Yutu lebt!
BLOG: Go for Launch
Am Mittwoch hatte es noch Berichte aus unklarer Quelle gegeben, die das Ableben des chinesischen Monrovers Yutu bekanntgaben. Dann aber konnte das von Yutu gesendete X-Band-Signal, gemeint ist wahrscheinlich die Trägerfrequenz, von Amateurfunkern aufgefangen werden. Nun verlautet aus dem Kontrollzentrum, offenbar vom Sprecher für das Chang’E-Programm, dass wieder Kommandozugriff besteht. Das heißt: Yutu lebt!
Alle Achtung … zäher Bursche. Aufgrund einer ungeklärten Fehlfunktion gelang es nicht, den Mondrover in den erforderlichen Zustand zu bringen, der die Chancen für das Überleben der harten Mondnacht maximiert. Deswegen wurde mit einer Unterkühlung kritischer Komponenten gerechnet. Offenbar haben aber die Batterien trotzdem durchgehalten. Jetzt wird hoffentlich geklärt werden, wo genau das Problem lag und ob man es bis zum Eintritt der nächsten Mondnacht beheben kann. Die Landestelle von Chang’E-3 ist seit letzten Sonnabend wieder sonnenbeschienen.
Eines sollte man festhalten: “Yutu lebt” ist nicht unbedingt bedeutungsgleich mit “Yutu erfreut sich bester Gesundheit”. Wir werden jetzt erst einmal sehen müssen, wie es weiter geht. Ich meine, es wäre ein großer Schritt vorwärts, wenn das technische Versagen vor der dritten Mondnacht genauer eingekreist werden kann. Je mehr Daten man hat, desto eher wird man dieses Problem bei zukünftigen Mondlandesonden vermeiden können. Das betrifft nicht nur chinesische Sonden. Alle lernen aus Pannen und Fehlerm, sowohl den eigenen, wie auch denen anderer. Selbst wenn das Problem bei Yutu nicht behoben werden kann und er die vierte Nacht nicht mehr übersteht, wäre die Erfolgreiche Fehleranalyse dennoch ein beachtlicher Erfolg.
Artikel von Ken Kremer auf Universe Today vom 13.,2.2014
Artikel von Emily Lakdawalla vom 12.2.2014, mit Updates
Artikel auf Xinhua vom 13.2.2014, wie üblich extrem knapp, und hier ein einige Stunden später im Xinhua-Webauftritt publizierter ausführlicher Bericht, auf die Daniel Fischer in einem Kommentar verweist.
Kosmologs-Artikel vom 27.1.2014: “Aus für den chinesischen Mondrover?”
Kosmologs-Artikel vom 10.2.2014: “Chang’E-3: Tag 3”
Mondstaub wurde für das Klemmen des Panels verantwortlich gemacht, welches das Yutu-Innere vor der Kälte der Mondnacht schützen sollte. Schon die Nasa-Missionen haben scheinbar mehrere Probleme mit Mondstaub gehabt. Mich wundert einfach, warum noch niemand aus dem Mondstaubproblem Konsequenzen gezogen hat. Die naheliegenste Lösung vermeidet jeden unnötigen Kontakt mit Mondstaub und lässt nur dafür bestimmte Oberflächen mit Mondstaub in Berührung kommen. Lösung: Eine nach aussen vollkommen abgeschlossene Kugel die durch Schwerpunktsverlagerung losfährt wäre ein solch geschütztes Mondgefährt. Sie wäre vor Mondstaub geschützt und zudem vom Prinzip her sehr einfach aufgebaut. Die Kugeloberfläche müsste teilweise aus durchsichtigem Material bestehen und zudem die elektromagnetischen Wellen passieren lassen, die für die Kommunikation benötigt werden. Die Materialwissenschaflter haben da sicher schon eine ganze Palette von Materialien, die diese Anforderungen erfüllen.
Es ist doch gar nicht klar, woran das Problem lag. Mondstaub ist nur eine der Erklärungen. Vielleicht sollte man einfach mal die Ingenieure ihre Arbeit machen lassen. Die werden jetzt versuchen, so viele Daten zu bekommen wie nur möglich und daraus die erforderlichen Schlüsse ziehen.
Jede Mondlandesonde ist massiven Belastungen ausgesetzt. Da ist der bereits genannte Mondstaub, der mobil, scharfkantig, abrasiv und elektrostatisch geladen, also haftend ist. Dann haben wir aber auch noch Mikrometeoritenbeschuss bis hinunter zu einem ständigen Regen aus mikroskopischen Partikeln. Gut, dem ist jede Raumsonde ausgesetzt. Das gilt auch für die kosmische Strahlung. Was aber auf der Mondoberfläche hinzukommt, ist die wechselnde thermische Belastung durch die Nähe des sehr kalten oder sehr heißen Mondbodens und die zweiwöchige Nacht. Dann die elektrostatische Aufladung des Regoliths.
Es wäre seltsam, wollte man sich jetzt auf eines dieser Probleme stürzen und nur das lösen. Mit ziemlicher Sicherheit macht man damit die anderen Risiken schlimmer, ganz abgesehen davon, dass man vielleicht auch den wissenschaftlichen Wert der Mission schmälert, wenn man das ganze Design nur auf ein einziges Kriterium hin ausrichtet.
Es gibt auch einen viel längeren Xinhua-Artikel, nach dem Yutu “has now returned to a state where it can receive signals as normal once again. But experts are still working to verify the cause of its mechanical control issues”, die übrigens nach wie vor nicht näher beschrieben werden. Aber ein Projekt-Sprecher wird wörtlich zitiert: “Now that it is still alive, the rover stands a chance of being saved”.
Vielen Dank. Der Artikel war noch nicht publik, als ich mienen Artikel postete. Ich habe den von Ihnen genannten Link in meinen Artikel aufgenommen.
Interessant ist, das dort steht, Chang’E-3 sollte bereits am 10.2. aus der Hibernation geweckt werden. Das war Montag.