Keine Perseiden, aber ein Wiedereintritt

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Kein Glück mit den Perseiden gestern. Der Himmel war durch den gegen 22:30 aufgehenden Mond so hell, dass ohnehin fotografische Aufnahmen nicht möglich waren. Ab Mitternacht zog sich dann auch noch der Himmel zu.

Etwa um 22:45 sah ich aber eine sehr helle, eindeutig gelb-orangefarbene Leuchtspur. die von Westen kommend nach Osten zog und sich dort knapp links über dem horizontnahen Mond auflöste. Das konnte mit den Perseiden nichts zu tun haben: Die Richtung stimmte gar nicht. Obwohl das Ganze in weniger als einer Sekunde vorbei war, konnte ich doch erkennen, dass das Objekt Rauch und andere Zeichen der Auflösung hinter sich her zog. Es muss wohl ein – gar nicht so kleines – Stück Weltraumschrott gewesen sein. Es hat sich bereits ein Kollege gemeldet, der diesen Wiedereintritt auch beobachtet hat. Ich habe bei den Experten von der Weltraumschrott-Abteilung nachgefragt: Die hatten nichts in ihrer Datenbank der vorhergesagten Eintritte, was diese Beobachtung erklärt.

Hat sonst noch jemand dieses Ding gesehen?

Etwas verspätet: Meine Beobachtung von ATV und ISS am 8.8.2014 gegen 23:30 MESZ, durch eine Wolkenlücke hindurch fotografiert. Dies war noch fast vier Tage vor dem Andocken, aber das ATV hatte sich bereits in die Nähe der ISS manövriert. Man sieht in den fünf Aufnahmen, die jeweils einen Zeitraum von 20 Sekunden abdecken, die helle ISS, gefolgt vom viel lichtschwächeren ATV, von Westen über Norden nach Osten vorbei ziehen.

Die ISS und das ATV-5 "Georges Lemaître" im Formationsflug am 8.8.2014, 23:29 - 23:31 MESZ. Canon EOS 1000D, Sigma EX 10 mm, f2.8, ISO 400, je 20 s
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Die ISS und das ATV-5 “Georges Lemaître” im Formationsflug am 8.8.2014, 23:29 – 23:31 MESZ. Canon EOS 1000D, Sigma EX 10 mm, f2.8, ISO 400, je 20 s

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

3 Kommentare

    • Wenn ich mal überschlägig die Winkelgeschwindigkeit bereichne, mit der so ein Teil über den Beobachter hinweghuscht, dann ergibt 8 km/s, mit der ein Stück Weltraumschrott eintreten würde, geteilt durch 70 km, die typische Höhe, in der es verglüht, wobei ich mich da um ein paar km mehr oder weniger nicht streiten will, etwa 6.5 Grad pro Sekunde, und das passt in der Tat nicht zur Beobachtung.

      Wenn die Geschwindigkeit aber 15 km/s oder mehr war und der Eintritt steil erfolgt, sodass das Verglühen vielleicht erst bei 50 km auftrat, dann geht die Winkelgeschwindigkeit in die Größenordnung 20 Grad pro Sekunde oder mehr. Das passt zur Beobachtung.

      Also muss es sich hier um einen Meteoroiden gehandelt haben. Die Überschrift ändere ich jetzt aber nicht mehr ….

      Was mich ärgert, ist, dass ich die Kamera aufgebaut hatte und sogar eine Belichtung vornahm, als es passierte. Nur war das Ereignis gerade außerhalb des Blickfelds des Objektivs. Es ist zwar nicht unbedingt so, dass ein Meteor, den man mit dem bloßem Auge wahrnimmt, auch auf dem Bild zu sehen ist, aber der hier war definitiv hell genug.

  1. Ich habe das entsprechende Ereignis auch gesehen – laut Uhr um 22:48, kurze breite helle Spur, in der Tat mit etwas rauchartigem Überbleibsel dahinter, Richtung etwas nördlich von Ost.

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