Nächster Proton-Start am 28. August

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Die seit dem Fehlstart am 15. Mai ausgesetzten Starts der Proton-M sollen am kommenden Freitag, den 28.8. mit dem Start von Inmarsat 5 F3 wieder aufgenommen werden. Der beim Start 6100 kg schwere geostationäre Satellit kommt von Boeing und basiert auf der 702HP-Plattform. Er ist der dritte aus einer Serie identischer Sateliten und ist auf eine operationelle Lebensdauer von 15 Jahren ausgelegt. Der Start war eigentlich für den 31. Mai vorgesehen.

Hier die Pressemitteilung zum Start auf der Inmarsat-Webseite, in der es etwas holpert – Startmasse 2.2 Tonnen? Yuri Gagarin startete mit Buran? Na, geschenkt. Auf spaceflight101 ist die Startsequenz ausführlich beschrieben.

Auch für die für den Januar 2016 geplante ESA-Mars-Orbiter-Mission, die den Trace Gas Orbiter und den Landedemonstrator Schiaparelli umfasst, hängt viel von der erfolgreichen Wiederaufnahme der Proton-M-Starts ab. Es muss demonstriert werden, dass der identifizierte Konstruktionsfehler mit der Umkonstruktion der betroffenen Elemente ausgemerzt ist, bevor man der Rakete eine interplanetare Sonde anvertraut.

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

13 Kommentare

  1. Identifizierter/Angenommener Konstruktionsfehler bei Proton M oder Falcon 9. Ein echtes Problem: wenn Raketen versagen, bleibt meist nicht mehr viel von Ihnen übrig. Worans lag, dass sie explodierten oder vom Kurs abkamen, ist dann schwierig auszumachen. Von daher müsste eine Rakete eigentlich mit einem Netzwerk von Sensoren unterschiedlichsten Typs (Druck, Temperatur, Beschleunigung, Mikrofon, Kamera) ausgerüstet sein und die ständig erhobenen Daten kontinuierlich zur Erde zurückfunken. Erstaunlich auch, dass noch niemand die perfekte Rakete gebaut hat, eine Rakete nämlich, die nur noch modifiziert aber nicht mehr neu konstruiert werden muss. Dss wäre bei gleich bleibender Technik nämlich möglich. Nun, vielleicht hats die Jaxa mit ihrer neuen Raketengeneration ja geschafft. Geschafft nämlich ein flexibles und robustes System zu schaffen.

  2. Es muss demonstriert werden, dass der identifizierte Konstruktionsfehler mit der Umkonstruktion der betroffenen Elemente ausgemerzt ist, bevor man der Rakete eine interplanetare Sonde anvertraut.

    Müsste man die Rakete dann nicht erst mit einer Dummy-Nutzlast starten, um das entgültig zu testen? – So wie ich Sie hier verstehe, soll der Test gleich mit dem zu startenden Satelliten vorgenommen werden, was keine gute Option ist, wenn der Start wieder schief geht…

    • “Müsste man die Rakete dann nicht erst mit einer Dummy-Nutzlast starten, um das entgültig zu testen? – So wie ich Sie hier verstehe, soll der Test gleich mit dem zu startenden Satelliten vorgenommen werden, was keine gute Option ist, wenn der Start wieder schief geht…”

      Die Rakete wäre bei einem missglückten Start mit einer “Dummy-Nutzlast” trotzdem verloren, weil man sie nicht wiederverwenden kann. Herr Khan schreibt zwar: “Es muss demonstriert werden, dass der identifizierte Konstruktionsfehler mit der Umkonstruktion der betroffenen Elemente ausgemerzt ist, bevor man der Rakete eine interplanetare Sonde anvertraut.” Wie das zu bewerkstelligen ist, schreibt er leider nicht.

