Zu cool für diese Welt?

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
Go for Launch

Anfang der Achtziger war der Kampf der deutschen Kameraindustrie gegen die fernöstliche Konkurrenz bereits veloren. Wer sich nicht in eine hochpreisige Nische retten konnte, war entweder schon weg vom Fenster oder würde es bald sein. Rollei hatte damals als Hersteller  von Mittelformatkameras für professionelle Fotografen immer noch einen guten Namen, aber einen schweren Stand.

Die Firma unternahm mit der Rolleiflex SL2000F, auf die noch die Weiterentwicklungen 3003 und 3001 folgten, einen letzten Versuch, sich auch in der High-End-Kleinbildfotografie zu etablieren. Heraus kam eine Kuriosität, die in der Summe ihrer Eigenschaften klar an jedem möglichen Markt vorbei konzipiert war und deren Scheitern unausweichlich sein musste. Immerhin kann man der “kleinen” Rolleiflex einen Seltenheitsbonus zubilligen.

Sie sollte wohl Merkmale professioneller Mittelformatkameras auch auf dem Kleinbildmarkt etablieren. Sie trat richtig cool und ein ganzes Stück zu selbstbewusst auf. Hey Leute, ich mache alles anders, als ihr es kennt.

Im Endeffekt kombinierte sie aber die Nachteile des Mittelformats mit denen des Standardformats, ohne nennenswerte Vorteile mitzubringen. Sicher keine Vorteile, die den Amateur ansprechen würden. Aber auch für den Profi war sie einfach nicht interessant.

Ihr erstes Alleinstellungsmerkmal war das Filmmagazin, das man mit nur teilweise belichtetem Film abmontieren und gegen ein anderes austauschen konnte. Damit verbunden war ein Motor. Beides zusammen machte das Gehäuse schwer und klobig.

Ihr zweites Alleinstellungsmerkmal war der Doppelsucher: Ein Schacht, durch den man nach unten auf eine Mattscheibe schaute, wie bei Mittelformatkameras üblich. Zudem aber auch ein Teleskopsucher, ähnlich wie bei einer Videokamera. Der Teleskopsucher lieferte mir immer ein zu dunkles Bild, um wirklich von Nutzen zu sein. Der Sucherschacht war nützlich, die Fokussierung sogar ein Gedicht – aber zu der Zeit hatten sich Kleinbildfotografen nun einmal an konventionelle Sucher mit Blickrichtung zum Objekt gewöhnt.

Der praktische Nutzwert des wechselbaren Magazins war eher gering. Wenige Amateure konnten daraus Nutzen ziehen. Profifotografen dagegen, die in ihren Sessions wahre Filmvernichtungsorgien feierten, hatten ohnehin mehrere Gehäuse zur Verfügung, in die immer jemand frische Filme einlegte. Für die Profis war die Funktionalität der SL2000F auch zu eingeschränkt. Nur Zeitautomatik und noch nicht einmal die Wahl zwischen Spot- und mittenbetonter Integralmessung, sondern nur eine Integralmessung über einen Ausschnitt des Bilds hinweg. Das war nicht mehr Stand der Technik.

Die Bedienung – sie folgte einer inneren Logik und war eigentlich schon stimmig. Nur war sie in vielen Punkten anders, als man es gewohnt war. Dies war bestimmt keine Kamera von Fotografen für Fotografen. Eher schon eine Kamera von Ingenieuren für Ingenieure, aber zudem auch noch mit einigen Eingriffen der Erbsenzähler. Das konnte nicht gut gehen.

Ach so, ja. Sie hatte zwei Auslöseknöpfe. Das Nachfolgemodell 3003 sogar drei. Big deal. Das sollte wahrscheinlich die Bedienung erleichtern, führte aber in der Praxis zu ungewollten Auslösungen.

Wer kaufte sich sowas? Kaum jemand. Von der SL2000F wurden nicht einmal 5000 Stück verkauft, von der 3003 nicht einmal 3000. Ich selbst erwarb vor über 20 Jahren ein solches Gerät. Ungefähr so, wie wenn man sich in einen Menschen verliebt, obwohl man weiß, dass das nicht gut ausgehen wird. Ich kann ihr nichts vorwerfen. Sie ist, wie ist ist, und sie hat mich nie im Stich gelassen. Aber wirklich glücklich war ich auch nicht mit ihr, was mir aber auch von vorneherein klar gewesen sein musste.

