Die Neurologie muss einen großen Sprung machen

BLOG: Graue Substanz

Migräne aus der technischen Forschungsperspektive von Gehirnstimulatoren zu mobilen Gesundheitsdiensten.
Graue Substanz

Ein kurzer Hinweis auf den gestrigen Beitrag "Ich bin die zitternde Frau" im Büchermarkt des Deutschlandfunks.

Gestern war der 55ter Geburtstag der Schriftstellerin Siri Hustvedt – dies blieb aber anscheinend unbemerkt im Deutschlandfunk – und vorgestellt wurde an diesem Tag im Bückermarkt allein ihr neustes Buch: Die zitternde Frau (Rowohlt Verlag). Ich habe ihr neustes Buch noch nicht gelesen, da ich auf die erst Anfang März erscheinende Originalfassung warte.

Auf diesen Beitrag will ich aber an dieser Stelle kurz hinweisen.  Er spannt den Bogen zu dem was auch mein Blogthema ist und in einem Satz zusammengefasst wird: "Die Neurologie muss einen großen Sprung machen". So schrieb es Oliver Sacks in seinem Buch Der Tag, an dem mein Bein fortging (Rowohlt Tb Verlag).

Aus meiner Sicht wird dieser Sprung, das wird die Leser dieses Blogs nicht verwundern, durch die Verbindung zwischen Neurologie und Physik zumindest stark mitgeprägt werden. Das steht auch nur scheinbar im Gegensatz zu dem  "Persönlichkeit orientierten Modell von Gehirn und Geist", wie Dr. Sacks sich es für die Neurologie wünscht. So machte Dr. Sacks z.B. in seinem Buch Migräne (Rowohlt Tb Verlag) in der erweiterten Fassung von 1992 auch die damaligen Kenntnisse über Migräne aus aktuellen Bereichen der Physik (Chaos-Theorie) populärwissenschaftlich zugänglich.

Weitere Impulse in diese Richtung zu geben, mit dieser Hoffnung endete gestern der Beitrag im Deutschlandfunk, wird sicher von Siri Hustvedt geleistet und ist auch mein Anliegen in diesem Blog. 

Zum Weiterlesen möche ich auf meinen Blogpost Math Matters, Apply It To Neurology (in Gray Matters auf scilogs.eu) verweisen.

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Markus Dahlem forscht seit über 20 Jahren über Migräne, hat Gastpositionen an der HU Berlin und am Massachusetts General Hospital. Außerdem ist er Geschäftsführer und Mitgründer des Berliner eHealth-Startup Newsenselab, das die Migräne- und Kopfschmerz-App M-sense entwickelt.

3 Kommentare

  1. Großer Sprung: Wohin?

    Hallo Herr Dahlem,

    den „Büchermarkt“ habe ich auch gehört, es wird ein interessantes Buch sein.

    Die geistige „Wende“, die Sie für die Neurologie proklamieren, sehe ich nicht in einer verstärkten Hinwendung zur Mathematik und Physik, für die Neurologen sich bereits traditionell sehr stark interessieren.
    Die Neurologen sind doch die „Elektriker“ unter den Ärzten, sie brauchen für ihre Diagnostik immer ein gutes logisches Denkvermögen und verstehen sich mit EEG und EMG als reinste Naturwissenschaftler.
    Und da liegt der Knackpunkt, mit diesem technischen Blick auf den Körper (Reflexstatus!) verbindet sich traditionell bei den Neurologen eine Blindheit für das Seelenleben ihrer Patienten, die auch durch die psychiatrische Facharztausbildung kaum verbessert wird.
    Zur Erforschung des Seelenlebens ist eine Gesprächstechnik erforderlich, die ein Facharzt in der Regel an keiner Stelle seiner Ausbildung systematisch lernen kann.
    Tiefenpsychologische Gespräche brauchen sehr viel Zeit, und die hat der Facharzt in seinem Berufsleben selten.
    Mit dieser Blindheit gegenüber dem Seelischen können psychosomatische Zusammenhänge bei speziellen neurologischen Krankheiten nicht gesehen und verstanden werden, so wie auch die „endogenen“ Psychosen und Neurosen kaum durch psychiatrische Modelle verständlich werden.
    Wo man nichts sieht, da kann man auch nichts suchen oder gar verstehen, und so suchen die Neurologen eben nur dort, wo sie etwas sehen können, beim EEG, EMG und den großartigen Apparaten, mit denen die bunten Bilder gemacht werden.
    Natürlich auch Genforschung, Transmitterstudium, alles, was sich messen läßt.
    So wie der blinde Fleck der Netzhaut nicht wahrnehmbar ist, indem er vom Nervensystem perfekt ausgefüllt wird, so geht es in der Neurologie auch mit den psychosomatischen Komponenten bei einigen Krankheiten: ein blinder Fleck, den niemand sieht.

    S.R.

  2. Großer Sprung: Wohin?

    Lieber Herr Rehm!

    Ich sehe Ihre Kritikpunkte an der Neurologie durchaus als berechtigt an.

    Mir ging es mit dem Hinweis auf die Physik nicht um Messtechnik (EEG etc). Ich habe nun einen Verweis auf meinen Blog Gray Matters mit aufgeführt.

    Der dortige Blogpost “Math Matters, Apply It To Neurology” geht inhaltlich etwas weiter (aber ebenso nicht in die von Ihnen angesprochene Richtung).

    Beste Grüße
    Markus Dahlem

  3. da stimme ich völlig zu, der artikel ist hervorragend geschrieben. dein blog gefällt mir sehr gut. hier kann man immer was interessantes lesen.

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