My own private asteroid …

Gestern erhielt ich eine völlig unerwartete Nachricht, nach der ich mich erst einmal hinsetzen musste. Aber bevor ich davon schreibe, erst einmal eine andere Sache von allgemeinem Interesse: Der Erststart der privatfinanzierten deutschen Trägerrakete Spectrum der in Ottobrunn ansässigen Isar Aerospace steht kurz bevor.
Startort ist der Spaceport auf der norwegischen Insel Andøya. Der erste Startversuch soll schon morgen, Donnerstag, 20.3.2025 erfolgen. Die Rakete soll eine Nutzmasse von 700 kg in eine sonnensynchrone Bahn befördern können. Ich nehme an, gemeint ist eine Bahnhöhe von 500 km, eine typische Bahnhöhe für kleine Satelliten, die entweder dort bleiben oder sich mit ihrem eigenen Antrieb eine höhere Bahn manövrieren.
Sehr interessant finde ich diese Gegenüberstellung von Isar Aerospace und ihren ebenfalls deutschen Konkurrenten Rocket Factory Augsburg (RFA). Völlig gegensätzliche Ansätze – Isar Aerospace ist darauf fokussiert, Produktionsprozesse im eigenen Haus zu halten, RFA orientiert sich an der Autoindustrie und kauft nach Möglichkeit massengefertigte Komponenten von Drittanbietern.
Und nun zu meiner Sache …
Ein Kollege, der gleichzeitig auch High-End-Amateurastronom ist und sich regelmäßig mit einer Gruppe Gleichgesinnter an der Suche nach bisher unentdeckten Kleinplaneten im Sonnensystem beteiligt, hatte der Internationalen Astronomischen Union (IAU) für eines der von ihm und seinen Mitstreitern entdecken Objekte den Namen “Michaelkhan” vorgeschlagen. Es handelt sich um das Objekt mit der vorläufigen Bezeichung 2009 RD28, das später die laufende Nummer 438881 erhielt. Der Vorschlag wurde angenommen. Ich hatte von der ganzen Sache keine Ahnung und war wie geplättet, als ich davon erfuhr. Das war das beste Geschenk, das ich mit hätte vorstellen können. Noch vor der großen Tüte Pistazien-Tartufi, die ich beim letztjährigen Weihnachtsessen meiner Abteilung erhielt.
Ich war so gerührt, dass ich gar nichts sagen konnte und stattdessen meinen Computer in Gang setzte. Der spuckte ein Pork-Chop Plot und die Geometrie der Bahn von 438881/Michaelkhan aus. Jetzt geht es mir wie dem kleinen Prinzen mit dem Fuchs. Vorher wäre dieser Asteroid für mich nur ein fliegender Geröllhaufen im Weltraum wie Hunderttausende andere gewesen. Jetzt aber war er plötzlich etwas besonderes für mich, und ich versuche, alles über ihn zu erfahren.
438881 / Michaelkhan wurde 2009 mit dem OGS-Teleskop auf Teneriffa entdeckt. Er umläuft die Sonne im inneren Bereich des Asteroidengürtels; Perihel- und Aphelradius sind 1.86 und 2.63 astronomische Einheiten, die Bahnneigung beträgt 5.5 Grad.
Laut Pork-Chop-Plot gibt es durchaus realistische Optionen für eine Mission dorthin, die sogar deutlich schneller und preiswerter zu haben wäre a;s beispielsweise ein Flug zum Zwergplaneten 1/Ceres. Aber so weit will ich noch gar nicht denken. Wir wissen ja noch nicht einmal, wie groß der Körper ist. Die absolute Magnitude ist +17.9mag. Je nach Albedo, die wir nicht kennen, entspricht dies einem Durchmesser von 620 bis 1500 Metern. Ganz klein ist 438881/Michaelkhan also nicht – sonst wäre es auch schwierig gewesen, ihn auf die Entfernung mit dem OGS zu detektieren.

Ich freue mich für Sie, dass man den besagten Asteroiden nach Ihnen benannt hat. Schön auch, dass Sie so nette Leute kennen. Leider ist mir der Standort von Michaelkhan nicht ganz geläufig. Ich vermute ihn mal zwischen Jupiter und Mars. Könnten Sie ihn vielleicht mal als Punkt in eine Sternenkarte einzeichnen?
