Zunehmender Mond am 5.3.2014

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Gestern Abend nach Ende der Arbeit und vor dem Nach-Hause-Gehen eben mal schnell aus dem Bürofenster geschossen. Der Himmel war noch reichlich hell und das Seeing war nicht berauschend. Die einzige Abhilfe, wenn man den Aufwand des Stackens scheut, besteht im “Lucky Imaging”. Man knipst eine ganze Serie und hofft, dass zumindest ein brauchbares Bild dabei ist.

Da ich mit nur 70 mm Apertur arbeitete und die Brennweite mittels Barlow-Linse auf 840 mm verlängert hatte, brauchte ich mindestens ISO 800, um die Belichtungszeit auf akzeptable Werte zwischen 1/125 s und 1/250 s zu drücken. Es waren tatsächlich einige recht gute Bilder dabei – “gut” im Rahmen dessen, was bei solchen Sichtbedingungen eben bestenfalls zu erwarten ist. Hier ist eins davon:

Zunehmender Mond am 5.3.2014 um 19:30 MEZ über Darmstadt. 70/420 ED Apochromat mit 2x Barlow, Canon EOS 1000D, ISO 800, 1/125 s
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Zunehmender Mond am 5.3.2014 um 19:30 MEZ über Darmstadt. 70/420 ED Apochromat mit 2x Barlow, Canon EOS 1000D, ISO 800, 1/125 s
Zunehmender Mond am 5.3.2014 um 19:30 MEZ über Darmstadt. 70/420 ED Apochromat mit 2x Barlow, Canon EOS 1000D, ISO 800, 1/250 s, unscharf wegen Luftunruhe
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Zunehmender Mond am 5.3.2014 um 19:30 MEZ über Darmstadt. 70/420 ED Apochromat mit 2x Barlow, Canon EOS 1000D, ISO 800, 1/250 s, unscharf wegen Luftunruhe

Schön zu sehen: das Mare Crisium und nördlich davon Cleomedes und Germinus, westlich davon Macrobius und der sehr helle Rand des immer auffälligen Proclus. Im Süden schließt sich das Meer der Fruchtbarkeit an,  mit der bekannten Kette Langrenus – Vendelinus – Petavius – Furnerius.

Und hier zum Vergleich ein kurz darauf geschossenes Bild, sogar mit kürzerer Belichtungszeit, aber gerade viel stärkerer Luftunruhe. Da ist einfach nichts mehr zu retten. Das Bild wäre einfach nur noch für die Tonne. Aber gemäß der Maxime, dass nichts vollkommen wertlos ist – es kann immer noch als abschreckendes Beispiel dienen – kommt  dieses Bild hier als Vergleich zur Verwendung.

Da wir ja hier oft über das Seeing diskutiert haben, ist es ganz nützlich, mal so einen Vergleich zu bringen, der nicht nur theoretisch, ist, sondern der echten Anwendung in der realen Welt entstammt. In der Astrofotografie ist es nun einmal nicht so, dass zwei ganz kurz aufeinander geschossenen Bilder derselben Szene mit identischen Kameraeinstellungen auch zum selben, oder zumindest zu ähnlichen Ergebnissen führen.

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

3 Kommentare

  1. Dass zwei aufeinanderfolgende Aufnahmen eines Himmelsobjekts solche Unterschiede zeigen ohne dass ein technischer Fehler oder ein Fehleinstellung vorliegt hätte ich nicht gedacht.

    Schön finde ich übrigens die Schatten, die man in einigen Mondkratern am Übergang zur Schattenzone findet. Allein daraus (und aus dem Wissen über die Grösse des Kraters) sollte sich eigentlich die Kratertiefe oder die Höhe des Kraterrandes berechnen lassen..
    Recht lustig finde ich auch die Krater, die schon in der Schattenzone sind, von denen man aber noch eine Kraterwand sieht, die von der Sonne beleuchtet wird. Entspricht wohl dem Berggipfel auf der Erde, der noch von der Sonne beschienen wird.

    • Aus den Schattenhöhen wurden üblicherweise die Höhen von Bergen und Kraterrändern berechnet, schon als die Erkundung mit Raumsonden noch in ferner Zukunft lag.

      Übrigens ist der hier sichtbare Terminator die Grenze zwischen Nacht und Morgen, weil es sich ja um den zunehmenden Mond handelt. Also handelt es sich um Berggipfel, die schon beschienen werden, während der Talgrund noch in dunkler (und bitterkalter) Mondnacht verharrt.

      Aber davon abgesehen ist Ihre Bemerkung vollkommen richtig. Das Wechselspiel zwischen hell und dunkel ist bei der Betrachtung durch das Okular sogar deutlich dramatischer als auf fotografischen Aufnahmen. Ich kann wirklich empfehlen, das mal auszuprobieren.

  2. Da wir ja hier oft über das Seeing diskutiert haben, ist es ganz nützlich, mal so einen Vergleich zu bringen, der nicht nur theoretisch, ist, sondern der echten Anwendung in der realen Welt entstammt.

    Ahhh! – Besten Dank für das Beispiel, das ist eine schöne Gegenüberstellung. Da wird der Begriff gleich klar.

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