Merkur am Abendhimmel sichtbar

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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In den kommenden Tagen soll es zumindest für einige von uns auch mal schönes Wetter geben. Gesetzt den Fall, dies für auch zu guter horizontnaher Sicht im Westen, könnte abends nach Sonnenuntergang, so um 18:15 MEZ, auch die Sichtung von Merkur gelingen. Am Samstag, den 1.2. sogar in Nachbarschaft der hauchdünnen Sichel des Mondes.

Hier eine Simulation des Abendhimmels für Dienstag, den 4.2., wo die Wettervorhersage zumindest für meinen Wohnort und zumindest jetzt noch recht vielversprechend aussieht.

Simulation des Abendhimmels im Westen für den 4.2.2014, 17:15 UTC (18:15 MEZ), Standort Darmstadt, mit den Planeten Merkur
Credit: Michael Khan via Stellarium Simulation des Abendhimmels im Westen für den 4.2.2014, 17:15 UTC (18:15 MEZ), Standort Darmstadt, mit den Planeten Merkur

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

23 Kommentare

  1. Am Montag soll es auch bei uns einen einigermaßen klaren Himmel geben. Leider muss ich für eine Sichtung immer erst einige Kilometer in Richtung Westen fahren, denn zwischen meinem Standort und dem relativ horizontnahen Merkur befindet sich ein Hügel über den ich nicht drüber schauen kann. Deshalb vorweg eine Frage: Habe ich eine Chance Merkur mit dem Fernglas zu beobachten?

    • Ich kenn mich zwar nicht wirklich aus, aber ich glaube, das müsste gehen. Am besten wäre es ja, wenn sie auf den Hügel drauf steigen könnten, aber ich kann mir auch gut vorstellen, dass es Gründe gibt, die dagegen sprechen.
      Jedenfall hab ich mir die Situation jedenfalls auch mal in Stellarium angesehen, und dabei folgendes fest gestellt: Ab 17.46 Uhr steht Merkur ca. 11° über dem Horizont, wo er dann so langsam auch sichtbar sein sollte weil die Sonne dann schon ein paar Minuten unter gegangen ist. – Die steht zu der Zeit etwa 3° unter dem Horizont. In den folgenden 25 Minuten (ab 17.46 Uhr) sinkt Merkur dann bis auf etwa 8°, was in bebauten oder dünn bewaldeten Gebieten so etwa die Grenze der Sichtbarkeit darstellen dürfte, wenn man keinen erhöhten Standort hat.
      So, ich hoffe das hilft Ihnen etwas weiter, ansonsten wünsche ich klares Wetter und viel Erfolg.

      • Danke für die Infos! Ich befürchte halt, dass er für mein Fernglas nicht hell genug strahlt um ihn erkennen zu können. Irgendwo las ich, dass er Anfang Februar eine Helligkeit von -0,5 mag hätte und danach schwächer würde. Vermutlich kann man ihn anfänglich noch sehen, aber ich kenne mich mit den Helligkeitsangaben nicht so gut aus, um beurteilen zu können ab wann man ein Objekt nicht mehr mit bloßem Auge erkennen kann.

    • Wie schon andere anmerkten: Die scheinbare Helligkeit ist ohne Einberechnung der Horizontnähe und der Resthelligkeit des Abendhimmels nahe mag 0. Das wäre schon ein sehr helles Objekt. Allerdings kommt dann das Problem der Extinktion, was beliebig schwierig abzuschätzen ist, aber auf keinen Fall die Sicherheit verbessert.

      Vergleiche mit Jupiter oder Procyon oder anderen, hoch am Himmel stehenden Sternen sind mit Vorsicht zu genießen, denn die gehen am Abend im Osten auf, wo der Himmel am dunkelsten ist und sie stehen schon hoch am Himmel, wenn die Sonne weg ist.

  2. Ach ja, die Helligkeiten…
    Das Problem dabei ist, das diese Skala rückwärts läuft. D.h. wenn die Helligkeitsangaben negativ sind, dann ist das Objekt am Himmel sehr hell. Um so grösser die Zahl jedoch im positiven Bereich wird, um so dunkler ist das Objekt. Die Ursprünge dieser Einteilung stammen noch von den alten Griechen, wobei ich aber gerade nicht weis, auf wen genau sie zurück gehen. Jedenfalls hat da mal jemand eine Skala von 1 bis 6 aufgestellt, wobei 1 für die hellsten Sterne stand, 6 für die dunkelsten, die gerade noch mit den Augen wahrnehmbar waren. Als dann vor rund 400 Jahren die Teleskope aufkamen hat man die Skala erweitert, so dass man mit einfachen Ferngläsern auch noch dunklere Sterne finden kann. Die passenden Zahlen dazu kenn ich aber auch nicht, weil dass dann auch wieder von der Teleskopöffnung, d.h. dem Durchmesser der Linse (oder des Hauptspiegels) abhängt. Die grossen Teleskope der ESO schaffen es AFAIK bis 20 oder 30…

