Da ist ein Šteins genau vor uns!

BLOG: Go for Launch

Raumfahrt aus der Froschperspektive
Go for Launch

Die ESA-Kometensonde Rosetta wurde im März 2004 gestartet. Ihr Ziel ist der Komet 67P/Churyumov-Gerasimenko, den sie im Jahre 2014 erreichen wird.

Kuenstlerische Darstellung von Rosetta am Kometen, Quelle: ESA Rosetta wird den Kometen anderthalb Jahre lang auf dem Weg zu seinem Perihel in nächster Nähe begleiten und beobachten, wie sich bei zunehmender Erwärmung seine Aktivität aufbaut. Zusätzlich wird ein kleiner Lander auf der Kometenoberfläche abgesetzt werden. 

Der Komet hat eine Bahn viel höherer Energie als die Erde. Um diese Bahn zu erreichen, muss Rosetta insgesamt viermal über planetare Swingbys Schwung holen: die Sequenz ist Erde – Mars – Erde – Erde.

Im November 2007 fand bereits derAnblick der Mars-Oberflaeche von Rosetta, Quelle: ESA zweite Erd-Swingby statt (der Anlass zu nicht nur einer kuriosen Story gab, sondern auch noch gleich einer zweiten), der dritte und letzte wird im November 2009 erfolgen. Das Aphel der Bahn ist nun bereits im Asteroidenhauptgürtel, was die Chance eröffnet, die Monotonie des interplanetaren Transfers mit nahen Vorbeiflügen an Asteroiden zu unterbrechen. 

Dies bietet auch die willkommene Gelegenheit, die optische Navigation, die zur Annäherung an das eigentliche Ziel, den Kometen Churyumov-Gerasimenko, gebraucht wird, schon einmal sozusagen am lebenden Objekt zu üben. Rosetta hat den Asteroiden schon seit Wochen im Sicht, kleine Korrekturmanöver stellen sicher, dass die Begegnung genau so erfolgt wie geplant.

Animierte Darstellung des Steins-Vorbeiflugs, Quelle: ESA Der Vorbeiflug am Asteroiden 2867/Šteins geschieht am 5. September 2008 um 22:23 MESZ in einem Abstand von 800 km. Rosetta hat dabei keinen Kontakt zur Erde, weil die Sonde ihre Instrumente zum Asteroiden ausrichtet und deswegen die Hauptantenne nicht zur Erde gerichtet ist. 2867/Šteins ist ein etwa 4.6 km großer Asteroid des Typs E.

Die gewonnenen Daten werden im Anschluss zur Erde gefunkt und am nächsten Tag, dem 6. September, in einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit präsentiert. Dies könnte man mit Fug und Recht als Rosettas Beitrag zum Tag der Astronomie sehen.

Weitere Information

ESA-Mitteilung zum Steins-Vorbeiflug

Rosetta-Webseite der ESA 

ESA-Mitteilung zum Rosetta-Mars-Swingby 2007

ESA-Mitteilung zum Rosetta-Erd-Swingby 2007 

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

2 Kommentare

  1. Künstlerische Freiheit

    Das erste der drei Bilder in meinem Artikel bitte ich mit “einem Körnchen Salz” zu nehmen. Ein komplexer Krater auf einem Kometenkern, das ist wohl wenig wahrscheinlich.

    Komplexe Krater entstehen beim Einschlag eines großen Objekts auf einem Planeten oder großen Mond. Der Einschlag muss so groß sein, dass sich ein Zentralgebirge herausbilden kann, bevor die durch den Einschlag aufgeschmolzene Oberfläche wieder erstarrt.

    Ein kleiner Himmelskörper wird durch einen großen Einschlag einfach zerlegt. Auf jeden Fall ist die Fluchtgeschwindigkeit so gering, dass das aufgeworfene Material keinen Wall bildet, sondern einfach wegspritzt und nicht wiederkommt.

    Bis zur Stardustmission war man davon ausgegangen, dass Kometenkerne überhaupt nicht zerkratern, weil sie zu porös sind. Die Aufnahmen, die Stardust vom Kern des Kometen 81P/Wild 2 produzierte und die eine stark zerkraterte Oberfläche zeigten, waren deswegen eine Sensation.

    Allerdings, wie man sieht: Auch hier keine komplexen Krater.

    http://whyfiles.org/…mets/images/wild2mosaic.jpg

  2. Künstlerische Freiheit…

    In Medienberichten und Presseinformationen sieht man ja dauernd solche “artistischen Interpretationen” von Himmelsereignissen. Sind solche Bilde durch die Dramatisierung sehr fehlerbehaftet oder kann man den Darstellungen einigermaßen Vertrauen?

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