, sind neue Ansätze, bevölkerungsweit die Kopfschmerzen zu monitoren. Wir arbeiten an neuen Ansätzen der Versorgungsforschung mit einer Migräne-App. Wer mitmachen möchte, kann sich anmelden, wir suchen ab nächster Woche neue TesterInnen.
Vielen Dank,mir war dieser Zusammenhang bisher noch nicht bekannt. Die Studie auf die sich der Fokus bezog könnte http://www.bmj.com/content/339/bmj.b3914 zu sein (zumindest passt es zeitlich und vom Autor).
Die Migräneapp werde ich testen wenn die iOS Version fertig ist ich freue mich schon darauf.
Danke für den Hinweis auf dieses Paper. Es sieht genau nach dem gesuchten aus.
Migräne gelten als »neurovaskuläre Kopfschmerzen«, insofern sollte eine Verbindung zwischen Hirn und Herz nicht wundern.
Die sog. neurovaskuläre Kopplung, also der Mechanismus zur Regulierung der Blutversorgung des Gehirns) und das Phänomen der »Spreading Depression« (neuerdings auch »Spreading Depolarization« genannt) verbindet die Migräne mit verschiedenen Formen des Schlaganfalls (und selbst mit Epilepsie).
Pingback:Was uns Medikamentennamen verraten und welche wir uns merken sollten › Graue Substanz › SciLogs - Wissenschaftsblogs
Jetzt bin ich 80 Jahre alt, hatte seit meiner Jungmädchenzeit in unregelmäßigen Abständen unter Migräneanfällen zu leiden; die Aura als Vorbote setzte erst später ein. Erst mit 60 Jahren, nach einer Therapie mit Sibelium, hörte die Migräne auf, geblieben sind häufige Kopfschmerzen und unabhängig davon, ganz unvorhersehbar und unregelmäßig, die Aura-Anfälle! Mit der ziemlich neuen Variante eines Schachbrettmusters darin. Außerdem habe ich Herzbeschwerden mit nicht feststellbarer Ursache. Grüße Henrike Anders.