67P/Churyumov-Gerasimenko: Beträchtliche Aktivität
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Diese Aufnahme der ESA-Kometensonde ROSETTA, ein Komposit aus vier Bildern der NAVCAM vom 20.11.2014, zeigt eindrucksvoll die zunehmende Aktivität des Kerns mit einer Vielzahl von Jets, die nicht nur auf den Verbindungsbereich der beiden Hauptteile des Kerns beschränkt sind.
Jetzt wäre es natürlich schön, wenigstens ein paar OSIRIS-Bilder der Oberfläche sehen zu können, auf denen man mit höherer Auflösung sehen kann, wie die Oberfläche denn an den Stellen aussieht, wo Gas und Staub aus Kammern unter der Oberfläche austreten.
Aber wie uns hier unlängst ein Mitglied des OSIRIS-Teams am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung wissen ließ, haben die NAVCAM-Bilder der Öffentlichkeit gefälligst zu reichen.

Die folgende Aufnahme vom 26.11.2014 zeigt den Kometen in einer anderen Beleuchtungssituation und aus einem anderen Blickwinkel, wodurch die Ausdehnung der Jets nicht so gut sichtbar ist wie oben. Deutlich wird jedoch die große Anzahl der Jet im Bereich der Vertbindung zwischen den beiden Teilen des Kerns. Ich bin nach wie vor guter Hoffnung, dass ich meine Wette gewinne. Hier wird der Kern auseinanderbrechen und ROSETTA wird es sehen.

Wie ich gerade im Rahmen einer Online-Befragung von Rosetta-Teammitgliedern in Erfahrung bringen konnte, werden die ersten wissenschaftlichen Arbeiten bald in Nature erscheinen – inklusive OSIRIS-Aufnahmen aus 10 km Höhe, von denen bislang noch keine einzige vorgezeigt worden ist.
Ich hoffe jetzt mal kühn, dass die ESA das Erscheinen des Nature-Sonderhefts zur Mission mit ordentlicher Pressearbeit begleiten und insbesondere zeitgleich all die dort verwendeten Bilder in voller Auflösung frei ins Netz stellen wird (sofern dies nicht Nature selbst besorgt, diesseits der Paywall natürlich).
Bei der NASA ist es übrigens üblich, die Science-Papers aus der Curiosity-Mission komplett Paywall-frei mit deren Erscheinen ins Netz zu stellen, das hat inzwischen mehrfach gut geklappt. Entsprechendes für die Rosetta-Nature-Papers auszuhandeln, wäre nun tatsächlich Sache der ESA (und nicht mehr der Instrumententeams). Nur mal so ‘ne Idee …
Sehr beeindruckend das Foto von Tschuri, das den “Oberkörper” des inzwischen berühmten Zweigeteilten wie die Skulptur eines Wesens aus den Tiefen des Alls zeigt. Als hätte ein Bildhauer aus dem bizarren Kometenkörper einen Charakterkopf herausgehauen.
Insofern: Dank den ungenannten Fotografen des Rosetta-Teams.
Friedrich Kassebeer (Moraira, Spanien)
Was die Aktivität angeht, so sieht mir dass ja noch nicht sehr dramatisch aus. Kann natürlich auch sein, dass der Eindruck täuscht; das kann ich aber nicht einschätzen. Eine andere Frage, die sich mir in dem Zusammenhang stellt ist die, wie denn der Komet jetzt aussieht, wenn man ihn von der Erde aus beobachtet? – Ich kann mir jedenfalls nur schwer vorstellen, das er jetzt nicht auch von der Erde aus intensiv beobachtet wird, um Daten miteinander vergleichen zu können, soweit das möglich ist. Aber eher noch, um die Unterschiede zwischen Erdbeobachtung und vor-Ort-Beobachtung genauer herausarbeiten zu können.
So sah der Komet am 12. November von der Erde gesehen aus (aufgenommen mit einem Teleskop der 8-Meter-Klasse…): http://www.gemini.edu/node/12297
Mal zur Einordung: Seine Helligkeit liegt derzeit bei 18,3mag, das ist fast eine Größenklasse schwächer als Komet ISON ein Jahr vor seinem Perihel war, und den habe ich damals gerade eben mit einem 20cm-Teleskop und einer DSLR abgelichtet: https://scilogs.spektrum.de/himmelslichter/komet-ison-mit-acht-zoll-und-berhaupt-kometen/ Außer für Profamateure mit entsprechendem Equipment geht da bei 67P nichts.
Leicht ist die Beobachtung vob 67P mit Amateurmitteln derzeit wahrlich nicht: eine Aufnahme mit einem 70-cm-Spiegel (ferngesteuert in Australien) diesen Monat …