Weitere ISON-Aufnahmen

BLOG: Go for Launch

Raumfahrt aus der Froschperspektive
Go for Launch

Es schaffen immer noch Leute, den ISON morgens aufzunehmen. Die Tatsache, dass er morgens gemeinsam mit Merkur zu sehen ist, verleiht der Beobachtung zusätzlichen Reiz. Nicht immer ist jedoch die Nachbearbeitung ganz gelungen oder geschmackssicher.

Hier wurde leider kräftig übertrieben … Schade, denn mit allzu beherztem Manipulieren der Bildbearbeitung wird aus einer guten astronomischen Aufnahme ganz schnell ein Motiv für eine Fototapete aus dem Baumarkt – oder gar einen pakistanischen LKW. Weniger ist oft mehr, wie manche der anderen Aufnahmen zeigen.

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

9 Kommentare

  1. Och, bei dem Fall würde ich das noch nicht mal sagen. Weit oben, über den Wolken sind die Himmelfarben manchmal sehr intensiv, der Himmel ist halt nicht immer so blassgrau, wie wir ihn kennen. Insofern würde ich jetzt nicht sagen, dass da zuviel dran gedreht wurde.

    Dass an gerade den “Top”-Ison Bildern extrem viel gebastelt wird, ist aber auch klar. Diese Isons sehen perfekt aus, die Sterne sind punktförmig, der Schweif extrem strukturiert, der Hintergrund zeigt keinerlei Gradienten, etc. Bei einem Kometen tief am Horizont in der Fast-Dämmerung. Ja klar. Auf Spaceweather kommentierte das einer treffend mit “Astropainting” statt “Astrophotography”.

    • Es geht mir ja nicht darum, dass Bildbearbeitung, gar intensive Bildbearbeitung stattfindet. Ich bin da kein Purist. Aber ist gibt halt auch mal eine Grenze des “gerade noch genug”, dann wird es zum “Das war jetzt zuviel des Guten”.

      Ob die Bilder einen wissenschaftlichen Wert haben, wie ich in einem anderen Kommentar belehrt wurde, darum geht es mir hier gar nicht. Ich rede allein vom ästhetischen Aspekt. Irgendwann tritt man bei der Bildbearbeitung in den Bereich des Kitsch ein.

      Gerade bei der Aufnahme von Juan Casado finde ich das schade, denn in der war ja wirklich alles da. Merkur, Wolken, ISON, Schweif, gute Sicht, Morgenröte, Wolken abwechselnd mit klarem Himmel. Mit etwas behutsameren Eingriffen wäre das ein phantastisches Bild geworden.

      Juan Carlos Casado mag’s offensichtlich gern quietschebunt. Damit kommt er ja auch an, immerhin hat er schon einige APODs schafft, z.B. hier, hier oder auch hier. Wenn jemand das genau so mag, dann soll er das gern tun, aber für mich ist das schlicht zu viel, um mal das böse K-Wort zu vermeiden.

      • Ich finde auch, dass Juan Carlos Casado mit seinem quietschebunten “Astropainting” etwas übertreibt. Unter so einer Fototapete würde ich vermutlich einen Ausschlag bekommen.

  2. Ich finde diese Bilder haben durchaus ihre Berechtigung um “die Öffentlich ™” für so ein Thema zu interessieren. Natürlich haben diese Bilder keinen wissenschaftlichen Wert aber das ist auch nicht ihr Zweck. Deswegen finde ich das eine sehr gelungene Abbildung von ISON.

    • Natürlich sind diese bunten Bilder Geschmacksache mit denen man vielleicht erst mal auf Interesse stößt. Ich habe allerdings auf unserer Sternwarte Leute erlebt, die durchs Teleskop schauten und sehr enttäuscht waren, dass die Planeten und Nebel nicht so ausschauten wie man es von den farbigen Hochglanzbildern gewohnt ist.

      • Es gibt einen Film mit (Ex-Monty-Python) John Cleese namens “Wild Creatures”. Da geht es um einen kleinen Zoo in England, der von einem amerikanischen Finanzier aufgekauft wird. Der Finanzier will den Zoo gnadenlos nach martwirtschaftlichen Kriterien umkrempeln. Viecher, die keinen Umsatz generieren, sollen abgemurkst werden. Und was generiert Umsatz (meint der Finanzier)? Wilde, gefährliche Tiere, die den Leuten einen Schauer über den Rücken laufen lassen. Deswegen wird von den Zooleuten jedem auch noch so harmlosen, kleinen, pelzigen Scharchsack ein hoher Grad an Gefährlichkeit angedichtet. Vor den Käfigen stehen fantasievolle Gemälde, die jedes Tier mit entblößten Fängen beim Angriff darstellen. Dass das nicht wirklich Erfolg versprechend ist, liegt auf der Hand.

        Ungefähr so wirkt auf mich auch der ungezügelte Softwareinsatz bei der Astrobildbearbeitung. Das schaukelt sich ja auch hoch. Wenn es erst einmal gewohnheit geworden ist, dann sieht ein Bild, das nicht so durch die Mangel gedreht wurde, für viele Betrachter fad aus.

        Ich bearbeite selbst ja auch jedes meiner Bilder nach und schrecke auch vor Montagen nicht zurück. Aber irgendwo ist auch mal Schluss. Bei mir eigentlich schon ziemlich schnell, nämlich an der Stelle, wo das Bild “besser” aussieht als das, was ich durchs Okular gesehen habe. (Übrigens, wenn ich mir die Wolkendecke in Casados Bild so anschaue, dann kommt mir das schon so vor, als sei da etwas zusammen montiert worden …)

        Gut, andere sehen das anders. Das dürfen sie auch, schließlich sind das ja ihre eigenen Bilder. Aber es ist nun mal auch so, dass das Ergebnis das approximiert, was man auf Fototapeten sieht oder auf den Postkartengestellen in Ketten-Bücherläden. Juan Carlos Casados Arbeit gehört, ich muss es leider mal so sagen, zu einem nicht geringen Anteil in diese Kategorie. Alles erst einmal auffällig, aber reine Fantasie. In diesem Fall aber

        • So auffällige und fantasievolle Bilder sah man früher oft auf den Covern von Science-Fiction-Romanen. Potentielle Leser sollten dadurch zum Kauf angeregt werden. Ja, das ist wie in dem von Ihnen beschriebenen Film “Wild Creatures”. Der Weltraum fasziniert heutzutage die Menschen wohl genauso, wie das früher exotische Tiere taten.

  3. Herr Kouji Ohnishi war ein Glückspilz.
    Wenn ich mich nicht täusche ist auf seiner Aufnahme vom 21.11. nicht nur der Komet ISON zu sehen sondern auch links oberhalb eine Sternschnuppe.
    Wohl wirklich einmalig 🙂

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