Ich könnte nicht sagen, dass mich irgendeine Eigenschaft dieser Kamera besonders störte. In der Summe ihrer Charakteristiken war sie einfach unausgewogen. Ihre Stärken konnte sie nie ausspielen. Ihre Schwächen waren dagegen … immer präsent. Ich kann deswegen nicht sagen, dass es besonders viel Spaß gemacht hätte, mit ihr zu arbeiten. Eine teure Kamera muss aber wenigstens gut in der Hand liegen und nicht nur intuitiv zu bedienen sein – sie muss eins mit dem Fotografen werden.

Was die ideale Kamera ausmacht, lässt sich schwer in Worte fassen. Wenn sie sich richtig anfühlt, dann ist sie nicht unbedingt gut. Aber wenn sie sich noch nicht einmal richtig anfühlt, ist sie ganz bestimmt nicht ideal. Die SL2000F fühlte sich einfach nicht richtig an.

Kleinbild-Spiegelreflexkamera Rolleiflex SL2000F, Ansicht von vorne rechts mit geöffnetem Sucherschacht
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Kleinbild-Spiegelreflexkamera Rolleiflex SL2000F, Ansicht von vorne rechts mit geöffnetem Sucherschacht
Kleinbild-Spiegelreflexkamera Rolleiflex SL2000F, Rückansicht mit Teleskopsucher über Filmmagazin und Batteriefach
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Kleinbild-Spiegelreflexkamera Rolleiflex SL2000F, Rückansicht mit Teleskopsucher über Filmmagazin und Batteriefach
Kleinbild-Spiegelreflexkamera Rolleiflex SL2000F, Rückansicht mit ausgebautem Filmmagazin und Batteriefach
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Kleinbild-Spiegelreflexkamera Rolleiflex SL2000F, Rückansicht mit ausgebautem Filmmagazin und Batteriefach

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Hier ein kurzer Film, in dem ich die wesentlichen Punkte der Bedienung dieser Kamera demonstriere:

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

23 Kommentare

  1. Eine Technologie richtig zu positionieren ist in der Tat eine Kunst. Zuwenig anzubieten scheint besser zu sein, als zuviel anzubieten, vorausgesetzt, das zuwenig befinde sich auf einer erweiterbaren Platform, wo das Nachfolgemodell die fehlenden Features anbieten kann.

    Wirklich aufregend im Bereich der Fotokameras sind heute völlig neue Bidlaufnahmetechnologien, Stichworte Lichtfeldkamera und Computed Image wobei es darum geht, einen oder mehrere Bidlsensoren zu verwenden und aus den Sensordaten schliesslich erst das Bild zu berechnen. Bei der Lichtfeldkamera zeichnet jedes Sensorpixel nicht nur die Helligkeit sondern auch die Lichtrichtung auf, was ermöglicht aus dem aufgenommen Bild im nachhinein beliebig viele Bilder mit unterschiedlichem Fokus zu berechnen. Die Lichtfeldkamera scheint aber erst der Anfang des berechneten Bildes. Typischerweise werden in neuen softwaredominierten Bildaufnahmetechnologien mehrere Bildsensoren verwendet. Aus den Aufnahmen können dann 3-D Bilder oder auch Bilder mit softwarebestimmten Fokus generiert werden.

  2. Es wundert mich nicht, dass man sich mit einer derart klobigen Kleinbildkamera, wie der Rolleiflex SL2000F, nicht anfreunden konnte. Man kann zwar einen bestimmten Kameratyp nicht per se als gut oder schlecht bewerten, weil es immer darauf ankommt für was man ihn braucht. Großformatkameras werden in der Regel für technisch hochwertige Fotos und Architekturaufnahmen eingesetzt. Mittelformatkameras, wie die Rolleiflex, wurden vor Jahren noch für Reportagen verwendet, weil man dank des Sucherschachts die Kamera zum Fotografieren über den Kopf halten konnte und von unten durchschauen, wenn man einen ungünstigen Standplatz erwischt hatte. Kleinbildkameras wurden und werden gerne für Modefotos etc. eingesetzt. Der Fotograf muss schließlich beweglich sein, um seine Modelle auch in der Bewegung fotografieren zu können. Einige berühmte Modefotografen hatten vorher selbst als Fotomodelle gearbeitet und waren entsprechend inspiriert, konnten jedoch oft nicht mal einen Film einlegen. Zu diesem Zweck hielten sie sich meist einen Assistenten, der in mehrere Gehäuse ständig frische Filme einlegte, damit sie dann ihre “Filmvernichtungsorgien” feiern konnten.