    Aber mal ein paar Zahlen als Beispiele:
    Der Jupiter ist zur Zeit (abgesehen vom Mond) das hellste Objekt am Abendhimmel, und hat eine Helligkeit von -2,16.
    Die beiden hellsten Sterne der Zwillinge, dem Sternbild in dem er zur Zeit zu finden ist:
    Pollux: 1,15
    Castor: 1,9

    “Gleich daneben” findet man das Sternbild Orion mit folgenden Helligkeitsdaten der Einzelsterne:
    Beteigeuze: 0,45
    Bellatrix: 1,6
    Rigel: 0,15
    Saiph: 2,05
    Alnitak: 1,85
    Alnilam: 1,65
    Mintaka: 2,40

    Unterhalb des Jupiters findet sich dann auch der Stern Procyon (oder Prokyon) mit einer Helligkeit von 0,4 – also auch einer der helleren Kanddaten am Himmel.

    So, ich hoffe, dass ist damit klar geworden. – Sie müssten den Merkur also eigentlich auch ohne Fernglas finden, sofern Ihnen das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht. Diese Daten hab ich übrigens aus dem Sternwartensimulator Stellarium abgeschrieben, mit dem Herr Khan auch für das Bild oben erstellt hat. Wenn Ihr Rechner über die nötigen Resourcen verfügt, dann kann ich das Programm wirklich nur empfehlen. 🙂

    P.S. Wäre noch nachzutragen: Der Mond ist aus irdischer Perspektive zur Zeit zu etwa 11% von der Sonne beleuchtet und hat eine Helligkeit von -8,64, welche bis zum Vollmond auf -12,17 “ansteigt“.
    Die Helligkeit der Sonne liegt bei -26,77.

  3. Unterhalb des Jupiters findet sich dann auch der Stern Procyon (oder Prokyon) mit einer Helligkeit von 0,4 – also auch einer der helleren Kanddaten am Himmel.

    Kandidaten sollte das heissen…

  4. Nachtrag, @Mona:
    Hab heute (2.2.) etwa kurz vor 18 Uhr, als es noch relativ hell war, neben dem Jupiter ziemlich genau 3 Sterne entdeckt: Capella (0,08), Aldebaran (0,85) und Beteigeuze (0,5). Die Zahlen in den Klammern geben die Helligkeit an, diesmal aus einem anderen Programm abgeschrieben. Da Merkur nach diesem Programm eine Helligkeit von -0.3 aufweist, sollten Sie ihn also finden, weil er nur von Jupiter übertroffen wird. Letzterer steht allerdings auf der gegenüberliegenden Seite am Himmel und viel höher, also sollte keine Verwechslungsgefahr bestehen… 🙂

    Ich glaube, ich werde mich morgen auch mal zu einem erhöhten Aussichtspunkt begeben, wenn der Wetter so bleibt, wie es heute war. Werde dann berichten, ob ich Erfolg hatte und wünsche ebenfalls allen anderen viel Erfolg.

    • Ich hätte gestern los ziehen sollen; heute ist es wieder voll bewölkt. 🙁
      Und nachdem ich jetzt eine Website mit Satelittenbildern der Wolkenentwicklung von heute entdeckt habe, bezweifel ich, dass sich an der Bewölkung im laufe des Abends noch viel ändern wird.

  5. @Hans

    Informatives über die Helligkeit von Sternen liefert auch das Astro-Lexikon von Andreas Müller. http://www.wissenschaft-online.de/astrowissen/lexdt_h02.html#hell

    Vermutlich muss man sich bezüglich der Helligkeit einige gängige Zahlen merken, um Erfahrungswerte zu bekommen, dann kann man auch beurteilen ob man dieses oder jenes Objekt noch mit bloßem Auge sehen kann oder nicht. Anders sieht es natürlich mit der Teleskop-Bobachtung aus, da spielen dann noch andere Faktoren eine Rolle, wie Sie bereits anmerkten.