      • Diese Demonstration sehen wir dann vermutlich morgen. Denn wenn man böse wäre, könnte man den Inmarsat-Start ja als “Test mit Dummy” für die Marsmission betrachten. Aber so böse ist natür… äh… hoffentlich niemand. ^^

      • Da die Rakete auch mit dem Konstruktionsfehler viele Male erfolgreich gestartet wurde und der Fehlschlag nur mit dem Zusammentreffen bestimmter Umstände eintrat – wobei sicher nicht vollständig bekannt ist, in welchem Bereich sich eine Kombination welcher Parameter befinden muss, damit die betreffende Turbopumpe kaputt geht – kann nie nachgewiesen werden, dass das Problem nun mit absoluter Sicherheit gelöst ist. Zumal man bei einer Umkonstruktion, wie sie hier durchgeführt wurde, immer die Möglichkeit besteht, dass man sich ein neues Problem eingehandelt hat, das es vorher nicht gab.

        Es gibt in der Technik niemals absolute Sicherheit und auch keine Perfektion. Das meint zwar Herr Holzherr, aber da irrt er sich. Allenfalls kann man einen hohen Grad der Zuverlässigkeit anstreben.

        Man wird die betroffenen Komponenten stark instrumentieren und so dokumentieren können, in welchem Rahmen sich die auftretenden Schwingungen der Turbopumpe bewegen. Sicher wurde die umkonstruierte Komponente auch einer Reihe von Messreihen am Boden unterworfen.

        Mir ist nicht bekannt, ob Inmarsat die bittere Pille, dass ihr Satellit jetzt als Versuchsnutzlast herhalten muss, versüßt wurde, etwa durch einen Sonderrabatt bei den Startkosten. Die haben da sicher etwas heraushandeln können. Geostatuonäre Satelliten sind lange nicht so teuer wie interplanetare Sonden und haben viel kürzere Entwicklungszyklen, sodass auch das finanzielle Risiko geringer ist.

        • Den Vertrag würde ich in der Tat gerne mal lesen… Zum Risiko eines Totalverlusts kommt ja auch noch das Ärgernis, dass Inmarsat nach dem Debakel im Frühjahr wohl auch nicht mehr das vorhergesagte Geschäftsergebnis erreichen wird und wahrscheinlich auch die Kunden nicht sonderlich glücklich sind. Eventuelle Sonderrabatte kann Inmarsat daher wahrscheinlich direkt weiterreichen. ^^

          • Startverschiebungen sind in der Raumfahrtbranche immer ein Thema und betreffen alle Betreiber. Das heißt aber auch, dass jeder dieselben Vorkehrungen treffen muss und langfristig keiner einen Vorteil oder Nachteil gegenüber den Wettbewerbern hat.

        • Ah okay, dann ist das Problem also mal wieder komplizierter, als ich erst vermutet habe.
          Was die “absolute Sicherheit in der Technik” angeht, so ist es mir durchaus klar, dass es die nicht gibt. Ich wollte ja schliesslich selbst mal Ingenieur werden, und da lernt man das schon in den ersten Semestern. – Oder sollte es zumindest, indem man beigebracht bekommt, dass die Teile, mit denen man es zu tun hat, immer irgendwelche Toleranzen haben, die in der Natur der Sache liegen und mit denen man leben muss, weil sie nie 100%ig kompensierbar sind. Man muss die Systeme dann eben so konstruieren, dass sie Toleranzen berücksichtigen und trotzdem beherschbar bleiben und das tun, was sie sollen. Das macht dann die Kunst und das können in dem entsprechenden Bereich aus.

    • Ich könnte mir vorstellen, dass eine Proton mit rund 100 Mio. US-Dollar Startpreis evtl. zu teuer ist, um sie mit einem komplett nutzlosen Dummy in die Luft zu jagen? Ansonsten: Siehe meinen Kommentar von 9:47 Uhr. Wenn die jüngsten Fehlfunktionen wirklich konstruktionsbedingt waren (und nicht auf Schlamperei bei der Montage oder Ähnliches zurückzuführen) ist der morgige Start ja im Grunde nichts anderes als ein solcher Test. Verläuft der glatt, dürfen wir hoffen, dass die inzwischen umgesetzte Konstruktionsänderung auch bei allen nachfolgenden Proton-Exemplaren die Chancen auf Erfolg erhöht hat.

  3. Die Proton–M-Trägerrakete mit einen britischen Telekommunikationssatelliten an Bord konnte heute ohne Zwischenfall ins All geschossen werden. Morgen früh soll der Satellit auf seinem Zielorbit abgesetzt werden.

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