Dynamik der Migräne

BLOG: Graue Substanz

Migräne aus der technischen Forschungsperspektive von Gehirnstimulatoren zu mobilen Gesundheitsdiensten.
Graue Substanz

Heute kein eigener Beitrag sondern zwei Videos (in Englisch) und der Hinweis auf meinen Artikel im “Physik Journal”.

Früher unter den schönen Namen “Physikalische Blätter” bekannt, ist die Mitgliederzeitschrift der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) “Physik Journal” sehr auflagenstark (über 50.000 Exemplare) und so freue ich mich, dass dort gerade ein Artikel “Dynamik der Migräne” die Physiker erreicht. Der Text geht sicher etwas über die Beiträge im Blog hinaus.

Hier der Teaser:

„Migräne sind Kopfschmerzen, auch wenn man gar keine hat.“ Mit diesen Worten umschreibt Erich Kästner in „Pünktchen und Anton“ das gängige Vorurteil, Migräne sei nur eingebildet. De facto leiden über sechs Millionen Deutsche unter dieser Krankheit, die jährlich volkswirtschaftliche Kosten von über vier Milliarden Euro verursacht. Heute wissen wir, dass Migräne mit einer zeitweisen Unterdrückung der Nervenaktivität einhergeht, die sich wellenartig ausbreitet. Physikalische Modelle zur Elektrophysiologie und Musterbildung helfen, diese Vorgänge zu verstehen und Therapieansätze zu entwickeln. [weiter*]

Übrigens: Die Migräne-Welle wird auch gerne Tsunami genannt. So habe ich es quasi indirekt auf den Titel geschafft. Das ist aber ein anderer Beitrag. Die Mathematik ist aber gar nicht so unähnlich. Die Tsunami sind stark lokalisierte Wellen und Lokalisierung spielt auch eine zentrale Rolle in dem ersten Video. Es ist ein Vortrag von mir auf einem Workshop in Manchester “Localized transient waves of cortical spreading depression in migraine”.

Leser des Blogs werden sehr viele Sachen wiedererkennen, zum Beispiel das Gehirn als Schwimmreifen. Unter dem Video sind auch die Folien.

 

 

 

Eine weiteres Video, der Vortrag der meinem folgte, will ich auch hier anführen. Steven J. Schiff ist Gehirnchirurg und leitet ein Zentrum für Medizintechnik in den den U.S.A.

Alle Videos (auch das Video vom historischen Übersichtsbeitrag, wie im letzten Beitrag erwähnt, “Dynamical diseases: a historical perspective with an eye to the future” von John Milton) sind auf der Website des Workshops zu finden.

 

Fußnote

*Ich habe gerade beim Verlag angefragt, ob der Artikel freigeschaltet werden kann. Verwertungsrechte und so … Betrifft uns alle. Dankenswerterweise wurde dies sofort gemacht, man muss sich aber auf “pro-physik” registrieren. Das lohnt aber sowieso.

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Markus Dahlem forscht seit über 20 Jahren über Migräne, hat Gastpositionen an der HU Berlin und am Massachusetts General Hospital. Außerdem ist er Geschäftsführer und Mitgründer des Berliner eHealth-Startup Newsenselab, das die Migräne- und Kopfschmerz-App M-sense entwickelt.

3 Kommentare

  1. 14.10

    ab 14.10 sprichst Du u.a. über den Migränegenerator. Was denkst Du darüber?

    In Zeitungen wird dieser Generator immer wie eine Tatsache dargestellt. Nachdem ich Dich jetzt gehört habe bin ich verunsichert.

    Mein Englisch ist nicht so gut, aber so wie ich es jetzt verstehe ist der Generator eine Konstruktion um etwas zu erklären was wir noch nicht verstehen. Kann das sein?

  2. Es bleibt spannend…

    …und ganz besonders im Hinblick auf die Stimulationsverfahren. Erstaunlicherweise scheint sich tatsächlich die ONS bei chronischer Migräne mit bisher guten Ergebnissen durchsetzen zu können. Langzeiterfahrungen gibt es zwar noch nicht, aber es besteht wohl Grund zur berechtigten Hoffnung.

    Bin sehr gespannt, wie sich das alles weiter entwickelt.

    Gute Zeit in den USA!

  3. @Alex

    Im Vortrag nehme ich ein wenig den Migräne-Generator (Migränemotor wird er wohl nun auch genannt) auf die Schippe um die Probleme eines solchen Models herauszuarbeiten. Allerdings hat die “Spreading Depression”-Theorie letztlich ähnliche Probleme.

    Ich halte die Migräne-Generator-Theorie für durchaus plausibel, aber es gibt halt noch offenen Fragen.

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