  6. »Sie müssten den Merkur also eigentlich auch ohne Fernglas finden, sofern Ihnen das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht.«

    Korrekt, habe heute abend den Merkur dicht über den Baumwipfeln gesehen (ihn aber für den Mars gehalten, weil mir der Beitrag hier nicht mehr voll erinnerlich war und in letzter Zeit viel vom Mars die Rede war 😉 )

  7. Bezüglich der Extinktion: dazu gibt Stellarium ja auch einen Wert an, aber ich glaube, so ganz klar sind mir die Sachverhalte noch nicht, weil mir dazu auch die Beobachtungserfahrung fehlt. Und bei mir im Ruhrpott (Ruhrgebiet) kommt ja auch noch das Problem der Lichtverschmutzung besonders hinzu, dass die Sache noch zusätzlich erschwert. Ich hab leider auch kein Messgerät, womit ich die relative Dunkelheit feststellen kann, um die dann beispielsweise auch in Stellarium einstellen zu können, damit ich damit eine noch bessere Simulation dessen bekomme, was ich tatsächlich sehen würde. – Das Programmm bietet da ja so viele Möglichkeiten, die kann man gar nicht alle auf einmal erfassen.

    Und was Herr Müller schreibt ist zwar wichtiges Hintergrundwissen, aber nach meiner derzeitigen Einschätzung hauptsächlich für Entfernungsbestimmung und weiter gehende astrophysikalische Untersuchungen von Interesse. Wenn man aber “nur” den Stern oder Planet am Himmel entdecken will, reicht meiner Meinung nach die scheinbare Helligkeit aus, weil das ja diejenige ist, mit der man das Objekt wahrnimmt. – Okay, da kommt dann noch die Extinktion dazu, die die Helligkeit wieder einschränkt, aber die hängt ja von vielem ab, so dass da wieder Erfahrungswerte benötigt werden…

    Vermutlich muss man sich bezüglich der Helligkeit einige gängige Zahlen merken, um Erfahrungswerte zu bekommen, dann kann man auch beurteilen ob man dieses oder jenes Objekt noch mit bloßem Auge sehen kann oder nicht.

    Das denke ich auch, und da das auch regional unterschiedlich ist, wird man in Regionen mit weniger künstlichem Streulicht auch mehr sehen. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch diese Karte.

    • Ich denke, bei der Extinktion kann man zwar schön herumrechnen, aber bei so horizontnahen Beobachtungen könnte man auch gleich die Kristallkugel befragen oder im Kaffeesatz lesen. Ein klein bisschen Dunst und man sieht nix, egal, was die Berechnungen sagen.

      Ich habe heute nichts gesehen, und für die kommenden Tage sieht es nicht gut aus.

      • Ich ziehe die Kristallkugel vor. Denn wenn man die auf einer Unterlage aus RGB-LEDs legt, die alle mehr oder weniger zufällig angesteuert werden, dann ergeben sich wenigstens noch hübsche Lichteffekte… 🙂

  8. Heute war der Merkur hier im Süden wunderbar zu sehen. Ich konnte ihn bis ca. 18:45 mit bloßem Auge beobachten, dann versank er langsam am Horizont. Den Mond konnte man ebenfalls sehr schön sehen, er ist bereits zu 13% sichtbar und seine Krater und Mare sehen total plastisch aus. Leider war es auf der Anhöhe, die ich mir für die Beobachtung ausgesucht hatte, recht windig und ich bin jetzt ganz schön durchgefroren.

    • Nun, dann hatte wenigsten eine von dreien hier Erfolg gehabt. 🙂
      Ich hoffe ja immer noch, dass das Wetter wieder besser wird… – bzw. ich wünsche mir dass es besser wird und lass mich überraschen, was kommt.

        • Naja, die Venus sieht man ja momentan sehr hell ohne Probleme jeden Morgen kurz vor 7 Uhr, wenn das Wetter es zulässt, was den sportlichen Reiz dann doch schmälert. Die Sichelform ist sicher reizvoll und kann schon mit einem Feldstecher beobachtet werden, ganz sicher mit einem kleinen Teleskop. Dieser Bild hier habe ich kurz vor Weihnachten aus dem Bürofenster gemacht, bei ziemlichem Gewaber in der Luft.

          Die auf der von Ihnen verlinkten Webseite erwähnte Konjunktion mit dem abnehmenden Mond am 26.2. ist da schon von anderem Kaliber. Aber ich hatte ohnehin vor, dazu einen eigenen Artikel zu schreiben.

