SoFi 2009 in Japan

BLOG: Go for Launch

Raumfahrt aus der Froschperspektive
Go for Launch

Die Sonnenfinsternis 2009 wirft ihre Schatten voraus, wenn mir das üble Wortspiel gestattet ist – nicht gestattet, höre ich gerade, also streichen wir es. Bekanntlich wird diese Finsternis Süd- und Ost-Asien beglücken.

Verlauf des Kermschattens über Japan, Quelle: NASA/GSFC, F. Espenak (Click here for the English version of this post)

Diejenigen Unentwegten, die sich von Europa aufmachen, um an diesem Schauspiel teilzuhaben,  werden wohl mehrheitlich eine Reise nach China gebucht haben. Keine schlechte Wahl, hat doch das Reich der Mitte auch sonst einiges zu bieten und ist allemal eine Reise wert. Was manche gar nicht wissen: Auch Japan wird am 22.7.2009 vom Kernschatten des Mondes gestreift werden, allerdings nur einige kleine Inseln am Südrand des Archipels (die größte darunter ist der zum UNESCO-Weltnaturerbe gehörende, fast 2000 m hohe Vulkankegel Yakushima), die ich schon einmal für Sie im voraus besichtigt habe.

Die Insel Yakushima, Quelle: Michael KhanVon Yakushima aus gesehen wird die Dauer der Totalität etwa viereinhalb Minuten und damit zwei weniger als in der Mitte des Schattenpfads betragen. Für kurzentschlossene Besucher ist das aber nichts – die knappen Plätze auf den Fähren zur Inseln sind bereits seit Monaten per Los vergeben, wer jetzt noch hin will und keinen Platz ergattert hat, ist zu spät dran.

Dieser Artikel wendet sich vorwiegend an diejenigen, die schon Bescheid wissen und erfolgreich bei der Reservierung waren.  Das werden in Deutschland nicht allzuviele sein … aber vielleicht interessiert es den einen oder die andere einfach so, oder es lesen vielleicht in Japan lebende Deutsche mit.

Die Insel Yakushima, Quelle: Michael Khan Zunächst einmal: Es gibt viele gute Gründe, nicht Ende Juli nach Südjapan zu reisen, schon gar nicht nach Yakushima. Die SoFi-Beobachtung könnte buchstäblich ins Wasser fallen: Die Regenfälle auf der Insel sind berüchtigt.

Sollte der Himmel aber klar sein: Auf einem hohen Berg mitten im Ozean zu stehen und den Mondschatten über das Meer auf sich zurasen zu sehen, das muss wohl ein unvergesslicher Anblick sein.  

Stark ausgebaut ist die touristische Infrastruktur auf der Insel nicht, die allermeisten Touristen sind Tagesbesucher.

Wer fährt, wird entsprechende Vorkehrungen getroffen haben und wahrscheinlich von der Hafenstadt Kagoshima auf der Insel Kyuushuu, einer der vier Hauptinseln, die Fähre oder das Tragflächenboot nach Yakushima besteigen (3.5 bzw. 2 Stunden), die wenigsten werden per Flugzeug anreisen.

Der Vulkan Sakurajima von der Stadt Kagoshima aus gesehen, Quelle: Michael KhanKagoshima ist selbst schon ein interessantes Reiseziel. Knapp 4 km östlich und gut sichtbar von überall in der Stadt erhebt sich mitten in der Bucht die Halbinsel Sakurajima, ein aktiver Vulkan, der sich durch mal kleinere, mal stärkere, aber allemal sehr häufige Eruptionen auszeichnet und sich (außer bei einer starken Eruption natürlich) auch sehr gut für kürzere oder längere Wanderungen eignet. 

Raumfahrtinteressierte werden Kagoshima als Startbasis für die japanische M-V-Rakete kennen, ebenso wie die Nachbarinsel von Yakushima, Tanegashima, auf der sich die Startbasis für die große H-2A-Rakete der japanischen Weltraumagentur JAXA befindet, ebenso wie ein Weltraummuseum. Tanegashima liegt leider fast komplett außerhalb der Totalitätszone und hat landschaftlich weniger zu bieten als Yakushima.