    Ach ja, der berühmteste Rollei-Nachbau war seinerzeit die Mamiya, die als Mittelformat-Kamera zwar für den professionellen Einsatz konzipiert war, wegen des relativ geringen Preises jedoch auch gerne von Amateuren gekauft wurde. Hier ein kurzer Überblick:
    http://www.ebay.de/gds/Mamiya-beruehmter-Rollei-Nachbau-mit-Wechselobjektiven-/10000000177880625/g.html

    • Als die SL2000F heraus kam, also Anfang der Achtziger, waren Fotografen (auch Amateure) in punkto Klobigkeit noch Einiges gewohnt und stellten deswegen geringere Ansprüche als heute. Allein die Stromversorgung des Motors für den Filmtransport brauchte massenhaft Batterien. Bei der SL2000F waren es fünf AA-Batterien. Der Motor Drive 1 von Minolta, der unten an die X-700 angeschraubt werden konnte, bedurfte ihrer sogar acht. Allerdings funktionierte die Minolta auch ohne diesen Klotz am Bein, die Rolleiflex nicht.

      Ich vermute, bei der Entwicklung der SL2000F hatten Ingenieure aus der Mittelformatkamera-Entwicklungsabteilung das Sagen. Schon das Aussehen der SL2000F suggeriert dies ziemlich deutlich. Man merkt es wirklich, wenn man das Ding in den Händen hält. Dann allerdings unmissverständlich.

      Aus meiner Sicht können sowohl die Form als auch die Größe des Gehäuses ein Beitrag zur Coolheit sein. Allerdings nur dann, wenn daraus ein praktischer Nutzwert erwächst. In etwa: “Ich widersetze mich absichtlich dem Trend zum übermäßig Filigranen, aber dafür ist an mir auch jede Funktion ohne Gefummel einstellbar. Auch im Dunkeln oder mit Handschuhen. Anders als bei Konkurrenten, wo ein einzelnes Klein-Klein-Knöpfchen viele unterschiedliche Funktionen steuern soll”. Man kann sehen, dass sowas an der SL2000F versucht wurde. Aber im Endeffekt wurde das nicht konsequent durchgezogen.

      • “Ich vermute, bei der Entwicklung der SL2000F hatten Ingenieure aus der Mittelformatkamera-Entwicklungsabteilung das Sagen. Schon das Aussehen der SL2000F suggeriert dies ziemlich deutlich.”

        Aus meiner Sicht wurde die SL2000F auch nicht als Allroundkamera konzipiert, sondern als Spezialkamera für den rasenden (Sport-)Reporter. Da macht dann auch das Kleinbildformat, der Sucherschacht, die zwei Auslöseknöpfe, das auswechselbare Magazin und der eingebaute Motor Sinn. Die Kamera ist in meinen Augen keinesfalls “unausgewogen”, sie scheint als echte Arbeitsmaschine entworfen zu sein. Ich kann allerdings nachvollziehen, dass sie vom Design her schlecht in der Hand liegt. Zu welchem Zweck haben Sie sich die Kamera damals eigentlich gekauft?

        • Ich stelle ja nicht in Abrede, dass die Entwickler vielleicht vorhatten, mit der SL2000F eine echte Arbeitsmaschine zu machen. Ich meine nur: Falls die das vorhatten, ist ihnen die Ausführung misslungen.

          Man muss einfach mal mit dem Ding arbeiten, dann merkt man sofort, dass es an allen Ecken und Enden nicht ganz zuende gedacht ist, bzw. dass die verschiedenen Lösungen nicht ganz zueinander passen.

          Da ist zuerst das mit der Belichtungsmessung. Keine Spotmessung? In der Preisklasse? In den 80ern?