        • Ach, ich verzage nicht. Aber wenn Herr Khan hier schon so tolle Hinweise gibt, dann sollte man die ja auch ausnutzen. 🙂
          Anyway war das Wetter hier heute auch wieder akzeptabel und ich habe es wieder versucht, war aber etwas spät dran. Bin desahlb auch nicht mehr bis ganz auf den Hügel hoch, sondern irgendwo vorher stehen geblieben, wo man auch einen freien Blick zum Horizont gen Westen hat. Leider schien es mir da ziemlich dunstig zu sein und/oder der Planet war bereits in der Lichtglocke der Städte versunken, über die man hinweg blickt. Aber es sind ja noch ein paar Tage, bis Merkur sich am Abend komplett unter den Horizont verzogen hat.

          • Hallo @Hans,

            ich denke Sie sind der Hans, mit dem ich in der Diskussion bei Michael Blume kurzen Austausch hatte und der um einen Link gebeten hatte. Da Michael die Kommentarfunktion so schnell deaktiviert hat, konnte ich dort nicht mehr antworten und fürchte, dass Sie meine Antwort in der anderen Diskussion, die auch schon am Ende war, nicht mehr entdeckt haben.

            Also hier können Sie mit mir Kontakt aufnehmen, dann kann ich einiges mehr zu Ihren Fragen sagen.
            Sie wollten ja übrigens auch noch auf meinen Kommentar antworten. Das können Sie dort machen.
            ____
            Ist ja schön, Sie haben also auch an Astronomie Interesse. Ja das Weltall ist eine spannende Sache. Ich finde diese Artikel hier mit den Informationen und Bildern auch immer gut.

            Sterne, Planeten die so eben über dem Horizont lugen, wie Merkur, kann ich hier leider kaum in den Blick bekommen. Die Geschichte mit dem Ison konnte man hier gut verfolgen.

            @ Mona
            Sie wohnen also an der “schönen blauen Donau”… 🙂 und sind also auch ein Sterngucker.
            Bei mir ist es die schöne blaue Ruhr

    • Ich habe mich langsam damit abgefunden, dass ich derjenige bin, der Recherche macht und Artikel mit Beobachtungstipps postet, dann aber unter Wolken sitzt und nichts zu sehen kriegt. Deswegen bin ich auch nicht mehr neidisch auf andere, denen das Glück eher hold war, sondern ich freue mich mit Ihnen. Wenn Sie Merkur sogar bis 18:45, also wirklich bis fast hinunter zum Horizont beobachten konnten, dann haben Sie offensichtlich den bestmöglichen Standort ausgesucht. Zum Wetterglück kam also auch noch gute Vorbereitung.

      Das Kälteproblem lässt sich dagegen nicht wirklich lösen. Kalorienreiche Snacks oder warme Getränke helfen ein wenig, Skikleidung und Moon Boots auch, und ebenso die kleinen Wärmespender für die Hand oder für die Füße. Solange man nur guckt und nicht am Teleskop einstellen muss, geht’s damit einigermaßen.

      • Ja, der Standort muss hier sorgfältig gewählt werden. Ich wohne nahe der Donau und Flüsse haben ja die Angewohnheit sich ein zum Teil recht tiefes Bett zu graben. Westen ist hier donauaufwärts und deshalb schaut man genau in den Hang. Für die Beobachtung muss ich also einige Kilometer nordwärts fahren, um freie Sicht nach Westen zu haben. Die Gegend dort ist relativ dünn besiedelt und von daher recht gut für Beobachtungen geeignet.
        Und Danke auch, dass Sie so viele Artikel mit Beobachtungstipps posten, die natürlich immer recht nützlich sind und gestern auch genau befolgt wurden. Um es mit einer Zeile aus einem alten Song von Elvis Presley auszudrücken: “You were always on my mind” 😉

  9. @Grenzgängerin

    Hallo @Hans,

    ich denke Sie sind der Hans, mit dem ich in der Diskussion bei Michael Blume kurzen Austausch hatte und der um einen Link gebeten hatte.

    Da denken Sie richtig. Und ja, da mich die andere Diskussion dann nicht mehr so sehr interessierte, hab ich da auch nicht mehr rein geguckt und die Antwort nicht mehr gesehen. Weiteres werde ich dann auf Ihrem Blog schreiben, dessen URL schon in meinen Bookmarks steht.
    Und ja, der Sternenhimmel fasziniert mich schon, seit ich ein kleiner Junge war. Bezüglich der Ruhr hätte ich noch anzumerken, dass die zwar auch recht lang ist, aber in der als Ruhrgebiet bekannten Städteansammlung gibt es auch ein paar schöne Anhöhen, wo man auch einen guten Blick gen Westen hat. Der Haken daran ist nur, dass man durch die Lichtglocke der Städte gucken muss, je weiter man sich östlich des Rheins befindet.

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