Fünfter Plutomond entdeckt

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Mittels einer Serie von Beobachtungen des Zwergplaneten 134340/Pluto mit der Wide-Field-Camera 3 des Hubble Space Telescope im Juni und Juli wurde jetzt ein fünfter Mond entdeckt, der diesen Himmelskörper umläuft.

Die Neuentdeckung, ein unregelmäßig geformter, etwa 10 x 25 km großer Körper gesellt sich zu Charon (entdeckt 1978), mit dem Pluto in doppel-gebundener Rotation das gemeinsame Baryzentrum umkreist, Nix und Hydra (2006) und einem 2011 entdeckten vierten Mond. Die Bahnen aller Plutomonde liegen in derselben Ebene. Die des fünften Mondes ist kreisförmig und hat einen Radius von 94000 km.

Montage des Plutosystems aus Hubble-Aufnahmen, Quelle: NASA/ESA/SETI Institute

Die Hubble-Beobachtung des Pluto dient der Vorbereitung des Vorbeiflugs der NASA-Sonde New Horizons am 14. Juli 2015, also in drei Jahren und zwei Tagen. Es ist wichtig, festzustellen, ob die nähere Umgebung des Pluto frei von Trümmern und Staub ist oder nicht. Die Tatsache, dass der Zwergplanet eine beträchtliche Anzahl von Monden besitzt, könnte darauf hinweisen, dass es noch eine Menge kleinerer Objekte gibt. Das System ist möglicherweise durch die Kollision zweiter Planetoiden entstanden. Für New Horizons, die mit knapp 14 km/s in einem Abstand von 10000 km an Pluto vorbeirauschen soll, wäre selbst eine Kollision mit einem kieselsteingroßen Objekt wahrscheinlich fatal.

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

13 Kommentare

  1. Ach ja, der Pluto… – ist immer wieder für Überraschungen gut. Vielleicht überlegt sich ja doch noch mal jemand, eine Sonde zu bauen die in eine Plutoumlaufbahn einschwenkt…

    Dazu fällt mir gerade noch eine ähnlich verrückte Idee ein: Nämlich eine Sonde ähnlich wie Dawn, die sich allerdings nicht an Asteroiden heftet, sondern an den Halleyschen Kometen. Da dieser nach der JPL Small Body Datenbank erst in ca. 12 Jahren seinen Apheldurchgang hat, und erst in den 2050er Jahren wieder in die Nähe der Uranusumlaufbahn kommt, ist noch genug Zeit, um eine entsprechende Sonde zu entwickeln. Bis dahin könnte die Technik auch so weit sein, das die Sonde sich etwa in Saturnentfernung an den Kometen festkrallt, und die Schweifbildung vor Ort untersucht.

  2. Scherze:

    Frage:

    Ab wie vielen Monden darf Pluto wieder ein Planet sein?

    Wahre Aussage:

    Beim Pluto gibt es Nix.

  3. @Hans: Pluto-Orbiter

    Das Problem mit einem Pluto-Orbiter ist halt, dass man auf einer elliptischen Bahn um die Sonne dorthin fliegen müsste. Ansonsten ist die Ankunftsgeschwindigkeit so hoch, dass das Abbremsen auf Orbitalgeschwindigkeit um den Pluto vollkommen ausgeschlossen ist. Auf einer elliptischen Transferbahn dauert der Transfer aber so saulange, dass das einfach nicht geht.

    Wenn man eine Sonde zum Jupiter schickt und dann am Jupiter einen Swingby macht, dergestalt, dass man danach auf einer Ellipse ist, deren Perihel am Jupiter und deren Aphel am Pluto liegt, dann dauert der Flug allein von Jupiter zu Pluto 50 Jahre. Die, die die Sonde und ihre Instrumente gebaut haben, haben also schon lägst den Löffel abgegeben, wenn das Ding endlich am Ziel ankommt und die Früchte der Arbeit geerntet werden können.

    Dass das ein Problem ist, sollte keiner weiteren Diskussion bedürfen …

    Halley ist kein besonders geeigneter Kandidat für eine Kometensonde, denn der ist ja auf einer retrograden Bahn (=Geisterfahrerbahn). Da müsste man also praktisch komplett die bereits vorhandene Bahngeschwindigkeit der Sonde, die sie nach dem Start von der Erde mitkriegt, aufheben und in eine hochenergetische Bahn in der Gegenrichtung gehen.

    Das ist ein Fall für …. (Trommelwirbel) …

    Arthur C Clarke!!!

    Der beschreibt in diesem Buch, wie ein bemanntes Raumschiff 2061 auf dem Halleyschen Kometen landet und dort an einem der Geysire seine Tanks mit Wasser füllt, das als Treibstoff für den Antrieb dient.

    Nicht Ihr Ding? Bei Clarke finden Sie die Antwort auf alles.

    Aber es muss ja nicht Halley sein. Die europäische Sonde Rosetta wird 2015 aus nächster Nähe beobachten, wie ein aktiver Komet sich der Sonne nähert und langsam wieder auftaut.

  4. @The Karl Bednarik

    “Bei Pluto ist Nix” ist brilliant! Das hätten Sie allerdings schon vor 6 Jahren bringen müssen!

    Ich weiß auch nicht, wie das mit der Planetendefinition geht. Krierien 1 und 2 müßte Pluto problemlos schaffen. Er ist in einer Bahn um die Sonne und er ist annähernd rund.

    Bleibt nur noch das Kriterium “Clearing the neighbourhood”. Kann man das behaupten, wenn der Hauptkörper in doppelt-gebundener Rotation mit einem so großen Begleiter wie Charon gefangen ist? Oder anders gefragt:P Was hat sich denn qualitativ durch die Entdeckung der neuen Kleinmonde verändert?

