Hartley 2 – der Oktober-Komet
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Die kommenden Wochen bieten gute Bedingungen für die Beobachtung des Kometen 103P/Hartley 2. Hartley 2, ein kleiner Komet der Jupiter-Familie, durchläuft am 28.10 den sonnennächsten Punkt seiner Bahn, sein Perihel. 8 Tage vorher liegt die größte Annäherung zur Erde mit einem Abstand von etwas mehr als 18 Millionen Kilometern.
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Wie man in der obigen Grafik des Bahnverlaufs sieht, wird Hartley 2 in den kommenden Nächten gut zu beobachten sein, wobei sich der Aufgang zu immer späteren Zeiten und die Kulmination in die frühen Morgenstunden verlagert, weil er der Erde immer mehr vorauseilt. Da die Kometenbahn bis hinaus zur Bahn des Jupiters reicht, ist seine Bahnenergie viel höher als die der Erde, und damit auch seine Perihelgeschwindigkeit höher als die Erdbahngeschwindigkeit. Der Komet zieht daher zügig an uns vorbei.
Komet 103P/Hartley 2 in den frühen Morgenstunden des 18.10.2010 (Quelle: Gunnar Glitscher, AAW-Darmstadt). Brennweite 80 mm, zwei Aufnahmen mit je 30 s Belichtungszeit
Wegen der Neigung der Kometenbahn nimmt die erreichte Elevation für Beobachtungen aus unseren Breiten mit fortschreitendem Datum kontinuierlich ab. Beobachter auf südlichen Breiten haben es in der Hinsicht besser, in den frühen Morgenstunden müssen allerdings auch sie ‘raus, das liegt einfach an der relativen Position von Sonne, Erde und Komet.
Nach dem 28. Oktober nimmt der Erd- wie auch der Sonnenabstand rapide zu, weil der Komet auf seiner elliptischen Bahn davonzieht. Die Tabelle zeigt die Rektaszension und die Deklination um 20:00 Greenwich-Zeit (22:00 MESZ bzw. 21:00 MEZ) sowie das Sternbild, in dem Hartley 2 zu finden ist. Wer es für seinen Standort ganz genau und auch für andere Uhrzeiten wissen will, möge JPL Horizons nutzen. Hier ist eine PDF-Datei mit einer Grafik von Andreas Schnabel, die den Lauf von Hartley 2 durch die Konstellationen zeigt.
Next Stop: EPOXI
Bevor Hartley 2 gen Aphel entschwindet wird er am 4. November 2010 von einer NASA-Raumsonde namens EPOXI besucht werden. EPOXI ist die Trägersonde der erfolgreichen “Deep Impact”-Mission zum Kometen 9P/Tempel 1 im Jahre 2005. Da diese Trägersonde nach der Tempel-1-Begegnung noch vollkommen funktionstüchtig war und genügend Treibstoff an Bord war, wurde sie umgetauft und zu Hartley 2 umgelenkt. Der Vorbeiflug am 4. November wird in nur 700 km Abstand erfolgen.
Weitere Information
JPL Horizons Webinterface für die Berechnung exakter Ephemeriden für astronomische Beobachtungen
Information zu 103P/Hartley 2 auf kometen.info
Spaceweather.com bietet wie immer aktuelle Informationen zur Beobachtungssituation. Dort findet man auch einige beeindruckende Bilder wie das rechts stehende. Klicken Sie auf das Bild, um mehr Information zu erhalten.
Visuell eine Riesenenttäuschung
Ein entscheidender Faktor ist in bislang allen (mir bekannten) Artikeln – so auch diesem – über Hartley 2 vergessen worden: Sein Winkeldurchmesser am Himmel ist wegen der Erdnähe so groß, dass sich die eigentlich beachtliche Helligkeit von z.Z. 5 bis 6 mag. über eine enorme Fläche verteilt.
Die Flächenhelligkeit ist dadurch so gering, dass der Komet im Feldstecher schon bei ein wenig aufgehelltem Himmel nur noch sehr schwer und bei ‘typischem’ urbanem/suburbanem Himmel schlicht gar nicht mehr zu sehen ist. Trotz der gleichzeitig beeindruckenden Fotos von Hartley, der einem Deep-Sky-Objekt nach dem anderen begegnet.
Das Web ist voll von entsprechenden Klagen auch erfahrener Amateurastronomen, und ich kann es selbst (aufgrund von Beobachtungen mit 10×50 bei mittelgutem Himmel) bestätigen: Im Laufe dieser Woche ist die Sichtbarkeit Hartleys sogar schlechter geworden. Da wir bereits tief im Oktober sind, ist es wohl unwahrscheinlich, dass sich die Situation noch wesentlich verbessert.
Stimmt ….
Heute abend bei gutem Himmel per großem Dobson beobachtet. Es war in der Tat nicht wirklich berauschend.
Ein Glück, dass wenigstens der Jupiter etwas hergibt. Sonst hätte ich mich geärgert.
Unter Alpenhimmel konnten wir den Kometen am Wochenende beobachten, da schien er im 10×50 schon auffällig, insbesondere seine Position bei h+chi Per machte die Beobachtung reizvoll. Im Teleskop vermisste ich schmerzlich einen Schweifansatz. Kometen sollten grundsätzlich zum Mitführen eines gut sichtbaren Schweifes verpflichtet werden.
Das sagenhaft gute Wetter ausnutzend habe ich gestern in der Eifel (fst >6,5mag) Hartley problemlos mit dem bloßen Auge sehen können. Im Fernglas ist er schön groß und auffällig. Könnte sich lohnen, in den nächsten Tagen noch mal drauf zu schauen, zumal er morgens zenitnah und damit ideal steht.
Weitere Sichtungen mit freiem Auge
Auch am Südrand Darmstadts gelangen in den letzten beiden Nächten Hartley 2-Beobachtungen ohne optische Hilfsmittel – allerdings wegen des aufgehellten Himmels nur blickweise (jeweils nach Mitternacht, als der Komet hoch am Himmel stand).
Im 10×50 Feldstecher war ein schwacher, ca. 1,5° langer Schweif erkennbar, dessen Richtung dann auch durch Aufnahmen mit einem 135-mm-Teleobjektiv bestätigt werden konnte. Der Durchmesser der Kometenkoma lag im Fernglas bei 25 bis 30 Bogenminuten (ca. Vollmonddurchmesser). Eine Helligkeitsschätzung an defokussierten Vergleichssternen ergab heute Nacht (12.10.) den Wert +5.9 mag.
Und wieder mit bloßem Auge
Ich konnte den Kometen gestern Abend gegen 22:30 Uhr ebenfalls mit bloßem Auge zum ersten Mal sichten. Der Komet zeigte sich als schwacher aber ausgedehnter Lichtfleck ungefähr 6° nördlich von Lambda Per. Obwohl ich anfangs nicht genau wusste, wo sich der Komet im Sternbild Perseus momentan befand, konnte ich mit meinem 7×50 Fernglas die Sichtung bestätigen. Die Helligkeit von Hartley 2 schätzte ich auf 5,5 mag (fst: 6,4 mag) und seinen Durchmesser auf knapp 302.
Bericht aus Hildesheim
letztes WE bei superklarem Himmel Komet gesehen: im Feldstecher leicht identifiziert, dann auch mit dem 60 cm Spiegel gefunden (Perseus, leider schon unter h+chi) und auch mit bloßem Auge klar identifiziert am So, dem 10.10. – an den Vortagen war es etwas cirrig.
Das nur als nachträgliche Ergänzung zum Gesagten. 😉
Grüße, Susanne