Komet 67P/Churyumov-Gerasimenko: ein binärer Körper?
BLOG: Go for Launch
Laut einem aktuellen Artikel im Blog von Emily Lakdawalla von der Planetary Society könnte der Kern von Komet 67P/Churyumov-Gerasimenko ein sogenannter “contact binary” sein, also ein Gebilde, bei dem zwei Einzelkörper entweder gravitationell oder unter Zuhilfenahme anderer Kräfte mehr oder weniger solide zusammen haften.
Emily bezieht sich dabei auf einen kurzzeitig im Webauftritt des CNES erschienen Artikel samt Bild. Jener Artikel ist allerdings jetzt nicht mehr erreichbar. Da wird wohl jemand etwas auf die Löffel gekriegt haben. Aber zu spät – die Katze ist aus dem Sack. Die Heimlichtuerei hätten sie sich sparen können, denn Bild und Nachricht sind schon in der Tagespresse, hier Le Monde.
Diese Entdeckung bestätigt den Eindruck, den das Bildmaterial von letzter Woche erweckte – nach dem der Kometenkern eine stark von der Kugelformn abweichende Gestalt hat. Jetzt wird die Kartierungsphase interessant, und die Landung der Philae-Sonde schon mal überhaupt.
Allerdings ist Philae ja nur ein Teil der Mission. So interessant und wichtig das “ground truth” immer ist, die eigentliche Mission ist die Langzeitbeobachtung durch den Orbiter, während der Komet langsam zu Leben erwacht. Da stellen sich mir schon einmal einige Fragen:
- Ist das Gespann in stabiler Rotation oder handelt es sich um eine taumelnde Rotationsbewegung?
- Wie lange sind die beiden Körper verbunden?
- Wie stabil ist die Bindung und wie wird sie die Aktivitätsphase um das Perihel herum überstehen?
- Steht der kurze Aktivitätsausbruch, der von Ende März bis Anfang Mai beobachtet wurde, in irgendeinem Zusammenhang zur Binarität?
Na das wird ja immer interessanter.
Kann man wohl sagen! Dabei ist die Sonde noch nicht einmal richtig da. Aktueller Abstand rund 10,500 km – Neues Bildmaterial müsste also etwas höher aufgelöst sein als das von vor vier Tagen.
Mir geht ja gern mal die Phantasie durch. Da stelle ich mir vor, dass die beiden Hälften vielleicht schon seit dem letzten Periheldurchgang getrennt waren und ihr gemeinsames Baryzentrum in geringem Relativabstand umkreisten und dass das Wieder-Zusammenfügen Ende März 2014 passierte. Daher der beobachtete kleine Helligkeitsausbruch, der bis Anfang Mai andauerte. Schade, dass das nicht passierte (falls es so passierte), als Rosetta schon dichter dran war.
Also ich lass meiner Phantasie ja auch gern mal freien Lauf, aber ich würde es eher anders herum sehen: die beiden Teile mögen sich vielleicht schon beim letzten Periheldurchgang getrennt haben, haben sich dann aber wieder zusammengefunden und bei dem Ausbruch Ende März erst wieder getrennt.
Besonders getrennt sehen die Objekte auf den Bildern aber nicht aus.
Naja, getrennt in dem Sinne, dass keine chemischen Bindungen mehr zwischen ihnen bestehen, sondern sie nur durch ihre jeweilige Gravitation zusammen gehalten werden. – Oder mach ich die Gravitation dadurch stärker als sie tatsächlich ist?
Chemische Bindungen – das wäre dann ja ein Monolith. Bei einem Kometen, der ohnehin nur ein Aggregat aus volatilen und weniger volatilen Bestandteilen darstellt, ist das wohl eher unwahrscheinlich.
hier ist dein 67P/Churyumov-Gerasimenko Model
http://assets.inhabitat.com/wp-content/blogs.dir/1/files/2012/04/Florentijn-Hofman2-537×357.jpg
Sehr passend der Doppelname, es handelt sich also um die Komponenten Churyumov und
Gerasimenko.
Im New Scientist-Artikel Rosetta’s target comet is a surprise double space rock wird vogeschlagen, Philae gerade in der Konaktzone der beiden binären Teile landen zu lassen, auch wenn das schwierig sei:
Wow, sieht spannend aus! Ist das jetzt ein Glücksfall oder eher schlecht, weil die Landung der Sonde erschwert wird?
Und gibt es Schätzungen, wie häufig so was (vllt. “haufen aus wenigen großen brocken”) vor kommt?