Totale Mondfinsternis am 28.9.2015

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Wunderbar klarer Himmel ohne ein einziges Wölkchen, aber dafür natürlich auch ziemlich kalt und feucht. Ich war die ganze Zeit damit beschäftigt, beschlagene Linsen trocken zu wischen. Die Totalität war sehr dunkel. Die Rotfärbung war zwar deutlich zu sehen, aber so ein richtiger Blutmond war es doch nicht.

Das Bildmaterial muss ich erst noch sichten und bearbeiten. Hier eine Einzelaufnahme, die meinen Kampf gegen den Tau dokumentiert. Scharf geht anders, ich weiß. Am besten, man schaut sich die hohe Auflösung gar nicht so genau an. Der im Bild gezeigte Mond begann gerade, aus der Totalität in den Halbschattenkegel einzutreten. Daher der deutlich hellere Saum am linken Rand.

Verfinsterter Mond über Darmstadt am 28.9.2015, 5:20 MESZ, TS-Optics Quadruplet-Apochromat 65/420 mm. Canon EOS 6D, ISO 16000, 1/13 Sekunde
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Verfinsterter Mond über Darmstadt am 28.9.2015, 5:20 MESZ, TS-Optics Quadruplet-Apochromat 65/420 mm. Canon EOS 6D, ISO 16000, 1/13 Sekunde

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

15 Kommentare

  1. Schönes Foto, das zeigt, was auch ich sehen konnte: Keineswegs ein “Blutmond”, sondern ein kupferroter Erdtrabant. Das war eine spektakuläre Mofi, die ich bei völlig wolkenfreiem Himmel verfolgen konnte. In der finsteren Totalitätsphase erstrahlte selbst über´m relativ hellen Heidelberg der Wintersternhimmel in voller Pracht. Mir erschien der Mond – vor allem kurz vor dem Eintritt in den Kernschatten und kurz nach dem Austritt aus dem Kernschatten – wie ein zum Greifen naher, plastischer 3-D-Button. Ein geniales Himmelsschauspiel.

  2. Beautiful picture! And yes, it was magic to watch the changing of the light, the colors shifting and the (re)appearance of the stars around the moon.
    BTW: We watched it from underneath a warm and cozy blanket 😉

  3. Ging mir genau so. Fokussieren mit Liveview am 5″ F12 Maksutov hat nicht funktioniert – war einfach zu dunkel.

    • f/12! Aussichtslos. Das Problem war ja, dass ich bei ISO 16,000 schon eine Belichtungszeit von etwa 1/10 s brauchte. Das ist selbst bei nur 420 mm Brennweite (ich hatte mir schon sowas gedacht und deswegen alles mit längeren Brennweiten daheim gelassen) schon grenzwertig. 420 mm Brennweite / 65 mm Apertur ist schon f/6.5. Da steht man mit f/12 auf verlorenem Posten. Vielleicht hätte es geklappt, schon vor Eintritt in die Totalität auf die beleuchtete Oberfläche zu fokussieren und dann die Schrauben anzuziehen, sodass ich nichts mehr verstellen kann. Das ist besser als gar nichts.

  4. Ich fand den Mond nicht mal ansatzweise rötlich, eher grau-gelblich 🙁
    Sonderlich groß war er auch nicht, eher wie “immer” – habe ihn jedenfalls schon größer erlebt.
    Vielleicht habe ich ja die Rotfärbung verpasst? Bin 5:27 wieder ins Bett…

    • Gestern ging der Mond durch sein Perigäum und hatte dabei einen Bahnradius von weniger als 357,000 km relativ zum Erdmittelpunkt. Dass Sie ihn zu anderen Zeiten noch größer erlebt haben, wäre eher unwahrscheinlich. Der Mond erscheint aber horizontnah größer als bei hohen Elevationen. Das ist ein bekanntes Phänomen, das auch gestern zutraf. Dass die Farbe eindeutig rötlich war (Clear Skies sagt “kupferrot”, was die Sache gut beschreibt) dokumentiert u.a. mein Foto. Dieses wurde ja schon nach dem Beginn des Austritts aus der Totalität aufgenommen, aber noch vor Ihrer wohlverdienten Rückkehr ins warme Bett.

