ROSETTA: NavCam-Bild vom 7.8.

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
Go for Launch

Es geht also selbst nach der offiziellen “Ankunft”, oder vielmehr nach dem letzten Manöver der Anflugsequenz mit den täglichen NavCam-Bildern weiter. Eine gute Sache, die ich sehr begrüße. Hoffentlich bleibt es dabei. Man könnte den Prozess des Ablegens auf einer öffentlich zuänglichen Webseite ja automatisieren.

Die Dokumentierung ist gar nicht erforderlich, obwohl es natürlich schön ist, Zeit und Abstand zu wissen. Ich zumindest kenne mich langsam auf dem Kern aus – wenn man mir eine Teiulaufnahme zeigt, kann ich oft schon sagen, wo die abgebildete Region auf dem Kern zu finden ist. Hier ist eine Aufnahme vom 7.8.2014 aus einem Abstand von 83 km. Diesen Anblick hatte ich zuvor nicht gesehen, und ich brauchte doch noch etwa 15 Sekunden. Dann machte es Klick.

Wir blicken hier von hinten oben links auf den Stiefel. Der Schaft geht nach rechts oben und wie sehen dort obendrauf schön den Krater, dessen Boden gestern noch im Dunkeln lag (“das Loch, in das man den Fuß steckt”). Der Kraterboden ist sehr flach und eben, aber das ist bei anderen Kratern auf diesem Kometen auch der Fall. Am Schaft geht’s runter zur Ferse. Der Fuß ist bis zum großen Zeh zu sehen; die rechte vordere Fußhälfte liegt im Schatten des Schafts. Die Fußsohle liegt ohnehin auf der sonnenabgewandten Seite.

Ich bin hin und weg von diesen Bildern, ehrlich. Fantastische Mission.

Rosetta-NavCam-Bild vom 7.8.2014, Abstand 83 km, Quelle: ESA/Rosetta/NAVCAM

Das Bild illustriert auch die Probleme, die manche Orte auf der Oberfläche von vorneherein als Landeorte ausschließt. Wenn die Rotationsperiode 12.4 Stunden beträgt, dann ist zumeist die Dauer der Nacht an den meisten Orten mehr als 6 Stunden. Sehr problematisch für Batterien. An einigen Stellen kann die Dauer der Schattenperiode aufgrund der Form des Kerns nochmals kürzer sein als ein halber Tag. So wie Leute, die in einem engen Tal wohnen, wenig Sonne sehen. Das könnte eine missionskritische Frage für Philae werden und von vorneherein viele wissenschaftliche Lokationen ausschließen.

Das hier war übrigens mein Blog-Artikel Nr. 500.

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

6 Kommentare

  1. Das hier war übrigens mein Blog-Artikel Nr. 500.

    Wow, Gratulation. – Sie waren in den letzten Wochen aber auch wirklich Produktiv gewesen.

  2. “Eine gute Sache, die ich sehr begrüße. Hoffentlich bleibt es dabei.” Bleibt es und soll sogar noch besser werden: Die ESA will bald alle NavCam-Bilder, nicht nur eins pro Tag, sofort frei verfügbar machen – so hat es mir ein Verantwortlicher jedenfalls am Rande des Arrival-Events am ESOC am Mittwoch versichert. Wie das genau passieren soll, weiß man wohl noch nicht; das öffentliche NavCam-Bildarchiv enthält bisher jedenfalls offenbar nur, was auch schon über das Missions-Blog verbreitet wurde.

  3. Die OSIRIS Aufnahmen (vom 6. August), die Sierks beim Media-Event präsentiert hat, haben es aber noch nicht ins Internet geschafft, oder?! Nur zwei Teilaufnahmen wurden veröffentlicht. Hätte schon gehofft (eigentlich wäre ich davon ausgegangen), dass zumindest eine OSIRIS Aufnahme in voller Größe und Auflösung veröffentlicht wird.

  4. Form u. Oberfläche des Kerns wirken fremdartig. Man sieht viele Details, die an verschiedene bekannte Landschaftformen erinnern, Berge, Klippen, Krater, vulkanische Schlackefelder, Ebenen, diverse Erosionsformen – aber alles seltsam verfremdet und nicht nicht recht zusammenpassend, als ob alles mal regellos zusammengepappt und dann durch unterschiedliche Prozesse bearbeitet worden wäre – was ja auch der Fall sein dürfte.

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