  5. LargeSynopticSurveyTelescope,PAN-STARRS

    Man sollte man alle Kuiper-Belt-Objekte grösser als einen Kilometer kartieren.
    Das ist auch geplant.

    Auf Hawai gibt es bereits die PS1, ein Teleskop, das zum geplanten Pan-STARRS-System gehört, welches den gesamten Himmel absuchen will, indem es alte mit neuen Aufnahmen vergleicht.
    Allerdings hat PS1 bis jetzt erst ein,zwei ferne Kometen gefunden.

    Wesentlich ambitionierter ist das von Bill Gates mitfinanzierte Large Synoptic Survey Telescope mit seiner 3.2 Gigapixel-Kamera im Hauptfokus eines 8m-Spiegels. Die insgesamt 3 Spiegel haben einen Lichtsammelfläche von 35 m².
    Es wird voraussichtlich 2015 fertig sein und würde bestimmt den oben beschriebenen neuen Pluto-Mond zuverlässig abbilden.

    Ich den

  6. @Michael Khan

    “Bei Clarke finden Sie die Antwort auf alles.”

    Da kann ich nur zustimmen. Ich finde A.C. Clarke gehört zu den besten Science-Fiction-Autoren überhaupt und viele seiner Visionen haben sich ja auch erfüllt, wie z.B. die Kommunikation über Teleskope im Weltraum usw. Auch den Film “2001: Odyssee im Weltraum” den Stanley Kubrick mit ihm zusammen machte, finde ich sehr gelungen. Mir gefallen philosophisch angehauchte Science-Fiktion-Filme, wo man auch ein bisschen mitdenken muss.
    “Ich weiß auch nicht, wie das mit der Planetendefinition geht.”

    Ja, das scheint nicht so einfach zu sein. Ich habe das früher schon mal auf dem Blog von Florian Freistetter nachgelesen, sehr überzeugend finde ich die Definition aber nicht.
    http://www.scienceblogs.de/…d-das-ist-gut-so.php

  7. Haken und Ösen…

    Wusst’ ich’s doch, dass es da irgendwo noch solche Teile bei meinen Ideen gibt, die mir bisher nicht klar waren.
    Beim Halley hab ich bisher hauptsächlich an die Bahnneigung gedacht. Und das die grossen Planeten alle reichlich weit entfernt sind, wenn der Komet ihre Bahnen “kreuzt” (sofern man das Sonnensystem “von oben” betrachtet; Visualisierung hier).

    Und was A.C.Clark angeht, so ist der bisher eher an mir vorbei gegangen, da ich hauptsächlich auf Star Wars (also das Werk von George Lucas) fixiert war. Die Aussage zu meinem Beuteschema bezog sich auch nicht auf Clark’s gesammtes Werk, sondern nur auf den Roman “Rendezvous with Rama”, den Sie bei dem anderen Artikel genannt haben.

  8. @Hans: Definition von “retrograd”

    Beim Halley hab ich bisher hauptsächlich an die Bahnneigung gedacht.

    Ja genau, die liegt bei etwa 162 Grad bezüglich der Ekliptik, Das bedeutet, dass die Bahnebene fast schon in der Eklitik liegt – gut, es fehlen noch 18 Grad – aber die Umlaufrichtung des Kometen auf seiner Bahn ist im Uhrzeigersinn, nicht wie die der Erde und aller Planeten entgegen dem Uhrzeigersinn. Das ist genau das Problem.

  9. Mini-Black-Hole

    Arthur C. Clarke hat in seinem Roman “Makenzie kehrt zur Erde heim (Imperial Earth, 1976)” einen “Asymptotischen Antrieb” beschrieben, der darauf beruht, dass Materie in ein vom Raumschiff mitgeführtes Mini-Black-Hole stürzt, und dabei Energie freisetzt.

    Dagegen wirkt das Orion-Projekt (1957 bis 1965) für nukleare Pulstriebwerke als Antrieb für Raumschiffe geradezu harmlos.

    In “Makenzie kehrt zur Erde heim” dient übrigens der Saturnmond Titan als Tankstelle für den Wasserstoff den die bereits veralteten Fusionsantriebe benötigen.

    Arthur C. Clarke hat in seinem Roman “Um die Macht auf dem Mond (Earthlight, 1955)” auch einige interessante Weltraumwaffen beschrieben.

  10. @MK

    Ich hab das mit der retrograden Bahn schon verstanden. Das wird in der Visualisierung der oben verlinkten JPL-Seite auch klar, wenn man mit dem Java-Applet ein wenig herum experimentiert.
    Aber ich muss zugeben, dass ich auf die Idee mit dem überstumpfen Winkel nicht gekommen bin obwohl es als Erklärung schon hinreichend wäre. Ich hätte wahrscheinlich erst mal mit -18° gerechnet, und mich dann gefragt, wo der Fehler steckt…

  11. Heliosheath

    Ist zwar etwas Off Topic an dieser Stelle, aber ich hab gerade keine bessere gefunden.

    Aufgrund dieser Meldung bei Sterne und Weltraum frage ich mich gerade, ob die Sonde New Horizons weitere Erkenntnisse zum Heliosheath beitragen kann oder nicht? Okay, es wird noch rund 2 Dekaden dauern, bis sie soweit von der Erde (Sonne) entfernt sein wird, wie die Voyager Sonden heute aber die Frage ist, ob die Richtung auch passt? Oder fliegt sie eher in Richtung des Heliotail, also in entgegengesetzter Richtung der Sonnenbahn ums galaktische Zentrum.
    Und schliesslich noch die Frage wie man den Begriff “Heliosheath” eigentlich genau ausspricht? Findet die Silbentrennung da eher hinter dem “o” oder hinter dem “s” statt, also “Helio_sheath” oder “Helios_heath”?

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