          Dieser Motor. Man schleppt immer ein Batteriefach mit fünf Batterien oder Akkus mit sich herum, aber das Ding nimmt einem nur das Vorspulen des Films ab. Nicht aber das Zurückspulen – dazu ist unten eine kleine Kurbel dran.

          Dann die Belichtungsautomatik. Nur eine Zeitautomatik. Gerade in der Sportfotografie braucht man doch auch eine Blendenautomatik. Zu dieser Zeit war das ab einer gewissen Preislage einfach ein Muss.

          Dann dieser Teleskopsucher. Mit der dunklen Röhre war das Scharfstellen eher Glückssache. Dafür aber sorgte der hinten herausragende Teleskopsucher zusammen mit den ganz hinten angebrachten Halterungen für den Tragegurt dafür, dass einem die Kamera immer unbequem mit dem Objektiv nach unten auf dem Bauch hing. Mittelformatkameras hingen dagegen so, dass der Sucherschacht immer oben war – die waren geformt wie ein Quader mit der größten Ausdehnung in der Vertikalrichtung.

          Überhaupt der Schacht. Bei der großen Mattscheibe einer Mittelformatkamera hat man damit ein helles, großes Bild. Schon ohne die Ausklapplupe. Bei einer Kleinbildkamera ist aber auch die Mattscheibe viel kleiner. Dann stellt sich die dingende Frage, ob ein Schacht überhaupt noch sinnvoll ist. Nicht ohne Grund hatten alle anderen Kleinbild-Kamera-Hersteller dieses Konzept damals schon aufgegeben.

          Wenn man unbedingt das Wechselmagazin beibehalten will, dann hätte ich das so gelöst:

          – Das Batteriefach kommt nach unten, sodass das Gehäuse hoch anstatt lang wird.
          – Die Filmkassette wird nach hinten abgezogen, wie jetzt auch schon, dafür bleibt aber das Batteriefach an der Kamera. Jetzt sitzt es nämlich hinten an der Filmkassette und müsste jedes Mal umgesteckt werden, wenn man die Filmkassette wechselt.
          – Weg mit der Kurbel. Das Rückspulen kann ja wohl der Motor auch noch machen: Wenn man 8 statt fünf Batterien braucht – Nun gut, da ich das Batteriefach unten an die Kamera setzen würde, wäre da auch noch Platz.
          – Der Schacht und das Teleskop werden gestrichen, stattdessen kommt ein konventioneller Primensucher für ein helles, aufrechtes und seitenrichtiges Bild oben aufs Gehäuse.
          – Die Halterungen für den Tragegurt wandern deutlich weiter nach vorne

          Tja, und Spot-Messung sowie Belichtungsautomatik hätten dem damaligen Stand der Technik angepasst werden müssen.

          Warum ich das Ding gekauft habe (gebraucht, wohlgemerkt, wenn auch naherzu neuwertig), weiß ich heute nicht mehr. Ich habe ihr allerdings eine Chance gegeben, sie eine Zeit lang überallhin mitgeschleppt und viel benutzt.

          Sobald ich die Leica CL hatte, lag die Rolleiflex dann allerdings fast nur noch im Regal. Dem Vorbesitzer muss es ähnlich ergangen sein. Deswegen war sie auch so neuwertig, als er sie verkaufte. 🙂

  3. Ein wenig tut der Artikel den kleinen Rollei Kameras unrecht. Die 2002F und die 3000er richteten sich an Fotoamateure, die die Bedienung und das Design der 6000er-Reihe haben wollten, aber nicht auf Mittelformat umstellen konnten oder wollten.
    Sicher hat Rollei damals die ersten Probleme mit dem härter werdenden Markt, Entwicklungs-Rückstand, Qualität und Legacy-Kompatibilität gehabt. U.a. grillten 6000er Objektive die Elektronik der SLX und die ersten Serien der 6000er-Reihen hatten Probleme mit Lichtundichtigkeiten und Zeiten. Die Cash-Cow Rollei 35 zog nicht mehr, da die Verlagerung der Produktion nach Singapur fehlschlug und die japanischen Hersteller Ende der 80er schon AF-Modelle zu Produktionskosten einer Baldarette oder Minox-Plastikkamera auf den Markt warfen.

