Viererkette erwischt
BLOG: Go for Launch
Der Himmel war zwar gestern auch schon klar und ich deswegen draußen, nur lag gestern eine hartnäckige kleine Wolkenbank genau dort, wo Merkur sein musste. Heute hatte ich zwar mehr Wolken, aber dennoch mehr Glück. Der gemeinsame Blick auf vier Planeten gelang.
Immerhin drei von ihnen konnte ich in einer Weitwinkel-Aufnahme festhalten. Für alle vier hätte es eines Mosaiks bedurft. Das habe ich versucht, aber das Bild sieht grausam aus und ich möchte es Ihnen nicht zumuten. Sie können sich ja gern an den beiden Aufnahmen versuchen. Vielleicht gelingt Ihnen eine überzeugendere Zusammenführung als mir.
Die erste Aufnahme Richtung Süden. Mars ist in der Bildmitte. In der Acht-Uhr-Position vom Mars: Spica. Wenn man die Verbindungslinie Mars-Spica noch zwei Mal weiter führt, kommt man (naja, mehr oder weniger) zum Saturn. Die Linie von Spica zum Mars und darüber hinaus gezogen zeigt auf das Sternbild Löwe und die Sterne Algieba und darunter Regulus. Der tiefrote “Stern” im Baum ist die rote Anti-Kollisionsleuchte auf einer Windkraftanlage, mit der die Hügel dort gespickt sind. Ich hatte mich extra so positioniert, dass der Baum die Anlage verdeckte, aber das Licht schien durch das Blattwerk.
Nächstes Bild Richtung Westen.
Nett ist der Effekt des Weitwinkelobjektivs, der den Horizont krümmt, dafür aber die Ekliptik zu einer Geraden macht. Sie führt (in dieser Grafik angenähert dargestellt) vom an seiner rötlichen Färbung leicht erkennbaren Mars über den Regulus (direkt über dem Baum: αLeo, der Hauptstern des Sternbilds Löwe, dessen Position nahe der Ekliptik dazu führt, dass er von Planeten oder dem Mond bedeckt werden kann) und den sehr hellen Jupiter (darüber Castor und Pollux) zum horizontnahen Merkur.
Merkur steht schon arg tief und noch in der Dämmerung. Falls Sie Ihn nicht sehen: Rechts (am besten zu sehen in der Vollauflösung) ist doch eine Baumgruppe. Zählen Sie die Wipfel von rechts. Merkur ist senkrecht über dem siebten und achten.
Ich weiß, das klingt jetzt ein bisschen wie der Witz, wo die Gastgeberin den Gast fragt, wie er das Schnitzel fand, und zur Antwort bekommt “Erst hatte ich wirklich Schwierigkeiten, aber dann schob ich eine Kartoffel zur Seite, und siehe da, dort lag es”. Aber das ist nun mal bei extremen Weitwinkelaufnahmen so, allemal bei solchen von Merkur, der zwangsläufig immer vor einem schon oder noch erhellten Himmel zu sehen ist.
Nachdem ich mich mit der kurzen Brennweite ausgiebig amüsiert hatte, widmete ich meine geballte Aufmerksamkeit dem untergehenden Merkur. Dazu benutzte ich einen Apochromaten mit 420 mm Brennweite und 65 mm Apertur und schoß eine Sequenz von Bildern, die einen Zeitraum von 18 Sekunden abdeckt. Während dieses Intervalls verschwand Merkur, nur noch bei gut 2 Grad Elevation, hinter den Ästen einer weit entfernten Baumgruppe. Die Aufnahmen sind komplett unbearbeitet. Interessant finde ich die Färbung. Das muss wohl ein dämmerungsbedingter atmosphärischer Effekt sein.
Kurz danach zog von Südwesten her der Himmel zu. Aber ich wollte eh heim und war voll zufrieden mit dem Ergebnis des Abends. Den Merkur habe ich jetzt schon das zweite Mal in diesem Jahr ablichten können. Aber schon die Tatsache, dass ich ihn heute so lange ungestört beobachten konnte, hat mich schon gefreut.