Kicksat kann Femtosatelliten nicht aussetzen

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Der hier bereits diskutierte Kleinsatellit “Kicksat”, eine Art Dispenser für mehr als einhundert “Femtosatelliten” namens Sprite, im Prinzip einfach nur Platinen mit aufgelöteten Prozessoren, die, äh, irgendwas machen sollen, hat ein Problem, das ihn daran hinden könnte, seine Funktion wahrzunehmen. Hier eine aktuelle Mitteilung auf der Webseite von AMSAT, hier die fast wortgleiche Mitteilung auf der Webseite des Projekts.

Offenbar wurde am 30. April infolge eines ungeplanten Reset des zentralen Steuerelements (Watchdog) der Bordelektronik auch die Borduhr auf Null zurückgesetzt und damit auch der Zeitschalter, der nach 16 Tagen das automatische Aussetzen der Femtosatelliten auslösen soll. Wenn das automatische Aussetzen jetzt 16 Tage nach dem 30. April erfolgt (angenommen, das Problem, das zum Reset am 30.4. führte, tritt nicht wieder auf), wird der Satellit bereits den Wiedereintritt hingelegt haben oder bestenfalls kurz davor stehen. Selbst wenn es nur letzteres ist: Die höhere Luftdichte auf einer sehr niedrigen Bahn dürfte die Sprites mit ihrer geringen Masse sehr schnell abbremsen. Selbst wenn Kicksat noch ein paar Orbits schaffen sollte, muss das nicht heißen, dass die Sprites das auch tun. Zudem scheint es so, dass man im Moment (aufgrund des niedrigen Ladestands der Batterien?) keinen Kommandozugriff hat und deswegen das Aussetzen nicht per Telekommando auslösen kann. Ganz klar ist mir das jedoch nicht.

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

2 Kommentare

  1. Das zeigt wieder einmal, dass man sich nie allein auf Automatismen verlassen sollte, wenn es Alternativen gibt. Ein Satellit im niederen Orbit ist ja über Funk einfach erreichbar und von dieser Möglichkeit sollte man bei Bedarf Gebrauch machen, wobei das natürlich eine Art Teleoperationsfähigkeit des Satelliten voraussetzt.

    • Man hat sich, soweit ich das den Pressemitteilungen richtig entnehme, nicht auf den automatischen Prozess verlassen. Der ist nur der Backup. Eigentlich sollte das Aussetzen per Telekommando erfolgen können, jedoch scheint ein Kommandozugriff wegen Unterspannung der Batterie nicht gegeben zu sein. Warum letzteres so ist – der Telemetrie-Downlink scheint zu funktionieren, der Kommandouplink aber nicht – erschließt sich mir nicht, wahrscheinlich, weil mir ein entscheidendes Stück Information fehlt. Aber so steht es in den Mitteilungen vom Projekt, die ich hier habe. Also ein doppeltes Versagen: der Primärweg geht nicht und das Backup auch nicht. Vielleicht liegen beide Versagensfälle an derselben Ursache. Das weisen die Projektkleute zwar weit von sich, aber es scheint mir doch so, als säße an der Wurzel des Übels die Stromversorgung.

      Irgendwann muss man auch mal akzeptieren, dass man nicht einen ganz kleinen, leichten Billigsatelliten haben kann und gleichzeitig auch noch hohe Zuverlässigkeit durch Redundanz, so wie sie teure, große Satelliten bieten. Man kann halt nicht alles haben.

      Das Ganze ist für die Beteiligten natürlich jketzt erst einmal ärgerlich, aber aus Pannen kann man ja auch etwas lernen. Die Jungs sollten die Auslegung des elektrischen Systems einer kritischen Würdigung unterziehen und die Erfahrungen in einen weiter entwickelten Kicksat-2 einfließen lassen.

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