    • Rollei war früher eine wirklich gute Marke und ich habe selbst noch mit einer zweiäugigen Rolleiflex (6×6 cm-Format) fotografiert.

      Wenn man sich den folgenden Artikel, der 1981 zur Einführung der Rolleiflex SL2000F erschienen ist, durchliest, dann könnte man wirklich nicht vermuten, dass die Kamera mal so schlecht beurteilt wird. Aus heutiger Sicht ist es jedoch ein Unding eine Mittelformatkamera mit einer Kleinbildtechnologie auszurüsten. Insofern hat Herr Khan in meinen Augen nicht ganz unrecht!
      http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14329107.html

      • Ich kenne aus eigener Erfahrung nur eine zweiäugige Rolleicord und die Mittelformat-Spiegelreflex SLX. Darauf folgten dann aber weitere Modelle. Von Leuten, die sie professionell anwendeten, habe ich sogar die Aussage gehört, dass die 6008 die beste Mittelformatkamera überhaupt war. Es ist keineswegs so, dass man bei Rollei keine Kameras bauen konnte, ganz im Gegenteil.

        Umso mehr verwundert mich, was aus der SL2000F gemacht wurde. Und es tut auch weh, wenn man sich anschaut, wie es dieser Firma und so manch anderer in Deutschland erging.

        • “…habe ich sogar die Aussage gehört, dass die 6008 die beste Mittelformatkamera überhaupt war.”

          Das kommt natürlich immer darauf an für was man sie verwenden möchte. Ich fotografierte früher am liebsten mit einer Linhof Technika, die konnte man wirklich für fast alles einsetzen.
          http://linhof.com/master-technika-classic/

          • Ich habe nur die Aussage weiter gegeben, ohne Wertung meinerseits. Natürlich hat jeder Mensch, der die Fotografie als ein schönes Hobby oder einen noch schöneren Beruf praktiziert, individuelle Präferenzen.

            Was ich zum sagen wollte, ist, dass ich über die 6008 eigentlich nur positive Aussagen gehört habe.

          • Das sollte meinerseits auch keine wertende Aussage sein. Letztendlich kommt es doch immer auf die Bilder an, die man mit einer Kamera macht.

    • Ich habe doch ausdrücklich geschrieben, dass die Zielsetzung, Handling und Features der Mittelformatmodelle in die Kleinbildwelt zu übertragen, bei der SL2000F Pate stand. Dass dies versucht wurde, sieht man in vielfältiger Weise. Ich meine jedoch, dass die Art, wie diese Zielsetzung sich in der tatsächlichen Realisierung niederschlug, nicht wirklich zufrieden stellen kann. Mit einigen Änderungen, wie ich sie in einem Kommentar aufzähle, hätte das ganz vielleicht anders ausgesehen.

      Den Punkt Qualität habe ich noch nicht ausdrücklich erwähnt. Vielleicht sollte ich das jetzt tun. Zumindest aus den Erfahrungen mit meinem Exemplar heraus habe ich keinerlei Anlass, an der Qualität etwas zu beanstanden. Material und Verarbeitung des Gehäuses sind nach meinem Dafürhalten absolut in Ordnung, auch noch 30 Jahre nach der Herstellung. Dabei hebt sich die SL2000F durchaus wohltuend von meiner Leica R4 ab, die ungefähr gleich alt ist. Das Problem der SL2000F sehe ich nicht in der Verarbeitungsqualität. Ich muss hinzu fügen, dass ich da von anderen Benutzern durchaus weniger Positives über die SL2000F gehört habe – ich selbst habe aber keinen Anlass zu solchen Klagen.

      Ich kann allerdings leider über das in Singapur gefertigte 50 mm-Planar, das zu meiner SL2000F gehört, nicht ebenso positive Dinge sagen. Die optische Qualität ist nicht wirklich schlecht, aber auch nicht wirklich überzeugend. Aber das ist nur eins der verfügbaren Objektive.

  4. Ich fasse mal zusammen: Die SL2000F und ihre Nachfolger waren ein herber kommerzieller Misserfolg. Ich denke, bei weniger als 10000 verkauften Einheiten über 14 Jahre Bauzeit hinweg kann man das nicht in Abrede stellen.