Das übliche Gewäsch über Exotik und Tradition, das manche Japan-Reisebücher über ihren Lesern auskippen, erspare ich Ihnen und gebe Ihnen lieber in paar praktische Tipps. Wer seine Reise selbst organisieren konnte, wird das alles schon kennen, aber vielleicht ist es ja doch nützlich zu wissen:

  • Man kommt in Japan nicht so leicht an Bargeld, wie man es eigentlich erwarten könnte, und man wird auch manchmal feststellen, dass eine nicht in Japan ausgestellte Kreditkarte nicht akzeptiert wird. Geldautomaten, die ausländische Kreditkarten oder auch deutsche Maestro-Bankkarten annehmen, finden sich zumeist in größeren Postämtern, sind aber manchmal nur während regulärer Öffnungszeiten zugänglich. Übrigens kann ich nur jedem dringend raten, genau festzustellen, welche Gebûhren bei Bargeldabhebung mit seiner Kreditkarte bzw. seiner Maestro-Karte erhoben werden. Bei der Kreditkarte kommt da ordentlich etwas zusammen.  
  • Westler trauen der japanischen Organisationsgabe ja geradezu Wundertaten zu. Ich würde eher dazu raten, die diesbezüglichen Erwartungen nicht allzu hoch zu schrauben, vor allem nicht in Südjapan und nicht in einer solchen touristischen Ausnahmesituation. Das soll nicht heißen, dass man mit Üblem rechnen sollte – aber es könnte sinnvoll sein, beispielsweise vorsichtshalber genügend eigene Verpflegung mitzunehmen.
  • Und auch etwas Positives: Japan ist überhaupt nicht so teuer, wie manchmal behauptet wird, abseits der großen Ballungszentren schon einmal überhaupt nicht. Wer sich ein bisschen geschickt anstellt und sich beispielsweise in großen Kaufhäusern wie Daiei versorgt, wird feststellen, dass sein Geld sogar weiter reicht als vielerorts in Europa. 

 Weitere Information:

 NASA-GSFC-Webseite zur SoFi 2009 (auch die Quelle der obigen Karte)

Nachtrag: Bitte um Erfahrungsberichte:

Lieber Leser: Sollten Sie tatsächlich die SoFi 2009 von Yakushima oder einer der südlich davon gelegenen Inseln sehen, so wäre ich für einen Erfahrungsbericht dankbar. Ich würde diesen gern in Form eines Gastbeitrags in diesem Blog veröffentlichen oder alternativ, falls Sie Ihren Bericht bereits selbst online gestellt haben, Ihren Artikel von von meinem Blog aus verlinken. Ich bitte deswegen um Benachrichtigung. Vielen Dank im voraus!

Dear reader: If you plan to witness the 2009 eclipse from Yakushima or one of the smaller islands, I’d be very grateful for an “eyewitness report”. I could add it in my blog as a “guest article”, crediting you of course, and providing a translation into German if necessary. If you plan to publish your report online elsewhere, I would like to add a link to your article, so please let me know. Thanks in advance!

  • Veröffentlicht in: Sonne
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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

3 Kommentare

  1. Bargeld

    Hallo Michael,
    ich war in der letzten Zeit 2x länger in Japan. Bargeld haben wir ganz einfach mit der VISA-Karte (oder VISA Elektron) an den Geldautomaten der 7/11-Bank bekommen. Diese finden sich in jedem 7/11 Store (und die sind ja wirklich sehr weit verbreitet) und sprechen sogar Englisch. Auch beim bezahlen mit der Visa habe ich keine Probleme gehabt…

  2. @Miche Koller

    Guter Tipp mit den 7/11-Geschäften. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass es nicht generell geht, bei vielen Geldautomaten, auch an Banken oder in großen Kaufhäusern, wird man feststellen, dass nur in Japan ausgestellte Kreditkarten (auch Visa) die Bargeldauszahlung gestatten.

    Was die Bezahlung mit der Visa angeht, so hatte ich nur vereinzelt Probleme, solange die Kreditkartenfunktion genutzt wurde. Nicht überall werden Kreditkarten überall akzeptiert.

    Ging es aber um die direkte Cash-Funktion mit PIN-Eingabe (so wie mit der Bank-Karte), die die Zahlautomaten in einigen Hotels verlangten, dann wurde die Karte generell nicht zur Zahlung akzeptiert. Ich musste stattdessen mit Bargeld zahlen, das ich zum Glück in ausreichender Menge dabei hatte und das der Automat gleichzeitig akzeptierte.

    Nach meiner Erfahrung nehmen die Schwierigkeiten, an Bargeld zu kommen, zu, je weiter man ins Hinterland vorstößt – und hier geht es ja gerade darum.

    Wenn jemand keine Probleme hat: umso besser. Aber ich würde dennoch potenziellen Reisenden raten, dies mal im Hinterkopf zu behalten und enstprechende Vorsorge zu treffen. Sicher ist sicher.

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