      Es kommt natürlich auch darauf an, wieviel Fremdlicht es an Ihrem Beobachtungsort gibt. Wenn dort der Himmel durch irdische Lichtquellen aufgehellt war, wirkt der Sternmenhimmel, und alles war sich durch ihn bewegt, zwangsläufig blasser.

  5. Danke für die Antwort.
    Mir ist schon klar, dass mein Eindruck subjektiv ist. Jedoch habe ich während der Mondfinsternis mit einem Freund telefoniert, der mich auch fragte, “ob der Mond noch rot werde”. Er beschrieb den Mond als “schmutzig” aussehend (4:27 Uhr). Ich vermutete auch, dass vielleicht zu viel Umgebungslicht an der mangelnden Färbung schuld sei. Aber auf Fotos aus Berlin mit Umgebungslicht sieht der Mond auch rötlich aus… nur ich hab ihn so leider nicht gesehen.
    Den Mond habe ich tatsächlich horizontnah schon wesentlich größer erlebt. Da hing er wie ein riesiger Käse über Berlin, sehr beeindruckend. Vielleicht spielen die Luftverhältnisse auch noch eine Rolle?

    • Also, ich könnte mir denken, dass die unterschwellige Erwartungshaltungvielleicht auch mit hineinspielte. Es war ja vorher viel vom “Blutmond” die Rede. Dann hat man einfach mehr Farbe erwartet. Der verfinsterte Mond gestern war aber deutlich weniger rot als bei anderen MoFis.

      Hinzu kommt, dass die Färbung ja zu keinem Zeitpunkt gleichmäßig war. Es gab immer einen Helligkeitsübergang , und hinzu auch noch Färbungsunterschiede zwischen Hochland und Maria.

      Zur Wahrnehmung der unterschieldichen Größe des Mondes zwischen Aufgang und hoher Elevation: Das ist kein physikalisches Phänomen, sondern eines der menschlichen Wahrnehmung, die so genannte Mondtäuschung.

  6. Genau so habe ich es auch empfunden, ich fand ihn mit dem bloßen Auge bräunlich und mit dem Feldstecher grau-gelblich.
    Es stimmt, ich stand im Hinterhof einer Großstadt, aber der Himmel war so klar, dass ich in der Tiefe der Finsternis sogar einen Schimmer der Milchstraße zu sehen glaubte.
    Der Mond stand schon sehr tief in der Kernschattenfinsternis, vielleicht hat der weitere Weg durch die Atmosphäre das Licht teils verschluckt???

    • Das stimmt schon – bei starker Vergrößerung war die farbliche Wirkung weniger stark. Am schönsten war es mit einem lichtstarken, aber nicht allzu szark vergrößernden Fernglas. Da meinte man den Mond wirklich viel näher als die Sternfelder schweben zu sehen.

  7. Bei einer Mondfinsternis leuchtet der Mond oft kupferrot, weil das rote, langwellige Licht von der Erdatmosphäre stärker gebeugt und weniger gestreut wird als die anderen Farben des Spektrums. Das rote Licht ist demnach Sonnenlicht, das durch die Erdatmosphäre dringt und von dort reflektiert und gefiltert auf die Mondoberfläche trifft. Ohne dieses reflektierte Licht wäre der Mond bei einer totalen Mondfinsternis komplett unsichtbar.
    Ist der Mond ungewöhnlich rot, dann hängt das auch mit den Staubpartikeln in der Atmosphäre zusammen. Nach einem Vulkanausbruch erscheint der Mond geradezu dunkelrot. Ist die Verschmutzung der Erdatmosphäre jedoch gering und es gibt nur wenige Staubpartikel, dann können auch andere Farben des Spektrums reflektiert werden und der Mond erscheint weniger rötlich.

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