    An mangelnder Kompetenz in der Kameratechnik seitens des Herstellers kann es nicht gelegen haben. Es war – siehe der von Mona zitierte Artikel im Spigel über die Photokina 1981 auch nicht so, dass die Presse hier ein eigentlich gutes Produkt schlecht geredet hätte. Diese Kamera kam einfach bei den Kunden nicht an.

    Ich wollte meine eigentlich in naher Zukunft verkaufen. Ich räume jetzt eine Menge auf und trenne mich von Dingen, die ich doch nicht mehr verwenden werde. Aber ich habe mich jetzt entschlossen, noch ein paar Filme zu kaufen und mit meiner SL2000F ein paar Wochenenden auf Fotopirsch zu gehen. Mal sehen, was ich danach sage.

    • “Aber ich habe mich jetzt entschlossen, noch ein paar Filme zu kaufen und mit meiner SL2000F ein paar Wochenenden auf Fotopirsch zu gehen. Mal sehen, was ich danach sage.”

      Das halte ich für eine gute Idee! Darf man die Bilder, die Sie auf Ihrer Fotopirsch schießen, auch sehen? Vielleicht könnten Sie ein paar davon – zur Manöverkritik – auf Ihrem Blog einstellen.

      • Sicher.

        Ausserdem werde ich einen Film von der Bedienung der SL2000F machen und bei youtube hochladen.

        Sollte ich das Ding wirklich in der Bucht verticken wollen, werde ich Bilder und Film als Belege brauchen, dass die Kamera noch funktioniert. Allerdings bin ich da mittlerweile schon am Schwanken. Immerhin bin ich ja im Besitz eines Objekts, von denen nur 4800 gebaut wurden. Einige werden davon nicht mehr existieren, also ist das mittlerweile schon eine ziemlich seltene Kamera.

        Peinlich. Ich musste gestern endlos herumfummeln, um den Film einzulegen. Nach einigen Jahren Digitalfotografie habe ich offenbar schon so elementare Dinge verlernt. Dabei war das eine Sache, die ich mal mit verbundenen Augen hingekriegt habe. 🙁

    • Heppenheim ist ein wirklich schöner Ort und Sie haben ihn wunderbar fotografiert. Vielleicht könnten Sie noch verraten, wie viele ASA/ISO der verwendete Film hatte und von welcher Firma er stammt.

      Eine mangelnde Schärfe kann ich auf den Fotos nicht erkennen. Wenn man das Baujahr der Kamera zugrunde legt, dann haben die Fotos durchaus eine recht gute Standardschärfe, das Objektiv ist also schon mal nicht schlecht. Auch die Zeichnung stimmt, sämtliche Details wurden gut wiedergegeben, das kann man besonders am Fachwerk und an den Türmen erkennen. Die große Landschaft ist im Vordergrund leicht überbelichtet. Bei solchen Aufnahmen habe ich im Automatikmodus allerdings auch leichte Probleme mit meiner Nikon und muss gegebenenfalls manuell eingreifen, d.h. entweder stärker abblenden oder die Zeit verringern. Im vorliegenden Fall wäre dann jedoch der Hintergrund, der jetzt optimal belichtet ist, etwas zu dunkel geworden, da muss man also abwägen. Der Ausschnitt ist natürlich Geschmacksache, ich hätte beim letzten Foto den Turm stärker nach oben gerückt, so dass auch der untere Teil mit aufs Bild gekommen wäre.

      Fazit: Die Rolleiflex SL2000F ist von durchaus annehmbarer Qualität. Natürlich sind moderne Digitalkameras komfortabler, weil man keine Filme mehr benötigt. Zudem bekommt man diese Kameras inzwischen schon für einen relativ günstigen Preis. Von daher ist die Kamera wohl eher für Sammler geeignet. Es gibt Rollei-Clubs, die sich vielleicht für so ein Modell interessieren könnten.

      • Der Film war ein 200er Fuji Superia.

        Völlig einverstanden, was die Bildgestaltung angeht. Unter anderen Umständen hätte ich manche von den Bildern gar nicht hergezeigt. Aber in diesem Fall wollte ich ja nicht mein fotografisches Talent dokumentieren und auch nicht die Reize Heppenheims, sondern ich wollte zeigen, dass die Kamera einwandfrei (zumindest im Rahmen der ihr vom Werk aus vorgegebenen Möglichkeiten) funktioniert.