Jetzt steht der Asteroid mit Sicherheit am Nachthimmel, wenn ich mir die Elongation anschaue. Ob er aktuell gerade zwischen Jupiter und Mars steht, kann ich aber auf die Schnelle nicht sagen. In Stellarium konnte ich die Bahnelemente nicht importieren, ich rechne das später noch einmal nach.
Herzlichen Glückwunsch zum “eigenen” Asteroiden. Grob 1 km Durchmesser, das ist ein ganz ordentlicher Brocken; ungefähr so groß wie Ryugu. Da würden Sie als Astronaut wohl immerhin ein paar Gramm wiegen… 😊
Ich rechne mal:
900 Meter Durchmesser, also 450 Meter Radius, das wären mehr als 2.5 Millionen Quadratmeter Oberfläche und 382 Millionen Kubikmeter Volumen.
Oder, bei einer Dichte von 1.2 g/cm^3 wie bei Ryuuguu, eine Masse von 46 Milliarden kg = 46 Millionen Tonnen.
Die Masse multipliziert mit der universellen Gravitationskonstante ergibt einen Mu-Parameter von 30.6 m^3/s2.
Die Gravitationsbeschleunigung wäre damit an der Oberfläche rund 1.51*10^-4 m/s^2, also 1/65000 g.
Das bedeutet, die Fluchtgeschwindigkeit an der Oberfläche beträgt weniger als 40 cm/s.
Mein Raumschiff, das in 500 m Höhe über der Oberfläche kreist, hätte eine Bahngeschwindigkeit von 18 cm/s.
Erinnert irgendwie an die Geschichte „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry. Florian Freistetter hat sich vor Jahren hier mal mit dem kleinen Prinzen und seinen kleinen Asteroiden beschäftigt.
Ich vermute mal, dass auf 438881 anders als auf B612 keine riesigen Affenbrotbäume sprießen. 🙂
Ihre Vermutung ist richtig, denn auf 438881 wächst stattdessen ein Apfelbaum. 😉
Herr Khan, ich gratuliere Ihnen zu Ihrem neuen Besitz.
—–
Hoffentlich ermordet mich niemand für meine Version des kleinen Prinzen:
http://s880616556.online.de/PRINZ-5.txt
Herzlichen Glückwunsch!
Interessant, dass Sie ein Video von Everyday Astronaut (Tim Dodd) verlinken, dessen Asteroid (27234) Timdodd ebenfalls vergangene Woche benannt wurde.
Oha, eine fünfstellige ID, was bedeutet, dass sein Status in Asteroidenbesitzerkreisen deutlich höher ist als meiner. Zudem ist 27234 Timdodd offenbar auch noch deutlich größer als 438881 Michaelkhan, und dann auch noch ein Marsbahnkreuzer, sodass er irgendwann einen Mars-Swingby absolvieren und dadurch auf einer ganz anderen Bahn landen könnte, vielleicht könnte er sogar der Erde gefährlich weren.
Der letzte enge Vorbeiflug von 27234 Timdodd am Mars war im April 2024, in einer Distanz von 2.8 Millionen km (einer der engsten Vorbeiflüge eines nummerierten Marskreuzers in den letzten Jahrzehnten).
Im Orbit-Viewer sah es mir so aus, als sei der MOID zwischen den Bahnen des Asteroiden und des Planeten Mars sehr klein, auf jeden Fall deutlich kleiner als 2.8 Millionen km. Im April 2024 kreuzte der Asteroid die Bahnebene des Mars etwas nachdem Mars diese Stelle passiert hatte. Aus geometrischer Sicht hätte es dann viel enger werden können.
Hat mal jemand den MOID berechnet? Ich konnte den Wert auf die Schnelle nicht finden.
0.00247 AU (370.000 km). https://minorplanetcenter.net/db_search/show_object?utf8=%E2%9C%93&object_id=27234
OK, Danke, also schon deutlich innerhalb der Einflussphäre des Planeten.
Ist die Baugenehmigung für die Prachtvilla mit Pool und Parkanlage da oben schon beantragt?
Im Ernst: Herzlichen Glückwunsch!