        Was die Schärfe der Bilder angeht, oder auch die Farbwiedergabe, so muss man berücksichtigen, dass die Bilder am späten Nachmittag entstanden. Es war noch hell genug, dass ich ziemlich weit abblenden konnte. Andererseits stand die Sonne aber schon tiefer im Himmel, sodass die Schatten lang und die Farben satt werden. Da wird die Optik ja noch nicht so gefordert wie mit offener Blende.

        Ich habe ausdrücklich gesagt, das Planar 50/1.8 sei nicht wirklich schlecht. Es ist aber auch nicht wirklich gut. Es ist einfach nur guter Durchschnitt. Ich vergleiche immer mit der Leica CL mit dem Summicron 40/f2.0. Vielleicht ein unfairer Vergleich, denn die CL ist für mich die Kamera, bei der einfach alles stimmt. Die Kamera fürs Leben, wenn da nicht die digitale Revolution dazwischen gekommen wäre. Die CL ist nochmal fast 10 Jahre älter als die Rolleiflex SL2000F.

        Eigentlich illustriert die SL2000F, warum Rollei letztendlich den Bach ‘runter ging. Die hatten in der Kleinbildsparte nichts, was sich qualitativ deutlich von der japanischen Allerweltsware abhob. Rollei konnte aber preislich nicht mit den Japanern konkurrieren. Auf der anderen Seite waren sie aber auch nicht gut genug, um ins Premiumsegment vordringen zu können. Da wurde es dann eng.

        Meine SL2000F ist übrigens nicht mehr meine, denn die Auktion auf ebay endete heute mit einem erzielten Preis, der so ist wie die Kamera: nicht wirklich schlecht, aber auch nichts, was mich umhaut.

        Themenwechsel:
        Wenn sich jemand hier für eine gebrauchte Zeiss Ikon Contarex der ersten Baureihe interessieren sollte, so empfehle ich wärmstens die gründliche zuvorige Lektüre dieser Ausführungen von Henry Scherer, der sich mit dieser Kamera vielleicht besser auskennt als sonst noch ein heute lebender Mensch und der dazu Einiges zu sagen hat, was für mich nach “Lieber Finger weg!” klingt.

        • Danke für die Auskunft! Ich verstehe schon, dass Sie nur die Funktion der Kamera demonstrieren wollten und nicht ihr “fotografisches Talent”. Mir stach der abgeschnittene Turm einfach ins Auge und ich bin halt manchmal etwas geradeheraus und schreibe was ich denke. Ein “fotografisches Talent” möchte ich Ihnen dennoch nicht absprechen, denn das vorletzte Foto, die Panoramaaufnahme, fand ich ziemlich gelungen, die könnte man locker als Ansichtskarte vermarkten.

          Zur Zeiss Ikon Contarex: Der Link zur Website von Henry Scherer funktioniert leider nicht. Haben Sie so eine Kamera etwa noch im Keller?

          • Vielen Dank für den Hinweis, der Link ist repariert.

            Eine Contarex habe ich ganz bestimmt nicht. Mir ist ja nicht unbedingt mehr alles präsent, was ich mal so aufgesammelt habe, aber an so etwas würde ich mich dann doch noch erinnern. 🙂

            Wenn ich eine ganz alte Kamera kaufen würde, dann eine, die vollkommen ohne irgendwelche Elektrik oder gar Elektronik ist. Ich will ja damit fotografieren. Eine Contarex ist zwar äußerlich so wertig wie ein Juwel, aber sich so ein Ding zu kaufen, und es dann in die Vitrine zu stellen, das ist nicht mein Ding.

  5. So, das Geschäft ist unter Dach und Fach und die Kamera ist zu ihrem neuen Besitzer unterwegs. Mich freut, dass sie von einem Enthusiasten gekauft wurde, jemandem, der sie gut behandeln wird. Er hat bereits eine 3003 sowie viele Rollei-Objektive und ihm fehlt noch die 2000 in seiner Sammlung. Dann ist sie dort auch nicht mehr ganz allein. 🙂

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